Zum Hauptinhalt springen
  • Wir sind gesiedelt! -> NEUES FORUM

    Sollte keine E-Mail gekommen sein, bitte um Neuregistrierung.

Thema: Baulöwen "fressen" Grünraum in Graz auf (2577-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Benutzer und 1 Gast betrachten dieses Thema.
  • Michael
  • Styria Mobile Team
Baulöwen "fressen" Grünraum in Graz auf
Mehr als 100 Fußballfelder an Grünfläche wurden in Graz seit 1999 vernichtet. Naturschützer warnen, die Bürger zürnen, die Politik will Schutz verbessern.


Eine 25 Meter hohe Eiche und kerngesunde Obstbäume - einfach umgeschnitten. Die Aufregung unter den Nachbarn auf dem Ruckerlberg, wo ein Grundstückseigentümer jüngst diese Bäume flachgelegt hat, war groß. Die rechtliche Handhabe dagegen? Keine, weil das Gebiet "nur" im Grüngürtel liegt. Und dort gilt seit 2002 die Baumschutzverordnung nicht mehr.

Wertvolle Grünflächen vernichtet. Auch in der Hohenrainstraße in St. Peter melden sich besorgte Anrainer. Elf Bäume sind dort in einer Siedlung schon zur Fällung angezeichnet. Auch hier gilt die Baumschutzverordnung nicht. Das sind nur die jüngsten Fälle in einer langen Liste. Eine Erhebung des Vermessungsamtes belegt: Graz verliert Jahr für Jahr wertvolle Grünflächen, meist durch Verbauung. In einem 312.500 Quadratmeter großen Testgebiet in Mariatrost schrumpfte der Bestand der Baumkronenflächen zwischen 1999 und 2005 von 26.519 auf 21.759 m2 - ein Minus von 4760.

100 Fußballfelder verloren. Die Daten für das gesamte Stadtgebiet (127,57 Quadratkilometer) werden im Sommer erhoben. Doch schon jetzt ist klar: Zieht sich der "Mariatroster Trend" quer durch Graz, gingen seit 1999 weit mehr als 100 Fußballfelder an Grünraum verloren. Kritiker und Naturschützer fordern angesichts dieser Zahlen eine Novellierung der Baumschutzverordnung. "Wichtig wäre, bisherige Ausnahmen zurückzunehmen, damit es den Bauwütigen nicht so leicht gemacht wird, bestehende Bäume einfach umzuschneiden", fordert Wolfgang Windisch, Naturschutzbeauftragter der Stadt.

Neubauten. VP-Planungsstadtrat Gerhard Rüsch reagiert nun auf die Kritik: "Der größte Baumverlust passiert durch Neubauten. Hier werden wir ansetzen." Die Baubehörde soll Fällungen hintanhalten, langfristig wird eine Änderung des Baugesetzes angestrebt. "Das hat Priorität gegenüber einer Ausweitung der Baumschutzverordnung", so Rüsch. "Wir brauchen natürlich Stadtentwicklung und neue Wohnsiedlungen, aber unter dem Strich muss die Bilanz stimmen. Wir müssen dafür Reserveflächen als Grünraum erschließen."

Fakten

In einem 312.500 Quadratmeter großen Testgebiet in Mariatrost schrumpfte der Bestand der Baumkronenflächen zwischen 1999 und 2005 von 26.519 auf 21.759 Quadratmeter.

GERALD WINTER

Quelle: www.kleine.at
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile

  • Michael
  • Styria Mobile Team
Re: Baulöwen "fressen" Grünraum in Graz auf
Antwort #1
Grüne fordern bei Verstößen gegen die Baumschutzverordnung nun scharfe Sanktionen für Bauwerber.

Die jetzigen Ausgleichszahlungen sind lächerlich. Wir fordern endlich härtere Strafen für Baufirmen bei Verstößen gegen die Baumschutzverordnung, die sie nicht aus der Portokassa zahlen können." So reagiert Grün-Gemeinderat Hermann Candussi auf die alarmierenden Zahlen, dass Baumbestand und Grünraum in Graz seit Jahren sukzessive zurückgedrängt werden (wir berichteten exklusiv).

Ähnlich wie VP-Planungsstadtrat Gerhard Rüsch sieht Candussi in den zahlreichen neuen Siedlungen die Hauptursache für die Vernichtung von Grünraum und Bäumen. Candussi: "In Wien wird ein Vergehen sogar strafrechtlich verfolgt. Deswegen schützen dort die Baupoliere die Bäume wie die Haftlmacher." Gleichzeitig fordert er eine Evaluierung der Baumschutzverordnung. "Man sieht ja mit freiem Auge, dass im Grüngürtel munter darauflosgesägt wird."

Auch die KPÖ macht sich für einen besseren Baumschutz stark. KP-Klubobmann Josef Schmalhardt: "Das gehört bei der Bauverhandlung stärker berücksichtigt. Außerdem müssen die jetzt schon vorgeschriebenen Ersatzpflanzungen stärker umgesetzt werden."

Die Baulobby selbst will sich nicht den Schwarzen Peter zuschieben lassen. "Wir dürfen ja nur dort bauen, wo es gesetzlich erlaubt ist", so Gerald Gollenz, Obmann der Immobilienträuhänder und selbst Bauträger. "Die Situation ist nicht so tragisch wie etwa in Salzburg, weil wir relativ behutsam mit der Substanz umgehen." Probleme für die Bauindustrie bei einem verstärkten Baumschutz sieht er nicht. "Eher werden die Grundstückseigentümer leiden, weil die Gebiete dann für uns nicht mehr so interessant sind."

GERALD WINTER




Interview

"Bauwütigen nicht so leicht machen"
Windisch für punktuelle Ausweitung der Baumschutzverordnung.

Wie ist es um den Baumbestand in Graz derzeit bestellt?

WOLFGANG WINDISCH: Es zeigt sich, dass dieses Thema immer wieder ein Aufreger ist. Bei uns läutet täglich das Telefon mit Beschwerden, dass da oder dort im Grazer Stadtgebiet wieder Bäume gefällt wurden.

Seit 2002 gilt die Baumschutzverordnung ja im Grüngürtel nicht mehr - ein Fehler?

WINDISCH: Eine Novellierung würde meiner Meinung nach Sinn machen. Naturschutzorganisationen fordern das ja schon seit Jahren, allerdings ist es rechtlich nicht so einfach. Man muss nachweisen, dass sich die Situation drastisch verschlechtert. Deswegen läuft momentan auch gerade eine Evaluierung, was das für den Baumbestand bedeutet.

Wo könnte man ansetzen?

WINDISCH: Wichtig wäre, bisherige Ausnahmen zurückzunehmen, damit es den Bauwütigen nicht so leicht gemacht wird, bestehende Bäume einfach umzuschneiden. Das könnte man über den Bebauungsplan regeln wie in anderen Bundesländern auch.

Macht eine Ausweitungder Baumschutzverordnung auf den ganzen Grüngürtel Sinn?

WINDISCH: Das muss man sich anschauen, sinnvoll wäre sicher eine weitere Ausdehnung auf einzelne Täler. Die Politik hat hier jedenfalls einen klaren Handlungsbedarf, nicht nur im Stadtpark, sondern generell im ganzen Stadtgebiet.

INTERVIEW: GERALD WINTER

Quelle: www.kleine.at


Eine Neu-Regelung gehört sofort umgesetzt. Nicht dass das dann irgendwo wieder in der Schublade verschwindet, und wieder Eiszeit herrscht.  ::)
  • Zuletzt geändert: Januar 05, 2007, 11:03:44 von PM
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile