Trend zur verordneten Funkstille
Handy-Telefonate im Flugzeug sind seit kurzem erlaubt. Doch längst nicht jede Airline zieht mit. Und auch in öffentlichen Verkehrsmitteln wird der Ruf nach Handy-Verboten immer lauter.
Immer und überall erreichbar zu sein, das war jahrelang das Maß aller Dinge im Mobilfunk. In der letzten Zeit macht sich jedoch ein Gegentrend bemerkbar, "stille Örtchen" sind plötzlich wieder gefragt. Doch ironischerweise ist der Ruf nach mehr "Handy-Ruhezonen" erst so richtig laut geworden, als eine der letzten handyfreien Bastionen zu bröckeln begann.
Fakten:
Als Brennpunkt in Sachen Handy-Verbote gilt seit langem die Schule. Ein solches wird nicht vom Landesschulrat verordnet, sondern wird über die Schulordnung geregelt. Flugzeug ja, Bim nein? So hat die EU-Kommission Anfang April den Weg für europaweite Handygespräche in Flugzeugen geebnet. Zwar haben sich Fluglinien wie die AUA oder die Lufthansa dazu entschlossen, auch in Zukunft keinen Mobilfunk an Bord ihrer Maschinen zuzulassen. Andere Airlines wie Air France, Ryanair oder Emirates werden hingegen grünes Licht geben. Kritiker sehen damit den Fall einer der letzten mobilfunkfreien Bastionen einhergehen. Für viele eine Horrorvision. Ein stundenlanger Flug, der durch ständiges Gebimmel und das unfreiwillige Belauschen privater Telefongesprächen garniert wird. Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel setzen in wachsender Zahl eine Gegenströmung in Gang. In Linz und Graz wird laut über ein Handy-Verbot in Straßenbahnen und Bussen nachgedacht. "Wir nehmen das Thema akustische Umweltverschmutzung ernst", argumentierte etwa Walter Rathberger, Vorstandsdirekor der Linz-AG-Linien.
Hintergrund
Handy-Telefonate im Flugzeug erlaubt
Pilotprojekte laufen. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben Ende März einen zweimonatigen Testlauf im Salzburger Nahverkehr gestartet. In den Zügen wurden Ruhezonen eingeführt, in denen das Handy stumm bleiben muss. "Das Feedback der Kunden ist überwiegend positiv", sagt Sprecher Johannes Gfrerer. Sollte der Test Erfolg haben, sei eine Ausdehnung auf ganz Österreich denkbar. "Grundsätzlich unterstützen die ÖBB den Ausbau neuer Kommunikationsmöglichkeiten auf unseren Strecken", so Gfrerer. Es gehe lediglich um die Schaffung gewisser Ruhebereiche.
Verbot
Anders ist es in Italien, wo ein landesweites Handy-Verbot an Schulen erlassen wurde. Hauptgrund ist das vermehrte Auftauchen von Gewaltvideos auf Schüler-Handys. Handyzonen. Rigoros wird in dieser Frage in Italien vorgegangen. Wobei der Denkansatz umgekehrt ist: Vergleichbar mit Raucherzonen sollen in Zügen Handyzonen eingerichtet werden, in allen anderen Waggons und Abteilen soll Funkstille herrschen. Vergleichbare Konzepte sind weltweit erprobt. So herrscht in zahlreichen Zügen der Stockholmer U-Bahn striktes Handy-Verbot. In Tokio werden Fahrgäste der U-Bahn aufgefordert, ihr Mobiltelefon lautlos zu schalten und das Telefonieren zu unterlassen. In der Münchner U-Bahn ist das Telefonieren mit dem Handy seit jeher tabu. Im Rahmen einer Parlamentsdebatte in Italien wurde sogar ein Vergleich mit den immer restriktiveren Rauchverboten gezogen.
Sucht?
In Südkorea, wo jeder zehnte Jugendliche als Handy-süchtig gilt, bohrten Schüler Löcher in ihre Tische, um trotz Handy-Verbotes im Unterricht SMS schreiben zu können. Rauchen gleich Telefonieren. In einigen Jahren, so die Prophezeiung eines Abgeordneten, werde es in puncto Handy ähnlich scharfe Bestimmungen geben. Selbst Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber verglich das Handy-Telefonieren mit dem Rauchen. Auch das erlaube die Lufthansa nicht, obwohl davon keine Gefahr für die Flugsicherheit ausgeht, verteidigte Mayrhuber die Entscheidung der Lufthansa, Telefonate auch in Zukunft zu verbieten. Als weiteres Argument für Handy-Verbote in öffentlichen Verkehrsmitteln wird die höhere Strahlenbelastung in den kleinen, geschlossenen Fahrgastzellen von Bussen oder Straßenbahnen angeführt.
ULRICH DUNST, MANFRED NEUPER
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quelle: kleine.at
Linz siehe hier:
http://www.styria-mobile.at/home/forum/index.php/topic,982.msg11309.html#msg11309---------------------------------------------------------------------
Man fragt sich nur mehr, wann den Leuten verboten wird zu husten oder zu atmen.
SG
g111