Pressestunde zu den Gemeindereformen jetzt im ORF2!
Erstellt am: September 18, 2011, 11:07:43
In "Steiermark heute" am Abend wird es eine Zusammenfassung geben.
Der neue Weg des MiteinandersAm Donnerstag fällt der Startschuss für die Gemeindezusammenlegungen: Viele Bürgermeister sind innerlich längst für den Schritt bereit.
Bis 2013 soll eine neue steirische Landkarte entstehen
Die Steiermark ist mit 542 Gemeinden das kleinststrukturierte Bundesland in Österreich - 39 Prozent der Kleinstgemeinden liegen in unserem Bundesland. Der finanzielle Druck wächst - 200 Kommunen verzeichneten 2010 bereits einen Abgang im Budget.
Bis 2013 soll eine neue steirische Landkarte entstehen. Am Donnerstag fällt mit der ersten von drei Bürgermeisterkonferenzen, jener in Hitzendorf, der Startschuss für den Reformprozess. Von außen sieht es für manche so aus, als hätte sich die finanziell bedrängte Regierung plötzlich und aus einem Akt der Selbstverteidigung heraus entschlossen, den Gemeinden die Unabhängigkeit zu rauben und den Geldhahn zuzudrehen. Tatsächlich ist nur die Option neu, dank des politischen Miteinanders rasch eine umfassende Neuordnung umzusetzen.
Von der Notwendigkeit, ihre Bedürfnisse und Möglichkeiten zu hinterfragen, wurde keine Gemeinde überrascht. Seit Jahren läuft der Regionext-Prozess, der jede Kommune dazu zwang, die eigenen Stärken und Schwächen zu definieren. Getrieben von der Abteilung für Landes- und Gemeindeentwicklung wurden sogenannte "KEKs", kleinregionale Entwicklungskonzepte, erstellt, die die Potenziale über die Gemeindegrenzen hinaus ausloten sollten. Man kennt die eigene Gemeinde, man kennt die Nachbargemeinden, Beamte und Politik im Land kennen die Ausgangslage.
Jetzt geht es darum, dem Wissen Konsequenzen folgen zu lassen. Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) und LH-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer (ÖVP) werden in Hitzendorf Klartext sprechen: Es wird einen Zeitplan geben, bis zu dem jede Gemeinde ihren Standort bestimmen, die Kooperations- bzw. Fusionsbereitschaft definieren muss.
Viele Bürgermeister sind innerlich bereit für einen großen Schritt: weil die Infrastruktur für die Gemeinde allein nicht mehr leistbar ist; weil die personellen Ressourcen für die Fülle der immer komplizierter gewordenen, auch juristischen Aufgaben, nicht reichen; weil im Zuge des Stabilitätspaktes, der Verpflichtung, die Sparvorgaben des Bundes einzuhalten, komplexe budgetäre Planungen gefordert sind, die konkrete Haftungen zur Folge haben.
Die Mutigen werden den Schritt selber wagen, andere letztlich dankbar einen Auftrag der Politik entgegennehmen.
Quelle:
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/2833978/neue-weg-des-miteinanders.story
"Groß-Graz" heizt die Emotionen an57 Gemeinden gibt es rund um die Landeshauptstadt: Nach der Strukturreform werden es weniger sein. Zu Graz wollen die Orte aber nicht, obwohl das durchaus Vorteile hätte.
Die Debatte taucht regelmäßig auf: Graz soll wachsen und Teile seines Speckgürtels eingemeinden. 2007 etwa regte der Wirtschaftsbund an, insgesamt 15 Umlandgemeinden der Stadt zuzuschlagen. Nun geht die Diskussion mit der großen Strukturreform des Landes erneut los. Und heftig. Seiersberg oder Hart als Grazer Ortsteile? Gut möglich. Denn: "Es gibt keine Tabus", predigen Landeshauptmann Franz Voves (SP) und Vize Hermann Schützenhöfer (VP) gerne. Ein zentraler Punkt im Kriterienkatalog der Reformer sieht ein "in sich geschlossenes Siedlungsgebiet" vor. Damit kann man eine Eingemeindung von Feldkirchen, Gössendorf, Hart, Raaba, Seiersberg oder Thal sofort argumentieren.
Dagegen laufen die Bürgermeister aber Sturm. "Mit Graz haben wir nichts am Hut. Wir haben unsere Selbstständigkeit bewiesen und wollen sie erhalten", betont Gerhard Payer (Hart bei Graz). Wie seine Amtskollegen aus Raaba oder Seiersberg verweist er auf die enge Kooperation innerhalb der Kleinregionen in Graz Umgebung. Von "GU Nord" über "10 vor Graz" und "Hügelland" bis "GU 8" und "GU Süd": Man nützt Synergien und Einsparungspotenziale. Ob mehr geht, das bezweifeln nicht wenige Ortspolitiker. Zu Graz wollen sie schon gar nicht. Sofern das passiert, befürchtet Josef Gangl (Raaba) - sinngemäß - einen Aufstand seiner Bürger sowie der angesiedelten Betriebe.
Vorteile eines "Groß-Graz" sieht indes FP-Stadtrat Mario Eustacchio. Beim Finanzausgleich würde viel mehr für Graz herausschauen. Und auch städteplanerisch würden sich neue Chancen eröffnen. Freilich will Eustacchio "keine Eingemeindung von oben herab". Es gehe um eine offene Diskussion und einen Mehrwert für beide Seiten. Auch Bürgermeister Siegfried Nagl (VP) will von Zwangszusammenlegung nichts hören. Er setzt auf Kooperationen.
"Keine Zwangsheirat"Vor Schnellschüssen warnt ebenso Friedrich Zimmermann, Leiter des Instituts für Geographie und Raumforschung an der Karl-Franzens-Universität Graz. Das Entscheidende sei nicht so sehr die Raumplanung, sondern "ob die Menschen und die Zuständigen miteinander können oder nicht. Eine Zwangsheirat wird nicht funktionieren."
Zimmermann steht der Strukturreform zwar grundsätzlich positiv gegenüber. Er warnt aber davor, die emotionalen Bindungen der Menschen zu ihrem Heimatort zu übergehen. "Bei diesem Prozess muss man enorm viel kommunizieren, es sind ja auch viele Menschen betroffen." Allein in GU sind es 142.553.
Quelle:
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2834069/gross-graz-heizt-emotionen.storyWeitere Berichte aus den Regionen in der Quelle oben.
Erstellt am: September 18, 2011, 14:19:30
Gemeindereform: keine Festlegung auf die ZahlIn der ersten steirischen "Sonder-Pressestunde" des ORF Landesstudio Steiermark, abseits von Wahlkämpfen, beschworen LH Franz Voves und LHStv. Hermann Schützenhöfer am Sonntag ihre "Reformpartnerschaft".
Auf das Ausmaß der Gemeindereform wollten sich Voves und Schützenhöfer bei der ersten steirischen "Sonder-Pressestunde" sich nicht festlegen: "Wir gehen nicht mit fixen Zahlen in die Gespräche". Über die Hälfte der Diskussion nahm die Debatte über die geplanten Zusammenlegungen von Gemeinden ein, erst dann ging es an die Fragen von Haushalt und Neuverschuldung bzw. Spitälern. Mit der laut einer Umfrage der "Kleinen Zeitung" hohen Zustimmung zu Strukturreformen und Einsparungen zeigte man sich zufrieden. Von den anderen Landtagsparteien FPÖ, Grünen und KPÖ kam Kritik.
Voves erklärte, natürlich rechne man bei dem demnächst beginnenden Bürgermeisterkonferenzen mit Einwänden, aber die Umfrage in der "Kleinen Zeitung" (Sonntag-Ausgabe) zeige, dass eine Mehrheit sich für Änderungen im Gemeindebereich ausspreche. Man müsse bis Ende nächsten Jahres zu neuen Strukturen kommen, "um Heimat in der Region zu erhalten". "Wir haben eine unglaubliche Abwanderung. Wenn wir die Metropolisierung stoppen wollen, müssen wir uns auf impulsgebende Projekte konzentrieren, Jobs und Wirtschaft, im Rahmen des Programms Regionext".
"Steiermark neu ordnen""Das wird kein Spaziergang für uns werden, aber wir haben gesagt, wir ordnen die Steiermark neu", so Schützenhöfer. Die letzte Gemeindereform habe es unter LH Josef Krainer senior vor rund 40 Jahren gegeben, von über 1.000 auf 562, derzeit halte man bei 542. Es gehe nicht nicht gegen den Willen der Bürgermeister, sondern mit ihnen gemeinsam. "Mit Zusammenlegung alleine werden wir die Finanzprobleme der Kommunen nicht lösen, aber andere Bundesländer werden unsere Diskussion auch bald haben, sie wissen es nur noch nicht. Und niemand kann mir weismachen, dass z. B. 100 Gemeinden weniger nicht weniger kosten als 100 mehr". Kommunen seien das Rückgrat des Landes, aber "Heimat entsteht nicht im Gemeindeamt, nicht böse sein", so der steirische ÖVP-Chef.
In Hinblick auf das Landesbudget gaben sich Voves und Schützenhöfer selbstkritisch: "Wir haben einiges 2005 bis 2010 nicht richtig gemacht, ich gebe das zu, aber das haben wir mit dem jetzigen Doppelbudget wieder eingefangen", so Voves. Man müsse auch mit Reform der Schulen, Gemeinden, öffentlicher Verwaltung und Spitäler die Sache angehen, bis 2014 werde man keine Neuverschuldung mehr eingehen: "Haben wir 2015 immer noch eine solche, bin ich gescheitert". Schützenhöfer: "Ich sage mea culpa, aber nicht mea maxima culpa, so viel Latein kann ich als ehemaliger Ministrant. Immerhin sind wir das einzige Bundesland, das sein Budget von heuer 5,2 Mrd. auf 5 Mrd. Euro nächstes Jahr senkt".
Reformen sollen bis 2013 erledigt sein
Zu der OGM-Umfrage der "Kleinen Zeitung", wonach die SPÖ mit 36 Prozent (+3) und die ÖVP mit 31 Prozent (+1) bzw. 61 Prozent Zustimmung zur Gemeindezusammenlegung rechnen könne, meinte der LH, damit sei er zufrieden. "Die Reformen werden bis 2013 erledigt sein, beide Parteien werden erkennbar bleiben", so Voves. ÖVP-Chef Schützenhöfer: "Wir haben etwas für das Land zu tun. In Summe ist der Weg richtig, wir haben zusammen laut der Umfrage fast eine Zweidrittel-Mehrheit. Im Bund wissen sie nicht, ob sie noch eine Mehrheit haben".
Die Reaktionen der steirischen Landtagsparteien auf die steirische "Sonder-Pressestunde" - die eigentliche ORF-Pressestunde mit ÖVP-Vizekanzler Michael Spindelegger wurde erst im Anschluss im Sendegebiet Steiermark ausgestrahlt - waren wenig freundlich: FPÖ-Landesrat Gerhard Kurzmann sprach von "reiner Ankündigungspolitik ohne Substanz und bloßem Stückwerk statt einer echten, durchdachten Reform". KPÖ-Klubchefin Claudia Klimt-Weithaler meinte, die sich ständig wiederholende Sparrhetorik könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass alle Belastungen auf Kosten jener gehen, die schon jetzt keinen finanziellen Spielraum hätten. Grünen-Klubchefin Ingrid Lechner-Sonneck: "Die 'Reformpartnerschaft' feiert ihre Ankündigungspolitik ab, hat weiter taube Ohren für die Folgen ihrer Kürzungen und zeigt sich erschreckend uninformiert."
Quelle:
http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/2834433/gemeindereform-keine-festlegung-zahl.story