Re: Wettlauf ums höchste Haus in Graz
Antwort #30 –
Etwas zu den Linzer Hochhäusern: es stimmt zwar, dass seit Jahren die Wirtschaft und der Immobilienmarkt in Linz regelrecht boomt (mittlerweile gibt es wieder zwischen 25 und 40 mittlere bis größere Neubauprojekte in Linz bis zum Jahr 2009), in Sachen Hochhäuser sind die Immobilienhändler derzeit noch eher zurückhaltend. Solange es noch genung Platz am Boden gibt, werden eher weitere mehrgeschoßige, aber niedere Bauten errichtet. Hochhausbüroflächen sind relativ teuer, weshalb etwa der Linzer "City-Tower" lange nicht vollausgelastet war. Zudem war zB ein über 100m hohes Bürogebäude bei der Vöest geplant, die Immobilienfirma hat aber den Plan auf Eis gelegt und dafür anderweitig Bürokomplexe errichtet.
Ihr fragt euch jetzt sicher, warum dann jetzt drei neue Hochhäuser in Linz hochgezogen wurden? Das erste Hochhaus im Bahnhofsviertel ist der sogenannte Wissensturm, hier kommen die städtische VHS und Bibliothek unter. Der zweite Turm, der "Terminal Tower" am Bahnhof, wird von der ÖBB Immobiliengesellschaft errichtet, dort kommt das Finanzamt Linz und ich glaub' die PVA hinein. Der dritte, der "Power Tower", ist die neue Zentrale des Landesenergieversorgers Energie AG. Kurzum: alle drei Hochhäuser wären nicht errichtet worden, wenn die VHS, das Finanzamt oder die Energie AG sich anderweitig neuangesiedelt hätten. Bei der Energie AG stand sogar einmal der (Teil)Umzug der Zentrale nach Wels im Gespräch, bevor die definitive Entscheidung zum Verbleib in Linz und somit zur Hochhauslösung fiel. Um die Zentrale entsprechend vergrößern zu können, musste man in die Höhe bauen. Auch die Stadt Linz hatte noch andere Alternativen vor dem "Wissensturm". Die Entscheidung für den "Wissensturm" war dann gekoppelt mit der Standortentscheidung und nicht anders durchführbar. Und die ÖBB startete ihr Hochhaus-Projekt erst, als es fixe Mietzusagen vom Finanzamt gab.
Kurzum: ein Bürohochhaus wird bei uns erst dann errichtet, wenn alle bzw. der Großteil die Benutzer/Mieter fixiert sind. Alles andere ist ein zuuu großes Risiko, nicht nur finanziell. ABER: da, wie oben erwähnt, die Wirtschaft in Linz stark boomt und bald alle großen Freiflächen in den kommenden Jahren ausgeschöpft sind, wird man sich in mittlerer Zukunft wohl neue Gedanken um weitere Bürohochhäuser machen, um die Nachfrage auf engstem Raum befriedigen zu können. Der "Platzmangel" in Linz geht schon soweit, dass man in Linz sogar auf die Kaserne Ebelsberg verzichten würde, um dort Wohnhausanlagen errichten zu können. In einer Stadt mit 50% Grünanteil an der gesamten Stadtfläche hört sich dies zwar surreal an, ist es aber nicht. Bei uns ist es ungeschriebenes Gesetz, dass der Grünanteil des Stadtgebiets nicht deutlich unter 50% rutschen soll, zugunsten der Umwelt. Wobei hier auch Grünflächen enthalten sind, die ohnehin nur schwer oder gar nicht bebaubar sind, etwa bewaldete Hügelflächen im Norden (ja, es gibt sogar Bergbauern in Linz!!!) oder gesetzlich festgelegte Hochwasserschutzzonen an der Donau und der Traun.