Re: Weiterbetrieb und Ausbau der Radkersburger Bahn
Antwort #222 –
Zusammenfassung der Präsentation der Machbarkeitsstudie des Lückenschlusses zwischen Gornja Radgona und Bad Radkersburg
Ein gut gefüllter, ich würde sagen mit 120 Teilnehmern besetzter Saal ,,Budapest" im Bad Radkersburger Zehnerhaus war am 27.Jänner 2015 die Kulisse für die Präsentation der Machbarkeitsstudie des Lückenschlusses zwischen Bad Radkersburg und Gornja Radgona. Als Moderator fungierte DI Franz Lückler vom Autocluster in Graz. Das Eröffnungsreferat hielt DI Dr. Helmut Adelsberger, der die Bedeutung der Radkersburger Bahn zwischen den internationalen Korridoren erläuterte. Als langjähriger Bahnexperte in der Europäischen Union hob Dr. Adelsberger die Wichtigkeit dieser Verbindung in europäischem Sinn hervor und schilderte wie aus zwei Nebenbahnen durch diesen Lückenschluss eine Verbindung zu einem ,,Ganzen" hergestellt werden könne, und das ohne größeren Aufwand. Die Mittel für genau solche Projekte liegen bei der EU bereit und warten darauf abgeholt zu werden. Die Machbarkeitsstudie konstatiert, dass diese Bahnverbindung sinnvoll ist und dass diese auch umgesetzt werden soll. Die Errichtungskosten würden sich laut Studie auf rund € 20 Mio belaufen, wovon rund 85% Förderung möglich wären. Langfristig müsste nach der Umsetzung des Lückenschlusses logischer Weise die Elektrifizierung angestrebt werden. In weiterer Folge spricht Helmut Adelsberger von der Notwendigkeit einer Schleife in Spielfeld, sowie in Ljutomer, damit man die Fahrzeiten verkürzen und somit die Attraktivität der Bahn erhöhen kann. Eine Reisezeit von 1 Stunde und 15 Minuten wären eine umweltbewusste und brauchbare Alternative zum eigenen PKW, auch hinsichtlich der Spritpreise, die nur aufgrund der gegenwärtigen Umstände so günstig sind, sich aber sicherlich wieder bei rund € 1,50.- einpendeln werden und in rund 10 Jahren auch die zwei Euro Marke erreichen könnten, da Erdöl natürlich eine ,,verbrauchbare Ressource" darstellt.
Nach DI Dr. Helmut Adelsberger schildert LAbg. Anton Gangl den Werdegang und die Entwicklung der Bahnanbindungsvarianten von Bad Radkersburg nach Slowenien. In der sogenannten Deußner Studie wurde im Jahr 2003 die Machbarkeit einer Bahnanbindung nach Murska Sobota geprüft! Drei Varianten beschäftigten sich mit der Bahnanbindung direkt nach Murska Sobota und eine vierte Variante sollte zwischen Laafeld und Mele die Mur queren und später mit einer weiteren Brücke bei Bad Radein (Radenci) zurückkommen und weiter Richtung Murska Sobota führen. Der Güterverkehr war der Aufhänger für die Region und sollte Wertschöpfung und Arbeit bringen!
An dieser Stelle möchte ich persönlich etwas ergänzen, weil es aus Popularitätsgründen immer weggelassen wird: Bis zu diesem Zeitpunkt hat noch nie die Idee einer Bahnverbindung von Bad Radkersburg nach Gornja Radgona bestanden, weil allgemein angenommen wurde, die Trasse ist verbaut und eine Verbindung unmöglich. Zu diesem Zeitpunkt, es war August 2010, ungefähr ein Monat nach der von der Interessensgemeinschaft ,,Neue Radkersburger Bahn" so bravurös veranstalteten 125 Jahrfeier in Mureck, war es der Architekt DI Reinhard Probst aus Ilz, der bei mir anfragte, ob ich mir seine Pläne nicht durchsehen wolle. Das hat mich natürlich interessiert und so haben wir uns getroffen. Tatsächlich war es also möglich die Radkersburger Bahn mit Gornja Radgona zu verbinden, geplant von einem Ilzer Architekten. Wir konkretisierten die Pläne, gingen ins Detail, ergänzten die Pläne um die zentrumsnahe Haltestelle Mitterling/Schulzentrum, sowie die Schleifen Ljutomer und die Schleife Spielfeld und erstellten Präsentationsmappen. Unser neues Konzept zur Neuen Radkersburger Bahn stellten wir am 16.10.2010 anlässlich unserer Sonderfahrt von Bad Radkersburg nach Gornja Radgona dem damaligen Bürgermeister von Gornja Radgona, Herrn Anton Kampus am Bahnhof als Planzeichnung erstmals vor. Weitere Präsentationen erfolgten:
12.01.2011 Abgeordneter Walter Rauch i.V.LR Kurzmann,
13.01.2011 Stadtgem. Bad Radkersburg Fr. Anna Mir und Dr. Franz Brandner i.V. Bgm. Josef Sommer,
18.01.2011 BH Hofrat Alexander Majcan, Fr. Dr. Rosa Marko,
07.02.2011 Bgm. Anton Kampus, Gornja Radgona, sowie
EU Abgeordneter MEP Jörg Leichtfried, Betreibsratsvorsitzender der ÖBB Roman Hebenstreit, ÖBB Personenverkehr, SZ Fahrplankoordinator Franc Rupar, Gemeinde Radkersburg-Umgebung Andreas Breuss, Berg und Naturwacht Ortsgruppe Radkersburg Mag. Max Fochtmann, Gemeinde Spielfeld Bgm. Kurt Jöbstl, Gemeinde Murfeld Bgm. DI August Wonisch u.v.m.
Unser Glück war natürlich, dass wir mit diesem Thema in der Bevölkerung großen Anklang gefunden haben. Die professionelle Berichterstattung von Walter Schmidbauer war für uns ein weiterer Glücksfall und gleichzeitig ein sehr wertvoller Multiplikator. Die Politik konnte nun am Lückenschlussprojekt des Reinhard Probst und der IG ,,Neue Radkersburger Bahn" nicht mehr vorbeischauen und deshalb wurde es in das Programm der bilateralen Bürgermeisterkonferenz aufgenommen. Nun war die Politik am Zug und kam im Rahmen der bilateralen Bürgermeisterkonferenz überein, dass man gemeinsam dieses Projekt anpacken werde und die Umsetzung zu prüfen ist. Eine Machbarkeitsstudie sollte in Auftrag gegeben werden und die bestehenden Projekte um diese eine Trassenvariante ergänzt werden. Die Kosten dieser Studie von rund € 40.000,- würden sich Bad Radkersburg und Gornja Radgona teilen. Nach vielen weiteren Sitzungen konnte uns Bürgermeister Magister Josef Sommer schon bei unserer Podiumsdiskussion im Mai 2013 zusagen, dass es zur Erstellung dieser Machbarkeitsstudie kommen wird, wenn Gornja Radgona den halben Kostenanteil aufzubringen bereit ist. Bad Radkersburg wird in jedem Fall dabei sein und Josef Sommer hielt Wort. Die Machbarkeitsstudie wurde in Auftrag gegeben und präsentiert!
LAbg. Anton Gangl erläuterte weiter, dass diese Studie rein auf den Personenverkehr aufgebaut ist, da laut Studie kein nennenswerter Güterverkehr Zustandekommen wird. Man hat evaluiert, dass es lediglich zwei oder drei Güterzüge am Tag geben könnte. Hauptaugenmerklich geht es um die Personenbeförderung, weil es hier ein Potential von rund 2500 Fahrgästen werktäglich geben würde. Weiter erklärte Toni Gangl, dass es sich um ein Projekt von enormer Tragweite handelt, dass sich die Region nicht entgehen lassen dürfe. Mit diesem Bahnprojekt würden wir nicht nur die Standorte zwischen Spielfeld und Ljutomer für Handel und Industrie attraktivieren, es würden auch zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden und wir könnten aktiv der Abwanderung entgegenwirken. Wenn es möglich ist eine attraktive und leistungsfähige Bahnanbindung an die Murachse Leibnitz - Graz - Bruck zu schaffen, dann könnte man die Jugend an die Heimat besser binden, weil das Pendeln mit der Bahn dann eine akzeptable Belastung darstellt. Aufgrund der günstigen und unternehmerfreundlichen Standortkosten könnten sich auch neue Betriebe zwischen Spielfeld und Luttenberg ansiedeln, was wiederum zu mehr Beschäftigung und daher auch zu mehr Ansiedelung und Zuzug führen würde. Mit einem Wort, die Region ist für die Zukunft im Herzen Europas gut aufgestellt und leistet einen großen Beitrag zu einer ökologischen und nachhaltigen Mobilität für die nächsten Generationen. Anton Gangl sieht vor allem in der geschichtlichen Aufarbeitung der am 17.April 1945 durch die deutsche Wehrmacht zerstörten Eisenbahnbrücke eine große Chance bei der Europäischen Union Fördergelder zu lukrieren. Die Reparation und Wiedergutmachung wird eines der Hauptargumente bei den Verhandlungen mit dem Verkehrsministerium in Wien, dem Land Steiermark und der EU sein.
Als dritter Redner war der Regierungskommissär Magister Josef Sommer so euphorisch wie schon lange nicht mehr. Josef Sommer machte auch keinen Hehl daraus, dass das Damoklesschwert der Einstellung über der Radkersburger Bahn schwebt und dass der Lückenschluss die 100% Absicherung auch für die Bestandsstrecke darstellt. Die Gesundheits- Rad- und Tourismusregion könnte Synergien nutzen, die die ganze Region zusätzlich beleben würde. Magister Sommer betonte noch einmal die Geschlossenheit auf slowenischer Seite, die dieses Projekt zu 100 % unterstützt und fordert die Radkersburger und Radkersburgerinnen auf sich mit dieser neuen Radkersburger Bahn solidarisch zu zeigen und die Realisierung im Sinne unserer nächsten Generationen, unserer Kinder und deren Kinder zu unterstützen."Wenn wir uns diese Chance entgehen lassen, dann sind wir selber Schuld, wenn wir im Eck bleiben" mahnte Sommer mit erhobenem Zeigefinger.
Vierter und letzter Redner am Pult war Heinrich Schmidlechner, ehemaliger Bürgermeister von Radkersburg Umgebung und Spitzenkandidat der ÖVP für die kommende Gemeinderatswahl im März 2015. Heinrich Schmidlechner betonte wie seine Vorredner die Wichtigkeit dieses Projektes und erbat auch die Unterstützung durch die Bevölkerung. ,,Es ist wichtig, dass wir an einem Strang ziehen und hinter diesem Projekt stehen, genau so wie es auch unsere Freunde in Slowenien tun!" Slowenien würde zwar mehr profitieren, da sie ja keinen Personenverkehr auf der Schiene haben
und auch in kleinem Rahmen ihre Güterverkehre auf die Schiene verlagern werden können, aber eine neu ausgerichtete neue Radkersburger Bahn dient auch uns im Hinblick auf Kooperationen, bspw. zwischen der Südsteirischen Weinstraße bei Spielfeld, der Klöcher Weinstraße bei Bad Radkersburg und der Vinska Cesta bei Ljutomer, oder aber auch zwischen den Thermen Bad Radkersburg und der Therme Radenci usw.
Die anschließende Diskussion wurde von der Angst der Anrainer wegen der Emissionen beherrscht. Die Ungewissheit über die Trassenführung beunruhigt die Anrainer, die verstärkte Lärmmengen befürchten. Dem Argument es könnte einen Umleitungsverkehr auf der Bahn mit bis zu 700 Meter langen Güterzügen geben entgegnete ein Zuhörer mit dem Argument, dass man für 700 Meter lange Güterzüge auch 700 Meter lange Bahnhöfe benötigen würde, die ja auf der ganzen Strecke nicht vorhanden sind. Überhaupt ist ein Umleiten über eine solche Strecke nur im äußersten Notfall und da wahrscheinlich nur im Unglücksfall zu befürchten, weil sowohl über die Ostbahn, sowie auch über Pragersko - Hodos in erster Linie umgeleitet werden würde. Sowohl Anton Gangl, wie auch Josef Sommer garantierten die 100%ige Einbindung der betroffenen Anrainer bei der Trassenauswahl, weil heutzutage es überhaupt keine Alternative dazu gibt, die Betroffenen in vollem Umfang in die Situation einzuweihen. Schallschutz, und Emissionsreduktion haben bei der Errichtung von neuen Bahnanlagen schon aufgrund der Einmischung der EU oberste Priorität. Neben einer ausgeklügelten Trassenauswahl wird es auch wichtig sein aufzuzeigen, dass nach neuesten Erkenntnissen des modernen Schallschutzes gebaut werden muss.
Alles in Allem eine sehr informative Veranstaltung, die die Chancen und Möglichkeiten aufgezeigt hat, die die Region in den kommenden Jahren hat. Nach bisherigen Erkenntnissen sollte man nach einer Finanzierungszusage der EU die Detailplanung sofort in Angriff nehmen, damit am 10. September 2019 die Eröffnung gelingen wird, wenn es auch heißt: ,, 100 Jahre Friedensvertrag von Saint Germain" und Eröffnung des Lückenschluss Bad Radkersburg - Gornja Radgona!
Die Präsentation endete noch rechtzeitig vor dem Beginn des zweiten Durchganges des Slalom in Schladming! :-)
Bahnhof-Halbenrain