Geheimprojekt als Kampfansage an den Verbund: Bis 2015 soll in der Grazer Puchstraße ein Kombi-Kraftwerk für Gasbetrieb mit 400 Megawatt Leistung gebaut werden. Kosten: 230 Millionen Euro. Der Aufsichtsrat der Energie Steiermark hat in der Vorwoche unter strengster Geheimhaltung grünes Licht für ein energiepolitisches Großprojekt gegeben. Demnach soll in den nächsten acht Jahren im südlichen Stadtgebiet von Graz ein 400-Megawatt-Gaskraftwerk gebaut werden. Von der Dimension her könnte es die gesamte Stadt mit Fernwärme beliefern.Inbetriebnahme. Sämtliche Eckdaten dieses Riesenprojekts liegen der Kleinen Zeitung exklusiv vor. Laut Aufsichtsratsbeschluss soll bis 2011 die Umweltverträglichkeitsprüfung für das Kraftwerk erwirkt werden. Danach könnte man bauen, für 2015 ist die Inbetriebnahme vorgesehen.
Areal. Das Kraftwerk auf einem drei Hektar großen Areal an der Mur ist als Ersatz für das derzeit bestehende Fernheizkraftwerk Puchstraße gedacht. Dieses Kraftwerk wurde schon 1961 (ursprünglich als Kohlekraftwerk) gebaut und ist heute nicht nur technisch total veraltet, sondern auch unwirtschaftlich. Deshalb dient es nur als Not-Anlage zur Abdeckung von Verbrauchsspitzen an kalten Wintertagen. Bis 2013 soll diese verAnlage abgewrackt werden.
Fernwärme. Den Großteil der Fernwärme bezieht Graz derzeit aus dem Kraftwerk Mellach der Verbund-Tochterfirma ATP. Allerdings gibt es Probleme, weil die Wärmeleitung von Mellach nach Graz an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. Der Bau einer zweiten Leitung wurde mehrfach überlegt, dies würde aber samt einem erforderlichen Pufferspeicher in der Stadt 60 Millionen Euro kosten.
Vorplanungen. Nach langen Vorplanungen hat die Estag die Weichen jetzt anders gestellt: Man geht aufs Ganze und baut um 230 Millionen Euro ein hochmodernes Gas-Kombikraftwerk in der Landeshauptstadt. Modernste Technologie kommt zum Einsatz: Zunächst wird mit Gas eine Turbine angetrieben, die ihrerseits einen Generator treibt. Dabei entstehen gewaltige Mengen an Abwärme. Die werden genützt, um Wasserdampf zu erhitzen und so eine zweite Turbine zu treiben. Auch die dortige Abwärme wird ein zweites Mal genützt. Technisch können auf diese Art 80 Prozent Wirkungsgrad erzielt werden.
Kampfansage. Das Projekt ist auch eine Kampfansage an den Verbund. Denn die Estag hat immer wieder versucht, sich beim geplanten neuen Verbund-ATP-Großkraftwerk in Mellach als Mitbetreiber ins Spiel zu bringen. Der Verbund hat aber signalisiert, dass er daran nicht interessiert ist. Trotzdem dürfte die Estag auch nach 2015 einen Teil des Wärmebedarfs aus Mellach beziehen. Denn die Tarife sind günstig. Woher das Grazer Kraftwerk sein Gas bezieht, wird erst 2011 entschieden: Es muss nicht aus Russland stammen. Alternativen sind die Nabucco-Leitung, die Gas aus dem Nahen Osten über die Türkei liefern soll, oder auch Flüssiggas aus Tankern, die an der oberen Adria anliefern.
Fakten Mit einer Leistung von 400 Megawatt wird das künftige Kraftwerk in der Grazer Puchstraße deutlich größer sein als das alte, bestehende Fernheizkraftwerk. Der Zeitplan sieht zwei Phasen vor: Ab sofort wird an der Umwelterklärung gearbeitet, bis 2011 soll die behördliche Umweltverträglichkeitsprüfung beendet sein. In den Jahren 2011 bis 2015 sollen Ausschreibung und Bau erfolgen. Die Kosten der Anlage sind mit 230 Millionen Euro veranschlagt.
ERNST SITTINGER
Quelle:
www.kleine.at Na wenn das kein April-Scherz ist. Die haben echt einen an der
Alleine wenn man schon an Terroristen denkt.
Normalerweise bin ich gegen Greenpeace, aber die werden sicherlich aufschreien und demonstrieren.