Das lieber Christian musst Du mir genauer erklären.
Ich will es zumindestens versuchen.
Es gibt eine Vorschrift, daß in Hochflurfahrzeugen kein Rollstuhlfahrer in seinem Rollstuhl mitgenommen werden darf. (So nebenbei: wieso hat die Begleitperson nicht das Kind in den Wagen getragen, auf einen Sitz gesetzt und den Rollstuhl in einem Auffangraum abgestellt?). An diese durchaus sinnvolle Vorschrift (wie auch Frau Muhr bestätigt) hat sich der Fahrer gehalten. Die Beschwerdeführerin hat am Ton des Fahrers etwas auszusetzen gehabt. Wie der Fahrer aber das gesagt hat, und auch warum, wissen wir nicht, ebensowenig in welchem Ton die Begleitperson mit dem Fahrer geredet hat. Und Frau Muhr weiß das ganz sicher auch nicht, sie war ja nicht dabei. Sie beurteilt aber dieses - nb. ihr nicht bekannte - Verhalten als moralisch nicht zu rechtfertigen. Und das steht der Frau Muhr sicher nicht zu. Sie kann höchstens ein fehlerhaftes Verhalten feststellen, aber nicht die Moral des Fahrers in Frage stellen.
Zudem ist Frau Barbara Muhr Vorstandsdirektorin der Graz-Linien. Sie hat damit auch eine "Fürsorgepflicht" den Mitarbeitern gegenüber. Im letzten Satz bittet sie, daß die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht pauschal verurteilt werden. Sie aber verurteilt einen Mitarbeiter (
durch das Handeln und den falschen Ton eines einzelnen Mitarbeiters), weil diese "
spezielle Causa ... in die Schlagzeilen geriet". Sie gesteht zwar im nächsten Absatz ein, daß der Fahrer rechtlich richtig gehandelt hat, aber letzlich besteht die Schuld des Fahrers darin, daß über diesen Vorfall in der Zeitung berichtet wurde. Und sie nimmt sich heraus, nur weil es in der Zeitung stand, dem Fahrer, ihren Mitarbeiter, in aller Öffentlichkeit als moralisch verwerflich zu bezeichnen. Moralisch verwerflich handeln Herr Assad und andere Diktatoren, nicht aber ein Bimfahrer, der jemand auf die geltenden Beförderungsbedingungen hinweist.
Und das, lieber Martin, ist für mich bedenklich, daß Frau Muhr nicht zu ihrem Mitarbeiter steht, sondern in aller Öffentlichkeit ihn zu Sau macht, quasi wortwörtlich. Im April letzten Jahres hat sie auch in einem Interview zum Thema Fahrgäste Stellung genommen, sie erwarte von ihnen Respekt, Wertschätzung und Höflichkeit. Der Fahrer aber kann das von ihr nicht erwarten.
Frau Muhr lebt in einer eingetragenen Partnerschaft. Sie selbst sollte also wissen, wie die Bevölkerung mit Pauschalverurteilungen umgeht, und alles dafür tun, daß solche Vorkommnisse das bleiben was sie sind: lächerliche Streitigkeiten, die intern und nicht via Medien ausgetragen werden sollen.
LG!Christian