So viel Staub gab es seit Jahren nichtDem Feinstaub geht die Luft nicht aus: Leibnitz und Graz halten bereits bei mehr Überschreitungen, als im ganzen Jahr zulässig wären. Landesrat Wegscheider sagt Umweltzone langsam ade und arbeitet neue Maßnahmen aus.
Hans Zach und seine Mitarbeiter haben seit Jahresbeginn ordentlich zu tun. In der Praxis des Grazer Lungenfacharztes häufen sich derzeit die Patienten. "Wir haben viel mehr Termine vergeben müssen als sonst", sagt der Mediziner. "Es gibt mehr Infekte, und bei vielen ist es eine chronische Bronchitis, die plötzlich akut geworden ist." Der Zusammenhang mit der hohen Feinstaubbelastung, die bekanntlich das Immunsystem schwächen kann, ist für Zach naheliegend.
39 Tage mit Grenzwertüberschreitungen zeichnete etwa die Feinstaub-Messstation Graz-Süd seit 1. Jänner auf - also innerhalb von nur 53 Tagen. Anders herum ausgedrückt: Im Süden von Graz gab es heuer erst 14 Tage, an denen der Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft nicht überschritten wurde. Was noch immer nicht bedeutet, dass die Luft an diesen verbleibenden Tagen wirklich sauber war. Leibnitz zählte heuer sogar schon 40 Überschreitungen. Laut EU darf der Grenzwert pro Kalenderjahr maximal 35 Mal durchbrochen werden, laut österreichischem Recht gar nur 25 Mal. Werte, von denen der südliche Teil des Landes meilenweit entfernt liegt.
Umweltl-LR Wegscheider
"Unser Plan B wird noch im März präsentiert" Faktum ist: So belastet wie derzeit war die Luft seit Jahren nicht mehr. Nur im Jahr 2006 lagen die Feinstaub-Werte noch höher als heuer. In diesem Jahr hielt die Messstation Don Bosco am 22. Februar bei 41 Überschreitungen.
Entspannung brachte am Wochenende der Föhneinbruch. Die einsetzende Südwestströmung durchlüftet seither das Grazer Becken und ließ die Feinstaubwerte auf rund 20 Mikrogramm absinken. Doch in den kommenden Tagen soll sich der Wind laut Zentralanstalt für Meteorologie (Zamg) wieder abschwächen. "In der Nacht und vormittags kann sich dann wieder eine Inversionswetterlage bilden", sagt der Meteorologe Hannes Rieder.
Je länger aber die derzeitige Wärmephase anhält, desto besser. Denn mitverantwortlich für die ungünstige Feinstaublage ist die konstante Schneedecke. Sie lässt die Luft nachts rasch abkühlen. Tags darauf bleibt der Kaltluftsee im Grazer Becken stehen, der Wind bläst darüber hinweg. "Ist die Schneedecke einmal geschmolzen, wird sich die Lage wieder entspannen", sagt Rieder.
Umweltlandesrat Manfred Wegscheider (SPÖ) verhandelt indes weiter mit dem Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP), Allerdings: Die für Graz geplante Umweltzone mit schrittweisen Fahrverboten für ältere Dieselautos rückt dabei immer mehr in den Hintergrund. Solange die Novelle des Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L) mit den nötigen Zusatzverordnungen in Wien nicht beschlossen sei, gebe es in Sachen Umweltzone kein Weiterkommen mehr, so Wegscheider (siehe Interview rechts).
Neues MaßnahmenpaketStattdessen arbeitet das Land gemeinsam mit der Stadt Graz an einem neuen Maßnahmenpaket in Sachen Feinstaub, das im März präsentiert werden soll. Details will Wegscheider noch nicht verraten. Eine mögliche Fernwärme-Anschlusspflicht für Graz möchte er weder dementieren noch bestätigen.
Quelle:
www.kleine.atWas wohl als nächster Schwachsinn präsentiert wird?