Industrieprojekt mit der Ukraine: Das größte Serien-Frachtflugzeug der Welt wird künftig in Graz technisch aufgerüstet.
Bereits vor drei Wochen hat die Kleine Zeitung exklusiv über das geplante Flugzeugwerk im Süden von Graz berichtet. Seit gestern ist dieses spektakuläre Vorhaben offiziell: Der ukrainische Luftfahrtkonzern "Aviation of Ukraine" und eine Gruppe steirischer Industrieller haben einen Vorvertrag unterzeichnet. Damit ist das Projekt zwar noch nicht unter Dach und Fach, aber die detaillierten Vorarbeiten können beginnen.
Fabriksneu. "Wir rücken damit ein Stück nach Westeuropa", freut sich der Chef des ukrainischen Partnerkonzerns, Oleg Schewtschenko. Der geplante Ablauf sieht vor, dass fabriksneue Flieger des Typs Antonov 124-100, die in Kiew produziert werden, einzeln nach Graz kommen und hier auf westliche Hochtechnologie-Standards umgerüstet werden. So sollen die Triebwerke und deren Steuerung, aber auch das Be- und Entladesystem in der Steiermark montiert werden.
Exportsperre. Warum die Flieger nicht gleich in Kiew diese Ausstattung bekommen, hat einen einfachen Grund: Zahlreiche westliche High-Tech-Komponenten unterliegen nach wie vor einer Exportsperre in die Staaten der Ex-UdSSR. "Wir sind sicher, dass die Endzertifizierung des Fliegers in Österreich - und damit in der EU - dem Projekt wesentlich größere Marktchancen gibt", sagt der Geschäftsführer der Luftfahrttechnik-Projektfirma LPG, Ernst Wustinger.
Eckdaten. Neben Wustinger sind die Industriellen Gilbert Frizberg und Manfred Kainz (TCM) sowie die Raiffeisen-Landesbank führend beteiligt. Die Eckdaten sind gewaltig: Wenn ab 2009 mit dem Aufbau des Flugzeugwerkes auf dem Gelände des in Auflassung befindlichen Militär-Fliegerhorstes Nittner begonnen wird, müssen in Summe bis zu 400 Millionen Euro an Investitionen fließen.
Das ProjektSeit über einem Jahr laufen streng geheime Gespräche eines steirischen Industriellen-Konsortiums mit möglichen Partnern der internationalen Luftfahrt-Industrie.
Ziel ist der Aufbau eines Luftfahrt- Clusters, wobei die Steiermark vor allem Drehscheibe für Knowhow und Technologieentwicklung sein soll.
Heiße PhaseIn den nächsten Wochen sollen Verträge mit Investoren und strategischen Partnern unterschrieben werden. Klappt alles nach Plan, dann werden am Fliegerhorst Nittner künftig osteuropäische Frachtflugzeuge für den zivilen Betrieb auf dem Weltmarkt umgebaut.
Türkische Finanzinvestoren Um sich dabei nicht zu überheben, haben sich die Steirer neben dem ukrainischen Luftfahrtkonzern auch einige ausländische Finanziers ins Boot geholt, so etwa den türkischen Finanzinvestor Proje-X. Es darf damit gerechnet werden, dass künftig noch weitere Investoren auftreten - die zarten Bande sind bereits geknüpft.
Hürden. Neben der Finanzfrage warten nun zahlreiche technische und bürokratische Hürden auf die Proponenten des Antonov-Projekts. Wichtigster Punkt: Der umgebaute Flieger braucht eine Art neuen "Typenschein" durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (Easa). Allein dafür müssen 8000 Seiten Akten produziert werden. Eine Schlüsselrolle spielt ein kleiner Sechs-Mann-Betrieb in Frohnleiten: Die "Aerospace und Mechanical Engeneering Services" (Ames) war schon bisher an Triebwerks-Entwicklungen beteiligt und hat daher die begehrte Easa-Zertifizierung schon in der Tasche.
Im Endausbau sollen in Graz 30 bis 50 Maschinen pro Jahr umgerüstet und weltweit verkauft werden. "Die Zusammenarbeit ist auf mindestens 30 Jahre angelegt", sagt Oleg Schewtschenko. In der Steiermark sollen einige hundert Arbeitsplätze entstehen, das Projekt könnte aber auch der Kern für einen künftigen Luftfahrt-Cluster bilden. Schewtschenko, der auch das Grazer Magna-Automobilwerk besichtigt hat, zeigte sich beeindruckt von den hohen Standards. Unklar ist noch, ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig ist. "Flugbetrieb gab es ja schon bisher", so Frizberg.
ERNST SITTINGER
Quelle:
www.kleine.atDas sind mal positive Nachrichten. Es scheint wirklich etwas zu werden.
30 -50 Antonovs
Viel mehr, als anfänglich vermutet.
Sind zwar noch viele Fragen offen, aber ich bin zuversichtlich, dass dieses Werk kommen wird.