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Thema: Keine Schranken mehr für die Einkaufszentren (5242-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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  • kroko
Keine Schranken mehr für die Einkaufszentren
Einfach irre - die Richtlinien zur Errichtung von Einkaufszentren sollen noch weiter liberalisiert werden! Einfach unglaublich. Der (auch dafuer! gggrrrhhh!) zustaendige Herr Kurzmann sieht sowieso keine Chance, dass der Staat was gegen den "Markt" tut. Und indem man die Sache verlaendern will (was denn noch alles), bringt man die Laender unter Konkurrenzdruck und dazu, noch mehr Einkaufszentren bauen zu muessen, weil sonst gleich ueber der Landesgrenze eins entsteht. Einfach nur irre, ich glaub ich spinn.


Keine Schranken mehr für die Einkaufszentren

Die Nahversorger-Regelung in der Gewerbeordnung soll noch im Dezember fallen. Bisher wurde geprüft, ob die neuen Shopping-Tempel gewachsene Strukturen zerstören.
Einkauf im Shoppingcenter: Der Preis für diesen Komfort sind Verkehrslawinen und entvölkerte Ortskerne


In den Budget-Begleitgesetzen hat Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner eine Bombe versteckt: Laut seinem Entwurf können künftig Einkaufszentren auf der grünen Wiese auch dann genehmigt werden, wenn die örtliche Nahversorgung dadurch in Gefahr gerät. Die bisher vorgesehene Prüfung, ob die neuen Shopping-Tempel gewachsene Strukturen zerstören, soll ersatzlos fallen.
"Totes Recht"

Mitterlehner argumentiert, die Sicherung der Nahversorgung solle nicht vom Bund im Gewerberecht, sondern von den Ländern in der Raumordnung geregelt werden. Es gehe auch um Verwaltungsvereinfachung. Und die bisherige Regel sei ohnehin totes Recht gewesen, da die Landeshauptleute keine Verordnungen dazu erlassen hätten.

Ganz anders sehen das betroffene Innenstadtkaufleute sowie Politiker mehrerer Parteien, die nun Alarm schlagen. "Die Ortskerne sind damit zum Abschuss freigegeben", sagt etwa die Zeltweger Geschäftsfrau Silvia Hartleb. Sie hat erst kürzlich Verfassungsbeschwerde gegen die bisherigen, zahnlosen Regeln erhoben.
"Aufhebung ist Feigheit"

Die Fronten gehen quer durch die Parteien: Auch der Finanzsprecher der steirischen ÖVP, Wolfgang Kasic, lehnt den Plan seines Parteifreundes Mitterlehner ab. "Ich halte die Aufhebung dieser Prüfpflicht für Feigheit", so Kasic. Sowohl Bund als auch Länder würden sich seit Jahren davor drücken, klare Schranken gegen noch mehr Einkaufszentren zu setzen.

Tatsächlich wurde das steirische Raumordnungsgesetz erst im Vorjahr novelliert, ohne dass man irgendwelche Einschränkungen für neue Zentren vorgesehen hätte. Eine Stellplatzabgabe, die etwa der grüne Landtagsabgeordnete Lambert Schönleitner vehement verlangt, war zunächst im Entwurf vorgesehen, wurde aber gestrichen.

In der Steiermark gibt es laut Fachverband 35 Einkaufs- und Fachmarktzentren mit zusammen mehr als 500.000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Jährlich kommen einige hinzu. Mehr Verkehr, mehr Flächenverbrauch und das Sterben der Innenstädte seien die Folge, warnen Experten. Gunther Peternell, Sekretär des zuständigen Landesrates Gerhard Kurzmann, sieht aber keine Möglichkeit zur Gegensteuerung: "Der Bedarf ist da, die Kunden wollen es. Der Markt lässt sich weder durch Bundes- noch durch Landesrecht regeln." Die Sicherung der Nahversorgung sei "gesetzlich nicht umsetzbar".

http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2573326/fuer-einkaufszentren-fallen-alle-schranken.story

  • 4020er
  • Styria Mobile Team
Re: Keine Schranken mehr für die Einkaufszentren
Antwort #1
Der Kruzmann übersteigt ja meine schlimmsten Befürchtungen.
A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport.
-Gustavo Petro

Re: Keine Schranken mehr für die Einkaufszentren
Antwort #2
Ich sehe darin kein Problem. Auch ich gehe generell lieber in Einkaufszentren als in die Innenstadt. Die Gründe: Schöne WC-Anlagen, Schließfächer, rauchfreie Lokale, die Möglichkeit, verschiedene Geschäfte aufzusuchen, ohne ins Kalte zu müssen. Einzig für den Kastner fahre ich noch in die Innenstadt, weil dieser eben alle diese Vorteile auch bietet. Die Service-Wüste, die der sonstige Einzelhandel in der Innenstadt einem so zumutet, muss nicht noch politisch geschützt werden.

Liebe Grüße,
Stefan

  • kroko
Re: Keine Schranken mehr für die Einkaufszentren
Antwort #3
Da geht's nicht drum, eine "Servicewueste" politisch zu schuetzen. Sondern darum, dass Einkaufszentren enorme Mengen an Autoverkehr produzieren. Dadurch entstehen freilich gewaltige Kosten fuer die Infrastruktur, die natuerlich die Allgemeinheit tragen muss. Und nachdem ein Einkaufszentrum keinen Gelddrucker hat entsteht nicht mehr Geld, sondern es wird nur von woanders abgezogen - dort krepieren dann die lokalen Strukturen. Und zum Schluss muss jeder mit dem Auto ins Einkaufszentrum fahren, ob er will oder nicht, weil alle lokalen Geschaefte zugesperrt haben.
Dass manche Politiker davon reden, hier den "Markt" entscheiden zu lassen ist einfach Feigheit und ein Kniefall vor der entsprechenden Lobby. Na wozu haben wir denn eine Raumordnung (na gut, haben wir eh kaum) - um die Siedlungsstrukturen einigermassen kompakt zu halten. Oder soll beim Hausbauen auch allein der "Markt" entscheiden: "jeder darf sein Einfamilienhaus bauen wo er will, das entscheidet der Markt". Wenn man den "Markt" entscheiden laesst, setzt sich egoistisches Verhalten durch - zum Nachteil fuer alle.


Re: Keine Schranken mehr für die Einkaufszentren
Antwort #4

Da geht's nicht drum, eine "Servicewueste" politisch zu schuetzen.


Wenn Einkaufen in der Innenstadt so toll wäre, müsste man die Innenstadt nicht vor Einkaufszentren schützen.

Zitat

Sondern darum, dass Einkaufszentren enorme Mengen an Autoverkehr produzieren.


Ich bin kein Autofahrer und kaufe trotzdem lieber in Einkaufszentren ein. Wenn Einkaufszentren gut öffentlich angeschlossen sind und auch über nette Nebenstraßen mit dem Fahrrad stressarm zu erreichen sind, wüsste ich nicht, inwiefern ein Einkaufszentrum Autoverkehr produzieren würden.

Zitat
Dadurch entstehen freilich gewaltige Kosten fuer die Infrastruktur, die natuerlich die Allgemeinheit tragen muss.


Das hat Infrastruktur nun mal an sich.

Zitat
Und nachdem ein Einkaufszentrum keinen Gelddrucker hat entsteht nicht mehr Geld, sondern es wird nur von woanders abgezogen - dort krepieren dann die lokalen Strukturen.


Wenn diese lokalen Strukturen in der Qualität nicht mithalten können, ist es auch nicht Schade um sie.

Zitat
Und zum Schluss muss jeder mit dem Auto ins Einkaufszentrum fahren, ob er will oder nicht, weil alle lokalen Geschaefte zugesperrt haben.


Siehe oben: Einkaufszentrum und Autoverkehr sind voneinander unabhängig. Wenn man den Autoverkehr eindämmen möchte, muss man den Öffentlichen Verkehr und das Radfahren angenehmer machen.

LG,
Stefan

  • kroko
Re: Keine Schranken mehr für die Einkaufszentren
Antwort #5
Zitat
Einkaufszentrum und Autoverkehr sind voneinander unabhängig. Wenn man den Autoverkehr eindämmen möchte, muss man den Öffentlichen Verkehr und das Radfahren angenehmer machen.


Ist doch wohl ein Witz, oder?

Einerseits sind Einkaufszentren ganz ganz selten gut oeffentlich (oder mit dem Fahrrad) angeschlossen. Zu Fuss kann erst recht keiner hin. Einkaufszentren sind in allererster Linie auf den Autoverkehr ausgerichtet, und koennen das auch sein (unter anderem, da bei uns Stellplatzabgaben erfolgreich verhindert wurden), und selbstverstaendlich produzieren Einkaufszentren Autoverkehr. Mach eben mal einen vorher-nachher-Vergleich neben einer Strasse, zu der ein Einkaufszentrum gebaut wird. Und es geht gar nicht drum, die Innenstaedte zu schuetzen, sondern nur darum, faire Bedingungen zu haben: die Nachteile von Geschaeften in der Innenstadt werden an jeden einzelnen Kunden weitergegeben - z.B. durch Parkgebuehren. Die Nachteile von Einkaufszentren (hohe Infrastrukturkosten z.B. durch Strassenausbau, Umweltschaedigung, Zerfall lokaler Strukturen usw.) bekommen nicht die Kunden dieser Zentren zu spueren, sondern dafuer kommt die Allgemeinheit auf - warum? Sollen gefaelligst nur die Kunden der Einkaufszentren den Schaden zahlen, der z.B. durch Umweltverschmutzung entsteht. Alles andere ist unfair.

Der Witz an einem Einkaufszentrum ist ja grad, dass es (autofahrende) Leute von sehr weit her anlockt. Wenn, sagen wir mal, nur ein Viertel der Leute gern in riesigen Einkaufszentren einkauft, und dafuer weit mit dem Auto kommt (und vor allem die Moeglichkeit dazu hat), dann fehlt dieses Viertel natuerlich lokal (also dort, wo die Leute wohnen). Den lokalen Haendlern fehlen diese Kunden natuerlich, und nach und nach sperren diese Haendler zu. Dadurch muessen einerseits auch die Leute, die das gar nicht wollen, ins Einkaufszentrum fahren, und jene, die das nicht koennen, z.B. alte Leute, sind auf jemanden angewiesen, der fuer sie einkaufen faehrt - allein sind sie nicht mehr lebensfaehig.

Genau deshalb soll man es NICHT dem "Markt" ueberlassen, ueber Einkaufszentren zu urteilen - weil damit der Beginn der Zerstoerung schon fixiert ist. Wenn dann soll man eben eine Abstimmung machen, und die Leute fragen: wollt ihr dass es sehr viele sehr riesige Einkaufszentren gibt, oder wollt ihr das nicht" - nur dann herrschen faire Bedingungen.

Hier den "Markt" entscheiden zu lassen ist fuer mich genau die gleiche Fehleinschaetzung wie z.B. in der Frage Mehrwegflasch-Einwegflasch den Markt entscheiden zu lassen: sobald man Einwegflaschen zulaesst, ohne deren Nachteile irgendwie in den Preis miteinzuberechnen, ist die Einwegflasche natuerlich besser: sie ist leichter, bequemer, und alle Nachteile hat die Allgemeinheit. Wer da nicht Einwegflaschen kauft, handelt irrational. Daher muss man faire Bedingungen schaffen: indem man die Nachteile der Einwegflasche dem einzelnen Kunden gibt (z.B. durch Flaschenpfand, wie in Deutschland), und sie nicht auf alle aufteilt.

Re: Keine Schranken mehr für die Einkaufszentren
Antwort #6

Zitat
Einkaufszentrum und Autoverkehr sind voneinander unabhängig. Wenn man den Autoverkehr eindämmen möchte, muss man den Öffentlichen Verkehr und das Radfahren angenehmer machen.


Ist doch wohl ein Witz, oder?

Einerseits sind Einkaufszentren ganz ganz selten gut oeffentlich (oder mit dem Fahrrad) angeschlossen. Zu Fuss kann erst recht keiner hin.


Hier in Graz: Murpark, Citypark und Center West sind bestens öffentlich angeschlossen und auch mit dem Rad stressarm zu erreichen.

Die Fachmarktzentren in den Bezirksstädten sind mit dem Fahrrad oft stressärmer zu erreichen, als die jeweilige Innenstadt.

Und wie man an Weiz sieht, werden auch außerhalb von Graz neue Einkaufszentren so geplant, dass sie einen guten öffentlichen Anschluss haben.

Zitat
Einkaufszentren sind in allererster Linie auf den Autoverkehr ausgerichtet, und koennen das auch sein (unter anderem, da bei uns Stellplatzabgaben erfolgreich verhindert wurden),


Die Gesellschaft ist in erster Linie auf den Autoverkehr ausgerichtet.

Zitat
und selbstverstaendlich produzieren Einkaufszentren Autoverkehr. Mach eben mal einen vorher-nachher-Vergleich neben einer Strasse, zu der ein Einkaufszentrum gebaut wird.


Dieser Vergleich ist doch wohl äußerst unfair. Natürlich verlagert ein Einkaufszentrum den Autoverkehr. Allerdings sind die Straßen, die zu Einkaufszentren führen um einiges besser dazu geeignet viel Autoverkehr aufzunehmen als die Straßen in der Innenstadt von der Einkaufszentren den Autoverkehr abziehen.

Zitat
Und es geht gar nicht drum, die Innenstaedte zu schuetzen, sondern nur darum, faire Bedingungen zu haben: die Nachteile von Geschaeften in der Innenstadt werden an jeden einzelnen Kunden weitergegeben - z.B. durch Parkgebuehren.


Ich habe in diesem Thread bereits aufgezählt, welche Gründe aus meiner Sicht gegen die Innenstadt sprechen. Diese sind alle von den Kaufleuten selbst verschuldet.

LG,
Stefan

Re: Keine Schranken mehr für die Einkaufszentren
Antwort #7

Zitat
Diese sind alle von den Kaufleuten selbst verschuldet.

Keineswegs.

1. Gratisparkplätze bei den Einkaufszentren sind ein großes Lockmittel. Kaum wer fährt mit dem Auto in die Stadt, zahlt fürs Parken und dazu noch höhere Preise im Innenstadtgeschäft.


Fehlende Parkplätze sind für mich nicht relevant, da ich mit ÖPNV oder Fahrrad fahre.

Zitat
2. Bei Großeinkäufen sind ÖPNV und Fahrrad ungeeignet. Glaubst Du wirklich, ich fahre mit -zig Einkaufssackerln und zwei Kindern mit der Bim und dem Bus, wenn ich mit dem Auto das Einkaufszentrum bequem erreichen kann.


Zunächst einmal ein kleiner Tipp: Mit zig Einkaufssackerln herumzurennen ist wirklich idiotisch. Aber da gibt es eine grandiose Erfindung, die nennt sich Tasche, da kann man mehrere kleine Sackerl hineingeben und dann trägt man nur noch ein Stück.

Aber grundsätzlich stimme ich ja zu, dass das Einkaufen mit Auto praktischer ist als das Einkaufen mit ÖPNV und Fahrrad, nur hat das nichts mit Einkaufszentren zu tun. Bzw. ist, wenn man mit ÖPNV oder Fahrrad kommt das Einkaufszentrum sogar praktischer, weil da trag ich einmal meine leere Tasche hinein, sperre sie ins Schliesßfach, kaufe meine Sachen ein, sperr sie dazu und wenn ich fertig bin trage ich einmal die gefüllte Tasche in den Bus / stell sie auf das Fahrrad bzw. häng sie mir um den Rücken und fahre heim. Müsste ich in einzelne Geschäfte müsste ich alles, was ich am Anfang gekauft habe die ganze Zeit mit mir herumtragen, was nicht nur unpraktisch ist, sondern auch noch dazu führen kann, des Diebstahls verdächtigt zu werden, weil die Kaufleute ja keine Schließfächer aufstellen, was ich ja bereits als selbst verschuldeten Nachteil aufgeführt habe.

Zitat

3. Die Verkehrsbetriebe verleiden einen auch die Fahrt in die Innenstadt, zB heute: just am ersten Einkaufssamstag im Advent gibt es SEV vom Bahnhof in die Alte Poststraße, das ist auch sehr intelligent geplant... ::)


Das kommt noch dazu. Um in die Innenstadt zu gelangen, muss man eine (tendenziell überfüllte) Tram nehmen, in die Einkaufszentren fahren die (meist leeren) Tangentialbuslinien - zumindest hier in Graz.

Liebe Grüße,
Stefan

Re: Keine Schranken mehr für die Einkaufszentren
Antwort #8
Bist du schon einmal mit dem Fahrrad von Mariatrost ins Center West zum Einkaufen gefahren? Ja? War sicher ganz lustig..........
Ohne entsprechende Raumordnung und restriktive Maßnahmen wird man den Einkaufszentrenwahn nicht bremsen können. Nur: Wo ist der Politiker, der soviel Mut hat??
MfG  Gerold.

  • kroko
Re: Keine Schranken mehr für die Einkaufszentren
Antwort #9
Ich bin ja gar nicht gegen Einkaufszentren. Aber ich find die Bedingungen sollten fair sein.

Die Nachteile einer Innenstadt erlebt jeder Kunde - z.B. die Parkplatzprobleme. Die Nachteile von Einkaufszentren, z.B. extremes Autoverkehrsaufkommen, trägt die Allgemeinheit - und das finde ich unfair.


Das ist mE. genau das gleiche wie beim blöden Gerede von wegen "Wahlfreiheit bei der Verkehrsmittelwahl", das vor 20, 30 Jahren gang und gäbe war, und das man heut noch von ÖAMTC, ÖVP und FPÖ hört. So eine "Wahlfreiheit" ist nur sinnvoll unter fairen Bedinungen. Die Nachteile der Öffis erlebt jeder Öffi-Nutzer selbst, die Nachteile des Autoverkehrs (Luftverschmutzung, Flächenverbrauch, Umweltschäden usw.) trägt die Allgemeinheit - und das finde ich unfair. Wahlfreiheit ja, aber so dass jeder die negativen Folgen seines Verhaltens selbst zu spüren bekommt. Wenn man das nicht berücksichtigt, dann ist Wahlfreiheit gleichzusetzen mit Egoismus - und genau deshalb haben wir ja den Staat, um den Egoismus des Einzelnen so zu lenken, dass insgesamt fürs Gemeinwohl was positives rauskommt.

In tausend anderen Bereichen schaffen wir das. Siehe z.B. Zigaretten: jeder hat die Wahlfreiheit, zu rauchen oder nicht zu rauchen. Aber weil das Rauchen sehr hohe Kosten verursacht (Krankheit, Krankenstand), werden Zigaretten nicht zum Produktionspreis (bzw. Marktpreis) verkauft, sondern sind hoch besteuert - so dass die finanziellen Schäden, die das Rauchen erzeugt, nicht von der Allgemeinheit, sondern von den Rauchern bezahlt werden. In manchen Ländern werden aus diesem Grund z.B. Softdrinks extra besteuert.

In vielen Bereich klappt das also - aber beim hochemotionalen Thema Autoverkehr nicht. Hier kann keine Rede davon sein, dass die gesamtwirtschaftlichen Schäden des Verkehr von denen bezahlt werden, die sie verursachen. Aber genau das wäre angebracht, finde ich. Dass also z.B. der LKW-Verkehr die Schäden bezahlt, die er verursacht (und somit im Endeffekt nur der Kunde, der weit hergekarrte Artikel konsumiert, und nicht jeder gleich). Oder dass die Autobahn-Abgabe von den gefahrenen Kilometern abhängt - nicht wie derzeit pauschal für alle gleich ist. Oder dass eben Einkaufszentren durch Steuern (z.B. Parkplatzabgabe) den Schaden ausgleichen, den sie verursachen. Erst dann kann von Fairness die Rede sein.

  • kroko
Re: Keine Schranken mehr für die Einkaufszentren
Antwort #10
Vielleicht löst sich das Problem von selbst - wenn man einem ORF-Bericht glauben darf, ist der Shppingcenter-Boom vorbei.

Shoppingcenter-Boom ist vorbei
Die Wirtschaftskrise ist an der Shoppingcenter-Branche in Österreich nicht spurlos vorübergegangen. 2010 habe es viel weniger neue Projekte gegeben als in den Jahren zuvor, zeigt eine aktuelle Studie von RegioPlan.
            
Auf elf der ehemals wichtigsten Shoppingcenter-Märkten Europas seien im Vorjahr rund 180 Projekte aufgelassen und die Fertigstellung von 400 weiteren Projekten auf die kommenden Jahre verschoben worden.

"Die Zeit, in der sich jedes größere Bauunternehmen in der Entwicklung von Handelsimmobilien versuchte, sind vorbei", fasst Hanna Bomba-Wilhelmi von RegioPlan zusammen. Die Krise habe aber auch eine bereinigende Wirkung gehabt: Zwar gebe es nun weniger Projekte als früher, dafür seien diese aber besser geplant.
            
            
Mit der zunehmenden Qualität der geplanten Projekte würde allerdings wieder etwas Schwung in die Finanzierung durch Banken und Fonds kommen, heißt es weiter. Potenzial ortet RegioPlan vor allem in Deutschland, Polen und der Türkei. Hier gebe es zum einen eine niedrige Dichte an Einkaufszentren, zum anderen hätten diese Länder die Wirtschaftskrise gut überstanden.
                     
Das Beratungsunternehmen RegioPlan zeigte bereits in einer früheren Studie, dass Österreichs Shoppingcenter zwar größer werden, aber nicht produktiver. Demnach habe es kaum flächenbereinigtes Wachstum gegeben. Standort, Funktion und Größe seien nicht immer aufeinander abgestimmt.

Nur 30 der 70 Objekte konnten im untersuchten Zeitraum ihre Flächenproduktivität um mehr als acht Prozent, also auch inflationsbereinigt, steigern. In Summe haben sich die Quadratmeterumsätze nur um knapp vier Prozent - und damit weniger stark als die Teuerungsrate - erhöht. "Dies bestätigt auch die häufige Annahme, dass bei Erweiterungen von Einkaufszentren die neu geschaffenen Flächen niedrigere Quadratmeterumsätze als die Bestandsflächen erreichen werden", so Michael Oberweger von RegioPlan.

http://oesterreich.orf.at/stories/505731/