In anderen Städten werden die Straßenbahnen attraktiv gestaltet (Frankreich!), und bei uns sind graue Mäuse unterwegs!
Es war offensichtlich von den Verantwortlichen geplant, nicht attraktiv aussehende, den Fortschritt signalisierende und für ÖV-Umsteiger attraktive Fahrzeuge zu kaufen, sondern ein reines Zweckdesign für das universelle Anbringen von Reklame wurde bestellt.
Die graue Mausfarbgebung ist für das Anbringen von Reklame jeder Farbe - also auch weiß - absolut ideal, da sie niemals mit der Werbung farblich in die Quere kommt.
Der Zweck der Fahrzeuge als fahrende Reklametafeln ist schon allein dadurch bewiesen, dass der Untergrund der zu beklebenden Seitenfläche von Haus aus weiß ist. Das erlaubt dünnere und billigere Folien, da keine Farbe abgedeckt werden muss. Ob das Fahrzeug für die Kunden und vor allem für die dem MIV abzuwerbende Kundengruppen attraktiv ist - und da gehört die äußere Optik nun einmal dazu - war den Verantwortlichen offenbar egal. Hauptsache die Reklameflächen können verkauft werden (Läuft das eigentlich über den Ankünder oder macht das die HGL direkt?) Wenns über den Ankünder läuft ist das Warum eh klar ....
Die einmalige Chance, das Image des ÖV durch 45(!) neue, nicht nur technisch perfekte, sondern auch attraktiv aussehende Fahrzeuge in der Bevölkerung nach oben zu pushen, das hat man zu 100% versäumt
Da es mit der technischen Perfektion nicht weit her ist, und zusätzlich das Äußere der Variobahnen alles andere als attraktiv ist, sind die Aussichten für den weiteren Straßenbahnausbau alles andere als rosig: Wer will schon eine unattraktive, rumpelnde Straßenbahn als teuren Neubau vor seiner Haustüre haben. Die Akzeptanz für Neubaustrecken wird mühsam gegen Bürgerinitiativen, parteipolitisches Hickhack und Pressepolemik erkämpft werden müssen, anstelle durch eine von der Bevölkerung getragegen Straßenbahn-Aufbruchsstimmung gefördert zu werden, wie es etwa in Frankreich seit Jahren passiert.
Nun ja, eventuell ist es den Verantwortlichen ja recht, dass weiter mit Bussen durch verstopfte Straßen gefahren wird. Das erspart das Geld für die Neubaustrecken, die Politiker können sagen, wir wollen ja, aber die Bevölkerung will nicht, und das Geld kann für andere tolle Projekte, etwa den Straßenausbau, shared space Projekte etc. umgewidmet werden - die SUV Fahrer werden für breitere Straßen dankbar sein
Und ja: die kommende Schleifenumlegung beim LKH betrachte ich nicht als Neubaustrecke mit herausragenden Fahrgastvorteilen, sondern als Kniefall vor dem MIV, der seine großzügige Kreuzungsfläche bekommt. Ebenso sehe ich die teure NVD vornehmlich als Nutzen für den MIV und allfällige Einkaufszentrumsgaragenzufahrten - schon wieder mehr kostbare Obefläche für den IV.
Dem Nutzen durch die kreuzungsfreie Anbindung aller vorbeifahrenden Linien an den Hauptbahnhof stehen ausreichend Nachteile für den Fahrgast entgegen: unterirdische Haltestelle mit allen Nachteilen der Bahnhofsgegend und ihrer "Bewohner", zugiges, langes Warten in der Nebenverkehrszeit, mehrmaliges Wechseln der Etage - möglicherweise mit Gepäck, höhere Betriebskosten, Aufwand für Schleife Laudongasse etc. Also auch hier: Der Gewinner ist eindeutig der MIV!
Edit: Satzfehler entfernt