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Allgemein => Graz => Thema gestartet von: Michael am November 13, 2011, 11:13:08

Titel: Fernwärme Graz
Beitrag von: Michael am November 13, 2011, 11:13:08

Sappi-Gratkorn soll Graz einheizen

Abwärme der Papierfabrik soll helfen, den Fernwärmebedarf für die Anschlusspflicht zu decken / Teure ,,Überklebaktion" bei Kurzparktafeln der Stadt war unnötige Fleißaufgabe.

Einen Fernwärme-Ausbauplan 2025, durch den 40.000 Grazer Haushalte neu ans Netz gehen sollen, haben Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) und Vizebürgermeisterin Lisa Rücker (Grüne) heuer im Sommer vorgelegt. Um den Ausbau forcieren zu können, haben die Koalitionspartner eine Anschlusspflicht verfügt - mit Förderungen und Übergangsfristen.

Nun bleibt die Frage, woher so viel Fernwärme nehmen? Die mehrfach angekündigte zweite Leitung aus dem Kraftwerk Mellach wird uns in Graz aber wohl eher nicht einheizen. Denn heuer im Herbst hat der Bund das dahin gehende Förderansuchen aus Graz abgeschmettert. Dennoch braucht man sich offenbar keine Sorgen zu machen. Denn Nagl und Rücker verhandeln dem Vernehmen nach einen heißen Deal mit Sappi. Geht alles glatt, bauen Energie Graz und Stadt eine Leitung nach Gratkorn, um die Abwärme der Papierfabrik nach Graz zu importieren. Die Abwärme aus dem Norden würde den gesamten Mehrbedarf durch die Anschlusspflicht decken. Im Endausbau sind 80.000 statt bisher erst 40.000 Grazer Haushalte angeschlossen.

Quelle: http://www.kleinezeitung.at/g7/index.do
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: just4fun am November 13, 2011, 12:10:09
Also dass die Leitung von Mellach nicht kommt find ich schon überraschend, war ja früher immer so geplant.

Da hatte ich auch gehofft dass es dadurch zumindest zu einer kleinen Liberalisierung im Fernwärmebereich kommt und man sich dann ausuchen kann ob man die Wärme vom Verbund oder der Energie Graz beziehen will. Schade wieder nix, so bleibt man als Fernwärmekunde auf ewig an die Energie Graz geknebelt und gefesselt.
Weil die Sappi wird wohl kaum Interesse am Direktkundenmarkt haben sondern sie einfach komplett an die Energie Graz abgeben.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Firehawk am November 13, 2011, 13:21:54
Das ganze hat mit dem Anbieter / Versorger nichts zu tun. Es gibt ja bereits eine Leitung und trotzdem bietet der Verbund nichts an.

Auch ist mir nichts bekannt dass eine Liberalisierung der Fernwärmenetze geplant ist - da sie ja immer nur kleine Einheiten sind ist es auch nicht wirklich sinnvoll.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Ragnitztal am März 06, 2020, 19:56:14
Das Fernwärmenetz soll weiterhin, durch eine Fernwärmeoffensive, kräftig ausgebaut werden:

https://steiermark.orf.at/stories/3037810/
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Schampuskrampus am März 07, 2020, 10:34:01
Super Sache!
Anbei ein Bild aus der Raiffeisenstraße, ist es nötig das es in Jahr 2020 schwarz aus einen Häus'l rauchen muss?
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: just4fun am März 07, 2020, 12:49:34
Super Sache!
Anbei ein Bild aus der Raiffeisenstraße, ist es nötig das es in Jahr 2020 schwarz aus einen Häus'l rauchen muss?

Nur Fernwärme muss man sich auch leisten können. Da wird die Wohnung bei vielen armen Leuten dann kalt bleiben im Winter weil ihnen mit Fernwärme dann das heizen zu teuer ist...
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Schampuskrampus am März 07, 2020, 14:30:23
Super Sache!
Anbei ein Bild aus der Raiffeisenstraße, ist es nötig das es in Jahr 2020 schwarz aus einen Häus'l rauchen muss?

Nur Fernwärme muss man sich auch leisten können. Da wird die Wohnung bei vielen armen Leuten dann kalt bleiben im Winter weil ihnen mit Fernwärme dann das heizen zu teuer ist...

Ja genau ganz bestimmt.......
Wo lebst du denn?

In Österreich muss niemand hungern und frieren wenn er/sie es nicht wollen und sich an gewisse Spielregeln halten.

Und wie kommst du überhaupt darauf das Fernwärme teuer wäre?
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: il_treno am März 07, 2020, 17:21:57
Super Sache!
Anbei ein Bild aus der Raiffeisenstraße, ist es nötig das es in Jahr 2020 schwarz aus einen Häus'l rauchen muss?

Nur Fernwärme muss man sich auch leisten können. Da wird die Wohnung bei vielen armen Leuten dann kalt bleiben im Winter weil ihnen mit Fernwärme dann das heizen zu teuer ist...

Ja genau ganz bestimmt.......
Wo lebst du denn?

In Österreich muss niemand hungern und frieren wenn er/sie es nicht wollen und sich an gewisse Spielregeln halten.

Und wie kommst du überhaupt darauf das Fernwärme teuer wäre?
Dann mal die Preise vergleichen, bei Fernwärme gibt es nur eine Richtung nach oben!!! Bei Erdgas, Strom oder Öl kann ich mir meinen Anbieter aussuchen.
Das der Bürgermeister ein Monopol fördert, statt mehr Wettbewerb  spricht nicht für die angebliche Wirtschaftspartei.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: flow am März 07, 2020, 18:06:31
Anbei ein Bild aus der Raiffeisenstraße, ist es nötig das es in Jahr 2020 schwarz aus einen Häus'l rauchen muss?

Eh wuascht wenn "in den vereinigten Staaten von Amerika jeder mind. einen V6 fährt".
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Vitus am März 07, 2020, 20:46:42
Super Sache!
Anbei ein Bild aus der Raiffeisenstraße, ist es nötig das es in Jahr 2020 schwarz aus einen Häus'l rauchen muss?
Wenn man mit Kohle heizt raucht es eben.
Übrigens, überall wo noch eine Dampflok fährt raucht es.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: just4fun am März 08, 2020, 13:21:22
Super Sache!
Anbei ein Bild aus der Raiffeisenstraße, ist es nötig das es in Jahr 2020 schwarz aus einen Häus'l rauchen muss?

Nur Fernwärme muss man sich auch leisten können. Da wird die Wohnung bei vielen armen Leuten dann kalt bleiben im Winter weil ihnen mit Fernwärme dann das heizen zu teuer ist...

Ja genau ganz bestimmt.......
Wo lebst du denn?

In Österreich muss niemand hungern und frieren wenn er/sie es nicht wollen und sich an gewisse Spielregeln halten.

Und wie kommst du überhaupt darauf das Fernwärme teuer wäre?

Was für ein Unsinn, schau dir mal Statistiken an wieviele Personen bei uns auch von Energiearmut betroffen sind, wo oft nur ein raum geheizt wird, oder wo oft auch gar nicht geheizt wird.
Und Fernwärme ist teurer als Holz, Kohle, Öl oder Gas, auch das ist Fakt und lässt sich oft genug nachlesen.

Du lebst wohl in einer rosa Zuckerlblase.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Schampuskrampus am März 08, 2020, 14:29:38


Was für ein Unsinn, schau dir mal Statistiken an wieviele Personen bei uns auch von Energiearmut betroffen sind, wo oft nur ein raum geheizt wird, oder wo oft auch gar nicht geheizt wird.
Und Fernwärme ist teurer als Holz, Kohle, Öl oder Gas, auch das ist Fakt und lässt sich oft genug nachlesen.

Du lebst wohl in einer rosa Zuckerlblase.

Energiearmut was für ein verhöhnender Begriff für wirklich arme Leute, welche es Sozialstaat sei Dank bei uns nicht gibt.

Wie wird in Österreich Armut denfiniert?
Das man ein Auto hat, zwei Flachbildfernseher und genug Geld für die täglichen Hülserln und Tschik?!

Wie bereits erwähnt in Österreich muss niemand frieren, hungern oder auf der Straße leben.  Jene die es dennoch tun , wollen sich schlicht und einfach nicht helfen lassen. Jenen ist es wichtiger täglich 10 Hülserln' und drei Packl' Tschik zu rauchen als ihre Wohnung zu heizen, und wenn du mir nicht glaubst ist das deine Sache aber meine Schilderungen sind Tatsache. Ich habe lange Jahre im Sozialamt der Stadt Graz gearbeitet.

Und bevor ihr jetzt in Scharen über mich herfällt und meine Erfahrungen sowie mein Wissen als Humbug abzukanzeln versucht kann ich euch zu Überprüfung der Fakten ein wenig Mitarbeite bei NGO's wärmstens empfehlen. Dort tut ihr dann nicht nur Gutes sondern werdet auch in solche Wohnungen kommen....


Übrigens, überall wo noch eine Dampflok fährt raucht es.

Was du nicht sagst, glücklicherweise gibt es nicht mehr viel  von diesen Dreckschleudern.
Übrigens wenn ein Dampfer schwarz raucht versteht der Heizer herzlich  wenig von seinem Handwerk.

Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Martin am März 09, 2020, 22:04:05
2 OT Posts entfernt
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Ragnitztal am März 14, 2022, 11:43:06
Eine zentrale Energiequelle für Grazer Fernwärme ist noch immer Erdgas. Eine Belastung nicht nur für das Klima und in Sachen Nachhaltigkeit, sondern auch in diesen Zeiten für die Kosten für die Verbraucher.

Ein politischer Schnellschuss kommt von Landesrat Seitinger. Er kritisiert die Grazer Stadtregierung bzgl. des Status Quo und verlangt den Bau 3 großer (Holz-)Biomasseheizkraftwerke  am Grazer Stadtrand.
Gegenargument der Stadtregierung und von Fachexperten: Es sei zwar dringen nötig, von der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern loszukommen. Es ist aber unrealistisch einen Großteil von Graz mit Biomasse aus Holz zu beheizen.
Zum Einem fehlen die dafür notwendigen Waldflächen, es müsste dann wieder Holz aus dem Ausland importiert werden. Zum Anderen ist Holzfeuerung eine der stärksten Feinstaubquellen und bei nicht nachhaltiger Waldbewirtschaftung, auch über Jahre, eine Netto-CO2-Quelle.
Eine Alternative wäre lt. Experten u.a. die verstärkte Auskoppelung von Wärme aus Industrieanlagen:.

https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/6110954/Fernwaerme-aus-Biomasse_AgrarLandesrat-Seitinger-will-Graz-auf-den
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: PeterWitt am März 14, 2022, 12:34:14
Zum Anderen ist Holzfeuerung eine der stärksten Feinstaubquellen und bei nicht nachhaltiger Waldbewirtschaftung, auch über Jahre, eine Netto-CO2-Quelle.
Wobei ich gerade hier den Vorteil einer großen Anlage gegenüber Einzelverfeuerung in den Häusern sehe: das Holz verbrennt immer unter optimalen Verhältnissen und die Rauchgase können gefiltert werden - es sollte also mMn kaum mehr Feinstaub entstehen als bei einer Feuerung mit Öl oder Kohle, und der Schornstein kann durchaus hoch genug sein um über die Inversionsgrenze hinaus auszustoßen.
Letztlich wird es in Zukunft ein Mix aus vielen unterschiedlichen Energiequellen werden müssen, um die Wende zu schaffen. Solar, Wind, Biomasse, Wasserkraft (nicht nur aus Laufkraftwerken, sondern auch z.B. Flussturbinen), Biogas aus unterschiedlichsten Quellen, Wärmeauskoppelungen aus Industrie, und natürlich auch Zwischenspeicher, um die Unterschiede zwischen Verbrauch und Produktion ausgleichen zu können. 
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: FlipsP am März 14, 2022, 13:09:46
Also persönlich wäre mir Feinstaub aus Holzverfeuerung (am besten aus Blockheizkraftwerken) lieber, als Feinstaub aus Erdgas, wie aktuell.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Ragnitztal am März 14, 2022, 13:19:52
Also persönlich wäre mir Feinstaub aus Holzverfeuerung (am besten aus Blockheizkraftwerken) lieber, als Feinstaub aus Erdgas, wie aktuell.

Erdgas ist allerdings bei dessen Verbrennung ausgesprochen feinstaubarm. Das ist, aus verbrennungstechnischer Sicht, der einzig große Vorteil von Erdgas (und Biogas) gegenüber vielen festen und flüssigen Brennstoffen.

...
Letztlich wird es in Zukunft ein Mix aus vielen unterschiedlichen Energiequellen werden müssen, um die Wende zu schaffen. Solar, Wind, Biomasse, Wasserkraft (nicht nur aus Laufkraftwerken, sondern auch z.B. Flussturbinen), Biogas aus unterschiedlichsten Quellen, Wärmeauskoppelungen aus Industrie, und natürlich auch Zwischenspeicher, um die Unterschiede zwischen Verbrauch und Produktion ausgleichen zu können.

Stimme dir voll zu.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: FlipsP am März 14, 2022, 13:23:41
Also persönlich wäre mir Feinstaub aus Holzverfeuerung (am besten aus Blockheizkraftwerken) lieber, als Feinstaub aus Erdgas, wie aktuell.

Erdgas ist allerdings bei dessen Verbrennung ausgesprochen feinstaubarm. Das ist, aus verbrenungstechnischer Sicht, der einzig große Vorteil von Erdgas (und Biogas) gegenüber vielen festen und flüssigen Brennstoffen.

Andererseits gibt halt Erdgas wieder CO2 frei, als Holz, dass zumindest einigermaßen CO2 neutral verbrennt.

So lange man aber verbrennen muss, um die Fernwärme zu erzeugen, gibt es eben Emissionen.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Sanfte Mobilität am März 14, 2022, 13:28:57
Eine Alternative wäre lt. Experten u.a. die verstärkte Auskoppelung von Wärme aus Industrieanlagen:.

Das ist der Kern, dazu Energiesparen und auch der ergänzende Einsatz von Solarenergie dezentral für Warmwassererzeugung.

W.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Ragnitztal am März 14, 2022, 13:32:07
...als Holz, dass zumindest einigermaßen CO2 neutral verbrennt.

...

Das stimmt pauschal so leider auch nicht. Es gibt genug Beispiele in Europa, wo die Waldbewirtschaftung nicht nachhaltig ausfällt. Sobald das der Fall ist, ist die CO2-Bilanz von Holz auch nicht mehr neutral.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: LS64 am März 14, 2022, 13:37:18
...als Holz, dass zumindest einigermaßen CO2 neutral verbrennt.

Das stimmt pauschal so leider auch nicht. Es gibt genug Beispiele in Europa, wo die Waldbewirtschaftung nicht nachhaltig ausfällt. Sobald das der Fall ist, ist die CO2-Bilanz von Holz auch nicht mehr neutral.

...und der Flächenverbrauch ist riesig. Man benötigt wieder viele schnell wachsende Bäume und damit Monokulturen und diese sind wieder aus anderer Sicht problematisch und so weiter.

Aber entscheidend ist auch ein Punkt, der gerne vergessen wird und der auch im aktuellen IPCC-Report herausgearbeitet wurde: Erstmal muss der Wald verheizt werden, DANN forstet man ihn wieder auf und holt das CO2 sukzessive über Jahrzehnte aus der Atmosphäre. Würde man das also überall machen, hätte man bis 2050 eine katastrophale CO2-Bilanz.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Moderator1 am März 14, 2022, 13:50:10
Eine Alternative wäre lt. Experten u.a. die verstärkte Auskoppelung von Wärme aus Industrieanlagen:.

Das ist der Kern, dazu Energiesparen und auch der ergänzende Einsatz von Solarenergie dezentral für Warmwassererzeugung.

W.

Stichwort "Thermochemische Energiespeicherung" - ein eigentlich sehr spannendes Konzept sobald es in größerer Skalierung effizient funktionieren würde.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: FlipsP am März 14, 2022, 14:03:42
Ich hatte jetzt keine Zeit, um Zahlen zu finden. Aber wollt ihr wirklich behaupten, dass die Steiermark als waldreiches Bundesland nicht genug Holz bereitstellen könnte?

Kann ich mir schwer vorstellen.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: LS64 am März 14, 2022, 14:06:45
Ich hatte jetzt keine Zeit, um Zahlen zu finden. Aber wollt ihr wirklich behaupten, dass die Steiermark als waldreiches Bundesland nicht genug Holz bereitstellen könnte?

Ich denke, da liegt ein Missverständnis vor. Ich glaube nicht, dass das jemand geschrieben hat.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: FlipsP am März 14, 2022, 14:26:28
Ich hatte jetzt keine Zeit, um Zahlen zu finden. Aber wollt ihr wirklich behaupten, dass die Steiermark als waldreiches Bundesland nicht genug Holz bereitstellen könnte?

Ich denke, da liegt ein Missverständnis vor. Ich glaube nicht, dass das jemand geschrieben hat.


Wieso ist dann die Beschaffung des Holzes ein großes Problem?
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Sanfte Mobilität am März 14, 2022, 14:28:32
Ich hatte jetzt keine Zeit, um Zahlen zu finden. Aber wollt ihr wirklich behaupten, dass die Steiermark als waldreiches Bundesland nicht genug Holz bereitstellen könnte?

Und was passiert dann mit dem anderen Holzbedarf (für Baustellen etc.)? Ich meine, es muss doch jetzt schon Holz importiert werden, weil es nicht genügend gibt. Oder liege ich da falsch. Und am Ende wird man die Wälder auch ja irgendwie wiederaufforsten müssen. Das dauert ja nicht, 5, sondern 50 Jahre - das ist ja das Problem bei der so genannten "Ökobilanz".

W.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: PeterWitt am März 14, 2022, 14:33:50
Ich hatte jetzt keine Zeit, um Zahlen zu finden. Aber wollt ihr wirklich behaupten, dass die Steiermark als waldreiches Bundesland nicht genug Holz bereitstellen könnte?

Ich denke, da liegt ein Missverständnis vor. Ich glaube nicht, dass das jemand geschrieben hat.


Wieso ist dann die Beschaffung des Holzes ein großes Problem?
Es ging wohl global gesehen und darum, dass Holz auch nicht nachhaltig entnommen werden kann. Aber eines muss man auch klar sagen:
Aber entscheidend ist auch ein Punkt, der gerne vergessen wird und der auch im aktuellen IPCC-Report herausgearbeitet wurde: Erstmal muss der Wald verheizt werden, DANN forstet man ihn wieder auf und holt das CO2 sukzessive über Jahrzehnte aus der Atmosphäre. Würde man das also überall machen, hätte man bis 2050 eine katastrophale CO2-Bilanz.
Das mag zwar stimmen (wobei ja schon quasi bei Verbrennung begonnen wird das CO2 wieder aus der Atmosphäre zu entziehen), nur lautet die Alternative: weiterhin fossile Energie verbrennen und somit bis 2050 weiterhin täglich zusätzliches CO2 in die Luft blasen, oder eben heute Verbrennen, auch wenn dieses CO2 erst 2050 wieder vollständig durch das Wachstum aufgenommen wurde.
Dazu ein Gedankenspiel: hätte man 1990 alles auf Holzenergie umgestellt, so wäre man schon täglich CO2-neutral unterwegs, anstatt weiterhin täglich weiterhin fossile Energie zu verbrennen und die Welt weiter aufzuheizen.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: PeterWitt am März 14, 2022, 14:37:58
Und was passiert dann mit dem anderen Holzbedarf (für Baustellen etc.)? Ich meine, es muss doch jetzt schon Holz importiert werden, weil es nicht genügend gibt. Oder liege ich da falsch. Und am Ende wird man die Wälder auch ja irgendwie wiederaufforsten müssen. Das dauert ja nicht, 5, sondern 50 Jahre - das ist ja das Problem bei der so genannten "Ökobilanz".
Naja, Österreich exportiert auch kräftig Holz - aber man benötigt eben für unterschiedliche Anwendungen auch unterschiedliche Hölzer, entsprechend wird sowohl Ex- als auch Importiert.
Und ja, die mangelnden Flächen und langen Aufforstzeiten sind bestimmt ein Problem, aber nicht eines der Ökobilanz, sondern eines unserer Lebensweise . denn wir verbrauchen Jährlich weit mehr an Rohstoffen (aller Arten), als der Planet bieten kann. DAS gilt es natürlich als langfristiges Ziel ebenso zu ändern, wird aber nicht ohne Änderung jedes Einzelnen funktionieren.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Bus 15 O530 Citaro L am März 14, 2022, 15:00:26
Beim Holz gibt es wohl zwei große Gründe für Import/Export von Holz.

1. Die benötigte Holzart. Je nach Baumart ist da je ein großer Unterschied bezüglich Härte und dergleichen. Manche Holzarten hat man in einem Land im Überfluss, andere dafür wenig bzw. gar nicht. Das kann entweder wegen des vorherrschenden Klimas (manche Baumarten wachsen bei uns besser, manche schlechter) oder wegen der historischen Entwicklung (welche Baumarten wurden nachgepflanzt?) sein.

2. Der Preis. Je nachdem wo (Personal-/Transportkosten) und vor allem wie (Nachhaltigkeit) Wälder bewirtschaftet werden, ist auch der Preis unterschiedlich.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: FlipsP am März 14, 2022, 15:04:42
Ich hatte jetzt keine Zeit, um Zahlen zu finden. Aber wollt ihr wirklich behaupten, dass die Steiermark als waldreiches Bundesland nicht genug Holz bereitstellen könnte?

Und was passiert dann mit dem anderen Holzbedarf (für Baustellen etc.)? Ich meine, es muss doch jetzt schon Holz importiert werden, weil es nicht genügend gibt. Oder liege ich da falsch. Und am Ende wird man die Wälder auch ja irgendwie wiederaufforsten müssen. Das dauert ja nicht, 5, sondern 50 Jahre - das ist ja das Problem bei der so genannten "Ökobilanz".

W.

Naja. Grundsätzlich sind Bauholz und Brennholz 2 verschiedene Kategorien.

Wie geschrieben: Ich hatte noch keine Zeit Zahlen zu suchen, aber die steirische Holzwirtschaft posaunt ja immer stark heraus, dass noch locker genügend Holz nachhaltig bewirtschaftet werden kann.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Sanfte Mobilität am März 14, 2022, 15:44:12
Naja. Grundsätzlich sind Bauholz und Brennholz 2 verschiedene Kategorien.

Das ist mir schon klar und deshalb habe ich das ja auch so geschrieben, weil sich die Anbieter ja auch an den Märkten orientieren (auch wenn es in der Fortwirtschaft länger dauert).

Zitat
[...] aber die steirische Holzwirtschaft posaunt ja immer stark heraus, dass noch locker genügend Holz nachhaltig bewirtschaftet werden kann.

Da wird gerne viel posaunt, aber meistens wird dann ganz schnell nach Hilfe (von der öffentlichen Hand oder dem Steuerzahler), irgendwelchen (gesetzlichen) Erleichterungen oder sonst was gerufen. Das ist mehr Lobbying als Wirtspolitik. Das glaub ich mal so nicht, v. a. wo kriegen die die ganzen Arbeitskräfte her und wie schauen die Konzepte für die Wiederaufforstung aus?

W.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: FlipsP am März 14, 2022, 16:00:31
Das glaub ich mal so nicht, v. a. wo kriegen die die ganzen Arbeitskräfte her und wie schauen die Konzepte für die Wiederaufforstung aus?

Gerade bezüglich Aufforstung sollte man hier nichts unterstellen!
Die Steiermark und Österreich betreiben eine sehr nachhaltige Forstwirtschaft.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Sanfte Mobilität am März 14, 2022, 16:14:16
Ich unterstelle gar nix, ich zweifle - nur beim Wort "Wirtschaft" bekomme ich leichtes Augenzucken ...

W.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: FlipsP am März 14, 2022, 16:29:00
Ja, ,,Wirtschaft" ist immer böse....




Ich habe mal ein wenig nach Zahlen gesucht:

Graz benötigt jährlich ca 1100 GWh Wärme (Energie Graz). 70% davon wären 770 GWh.
Pro Tonne Fichtenbrennholz kann man mit ca 4 MWh Energie rechnen. Um die gesamten 70% zu ersetzen benötigt man also ungefähr 192.500 t.
Von holzundpapier.de habe ich die Dichte von Brennholz von ca 700 kg/m3.

Somit wären ungefähr 275.000m3 Holz nötig.

Laut proholz.at (https://www.holzistgenial.at/blog/10-fakten-zum-wald-in-oesterreich/) Nummer 3 gibt es in Österreich noch ein jährliches Potential von 4 Mio Kubikmeter, die jährlich, bei nachhaltiger Waldwirtschaft, nicht genutzt werden.

Sieht also nicht ganz so schlecht aus, finde ich. Wobei man natürlich auch andere Alternativen zusätzlich in betracht ziehen sollte.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: just4fun am März 14, 2022, 17:27:51
Das glaub ich mal so nicht, v. a. wo kriegen die die ganzen Arbeitskräfte her und wie schauen die Konzepte für die Wiederaufforstung aus?

Gerade bezüglich Aufforstung sollte man hier nichts unterstellen!
Die Steiermark und Österreich betreiben eine sehr nachhaltige Forstwirtschaft.

Nachhaltig ist relativ. Mit dem Holz das wir massenhaft aus Osteuropa importieren werden die letzten europäischen Urwälder in Rumänien, Bulgarien und auch der Ukraine gefällt. Damit ists leicht im Land nachhaltig zu sein - wobei nichtmal das stimmt, wir haben mehr als genug ökologisch tote Waldäcker bei uns die nix mit einem Wald zu tun haben.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: FlipsP am März 14, 2022, 18:08:13
Das glaub ich mal so nicht, v. a. wo kriegen die die ganzen Arbeitskräfte her und wie schauen die Konzepte für die Wiederaufforstung aus?

Gerade bezüglich Aufforstung sollte man hier nichts unterstellen!
Die Steiermark und Österreich betreiben eine sehr nachhaltige Forstwirtschaft.

Nachhaltig ist relativ. Mit dem Holz das wir massenhaft aus Osteuropa importieren werden die letzten europäischen Urwälder in Rumänien, Bulgarien und auch der Ukraine gefällt. Damit ists leicht im Land nachhaltig zu sein - wobei nichtmal das stimmt, wir haben mehr als genug ökologisch tote Waldäcker bei uns die nix mit einem Wald zu tun haben.

1.) habe ich klar von Österreich geschrieben. Man kann auch nachlesen, dass Österreich ein weit aus größerer Exporteur, statt Importeur im Bereich Holz ist.

2. gerade die Monokulturen werden seit Jahren (eigentlich Jahrzehnten) wieder durch Mischwälder ersetzt oder ergänzt.

Und selbst tote Wälder sind nicht schlecht für die Umwelt.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: just4fun am März 14, 2022, 18:44:19
Das glaub ich mal so nicht, v. a. wo kriegen die die ganzen Arbeitskräfte her und wie schauen die Konzepte für die Wiederaufforstung aus?

Gerade bezüglich Aufforstung sollte man hier nichts unterstellen!
Die Steiermark und Österreich betreiben eine sehr nachhaltige Forstwirtschaft.

Nachhaltig ist relativ. Mit dem Holz das wir massenhaft aus Osteuropa importieren werden die letzten europäischen Urwälder in Rumänien, Bulgarien und auch der Ukraine gefällt. Damit ists leicht im Land nachhaltig zu sein - wobei nichtmal das stimmt, wir haben mehr als genug ökologisch tote Waldäcker bei uns die nix mit einem Wald zu tun haben.

1.) habe ich klar von Österreich geschrieben. Man kann auch nachlesen, dass Österreich ein weit aus größerer Exporteur, statt Importeur im Bereich Holz ist.

2. gerade die Monokulturen werden seit Jahren (eigentlich Jahrzehnten) wieder durch Mischwälder ersetzt oder ergänzt.

Und selbst tote Wälder sind nicht schlecht für die Umwelt.

Falsch, wir sind bei Holz schon lange ein Netto Importeuer, Zahlen 2018: Import von knapp über 10 Millionen Festmeter, Export von nichtmal einer Million Festmeter.

Auch zweiteres ist falsch, bzw. noch ein extrem langer Weg wenn man sich die Baumstatistiken ansieht,w ir haben immer noch einen Fichtenanteil an allen Baumarten von 49%. dann kommen 10% Buche, 5% Kiefer, 4% Lärche, das heisst 70% aller Bäume in Österreich gehören zu gerade einmal 4 Arten...
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: FlipsP am März 14, 2022, 19:24:09
Falsch, wir sind bei Holz schon lange ein Netto Importeuer, Zahlen 2018: Import von knapp über 10 Millionen Festmeter, Export von nichtmal einer Million Festmeter.

Da muss ich meine vorige Aussage zurücknehmen!
Du hast recht. Ich hatte die Statistik scheinbar falsch im Kopf.

Auch zweiteres ist falsch, bzw. noch ein extrem langer Weg wenn man sich die Baumstatistiken ansieht,w ir haben immer noch einen Fichtenanteil an allen Baumarten von 49%. dann kommen 10% Buche, 5% Kiefer, 4% Lärche, das heisst 70% aller Bäume in Österreich gehören zu gerade einmal 4 Arten...

Ein hoher Fichtenanteil heißt aber nicht, dass es sich dabei um ökologisch toten Wald handeln. Dieser, die Monokulturen, geht wie geschrieben jährlich zurück.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Sanfte Mobilität am März 14, 2022, 19:33:46
Falsch, wir sind bei Holz schon lange ein Netto Importeuer, Zahlen 2018: Import von knapp über 10 Millionen Festmeter, Export von nichtmal einer Million Festmeter.

Auch zweiteres ist falsch, bzw. noch ein extrem langer Weg wenn man sich die Baumstatistiken ansieht,w ir haben immer noch einen Fichtenanteil an allen Baumarten von 49%. dann kommen 10% Buche, 5% Kiefer, 4% Lärche, das heisst 70% aller Bäume in Österreich gehören zu gerade einmal 4 Arten...

Danke, das hatte ich auch so Erinnerung, auch was die geringe Diversifizierung der Baumarten betrifft. Da ist noch eine Menge zu tun - klar, in der Fortwirtschaft sind das meist Mehr-Generationen-Projekte. Deswegen bin ich da bei den wirtschaftlichen Ambitionen unserer Forstwirte etwas skeptisch ...

W.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Moderator1 am März 14, 2022, 19:59:45
Bei den Holzimporten/-exporten, fällt in diese Zahlen nur Rohholz oder auch schon bereits verarbeitets Holz in den unterschiedlichsten Formen?
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: FlipsP am März 14, 2022, 20:10:08
Deswegen bin ich da bei den wirtschaftlichen Ambitionen unserer Forstwirte etwas skeptisch

Welche wirtschaftlichen Ambitionen?
Es heißt nun mal Forstwirtschaft und Landwirtschaft und die Menschen müssen davon leben können. Gerade in der österreichischen Forstwirtschaft arbeitet man mit der Natur.

Deswegen kann man das nicht zwingend schlechtreden, nur weil das Wort ,,Wirtschaft" in ,,Forstwirtschaft" steckt.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Bus 15 O530 Citaro L am März 14, 2022, 20:12:37
Bei den Holzimporten/-exporten, fällt in diese Zahlen nur Rohholz oder auch schon bereits verarbeitets Holz in den unterschiedlichsten Formen?
Das wäre jetzt genau die Frage... Denn ohne diese Information, sagt die Statistik nichts aus. Denn nur die Zahlen wie viel importiert/exportiert wird, sagen nichts darüber aus, wie viel Prozent des verarbeiteten Holzes aus Österreich kommt bzw. ob Österreich zu wenig Holz produziert.

Die in diesem Zusammenhang interessante Statistik wäre, wie viel Prozent des in Österreich verarbeiteten Holzes aus Österreich kommt bzw. wie viel importiert wird und ob diese Importe Holzarten betreffen, die auch in Österreich wachsen, oder ob es "ausgefallene" Holzarten sind, die in Österreich nicht wachsen.

Warum wenig exportiert wird, ist vollkommen irrelevant. Das kann verschiedene Gründe haben. Das kann auch am zu hohen Preis des österreichischen Holzes im Vergleich zu anderen Lieferanten liegen bzw. im Umkehrschluss an zu viel Aufwand/zu wenig Ertrag für die österreichischen Forstwirte.
Natürlich ist auch eine Möglichkeit, dass es zu wenig Holz am österreichischen Markt gibt und deshalb kaum exportiert wird. - Aber es muss nicht so sein.

Bei den Importzahlen (bei denen mir jetzt der Vergleich mit dem gesamten Holzbedarf in Österreich fehlt, um die Größe einordnen zu können) kann es auch verschiedene Gründe geben. Wie bereits am Nachmittag geschrieben, kann das von der Holzart (regionale Verfügbarkeit wegen des Klimas) bzw. auch vom Preis abhängen. - Muss aber nicht damit zusammenhängen, dass Österreich generell zu wenig Holz produziert.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Sanfte Mobilität am März 14, 2022, 20:33:12
Welche wirtschaftlichen Ambitionen?
Es heißt nun mal Forstwirtschaft und Landwirtschaft und die Menschen müssen davon leben können. Gerade in der österreichischen Forstwirtschaft arbeitet man mit der Natur.

Deswegen kann man das nicht zwingend schlechtreden, nur weil das Wort ,,Wirtschaft" in ,,Forstwirtschaft" steckt.

Bist du Lobbyist der österreichischen Forstwirtschaft?

Mir geht es nicht darum, etwas schlechtzureden. Da ein Großteil meiner Familie aus land- und forstwirtschaftlichen Umfeld kommt, weiß ob der Bedeutung für Natur und Menschen. Aber es geht ja gar nicht um die kleinen Bauern bzw. Forstwirte, sondern um diejenigen die jetzt großspurig behaupten, sie könnten - von heute auf morgen - einen angeblichen Bedarf an Brennholz aus heimischen Anbau für irgendwelche noch nicht vorhandenen Blockheizkraftwerke decken. Das ist und bleibt zu bezweifeln, abgesehen von der ökologischen Frage.

Wenn nämlich dieses Holz irgendwoher importiert werden müsste (auf Kosten der Waldstruktur dort und nur um unser persönliches ökologisches Gewissen hier zu erleichtern), dann wird es schon recht kritisch mit dem ökologischen Mascherl, ganz unabhängig wie in das in Österreich gehandhabt wird, da eine Wiederaufforstung eben sehr lange dauert.

Wie schon eingangs gesagt, es gibt andere Möglichkeiten (Abwärmenutzung, Energiesparen, Photovoltaik etc.) da ökologisch sinnvoller (!) zu agieren, als jetzt der Stadt Graz (durch einen ÖVP-Politiker!) auszurichten, dass sie gefälligst auf Blockheizkraftwerke umsteigen soll! Das empfinde ich als ziemlichen Affront!

Das ist etwa der gleiche Versuch (natürlich, auf einem anderen Niveau), wie uns die Autoindustrie zu erklären versucht, dass durch den bloßen Einbau eines Elektromotors (neben einem Verbrenner) das Auto plötzlich absolut ökologisch ist. Das ist einerseits Populismus (im Falle von Seitinger sogar Lobbyismus, weil er auch Bauernbund-Funktionär ist) und andererseits Volksverblödung (aber, wenn es die Werbung sagt, muss es ja stimmen). Das Ergebnis ist aber leider dasselbe.

W.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: FlipsP am März 14, 2022, 20:44:40
Bist du Lobbyist der österreichischen Forstwirtschaft?

Nein, mich stört nur deine negative Haltung gegenüber der ForstWIRTSCHAFT.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: FlipsP am März 14, 2022, 21:33:45
Aber es geht ja gar nicht um die kleinen Bauern bzw. Forstwirte, sondern um diejenigen die jetzt großspurig behaupten, sie könnten - von heute auf morgen - einen angeblichen Bedarf an Brennholz aus heimischen Anbau für irgendwelche noch nicht vorhandenen Blockheizkraftwerke decken. Das ist und bleibt zu bezweifeln, abgesehen von der ökologischen Frage.

Das nicht von heute auf morgen Blockkraftwerke errichtet werden, ist völlig klar. Trotzdem finde ich es schlauer die Fernwärme aus heimischen Rohstoffen zu erzeugen, als in Abhängigkeit ausländischer, fossiler Ressourcen. Abgesehen davon, dass

Wenn nämlich dieses Holz irgendwoher importiert werden müsste (auf Kosten der Waldstruktur dort und nur um unser persönliches ökologisches Gewissen hier zu erleichtern), dann wird es schon recht kritisch mit dem ökologischen Mascherl, ganz unabhängig wie in das in Österreich gehandhabt wird, da eine Wiederaufforstung eben sehr lange dauert.

Da geb ich dir Recht.
Aber den Zahlen nach, die ich gefunden habe, hat Österreich noch einiges an ungenutztem Kapital. Außerdem kann man ja auch "Abfall- oder Nebenprodukte" (wie zB Astmaterial) der Holzproduktion verheizen.

Wie schon eingangs gesagt, es gibt andere Möglichkeiten (Abwärmenutzung, Energiesparen, Photovoltaik etc.) da ökologisch sinnvoller (!) zu agieren, als jetzt der Stadt Graz (durch einen ÖVP-Politiker!) auszurichten, dass sie gefälligst auf Blockheizkraftwerke umsteigen soll! Das empfinde ich als ziemlichen Affront!

Das ist etwa der gleiche Versuch (natürlich, auf einem anderen Niveau), wie uns die Autoindustrie zu erklären versucht, dass durch den bloßen Einbau eines Elektromotors (neben einem Verbrenner) das Auto plötzlich absolut ökologisch ist. Das ist einerseits Populismus (im Falle von Seitinger sogar Lobbyismus, weil er auch Bauernbund-Funktionär ist) und andererseits Volksverblödung (aber, wenn es die Werbung sagt, muss es ja stimmen). Das Ergebnis ist aber leider dasselbe.

Diese anderen Alternativen sollte man auch nutzen. Gerade die Nutzung von Abwärme finde ich sehr wichtig. Nur: Dadurch alleine wird man die Fernwärmeerzeugung nicht frei von ausländischen Abhängigkeiten bringen.

Es ist hier der ähnliche Ansatz, wie beim Auto, finde ich: Wenn man eine zusätzliche Erzeugung (oder eben ein Auto) braucht, dann nutze doch bitte die Variante die weniger Emissionen oder Abhängigkeiten verursacht. Das kann offensichtlich auch eine Strom- und Wärmeerzeugung durch BHKW sein (oder beim Auto eben ein eAuto). Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, woher die große Ablehnung gegen BHKW kommt. Diese wird doch in vielen Städten und Gemeinden erfolgreich eingesetzt.


Den Affront sehe ich auch. Immerhin hätten ÖVP Landesrat und ÖVP Bürgermeister fast 2 Jahrzehnte Zeit um Blockheizkraftwerke zu errichten.


Wie geschrieben: Mein persönlicher Ansatz wäre: Zuerst Energie sparen, dann Nutzung von Abwärme in und um der Stadt, danach Schaffung von Kraftwerken für regionale Ressourcen (können ja zB auch Biogasanlagen sein, aber da steht wieder der Konflikt Energie - Essen im Raum) und erst dann Nutzung von fossilen Kraftwerken mit Rohstoffen aus dem Ausland.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Sanfte Mobilität am März 14, 2022, 22:05:07
Da ist viel Richtiges was zu schreibst, mir geht bzw. ging es um die Einseitigkeit von Seitingers Vorstoß, dass das jetzt die alleine heiligmachende Lösung ist. Die Nutzung von Holz ist eine (!) Variante, aber bei weitem nicht die einzige und nicht die ökologischste.

Ich werde immer stutzig, wenn Politik (und dann im Schlepptau Wirtschaftsvertreter) anlassbezogen irgendwelche großartigen Ideen für "Lösungen" ventilieren. Dass wir von ausländischen Rohstoffen für die Energieerzeugung abhängig sein wollen, ist ja nix Neues (wir könnten problemlos mehr heimische Energieträger nutzen, wäre aber halt teurer bzw. man hätte das Windrad vor der Haustüre). Wir machen es (wie so viele andere Länder) halt seit vielen Jahrzehnten so einfach wie möglich, weil der Import (v. a. aus Russland) einfach und einfach billig ist. So konnte man Energieverschwendung problemlos bis heute betreiben - jetzt gibt es plötzlich ein moralisches Problem und deshalb muss man ganz Husch-Husch was ganz tolles Vorschlagen. Warum nicht vor 5, 10, 15 oder 20 Jahren? Das ist und bleibt billigster Populismus!

Am Ende geht es ja nicht nur um Abhängigkeiten (hws. werden wir jetzt dann mehr von den USA abhängig als Russland - beim Rohstoffen aus dem arabischen Raum gibt es ja auch - noch - kein moralisches Problem, z. T. kriegführende, die Menschenrechte verachtende Staaten), sondern auch um die Frage der Ökologisierung. Beim ersten muss halt aufpassen, dass wir uns mit unseren so genannten "moralischen Grundsätzen" nicht wie ein Fähnchen im Wind zu drehen beginnen.

Klare Haltung wäre einfach gut: Energie wird was kosten, wer mehr verbraucht, wird mehr zahlen (müssen), alleine mit dem Ansatz könnte man - mittel- bis langfristig - vieles erreichen (ganz massiv beim Auto, aber auch in Bezug auf Abwärmenutzung, beim Hausbau etc. pp). Aber man beginnt ja schon wieder sich durchzulavieren, weil die nächsten Wahlen anstehen und es ja auch um "die Arbeitsplätze geht, die damit in Verbindung stehen".  Das so genannte Totschlagargument! Und damit werden - wieder einmal - die notwendigen Schritte nicht gesetzt werden!

W.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Martin am März 14, 2022, 22:52:14
Nicht zu bergessen die "GRÜNE" Atomkraft....  :-\  :'(
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: amoser am März 15, 2022, 08:39:58
Auch der Transportaspekt sollte  Beachtung und Berücksichtigung finden. Trotz der unmittelbar am Standort vorbeiführenden und im Eigentum der Stadt befindlichen Schleppbahn wird das Öl mit LKW angekarrt. Auch vom Ressourcenter der HGL sollten endlich BRAM und andere Fraktionen auf der Schiene abtransportiert werden.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: LS64 am März 15, 2022, 09:35:37
Aber entscheidend ist auch ein Punkt, der gerne vergessen wird und der auch im aktuellen IPCC-Report herausgearbeitet wurde: Erstmal muss der Wald verheizt werden, DANN forstet man ihn wieder auf und holt das CO2 sukzessive über Jahrzehnte aus der Atmosphäre. Würde man das also überall machen, hätte man bis 2050 eine katastrophale CO2-Bilanz.
Das mag zwar stimmen (wobei ja schon quasi bei Verbrennung begonnen wird das CO2 wieder aus der Atmosphäre zu entziehen), nur lautet die Alternative: weiterhin fossile Energie verbrennen und somit bis 2050 weiterhin täglich zusätzliches CO2 in die Luft blasen, oder eben heute Verbrennen, auch wenn dieses CO2 erst 2050 wieder vollständig durch das Wachstum aufgenommen wurde.
Dazu ein Gedankenspiel: hätte man 1990 alles auf Holzenergie umgestellt, so wäre man schon täglich CO2-neutral unterwegs, anstatt weiterhin täglich weiterhin fossile Energie zu verbrennen und die Welt weiter aufzuheizen.

Ist schon einige Beiträge her, aber darauf möchte ich noch antworten:

Grundsätzlich stimme ich zu, dass Holz als nachwachsender Rohstoff natürlich bzgl. Klimabilanz besser als ein fossiler Energieträger ist, aber wir stehen mittlerweile vor dem Problem, dass wir den Spielraum für ein Umstellen auf Holz im sehr großen Stil einfach nicht mehr haben; dazu hatte ich extra auf den IPCC Report verwiesen. Hätten wir 1990 alles auf Holz umgestellt wäre das bzgl. Klimagasen gut gewesen, ist aber nicht geschehen. Es gibt nicht nur eine Maximalmasse an CO2 2050, sondern auch eine klare Vorgabe, dass das nicht alles dieses Jahrzehnt in die Luft darf, damit wir unsere Ziele erreichen, selbst wenn danach nichts mehr käme.

Wir sehen hier ganz deutlich, dass wir den aktuellen Energiebedarf nicht mit lokalen mitteln und klimaneutral decken können - da müssen echte Alternativen her. Hybridanlagen mit Solarzellen zur Vorwärme, Wärmepumpen (Geothermie), mehr Abwärme von Industrieanlagen, Biogas für die Spitzenlast, what ever - es GIBT ja Technologien. Aber dass wir in unserem Talkessel immer noch hauptsächlich auf Verbrennung setzen und aus diesem Denken nicht rauskommen ist eigentlich ein Schildbürgerstreich. Wir sind einfach ineffizient und auch ein bisschen von gestern. Man weiß ja, wohin die Reise gehen wird und gehen muss. Zumindest wirklich alles an Effizienz aus unseren Anlagen rausholen, was irgendwie machbar ist, sollte geschehen. Wir haben ein Energieproblem auf dieser Welt und müssen da ran mit ordentlichen Lösungen.

Letzten Endes spießt sich hier schon wieder Gesundheit und Klima. Wenn wir es gescheit machen, lösen wir gleich beide Probleme, die Technologien haben wir. Holz ist da wieder nur so halbgar (mit Verweis auf die Probleme in den anderen Beiträgen und dem Ausstoß von Black Carbon und NOx).


PS.: Und Holz wird richtig, richtig teuer werden, jeder baut jetzt auch mit Holz und wenn da auch noch im großen Stil mit geheizt wird... traue ich mich jetzt zu vermuten.


@PeterWitt: Ich denke grundsätzlich sind wir wahrscheinlich eh einer sehr ähnlichen Meinung, so wie ich Deine Beiträge lese. Es geht jetzt nur um das Thema Holz, bei dem ich große Probleme sehe.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Sanfte Mobilität am März 15, 2022, 10:10:33
Wir sind einfach ineffizient und auch ein bisschen von gestern. Man weiß ja, wohin die Reise gehen wird und gehen muss.

Wenn wir es gescheit machen, lösen wir gleich beide Probleme, die Technologien haben wir. Holz ist da wieder nur so halbgar (mit Verweis auf die Probleme in den anderen Beiträgen und dem Ausstoß von Black Carbon und NOx).

Absolut und man wird immer wieder Gründe finden alles zu verzögern, bis zu einem Punkt, wo es nicht mehr gehen wird ....

In dem Zusammenhang noch zwei Punkte: jetzt wird schon die massive Trockenheit beklagt und gewisse heimische Baumarten werden die klimatischen Veränderungen nicht mitmachen (z. B. Buche).

Zitat
PS.: Und Holz wird richtig, richtig teuer werden, jeder baut jetzt auch mit Holz und wenn da auch noch im großen Stil mit geheizt wird... traue ich mich jetzt zu vermuten.

Teuer wird es sowieso - entweder die späte Umstellung auf Effizienz und andere Energieformen oder ganz einfach die explodierenden Kosten für Umwelt- und Gesundheitsschäden, Beseitigung der Folgen von Starkwettereignisse, Schutzbauten, Wegbrechen des (Winter-)Tourismus etc.

W.

Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Bus 15 O530 Citaro L am März 15, 2022, 11:13:26
Die Teuerung von Holz hat man ja schon in den letzten 1-2 Jahren beobachten können. Im Baumarkt kosten sägeraue, unbehandelte Fichtenrahmen mit 3 m Länge nun 12,00 €, die früher um 3,00-4,00 € erhältlich waren. - Der jetzige Meterpreis war also der frühere Preis des ganzen Produktes.
Letzten Sommer waren einige Gartenhütten aus Holz gar nicht erhältlich, weil die Hersteller kein Holz in einem vernünftigen Preisrahmen erhalten haben, mit dem sie den Produktpreis einigermaßen halten hätten können.

Das Thema Preis ist beim Holz also wirklich ein ganz wesentliches und aktuelles. Wenn der Holzbedarf weiter steigt, wird auch der Preis weiter steigen. (zusätzlich zur sowieso vorhandenen Inflation)
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: LS64 am März 15, 2022, 11:36:53
An meine beiden Vorredner: Genau das würde ich alles unterstreichen. Um nicht in Graz irgendwann böse zu erwachen müssen jetzt die Weichen gestellt werden, um diesen immensen Probleme mit wirklich guten Lösungen entgegenzuwirken. Spätestens jetzt. Und aktuell hat man noch den Vorteil, dass nicht jeder die entsprechende Technologien nachfragt - die Firmen werden mit Produktion kaum hinterherkommen, wenn der Run losgeht. Und der wird sicher losgehen.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: Moderator1 am März 16, 2022, 08:59:10
Bei den Holzimporten/-exporten, fällt in diese Zahlen nur Rohholz oder auch schon bereits verarbeitets Holz in den unterschiedlichsten Formen?
Das wäre jetzt genau die Frage... Denn ohne diese Information, sagt die Statistik nichts aus. Denn nur die Zahlen wie viel importiert/exportiert wird, sagen nichts darüber aus, wie viel Prozent des verarbeiteten Holzes aus Österreich kommt bzw. ob Österreich zu wenig Holz produziert.

(...)

Vor allem würde es, sollte verarbeitetes Holz, insbesondere in Form Unmengen fertiger Möbel beispielsweise, noch nicht in diese Zahlen einfließen, die Aussage von just4fun in #34 bezüglich Nachhaltigkeit weiter bestärken.
Titel: Re: Fernwärme Graz
Beitrag von: TW 529 am April 06, 2022, 18:34:05
Fortsetzung: https://www.styria-mobile.at/home/smf/index.php/topic,177.0.html