Das mag in der Theorie so sein, doch die ist schlicht Humbug!
Der Fahrplan ist doch so zu gestalten wie er aufgrund der Gegebenheiten umzusetzen ist und nicht umgekehrt. Der falsche Weg ist, (ausgewürfelte?) "Kantenfahrzeiten" fest zu legen, wie der Fahrplan zu sein hat, um dann Milliarden auszugeben, damit man ein paar lächerliche Kurven begradigen kann, um danach den theoretischen Fahrplan irgendwie hinzubiegen.
Das braucht doch niemand!
Nur weil du es offenbar nicht brauchst, heißt es nicht, dass es niemand braucht.
Beim ITF geht es nämlich genau nicht darum, so schnell wie möglich zwischen zwei Bahnhöfen zu fahren, sondern so schnell wie nötig. Anders ausgedrückt, geht es darum, optimale Umsteigemöglichkeiten durch Taktknoten zu ermöglichen. Für solche ist es notwendig, dass alle Züge ca. gleichzeitig ankommen und nach ein paar Minuten alle Züge wieder vom Bahnhof losfahren. Aus diesem Grund zahlt es sich z.B. nicht aus Graz-Wien auf durchgehend 200 km/h auszubauen. Es zahlt sich aber schon aus, ein paar kleine Projekte umzusetzen, um die Kantenfahrzeit zu schaffen.
Ein wunderbares Beispiel hierfür ist der Bahnhof Wiener Neustadt Hbf. Der Taktknoten ist hier um halb. Nahverkehrszüge aus allen Richtungen kommen kurz vor halb an, warten dann auf die Fernverkehrszüge Graz-Wien, die direkt vor halb ankommen und gleich weiterfahren. Anschließend fahren dann alle Nahverkehrszüge kurz nach halb los. - Man kann von jeder Richtung in jede Richtung perfekt umsteigen. (Voraussetzung ist natürlich, dass alle Züge pünktlich sind, aber das sollte sowieso der Fall sein.)
Und Kantenfahrzeiten sind keinesfalls ,,gewürfelt". Es sind immer 30 min oder 60 min und in Ausnahmefällen 45 min (oder ein Vielfaches davon). Wichtig ist nämlich auch immer, dass es nicht nur zwischen zwei Knoten passt, sondern auch im gesamten Netz (Flächenwirkung). Ein abfahrender Zug muss nämlich auch den nächsten Taktknoten bedienen können und dort der Anschluss wieder den nächsten. z.B. müssen die Züge so abgestimmt sein, dass für die in Graz abfahrenden Züge in Wien ein Anschluss gewährleistet ist Richtung Westen und dass bei in Graz abfahrenden Züge Richtung Villach, dort ein passender Zug weiter nach Salzburg fährt. In Salzburg wiederum muss der Anschluss zwischen den von Villach und den von Wien kommenden Zügen passen.
Dadurch wird Zugfahren attraktiv. Nicht durch Hochgeschwindigkeitsstrecken, auf denen man vielleicht 15-20 min spart, sondern durch attraktive Anschlüsse zur Weiterfahrt. Denn die Reise ist auf den wenigsten Strecken mit nur einem Zug bewältigbar.
(Nicht falsch verstehen, teilweise machen Hochgeschwindigkeitsstrecken natürlich Sinn, wenn ein entsprechender Zeitgewinn dahintersteht. Der Semmeringbasistunnel verkürzt z.B. die Kante Wiener-Neustadt - Mürzzschlag von 60 auf 30 min - passt also perfekt ins System. Aus diesem Grund hat bei diesem Tunnel eine teurere aber kürzerer Variante keinen Sinn, da die Fahrzeit nicht ins System passen würde.)
Der Fahrplan ist doch so zu gestalten wie er aufgrund der Gegebenheiten umzusetzen ist und nicht umgekehrt.
Absolut falsch!
Aus oben genannten Gründen ist die einzig vernünftige Variante für das Eisenbahnnetz nicht ,,Wir haben eine Infrastruktur und da schau ma, welchen Fahrplan man fahren kann", sondern ,,Wir wollen diesen Fahrplan und bauen die Infrastruktur entsprechend aus." So wird es nämlich heutzutage (weitgehend) gemacht. Graz-Bruck ist eine der wenigen Ausnahmen, wo der Fahrplan doch nur ein wenig hingetrickst wird im Zielnetz 2025.
Das wird dir jeder Eisenbahnexperte bestätigen und das lernt auch jeder Student auf der TU Graz, wenn er die Vorlesung ,,Eisenbahnwesen Grundlagen 1" besucht.