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Thema: Auto-frei (150396-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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  • kroko
Re: Auto-frei
Antwort #75

Ein neuer Artikel von "profil"-Kolumnist Lingens über den Wiener "Mahü"-Umbau. In vielen Punkten stimme ich mit seiner Meinung nicht überein. Trotzdem ein lesenswerter Artikel, besonders weil er die Ansicht von jemandem wiedergibt der sich nicht besonders mit Verkehrspolitik beschäftigt, sondern vor allem als Bewohner betroffen ist. Besonders interessant auch der rot markierte Absatz.


Peter Michael Lingens
Mahü-Nachwehen

Autofahrer sind doch lernfähig. Sie lassen ihr Fahrzeug zunehmend zu Hause. Vielleicht sind auch Grüne lernfähig und zähmen die Radler.

Nach diversen Wiener Innenstadtpalais hat Karl ­Wlaschek zuletzt mit sicherem Gespür ein Haus in der Mariahilfer Straße gekauft. Es wird in einem Jahr in der besten Wohnstraße Wiens liegen: So breit, dass selbst das Mezzanin jede Menge Licht hat; grün durch Bäume und Schanigärten; gesäumt von aufgewerteten Geschäften - und praktisch verkehrsfrei.

Wenn Christoph Chorherr jetzt noch einem Physik-Buch entnähme, dass der Aufprall eines 75-Kilo-Radfahrers bei einem Tempo von 20 km/h einen Fußgänger durchaus schwer verletzen kann und Radlern daher vorschriebe, dass sie ihr Rad in der Fußgängerzone zu schieben haben - dann wäre die Lösung in meinen Augen perfekt.

Viel weniger als durch Radler sind flanierende Fußgänger durch Elektro-Minibusse gestört, die die Straße im Fünf-Minuten-Takt hinauf und hinunterführen und Haltestellen zwischen den U-Bahn-Stati­onen hätten, um Alten oder Gebrechlichen beim Einkauf entgegenzukommen. Ich glaube zwar kaum, dass das geschehen wird, weil Grüne ,,Auto" so fest mit ,,böse" assoziieren, wie ,,Fahrrad" mit ,,gut" - aber ich möchte es angemerkt haben, weil man vielleicht irgendwann auch die Burggasse oder die Gumpendorfer Straße zu Fußgängerzonen machen wird und es dort keine ­U-Bahn gibt.

Denn dies scheint mir die spannendste Erkenntnis aus dem Mahü-Experiment: Die Befürchtung, dass der aus der Mahü eliminierte Verkehr alle anderen Einfallstraßen restlos verstopfen würde, hat sich nach rund zehn Tagen als falsch herausgestellt. Ich würde sogar behaupten: In der Burggasse, in der ich wohne, hat er abgenommen. Viele Autofahrer scheinen tatsächlich, wie Maria Vassilakou das erhofft hat, ihr Auto endgültig zu Hause zu lassen.


Wäre ich jünger, so sammelte ich unter den Bewohnern der Burggasse Unterschriften für eine Bezirksabstimmung, die auch sie zur Fußgängerzone macht. Und so der Reihe nach alle weiteren Einfallstraßen - bis die Stadt innerhalb des Gürtels nur mehr Elektro-Busse und -Taxis kennt.

Ohne Angela Merkels Spar-Pakt wäre das eine durchaus realistische Zukunftsvision: Man könnte das U-Bahn-Netz unter Schaffung tausender Arbeitsplätze viel rascher viel weiter ausbauen, sodass die Nutzung des Autos innerhalb ganz Wiens zur Ausnahme würde. Und für die, die es dennoch brauchen, könnte es am Gürtel und an der Peripherie Großgaragen geben. Dann wären wir in der Nähe jenes ,,Traum-Wien", das ich hier schon einmal skizziert habe. Die City ist das schon jetzt: Ich weiß in London oder Paris keinen Stadtteil, in dem es schöner zu wohnen wäre als demnächst zwischen Graben und Freyung. René Benko geht entweder irgendwann bankrott, weil er alle Mitbewerber für Top-Immobilien überbietet, oder er hat tatsächlich den goldenen Riecher. Wien ist schon jetzt die Metropole mit der weltgrößten Dichte an Millionären, und indem wir ihnen standhaft die niedrigsten Vermögenssteuern und das vergleichsweise härteste Bankgeheimnis anbieten, werden wir wohl weiter die Oligarchen und Monarchensöhne dieser Erde anlocken. Sie werden sich nicht nur die unerschwinglichen Benko-Wohnungen leisten können, sondern sie könnten den ebenso unerschwinglichen Nobelgeschäften im Parterre seiner Häuser sogar den nötigen Umsatz bescheren.

Es sei denn, man jagt sie in ihren Herkunftsländern irgendwann zum Teufel - dann sehe ich für Benko rot.

Bis dahin sollte man sie wenigstens ,,abschöpfen": Wenn die Hausherren-ÖVP vielleicht doch irgendwann einwilligt, die Grundsteuern auf ein mitteleuropäisches Maß anzuheben, profitierte auch der Staat. Dass die Millionäre ihm den Rücken kehren, brauchte er nicht zu fürchten: Österreich wäre für sie auch dann noch die ,,Steuer-Oase", als die es ausländische Medien schon lange bezeichnen. Hohe Steuern zahlen nur wir. Eine weitere Möglichkeit des Abschöpfens, derer sich schon Cannes oder Nizza in ähnlich feudalen Zeiten bedienten, ist der Ausbau von Spielkasinos, deren Gewinne der Staat ordentlich besteuert.

Wenn im Palais Schwarzenberg tatsächlich ein Kasino entstehen sollte, wäre es zweifellos das schönste der Welt - und damit eine Attraktion für die Reichsten der Welt, die sich extra einfliegen ließen. (Mit dem Zusatznutzen, dass der Schwarzenberg-Park auch für unsereinen geöffnet würde.)

In Verbindung mit dem neuen Südbahnhof, der im Gegensatz zum Westbahnhof auch architektonisch ansehnlich zu werden scheint, könnte das zu einer gewaltigen Aufwertung der Prinz-Eugen-Straße führen, die mit dem Belvedere bereits das schönste Schloss der Stadt bietet. In meinem ,,Traum-Wien" wäre natürlich auch die ,,Eugen" eine Fußgängerzone, in der die Mauern zum Schloss- und zum Schwarzenberg-Park an vielen Stellen durchbrochen wären, um Platz für exklusivste Cafés und Restaurants zu schaffen, während E-Busse und E-Taxis anstelle der Straßenbahn D für leisen Transport sorgten.

Man sollte, ich wiederhole mich, innerhalb des Gürtels keinen Auspuff sehen. Was für die Millionäre unüberbietbar attraktiv wäre, wäre es ausnahmsweise auch für uns.

http://www.profil.at/articles/1416/567/374428/peter-michael-lingens-mahue-nachwehen


  • tyr
Re: Auto-frei
Antwort #76
Milano, nuova area pedonale in piazza Castello: la rivoluzione partirà dal 22 aprile
Vielleicht kann jemand das Gröbste übersetzen?


Anscheinend wurde mittlerweile die Straße "Foro Buonaparte" (der äußere Ring um das Castello Sforzesco - siehe Karte) von einer Einbahn auf Gegenverkehr umgebaut. Damit konnte seit gestern der innere Ring für den Autoverkehr geschlossen werden. Aktuell gibt es noch ein paar abschließende Umbauarbeiten; ab 1. Mai sollte der Platz  (15.800m²) zwischen den U-Bahn-Stationen Cadorna und Lanza für Fußgänger nutzbar sein. Offizielle Einweihung gibt es am 10./11. Mai. Ab September soll der Platz noch einmal umgestaltet werden (mehr Grünflächen, neue Geschäfte/Stände).

Es gibt aber auch Kritik (inkl. Unterschriften-Aktion) von Seiten der Mitte-Rechts-Politik und Vertretern von Geschäftsleuten, die sich über "den Rückgang von Verkehr in dem Gebiet" Sorgen machen. Es gibt aber auch Pro-Stimmen und die Stadt-Politik scheint von der Idee sehr überzeugt zu sein: Erhofft wir beim "Castello" ein Verkehrsrückgang von 10%, als Nächstes ist "via Orefici" (beim Dom) an der Reihe.

  • kroko
Re: Auto-frei
Antwort #77
In Konstanz wird der Bereich vor dem Bahnhof *vielleicht* autofrei - zunächst wird noch mal ausführlich diskutiert.

Es wird ernst mit der Verkehrs-Revolution in der Altstadt

Konstanz -  Drei Tage lang gezählt, Autofahrer genau beobachtet: Die Stadt Konstanz rüstet sich für die Grundsatzentscheidung, wie sie aus der Staufalle kommen will. Am Ende könnte eine Durchfahrtssperre mit einer abgespeckten Fußgängerzone vor dem Bahnhof stehen.


Der ganze Artikel hier: http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Es-wird-ernst-mit-der-Verkehrs-Revolution-in-der-Altstadt;art372448,6922099

  • kroko
Re: Auto-frei
Antwort #78
Der Augustinerplatz in Fürstenfeld wird teilweise autofrei (die Detailplanung kenne ich nicht).

Augustinerplatz wird saniert

Um 450.000 Euro saniert die Stadtgemeinde Fürstenfeld den Augustinerplatz vor dem Rathaus. Das Areal soll künftig teilweise autofrei und zur Begegnungszone für Menschen werden.

Baulärm und Vibrationen begleiten derzeit Fürstenfelds Bürgermeister Werner Gutzwar beruflich auf Schritt und Tritt. Während hinter der Polizeidienststelle, wo Gutzwar als Kommandant arbeitet, seit Wochen das neue Bezirksgericht aus dem Boden gestampft wird, haben jetzt die Sanierungsarbeiten auf dem Augustinerplatz vor dem Rathaus begonnen. Um 450.000 Euro will die Stadtgemeinde die 3200 Quadratmeter große Fläche bis Mitte Juli modernisieren.

Das gesamte Areal soll dabei barrierefrei ausfallen und einen ausgedehnten Fußgängerbereich bekommen, womit sich die Fußgängerzone quasi vom Hauptplatz über die Theatergasse über den westlichen Teil des Augustinerplatzes zum Seniorenheim erweitere, sagt Gutzwar. "Das war ein großer Wunsch."

Ein autofreier Abschnitt vor dem Rathaus, wo demnächst der Bauernladen neu eröffnet, ist als Begegnungszone für die Bevölkerung "zum Tratschen" gedacht. Die Zahl der Parkplätze bleibe dennoch fast gleich, wirbt der Bürgermeister. Darüber hinaus begradigt die Gemeinde die Fahrbahn beim Grazer Tor, was die Sicht in den "Tunnel" verbessern soll, stellt neue Bänke auf, pflanzt Bäume und richtet eine Stromtankstelle für E-Bikes ein. Damit die Verkehrsbehinderungen nicht ausufern, wird in vier Etappen gebaut. Die Eröffnung des Platzes ist für den 10. Juli geplant.

Nach dem Augustinerplatz will Gutzwar heuer noch den Radweg auf dem Bergkamm errichten, dann geht die lange diskutierte Sanierung der Kusmanekstraße los. Hier entsteht ein Kreisverkehr bei der Hofstättergasse, ein Haus wird abgerissen und die Fahrbahn saniert. "Wir wollen das Einfahrtstor in die Stadt einladender machen", sagt Gutzwar.

http://www.kleinezeitung.at/steiermark/hartbergfuerstenfeld/3631695/augustinerplatz-saniert.story

  • kroko
Re: Auto-frei
Antwort #79
Der Umbau des George Square in Glasgow kommt jetzt offenbar wirklich. Die Ostseite des Platzes wird autofrei. Durch andere Maßnahmen soll der Autoverkehr auf den anderen an den Platz anschließenden Straßen um 70% abnehmen. Dadurch sollen die Bedingungen für die Busse verbessert werden, und der Zugang zur Queen Street Station (der kleinere der zwei "Hauptbahnhöfe" Glasgows, am George Square gelegen) verbessert werden.

http://www.eveningtimes.co.uk/news/george-square-car-ban-will-clear-the-air-for-pedestrians-164299n.24274481

  • kroko
Re: Auto-frei
Antwort #80
Die Tottenham Court Road, eine der größeren Straßen im Zentrum Londons, soll im Zuge des Crossrail-Projekts weitgehend autofrei gemacht werden. Busse werden weiter ungehindert fahren.

Details hier: http://www.standard.co.uk/news/transport/cars-and-lorries-to-be-banned-from-tottenham-court-road-in-25million-revamp-9482906.html

  • kroko
Re: Auto-frei
Antwort #81
In Rom wird die neue autofreie Zone ums Kolosseum offenbar bis zur Piazza Venezia erweitert.

Rome plans new pedestrian zones

The capital plans to extend the ban of private traffic on Via dei Fori Imperiali from Largo Corrado Ricci to Piazza Venezia in the coming weeks.
This was one of a number of measures announced by town planning councillor Giovanni Caudo at the International Conference on the Promotion of Cultural Heritage, held at Rome's Casa dell'Architettura on 27 May.

http://www.wantedinrome.com/news/2003188/rome-plans-new-pedestrian-zones.html

(Dazu gibt's auch Nachrichten in italienisch, die ich aber nicht lesen kann, z.B. hier: http://www.online-news.it/2014/06/03/fase-due-chiusura-al-traffico-da-piazza-venezia-fori-off-limits/ )

  • kroko
Re: Auto-frei
Antwort #82
Und wieder Nachrichten aus Rom: jetzt werden auch im Umfeld der spanischen Treppe neue autofreie Zonen geschaffen. Man merkt, dass es dem neuen Bürgermeister Roms ein echtes Anliegen ist.

Gelände um Spanische Treppe wird verkehrsfrei
Rom steht vor einer Revolution: Ab dem 4. August wird der Platz vor der Spanischen Treppe, einem Wahrzeichen der Ewigen Stadt, komplett für den Autoverkehr gesperrt. Ab Dezember sollen außerdem 15 Straßen um die Hauptachse Via del Corso, darunter die Shoppingmeile Via Condotti, nur noch Fußgängern zugänglich sein.

Das Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln soll im Zentrum gestärkt werden, betonte Roms Bürgermeister Ignazio Marino, der vor einem Jahr bereits das Gelände um das Kolosseum vom Autoverkehr befreit hatte. Nur mehr städtische Busse und Taxis dürfen dort verkehren.

http://www.kleinezeitung.at/magazin/reise/3667798/gelaende-um-spanische-treppe-verkehrsfrei.story



  • kroko
Re: Auto-frei
Antwort #83
Schon länger geplant, jetzt rückt die Umsetzung näher: die Mittlere Brücke in Basel wird autofrei. Eine Bürgerinitiative wollte das verhindern, hat aber (laut eigener Aussage) "zu wenig Unterstützung in Politik und Bevölkerung".
http://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/mittlere-bruecke-wird-autofrei-die-bahn-ist-frei-fuer-das-kunstmuseum-parking-128158594

Der Bahnhofplatz in Biel (liegt auch in der Schweiz) soll auch autofrei werden:
http://www.bielertagblatt.ch/nachrichten/biel/der-bahnhofplatz-wird-autofrei

  • kroko
Re: Auto-frei
Antwort #84
In Moskau wird seit einiger Zeit der Autoverkehr (ein bisschen) zurückgedrängt, um mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer zu machen. Ein interessanter Artikel (auf englisch) dazu hier: http://www.theepochtimes.com/n3/802114-moscows-changes/

  • kroko
Re: Auto-frei
Antwort #85
In Budapest wurde der Madách Imre tér (am inneren Ring, gleich neben der Station Deák Ferenc tér) von einem Parkplatz zu einem autofreien Platz umgebaut.

http://budapesttimes.hu/2014/07/18/cars-on-outer-as-square-goes-people-friendly/

  • kroko
Re: Auto-frei
Antwort #86
Der Hauptplatz in Wiener Neustadt wird zur Hälfte autofrei.

Fix: Hauptplatz Wiener Neustadt wird FUZO

Ab 1. August wird der westliche Teil des Hauptplatzes zu einer Fußgängerzone.

Im Bereich rund um das Grätzl ist dann kein Autoverkehr zugelassen, als Grenze gilt die gedachte Linie Wiener Straße - Neunkirchner Straße. Bürgermeister Bernhard Müller dazu: ,,Ich habe immer wieder Beschwerden bekommen, dass sich Menschen auf diesem Teil des Hauptplatzes - vor allem auch bei den Kinderspielplätzen - nicht sicher fühlen und somit das innerstädtische Flair nicht genießen konnten. Aus diesem Grund habe ich gemeinsam mit unseren ExpertInnen im Haus ein Fußgängerzonenkonzept für diesen Teil des Hauptplatzes ausgearbeitet."


http://www.wn24.at/chronik/hauptplatz-wiener-neustadt-fuzo-3641.html

  • kroko
Re: Auto-frei
Antwort #87
Inzwischen schaut's stark danach aus dass der Bahnhofplatz in Konstanz wirklich zur Fußgängerzone umgebaut wird.
http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Klares-Ja-zum-autofreien-Bahnhofplatz;art372448,7405945

  • kroko
Re: Auto-frei
Antwort #88
Jetzt gibt es offenbar eine Entscheidung für die Schleifmühlbrücke beim Wiener Naschmarkt: doch nicht autofrei, sondern Begegnungszone.

http://kurier.at/chronik/wien/doch-keine-autosperre-wiener-naschmarkt-bruecke-wird-begegnungszone/97.549.79

  • kroko
Re: Auto-frei
Antwort #89
In der Brüsseler Innenstadt könnte sich ab kommenden Sommer wirklich etwas ändern. Siehe hier http://www.brussels.be/artdet.cfm?id=8227 (insbesondere die .pdf-Datei am Ende des Textes).