Gemeindefusion: Erste Karten sind daVon Einwohnerprognosen bis zu Zentralräumen: Das Land hat nun im Internet die wichtigsten Kriterien für Gemeindefusionen veröffentlicht. Die Karten dazu bergen einigen Zündstoff.Wer landet wo? Diese Frage beschäftigt spätestens seit der letzten Reformkonferenz vor rund vier Wochen die steirischen Bürgermeister und Teile der Bevölkerung. Nun hat das Land im Internet (
www.gemeindestrukturreform.at) Kriterien und Karten für Gemeindefusionen veröffentlicht. Obgleich offiziell vor 2013 keine Entscheidung über Gemeindefusionen fallen soll, lässt sich aus dem Katalog und jetzt vom Land publizierten Karten ganz gut ablesen, wohin die Reise gehen soll. Fragt man in den Büros von LH Franz Voves (SPÖ) und ÖVP-Vize Hermann Schützenhöfer nach, dann haben sich seit den Reformkonferenzen im September "etliche Bürgermeister gemeldet." Es werden erste Informationsgespräche vereinbart, Fachleute stehen beratend zur Seite
Zusammenlegen, was zusammengehört, könnte einer der Grundsätze der Reformpartner lauten. "Diese Karten sind ein wichtiges Werkzeug für die Strukturreformgruppe", bestätigt ein Eingeweihter. Worauf man achtet: Ein Zentralraum. Wichtiges Kriterium sind ein gemeinsamer Einzugsbereich mit nicht allzu weit voneinander entfernten Einrichtungen: Schulen, Pfarren, Geschäfte und so weiter. Dies als Maßstab würde bedeuten, dass die Gemeinden Gralla, Tillmitsch, Kaindorf, Seggauberg und Wagna mit Leibnitz fusioniert würden. Einige weitere Zentralräume: Wolfsberg, Wildon, Lebring, Ehrenhausen, Deutschlandsberg, Preding, Stainz, Mureck, Deutsch Goritz oder Bad Radkersburg.
Ein Siedlungsgebiet. Gemeinsame Siedlungsgebiete und zusammenhängende Infrastruktur sind ebenso Kriterium der Strukturreformer. Demnach ist Frauental ein klarer Übernahmekandidat für Deutschlandsberg, ebenso wie Stallhof für Stainz. Und natürlich Wagna und Kaindorf für Leibnitz.
Kooperationen. Nicht minder wichtig bei Zusammenlegungen sind Kooperationen, eine bestehende Kleinregion, gemeinsam genutzte Glaubenseinrichtungen und Schulsprengel. In diesen Punkt sind die meisten der 107 Gemeinden der Region bereits eng zusammengerückt. So gibt es zwischen Bad Radkersburg und Deutschlandsberg 19 Kleinregionen. Einzig Lannach, St. Josef und Gamlitz sind noch "Single".
Längst gang und gäbe sind Kooperationen in den Pfarren (Pfarrverbände) und Schulen. Es gibt Abwasser- und Standesamtsverbände, Vereinigungen im Tourismus, in der Verwaltung oder im privatwirtschaftlichen Bereich (Gewerbeparks). Einwohner. Da die Einwohnerzahlen in vielen Gemeinden sinken, ist dies ein Argument für Fusionen. Die Prognose für das Jahr 2030 sieht unter anderen die Berggemeinden von Soboth bis Kloster mit starken Rückgängen konfrontiert (Ausnahmen sind Freiland und Trahütten). Auch in den Grenzgemeinden von Aibl bis Glanz gehen die Einwohner zurück, ebenso wie in sämtlichen Gemeinden des Bezirkes Radkersburg. Trauriger Spitzenreiter: Kloster (-36,1 Prozent). Auch Klöch, Deutsch Goritz, St. Peter/Ottersbach oder Greisdorf sollen bis zu einem Viertel ihrer Einwohner verlieren. Umgekehrt sehen Gemeindeoberhäupter im wachsenden Leibnitzer "Speckgürtel" nicht ein, warum sie trotz steigender Einwohnerzahl Leibnitz einverleibt werden sollen.
Naheliegend: Die natürlichen Grenzen und die Gemeindebudgets (Stichwort Schulden) sind ebenso entscheidende Faktoren für eine Gemeindefusion.
THOMAS WIESER, THOMAS ROSSACHER
Quelle:
Kleine Zeitung