Einkaufszentrum und Autoverkehr sind voneinander unabhängig. Wenn man den Autoverkehr eindämmen möchte, muss man den Öffentlichen Verkehr und das Radfahren angenehmer machen.
Ist doch wohl ein Witz, oder?
Einerseits sind Einkaufszentren ganz ganz selten gut oeffentlich (oder mit dem Fahrrad) angeschlossen. Zu Fuss kann erst recht keiner hin. Einkaufszentren sind in allererster Linie auf den Autoverkehr ausgerichtet, und koennen das auch sein (unter anderem, da bei uns Stellplatzabgaben erfolgreich verhindert wurden), und selbstverstaendlich produzieren Einkaufszentren Autoverkehr. Mach eben mal einen vorher-nachher-Vergleich neben einer Strasse, zu der ein Einkaufszentrum gebaut wird. Und es geht gar nicht drum, die Innenstaedte zu schuetzen, sondern nur darum, faire Bedingungen zu haben: die Nachteile von Geschaeften in der Innenstadt werden an jeden einzelnen Kunden weitergegeben - z.B. durch Parkgebuehren. Die Nachteile von Einkaufszentren (hohe Infrastrukturkosten z.B. durch Strassenausbau, Umweltschaedigung, Zerfall lokaler Strukturen usw.) bekommen nicht die Kunden dieser Zentren zu spueren, sondern dafuer kommt die Allgemeinheit auf - warum? Sollen gefaelligst nur die Kunden der Einkaufszentren den Schaden zahlen, der z.B. durch Umweltverschmutzung entsteht. Alles andere ist unfair.
Der Witz an einem Einkaufszentrum ist ja grad, dass es (autofahrende) Leute von sehr weit her anlockt. Wenn, sagen wir mal, nur ein Viertel der Leute gern in riesigen Einkaufszentren einkauft, und dafuer weit mit dem Auto kommt (und vor allem die Moeglichkeit dazu hat), dann fehlt dieses Viertel natuerlich lokal (also dort, wo die Leute wohnen). Den lokalen Haendlern fehlen diese Kunden natuerlich, und nach und nach sperren diese Haendler zu. Dadurch muessen einerseits auch die Leute, die das gar nicht wollen, ins Einkaufszentrum fahren, und jene, die das nicht koennen, z.B. alte Leute, sind auf jemanden angewiesen, der fuer sie einkaufen faehrt - allein sind sie nicht mehr lebensfaehig.
Genau deshalb soll man es NICHT dem "Markt" ueberlassen, ueber Einkaufszentren zu urteilen - weil damit der Beginn der Zerstoerung schon fixiert ist. Wenn dann soll man eben eine Abstimmung machen, und die Leute fragen: wollt ihr dass es sehr viele sehr riesige Einkaufszentren gibt, oder wollt ihr das nicht" - nur dann herrschen faire Bedingungen.
Hier den "Markt" entscheiden zu lassen ist fuer mich genau die gleiche Fehleinschaetzung wie z.B. in der Frage Mehrwegflasch-Einwegflasch den Markt entscheiden zu lassen: sobald man Einwegflaschen zulaesst, ohne deren Nachteile irgendwie in den Preis miteinzuberechnen, ist die Einwegflasche natuerlich besser: sie ist leichter, bequemer, und alle Nachteile hat die Allgemeinheit. Wer da nicht Einwegflaschen kauft, handelt irrational. Daher muss man faire Bedingungen schaffen: indem man die Nachteile der Einwegflasche dem einzelnen Kunden gibt (z.B. durch Flaschenpfand, wie in Deutschland), und sie nicht auf alle aufteilt.