Ich kann die positiven Meinungen zur Sectioncontrol im Plabutschtunnel nicht teilen.
Ausgangsbasis:a) Ich bin regelmäßiger Benutzer (mehrmals die Woche) des Plabutschtunnels: Überhöhte Geschwindigkeiten (d.i. mehr als 100 km/h + 10 km/h Toleranz) durch Inländer sind wirklich die große Ausnahme. Im Großen und Ganzen fahren die Inländer sehr diszipliniert und keineswegs aggressiv.
b) Ausländische Kraftfahrer hingegen missachten das Tempolimit durchaus regelmäßig. Es ist ein interessanter Effekt, dass gerade diese Gruppe nach Einfahrt in den Tunnel die Geschwindigkeit massiv vermindert, um dann nach einigen Kilometern das Tempolimit eindeutig zu überschreiten.
c) LKW halten sich grundsätzlich nicht an die 80 km/h, sind alle knapp über 90, teils bei 100km/h im Gefälleabschnitt.
d) Der Ausländeranteil im Plabutschtunnel ist extrem hoch, zu Reisezeiten weit über 85%, dazu durchgängig nahezu 80% ausländische LKW.
e)
Die wenigsten ausländischen Kraftfahrer fangen mit dem Begriff Section Control etwas an. Kein Wunder, gibt es doch die Section Control nur in den Niederlanden und in Italien, da meine ich aber nur in der Form der Kontrolle des Durchfahrens der Mautstellen auf den Autobahnen (Polizei will die Mautzettel sehen und errechnet anhand der aufscheinenden Uhrzeiten die Durchschnittsgeschwindigkeit)
Beweis: Man beobachte im Wechselabschnitt die Vollbremsungen von ausländischen Kraftfahrern, wenn sie das Gerüst der Section Control und das Schild wahrnehmen. Kaum sind sie unter dem Gerüst durch, wird wieder beschleunigt
Schon gar nicht wissen ausländische Kraftfahrer, dass die Section Control genau zwischen den Tunnelportalen installiert ist, das wissen wohl nur Grazer Insider. Wie möchte man aber ausländischen Kraftfahrern nun die Funktionsweise dieser (europaweit gesehen) exotischen Geschwindigkeitsüberwachung vermitteln? Das Taferl mit der Kamera und dem Wort Section Control ist für einen Ausländer nichtssagend ...
Geradeeinmal unter LKW-Fahrern wird sich das Wissen verbreiten. Aber kann die Section Control im Plabutschtunnel überhaupt limitierte LKW von 3,5 Tonnern unterscheiden? Das ist ein schwieriges Unterfangen, per Kamera zu sagen, dass ist ein 100 km/h 3,5 Tonner und das ist ein 80 km/h 6 Tonner LKW ...
f) Die Section Control hat eine sehr geringe Toleranzgrenze, da die Messungenauigkeit herkömmlicher Radar und Lasergeräte wegfällt. D.h. ab 105 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit heißt es bezahlen.
g) Das Fahren auf einer längeren Section Control Strecke fordert mehr Aumerksamkeit: Leider nicht auf das Verkehrsgeschehen, sondern auf die Tachonadel. Wer nicht in der glücklichen Lage ist, ein Auto mit Tempomat zu besitzen, wird nicht umhin kommen, die Tachonadel ständig im Auge zu bewahren. 5 km/h Toleranz sind nicht viel.
h) Was passiert nun, wenn man entdeckt dass man um 5 km/h über dem Limit ist: Richtig, man bremst auf 90, um wieder Zeit gutzumachen. Bei einer normalen Geschwindigkeitsbeschränkung peilt man wieder die 100 an und gut ist es. Bei der Section Control muss ich die Geschwindigkeit unter das Limit reduzieren. Sogenanntes Pumpen des Verkehrsflusses entsteht. Somit kommt es in der Sectioncontrol immer wieder vor, dass der Vordermann unvermittelt ohne ersichtlichen Grund auf die Bremse steigt: Ahh, er hat entdeckt, dass er zu schnell war und muss nun Zeit schinden ....
Was folgern wir aus diesen Tatsachen: a) Die Section Control ist bei den meisten ausländischen Kraftfahrern wirkungslos, weil sie deren Funktion meist gar nicht kennen. Es werden die zu schnell fahrenden Ausländer weiter zu schnell fahren.
b) Die Aufmerksamkeit der korrekt fahrenden Lenker wird sich vermehrt vom Verkehrsgeschehen auf die Tachonadel verlagern. Man fahre einmal im Wechselabschnitt bei 80km/h Limit durch die Section Control und dann wird man wissen, welche Aufmerksamkeit die Tachonadel benötigt.
c) Das unvermeidbare Pumpen und unvermittelte Bremsmanöver zur Einhaltung der Durchschnittsgeschwindigkeit in einer Fahrzeugkolonne trägt zur Verkehrssicherheit nichts bei - im Gegenteil, vermehrte Spurwechsel und Überholmanöver sind die Folge.
d) In Kombination mit den 'unbedarft' fahrenden Ausländern wird es mehr Spurwechsel geben als früher - und gerade Spurwechsel im Tunnel sind gefährlich und Auslöser für Unfälle aller Art.
e) LKW brauchen sich nicht einzuschränken und können weiter ungeniert das Limit um 20 km/h überschreiten, wird doch eine LKW-Erkennung allenfalls nur für Inländer funktionieren (wenn man in der Lage ist, die fotografierten Kennzeichen online mit der Zulassungsdatenbank abzugleichen).
f) Der Erziehungseffekt für ausländische Lenker ist selbst bei Verhängung einer Strafe gleich Null: Weder wird der Strafe ein Plan beiliegen, wo man die Übertretung gemacht hat noch wird eine Funktionsbeschreibung der Section Control mitgeliefert werden ....
g) allgemein kommt dazu, dass sich ausländische Lenker nach wie vor nicht unbedingt vor Strafen fürchten müssen: Italien z.B. gibt den Zulassungseigner nicht bekannt, Deutsche müssen von vorne geblitzt werden, und gerade bei den Section Controls in Holland hat sich eingebürgert, dass sich ortskundige deutsche Lenker vor der Kamera eine Zeitung vors Gesicht halten - und das wars mit der Strafe. Könnte ja beim Plabutschtunnel auch funktionieren,nicht? Über das Einholen von Strafen in Rumänien, Polen oder Bulgarien braucht man eh kein Wort verlieren, trotz EU.
Fazit:Die Section Control im Plabutschtunnel ist eine reine technische Spielerei, die viel Geld kostet (auch Wartung!), wenig Geld einspielen wird (allfällige Strafgebühren ins Ausland verbleiben im Ausland!) und bringt wegen dem hohen Ausländeranteil im Plabutschtunnel absolut keinen Beitrag zur Verkehrssicherheit. Im Gegenteil, ich erwarte durch vermehrte Spurwechsel und 'Section Control Bremseffekte' vermehrte Unfälle.
Wer mich jetzt als Raser abstempelt, liegt falsch: Ich befürworte z.B. die SC im Kaisermühlentunnel: 80% wissende Inländer lassen den Ausländern keine Wahl als das Limit einzuhalten. Auch ist der Kaisermühlentunnel kurz genug, um das Fahren in der SC nicht zum Stress ausarten zu lassen, wie etwa der 80er am Wechsel.
Alternative Lösungsvorschläge:Ich will nicht nur kritisieren, sondern auch Lösungsvorschläge für den Plabutschtunnel vorschlagen:
a) Man senke das Tempolimit auf 90 km/h. Dann werden 90% der Fahrer auch die 100 km/h einhalten. Der 90er wird in Österreich so gut wie gar nicht angewandt - gerade im Tunnel wäre er hilfreich.
b) Sehr gut funktionieren bei den ausländischen Lenkern die blinkenden Tempolimittafeln am Wechsel beim Bergauffahren: Ist der Lenker zu schnell, blinkt vor ihm die 100er Tafel mit dem Wort Radar.
Das wird internatrional verstanden! 10 solcher blinkenden Tafeln und ich garantiere, dass 90% aller Fahrer sich an das Limit halten!
c) Warum muss man eigentlich im Normalfall im Tunnel die Spur wechseln können? Es wäre eine Idee, vor dem Tunnel eine Aufteilung der Spuren zu machen und im Tunnel durch doppelte Sperrlinie oder geeignete Gummifahrbahntrenner das Spurwechseln zu verbieten. Die linke Spur wird für LKW, Gespanne etc. verboten, und eine Mindestgeschwindigkeit von 90 vorgeschrieben. Somit regelt sich das Tempo im Tunnel ganz von alleine, ohne technischen Firlefanz.
Zum Schluss ein paar Worte zum Unsinn des Aufwandes der Section Control :Ja, es gibt sie schon lange, die Section Control in allen größeren Tunnels: Beim Besuch der Gleinalmtunnel-Tunnelwarte konnte man schon vor Jahren staunend sehen, dass es ein umfassendes Monitoring System gibt: Man kann von jedem Auto die Geschwindigkeit ablesen, man kann jedes Auto 'einfangen' und seinen Lauf explizit auf einem Monitor durch alle Kameras verfolgen. Also gibts eh schon seit Jahren so eine Section Control: Wenn nun die Polizei sich diese Bilder ansehen würde, Raser erkennen würde und bei der nahegelegenen Parkplatzableit-Verkehrskontrolle den Raser zur Kasse bieten würde, dann hätte das einen gewaltigen Lerneffekt. Aber nein, diese zahlreichen Kontrollen werden nur für die Autobahnpickerlüberprüfung und die Zollfahnder installiert .... macht ja Arbeit, auch die Raser abzukassieren, besonders die Ausländer, die dann kein Wort deutsch können und kein Geld mithaben ......
Und ja: Wir haben bereits eine flächendeckende LKW-Section Control in Form der Go-Boxen und der zahlreichen Mautbalken, die die LKW zum Abbuchen durchfahren. Peinlich genau landet die Durchfahrtszeit und das LKW-Kennzeichen im ASFINAG Rechner, schließlich muss die Mautstrecke ja nachvollzogen werden können. Es wäre 1 Tag Softwareprogrammieraufwand, anhand der Durchfahrtszeiten und der Mautbalkenabstände die Durchschnittsgeschwindigkeit auszurechnen und den Übeltätern eine Strafverfügung zu senden.
Aber das macht man nicht, der Frächterlobby sei Dank. Wahrscheinlich würde unser ganzes Wirtschaftssystem zusammenbrechen, wenn die LKW sich an alle Vorschriften halten müssen
Was bleibt über von der Section Control im Plabutschtunnel: Eine teure Verschwendung von Steuergeld, deren vielbejubelte Verkehrssicherheit durch viel billigere Maßnahmen viel besser erreicht hätte werden können. Nicht einmal zum Geldverdienen wird sie gut sein (Ausländeranteil!) .....