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Thema: ÖBB sperrt WCs: Große Not am kleinen Bahnhof (2293-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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ÖBB sperrt WCs: Große Not am kleinen Bahnhof
ÖBB sperrt WCs: Große Not am kleinen Bahnhof

Zuerst ärgerten sich Kunden über verwaiste Fahrkartenschalter, jetzt immer öfter über geschlossene Bahnhofs-WCs. ÖBB argumentieren mit niedriger Frequenz und Vandalismus.
ÖBB: "Bei schwächer frequentierten Bahnhöfen sind keine WCs mehr vorgesehen."


Flächendeckend fährt die ÖBB an kleinen Bahnhöfen die bisher gewohnte Infrastruktur herunter. Diese Erfahrung musste auch Dorit F. aus dem steirischen Studenzen-Fladnitz machen. Bereits vor zwei Jahren wurde in ihrem Bahnhof der Fahrkartenschalter geschlossen, jetzt auch die WC-Anlagen. Für die ältere Dame eine Zumutung, da sie gerne frühzeitig am Bahnhof ist. Doch nicht nur in Studenzen, auch in Wald am Schoberpass fand F. kürzlich nur versperrte WC-Türen vor, berichtete sie help-ORF.

Dahinter stecke "keine Zusperr-Strategie" seitens der ÖBB, versichert deren steirischer Sprecher Walter Mocnik. Doch es sei nicht "Kernaufgabe der Bahn, Sanitäranlagen zu betreiben". An kleinen Bahnhöfen komme es vermehrt zu Vandalenakten, die die Kosten für den Betrieb erhöhten. Das Interesse der Gemeinden, die man um Unterstützung gebeten habe, sei meist gering.

Auch in Kärnten gibt es an Bahnhöfen wie etwa in Kirchbach im Gailtal oder Tainach/Stein keine Sanitäranlagen mehr. Christoph Posch, der Kärntner ÖBB-Sprecher, erklärt warum: "In unseren Netzzugangsbestimmungen ist festgelegt, was Bahnhöfe mit einer bestimmten Kundenfrequenz aufweisen müssen. Bei schwächer frequentierten Bahnhöfen sind keine WCs mehr vorgesehen." Das habe mit der Liberalisierung des Schienennetzes zu tun.

Das heißt, es werden sukzessive alte Bahnhöfe mit WC-Anlagen zurückgebaut. Wie viele insgesamt in den Bundesländern betroffen sind, können weder Mocnik noch Posch sagen. Mit entsprechender Kostenbeteiligung der Gemeinden könnte das eine oder andere WC aber bestehen bleiben.

Thomas Hader, Verkehrsexperte der Arbeiterkammer, stellt da eine "gewisse Ideenlosigkeit" fest. Es gehe um die Qualität der Bahnhöfe.


Quelle: Kleine Zeitung

  • 4020er
  • Styria Mobile Team
Re: ÖBB sperrt WCs: Große Not am kleinen Bahnhof
Antwort #1
Zitat
Dahinter stecke "keine Zusperr-Strategie" seitens der ÖBB

Stimmt. Dahinter steckt die "Wir-versuchen-möglichst-alle-Kunden-zu-vertreiben-Strategie", damit man anschließend zusperren kann.

Zitat
Doch es sei nicht "Kernaufgabe der Bahn, Sanitäranlagen zu betreiben".

Ist es die Kernaufgabe eines Wirtshauses, Sanitäranlagen zu betrieben? Nicht das ich wüsste. Trotzdem geht niemand in ein Wirtshaus, wo es kein WC gibt.

Zitat
Bei schwächer frequentierten Bahnhöfen sind keine WCs mehr vorgesehen.

Gut so, dann kan man diese Bahnhöfe nämlich gleich ganz zudrehen.

Zitat
Mit entsprechender Kostenbeteiligung der Gemeinden könnte das eine oder andere WC aber bestehen bleiben.

Natürlich, weil das ja der Kaffee der Gemeinden ist.

Dieser Konzern(e) gehen mir schon so auf die Nerven, das ist doch nicht mehr normal.

lg
A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport.
-Gustavo Petro

Re: ÖBB sperrt WCs: Große Not am kleinen Bahnhof
Antwort #2
Dass das Zusperren von WC´s auf kleineren Bahnhöfen nicht auf große Begeisterung stoßt, haben auch die ÖBB schon erkannt. Deshalb werden jährlich meistens nur einzelne WC-Anlagen geschlossen, um möglichts wenig mediales Aufsehen zu erwecken!
Viel eleganter lässt sich das Klo Problem bei der "Modernisierung" solcher Bahnhöfe lösen, welche meistens die Ausstattung einer Haltestelle erhalten. WC´s oder beheizte Warteräume im Aufnahmegebäude, sofern ein solches überhaupt bestehen bleibt, "sind dann nicht mehr vorgesehen!"

Trotzdem muss man sich überlegen, wie viele Fahrgäste die meist nicht sehr einladenden WC´s überhaupt benützt haben, freiwillig wohl die wenigsten. Auch die zunehmenden Vandalismusschäden sind sicher nicht erfunden worden, denn auch die gebührenpflichtigen WC´s auf Großbahnhöfen dienen nicht primär der Geldbeschaffung sondern eher dazu irgendwelches Gesindel fernzuhalten.

Re: ÖBB sperrt WCs: Große Not am kleinen Bahnhof
Antwort #3

Trotzdem muss man sich überlegen, wie viele Fahrgäste die meist nicht sehr einladenden WC´s überhaupt benützt haben, freiwillig wohl die wenigsten.

Sicher doch, im im Gegensatz zu Öffentlichen WCs, etwa in Graz, sind die Toiletten an Bahnhöfen meist gut gepfelegt (gewesen) und auch der Vandalismus hält sich in Grenzen.

Re: ÖBB sperrt WCs: Große Not am kleinen Bahnhof
Antwort #4
ÖBB sparen am falschen Örtchen

An kleineren Bahnhöfen werden Toiletten und Warteräume immer öfter geschlossen - oder nur zu bestimmten Zeiten aufgesperrt.


Der Spardruck bei den ÖBB bringt mitunter auch Bahnreisende in Nöte. Gerade an kleineren Bahnhöfen finden sich Fahrgäste - im Fall des Falles - immer öfter vor zugesperrten WC-Türen, insbesondere am Abend und an Wochenenden. An den Türen kleben meist Zettel mit originellen Informationen, die erklären, warum Warteräume oder Toiletten nicht oder wieder - aber nur zu bestimmten Zeiten - benützt werden können. Dem Betroffenen, der frierend oder mit dringenden Bedürfnissen am Bahnsteig steht, hilft das meist wenig.

Bei den ÖBB sieht man das nicht als mangelndes Service, sondern als wirtschaftliche Notwendigkeit: An kleineren Stationen ,,steht der Aufwand oft in keinem Verhältnis zur Nachfrage", sagt Herbert Ofner, Sprecher der für Infrastruktur zuständigen ÖBB-Tochter. Pendler würden ohnehin meist knapp zu ihren Zügen kommen, die WC-Anlagen in diesen Bahnhöfen würden häufig von Anrainern und anderen Personen benutzt, für die sie nicht gedacht seien. Gerade bei Stationen, die kaum frequentiert seien, zeige sich auch immer wieder, dass frei zugängliche Toiletten stark verschmutzt oder von Vandalen beschädigt würden.

Genau das war in Fritzens-Wattens unweit von Innsbruck der Fall - und der Grund dafür, dass die WC-Anlage und die kleine Wartehalle nur noch von 6.30 bis 18 Uhr offen ist. Dass dies mit den Öffnungszeiten des Bahnhofkiosks korreliert, ist kein Zufall. Die ÖBB haben seit Ende 2009 mit dem Betreiber vereinbart, dass er den Auf- und Zusperrdienst übernimmt. Das sei effizienter, heißt es. Außerdem gebe es spätestens in jedem Zug ein WC.

Laut Ofner gibt es an 400 der 1100 Bahnhöfe und Haltestellen der ÖBB Klos. Ein Drittel der 400 Bahnhöfe sind - nicht zuletzt wegen zunehmender Automatisierung der Streckenaufsicht - unbesetzt, die Gebäude oft gänzlich verwaist. Meist tauchen die Probleme mit dem Abgang des letzten Beschäftigten auf. In den vergangenen Jahren habe Vandalismus massiv zugenommen, heißt es bei der Bahn. In Fritzens-Wattens etwa gibt es seit 2008 keinen Fahrdienstleiter mehr. Erst waren Halle und WC noch unversperrt. Als Schäden und Verschmutzungen zunahmen, beschloss man die rigorosen Öffnungszeiten.

,,Wir sperren nicht einfach zu, sondern nehmen Kontakt mit der Gemeinde auf und versuchen eine Lösung zu finden", sagt Ofner. Bestehe bei einer Gemeinde Interesse, ein Bahnhofs-WC als öffentliche Anlage zu nutzen, würden Verantwortung und Kosten für Wartung und Reinigung geteilt.

Das Angebot stößt nicht immer auf Gegenliebe. Bisher wurden solche Verträge mit 37 Kommunen abgeschlossen, die oft nicht nur die Reinigung, sondern auch Winterdienst oder Rasenmähen umfassen.

In Fritzens-Wattens, wo die Anlagen aufgrund der Lage fast nur von Fahrgästen benutzt werden, tragen die ÖBB weiter die Kosten für die Reinigung. Insgesamt gibt die Bundesbahn für das Sauberhalten der stillen Örtchen drei Mill. Euro pro Jahr aus. An Stationen mit weniger als 100 Fahrgästen pro Tag - verglichen mit 40.000 in Wien - rechne sich der Aufwand eines mobilen Reinigungstrupps nicht mehr, sagt Ofner. Und: ,,Es kann nicht die Aufgabe der Bahn sein, überall öffentliche Toiletten zu betreiben."


Quelle: SN