Es ist wieder einmal so weit. Die Tage sind kurz, das Semester schon lang, beste Voraussetzungen, sich Gedanken zu machen, wo man in den Semesterferien hinfahren könnte. Wie es der Zufall so will, finden just in dieser Zeit ,,Lissabonfestwochen" auf DSO statt, Anlass genug, auch meine eigenen Fotos aus 2010 noch einmal durchzuschauen (diese Ergebnisse findet man hier >
http://www.styria-mobile.at/home/forum/index.php?topic=6793.0) und ich komme schnell zu dem Entschluss, möglichst bald wieder selbst nach Lissabon zu fahren, um selber noch ein paar Fotos zu machen. Immerhin steht die Einstellung der Linie 18E angeblich kurz bevor, und bei meinen bisherigen Besuchen habe ich mich nur auf die Innenstadt konzentriert. Über Weihnachten werden dann auch verschiedene Reiserouten ausgetüftelt und bald darauf steht der Plan. Per Nachtzug soll es zuerst nach Zürich gehen, von dort aus gleich weiter mit dem TGV über die neue LGV nach Paris, wo ich mich in zwei Tagen um die Metro kümmern will. Dann mit dem Surex nach Lisboa und in fünf Tagen möglichst viel Straßenbahn ,,zu machen". Der Rückweg soll dann möglichst direkt über Madrid - Barcelona - Paris - Zürich wieder nach Graz führen. Mehr Informationen über Tickets und Planung dann im letzten Teil, jetzt gleich rein ins Vergnügen.
Samstag, 4. Februar 2012, es geht wieder einmal auf große Fahrt. Der Rucksack ist gepackt, die Kamera ist bereit, es kann also losgehen und ich mache mich auf mit dem Bus zum Bahnhof. Pünktlich um halb Neun bin ich dort, denn meine Fahrkarte für den Schlafwagen öffnet mir auch die Türen der Lounge am Grazer Hauptbahnhof. Ab zwei Stunden vor Planabfahrt darf man sich dort einfinden, effektiv bleibt mir aber nur eine Stunde, da die Lounge hier schon um 21.30 Uhr schließt. Also mache ich es mir bequem, lade meine zwei Rucksäcke ab und hole mir erstmal Knabberzeug und Rotwein. Vielleicht nützt mir der ja noch, wenn ich nachher einen Schnarcher im Abteil haben sollte. Die Lounge in Graz ist versteckt im Gastrobereich, Fenster gibt es keine, was schade ist. Trotzdem fühle ich mich hier ganz wohl, es ist irgendwie gediegener als in der Lounge am Westbahnhof in Wien, der einzige Vergleich, den ich habe. Ruhig ist es auch, schließlich bin ich, bis auf eine Professorin der FH die auf dem Weg nach Freiburg ist, alleine hier. Wobei, dadurch fällt das Klappern der Klimaanlage doch recht unangenehm auf. Aber was soll's, ich kann genüsslich Rotwein süffeln, Zeitschriften durchblättern, so schlecht ist das alles nicht. Auf diese Art beginne ich gerne eine Reise, vor allem, wenn im Anschluss eine Nachtfahrt mit einem WL AB30 ex P ansteht.
Perfekter Beginn einer schönen ReiseDie gediegene Lounge im Grazer HauptbahnhofSchließlich ist es Zeit zu gehen, die Lounge schließt für heute ihre Tür. Für uns sogar zu früh, sodass wir durch den Hinterausgang geleitet werden, sehr zur Überraschung zweier Mungos. Anschließend noch zum bahnhofseigenen Supermarkt, der praktischer Weise sieben Tage die Woche bis zehn Uhr abends geöffnet hat, um Proviant zu kaufen, der bis morgen Nachmittag reichen muss. Dann geht es auch schon zum Zug, der, wie es sich gehört, auf Bahnsteig 1 bereitgestellt ist. Im Schlafwagen herrscht noch ein wenig Chaos, der Wagen wurde kurzfristig getauscht und nun hat die Schlafwagenschaffnerin mit Unterstützung ihres Kollegen vom Liegewagen alle Hände voll zu tun, die Abteile entsprechend der Buchungen herzurichten, was ihrer Freundlichkeit aber keinen Abbruch tut. Mein Abteil ist noch in Tagstellung, also bleibt mir die Spannung noch erhalten, ob ich noch Mitreisende im Abteil habe oder unverhofft statt T3 Single bekomme. Tatsächlich kommt ein weiterer Reisender ins Abteil, tja, Pech gehabt. Doch dann die überraschende Wende, sein Kollege hat ein Bett in einem anderen Abteil bekommen aber sie würden gerne zusammen fahren, ob ich vielleicht...? Zum Glück sprechen beide, sie scheinen Ungarn zu sein, ein wenig Deutsch und Englisch (mein Ungarisch beschränkt sich auf einen bescheidenen Wortschatz von vielleicht drei oder vier Wörtern...) und so geht der Abteilwechsel schnell über die Bühne. Kurze Erklärung für die Schlafwagenschaffnerin und ich habe doch noch mein Single. Wunderbar! Die Laune ist prächtig, noch mal schnell daheim angerufen, dann den Frizzante geleert und pünktlich um 22.25 geht es ab in die Nacht.
1116 264-1 mit EN 464 Zürichsee, Bmpz73+Bcmz61+WLABmz+Bcmz61+Bmz61+DDmz+DDmz steht abfahrbereit am Bahnsteig 1AMein ursprüngliches Abteil im WLAB30 ex P. Geräumig wie nix.Waschschrank und Übergangstür zum NachbarabteilFrühstücksliste und SchlummertrunkDie Nacht verläuft ruhig, ich schlafe fast bis Buchs durch. Draußen dampfen die Weichenheizungen, kurz darauf kommt der Schweizer Zoll vorbei, ich habe aber nichts dabei, was ich deklarieren könnte. Auf dem Weg nach Sargans leuchten die Berggipfel Graubündens im Morgenrot, gerne würde ich hier ,,nach links" abbiegen. Stattdessen kümmere ich mich um die Morgentoilette und im Anschluss steht das Frühstück auf dem Programm. Zu den vier Basiskomponenten habe ich mir wieder zwei Extras gegönnt und so steht ein gut gefülltes Tablett vor mir und ich lasse es mir schmecken. Da stört es mich auch nicht, dass mein Abteil in Fahrtrichtung links ist und ich von Walensee und Zürichsee nicht viel mitbekomme. Schließlich haben wir auch die letzten Kilometer hinter uns gebracht und rollen auf die Minute pünktlich um 09.20 in Zürich HB ein. Somit habe ich keine Eile, meinen Anschlusszug, den Lyria nach Paris, zu erreichen, der um 09.34 abfahren soll. Sehr viel los ist an diesem kalten Sonntagmorgen nicht in Zürich, aber eine gewisse Betriebsamkeit strahlt dieser Knotenpunkt dennoch aus. Es bleibt noch Zeit, sowohl meinen Nachtzug als auch den Lyria in Gestalt eines TGV POS abzulichten, bevor ich es mir im Zug bequem mache. Leider bestätigen sich meine Befürchtungen und ich habe einen ,,Fensterplatz" ausgefasst, obendrein gegen die Fahrtrichtung, immerhin bleibt der Sitz neben mir frei.
Frühstück Marke Eigenbau. Das Joghurt und den Orangensaft habe ich mir als Extras gegönnt.Re 4/4 11208 mit EN 464 in Zürich HB; hinter den drei Wagen aus Graz hängt der Zugteil aus Zagreb und BeogradBlick auf den QuerbahnsteigDie alte Bahnhofshalle ist an diesem kalten Sonntagmorgen relativ leer.TGV POS 4403 als TGV Lyria 9210 nach Paris Gare de LyonSo, das soll es fürs Erste auch schon gewesen sein. Danke für die Aufmerksamkeit, mehr über die Fahrt nach Paris via der neuen LGV Rhin-Rhône und den ersten Tag in Paris dann im nächsten Teil.