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Thema: Sommertour | Teil 5, 19 B. (11209-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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  • flow
Sommertour | Teil 5, 19 B.
Nach zwei schönen Tagen in La Spezia und den Cinque Terre brechen wir unsere Zelte hier ab und fahren weiter durch Italien. Am Bahnhof kaufen wir am Automaten die Fahrkarten für die heutige Etappe nach Siena und machen es uns dann im Zug, der nach Pisa angeschrieben ist, bequem. Über Nacht hat sich Schlechtwetter in der Gegend breit gemacht und auch für Siena ist es schiach angesagt, aber wir sind froh, dass wir zumindest den gestrigen Tag am Meer bei schönem Wetter verbringen konnten. Die Fahrt nach Pisa verläuft unspektakulär, kurz vor dem Bahnhof machen wir uns zum Aussteigen bereit und verlassen dann den Zug, nur um am Bahnsteig wieder kehrt zu machen und wieder einzusteigen: Der Zug ist scheinbar nach Florenz durchgebunden, so steht es zumindest auf den Anzeigetafeln. Also wieder einsteigen und Gepäck verstauen.



Der Zug fährt nach Firenze, ist aber nur bis Pisa angeschrieben - noch ahnt niemand, welche Konsequenzen sich daraus ergeben.

Die restliche Zeit bis zur Abfahrt will ich zum Fotografieren nutzen und steige mit der Kamera in der Hand aus - ich bin noch keine Wagenlänge gegangen, da kommt ein Mann schnellen Schrittes auf mich zu, im Schlepptau ein Polizist. Zuerst schnenke ich ihnen wenig Beachtung, aber sie wollen anscheinend tatsächlich etwas von mir, ein Schwall italienisch prasselt auf mich ein, sie zeigen auf die Kamera, ich verstehe nichts. Im ersten Moment denke ich, dass der Mann mich beschuldigt, seine Kamera gestohlen zu haben, ok, also zeige ich ihnen, mit in den Zug zu kommen, wo ich ihnen meine Fototasche und Fotos auf der Kamera zeige und zu erklären versuche, dass das meine Kamera sei. Nachdem ich nichts verstehe, was die beiden sagen, sie mir aber auch nicht bedeuten, mitzukommen, bleibe ich nun einfach im Zug, während die beiden wieder abziehen. Eigenartig...na gut, die Motivation, noch mal hinaus zu gehen ist nun dahin und ich verstaue die Kamera in der Tasche...dann die Überraschung: Wo ist eigentlich mein Geldbörsel?
Schlagartig wird mir klar, was die beiden von mir wollten...meine Geldtasche ist weg, offenbar gestohlen, na herrlich. Schnell packen wir unser Zeug wieder zusammen und suchen die Polizeiinspektion auf, die praktischerweise direkt am Hausbahnsteig liegt. Dort werden wir unter großem Hallo und Gelächter schon erwartet, alle sind da: der gestikulierende Mann, der anscheinend gerade eine Zeugenaussage abgibt, der Polizist und noch einer seiner Kollegen. Mittels einer Mischung aus Italienisch und Englisch können wir uns soweit verständigen, dass ich den folgenden Ablauf der Geschehnisse wiedergeben kann: Ich hatte offenbar im Zug meine Geldtasche in die Kameratasche gelegt, aber "obenauf" auf die Kamera oder ein Objektiv und nicht sorgfältig in den Tiefen der Tasche verstaut. Der Dieb, der in unmittebarer Nähe von uns gesessen haben muss, hat das anscheinend gesehen und dann vor dem Aussteigen, als ich gerade unsere Taschen vom Gepäckträger hob und dabei mit dem Rücken zum Gang stand, blitzschnell in die Tasche gegriffen und das Geldbörserl mitgenommen. Der Mann, der am Bahnsteig auf mich zukam, hatte das offenbar gesehen und verfolgte den Dieb am Bahnhof und konnte ihn auch stellen, nur war da die Geldtasche schon entsorgt bzw an einen Komplizen übergeben.
Dieser Mann stellt sich dann obendrein als Polizist heraus, der anscheinend privat im Zug unterwegs war. Nach kurzer Zeit kommen dann auch seine Frau und Tochter vorbei, die ihn wohl abholen wollten, nun aber zusammen mit uns warten müssen, bis er seine umfangreiche Aussage abgegeben hat. Dann darf auch ich meine Aussage zu Papier bringen bzw eine Anzeige abgeben und nach sicherlich mehr als einer Stunde ist endlich alles erledigt und wir werden mit besten Wünschen und dem Hinweis, in Zukunft etwas vorsichtiger zu sein, verabschiedet. Im Nachhinein ärgert es mich natürlich noch immer, dass mir ausgerechnet in Italien, ausgerechnet in Pisa, etwas gestohlen wurde als wäre ich der erste Tourist, aber so ist es halt und aufgerechnet auf alle Reisen der vergangenen Jahre lässt sich der Verlust durchaus verschmerzen.



Umsteigen in Empoli.

Nach diesem kleinen Exkurs nun weiter im Programm. Am Automaten ist schnell eine neue Fahrkarte besorgt, die Regionalzüge in Italien ja glücklicherweise sehr günstig, dann geht es weiter nach Empoli und schließlich Siena. Der dortige Bahnhof liegt tief unten im Tal, aber ein paar schlaue und gehfaule Köpfe haben dort eine Folge von überdachten Rolltreppen installiert, die hinauf in die Stadt führen. Stadtplan haben wir keinen, also müssen wir uns so zu unserem Hotel durchfragen, dass aber bald gefunden ist. Untergebracht in einem alten Stadthaus besticht es durch große Räume und einfachen Komfort, der mich ein bisschen an die Schullandwoche erinnert. Für eine Nacht aber absolut in Ordnung, außerdem war wenig Spielraum im Budget und viele Pluspunkte gibt es durch die Lage nur zwei Gassen von der Piazza del Campo entfernt. Durch die Ereignisse des Tages sind wir schon etwas spät dran, außerdem ist die Stimmung doch noch ein wenig gedrückt, aber die Stadt muss natürlich erkundet werden und so machen wir uns auf den Weg, nicht ohne an der Rezeption noch nach Lokalempfehlungen zu fragen. Es folgen einige Impressionen aus Siena.



Das Zentrum von Siena, Schauplatz des Palio: Die Piazza del Campo.



Da kann man sich schon einmal den Eintritt leisten: Der Dom von innen.



Die Kuppel.



In der Piccolomini-Bibliothek.



Blick nach oben.



Und so schaut der Dom außen aus.



Treppe vom unter dem Chor liegenden Baptisterium hinauf zum Domplatz.



Ein Gasserl in der Altstadt.



Der heutige Dom hätte im einst geplanten Duomo Nuovo die Funktion des Querschiffs übernehmen sollen.



Palazzo Salimbeni, Hauptsitz der Banca Monte dei Paschi di Siena, älteste heute noch existierende Bank der Welt.



Ausblick beim Abendessen.



Abends auf der Piazza del Campo.

Nach erfolgreichem Powersightseeing klappern wir dann abends die erfragten Lokaltipps ab - knapp 10€ für ein Bier ist uns dann trotz Gastgarten direkt auf der Piazza del Campo etwas zu dreist, aber das zweite Lokal entspricht voll unseren Erwartungen, es gibt sogar sardisches Bier (Ichnusa) und einen schönen Blick auf den Dom und die Altstadt. Um den eisenbahnrelevanten Bildanteil etwas zu erhöhen, wird nun auf den nächsten Tag vorgegriffen, an dem uns unser Weg von Siena über Chiusi und Terontola nach Perguia führen sollte:



Im Bahnhof von Siena.



Mit dem Minuetto geht es nach Chiusi.



IC aus Richtung Roma nach Norden.



Warten auf den Zug.



Noch einmal umsteigen in Terontola.

Das soll es auch schon gewesen sein für heute. :)
Morteratsch - fermeda sün dumanda

  • Ch. Wagner
Re: Sommertour | Teil 5, 19 B.
Antwort #1
Ein echter "Flow"! Sehr schön. Und die Geschichte mit dem Geldbörserl: großartig.

Von mir noch 2 Büderl von 1996: Aufmarsch vor dem Palio und ein Tausendguldenschuß im Dom. Damals natürlich analog.

LG! Christian
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

  • flow
Re: Sommertour | Teil 5, 19 B.
Antwort #2
Oh, sehr schön! Wir waren etwa zwischen den beiden Rennen des Palio dort, das ist gewiss ein interessantes Spektakel.

...bemerkenswert, wie schnell Du immer passende Fotos aus dem Fundus zauberst!
Morteratsch - fermeda sün dumanda

Re: Sommertour | Teil 5, 19 B.
Antwort #3



Da kann man sich schon einmal den Eintritt leisten: Der Dom von innen.



Man muss jetzt für den Dom Eintritt zahlen?

  • flow
Re: Sommertour | Teil 5, 19 B.
Antwort #4
4€ waren's für Dom und Bibliothek, das war die Minimalvariante.
Morteratsch - fermeda sün dumanda

  • Ch. Wagner
Re: Sommertour | Teil 5, 19 B.
Antwort #5

...bemerkenswert, wie schnell Du immer passende Fotos aus dem Fundus zauberst!


Das liegt hauptsächlich an meinem Alter. Ich habe ganz einfach schon länger reisen können.
LG! Christian
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

Re: Sommertour | Teil 5, 19 B.
Antwort #6

4€ waren's für Dom und Bibliothek, das war die Minimalvariante.


Danke für die Info. Jetzt hält diese Unsitte also auch schon in Italien Einzug  :(

  • Ch. Wagner
Re: Sommertour | Teil 5, 19 B.
Antwort #7

Danke für die Info. Jetzt hält diese Unsitte also auch schon in Italien Einzug  :(


Ich halte das nicht unbedingt für eine Unsitte. Auch in einem Museum mußt due Eintritt zahlen. Abgesehen davon gibt es durchaus gestaffelte Eintrittspreise. In den staatlichen Museen zahlst man als EU Bürger gar nichts. Und: über Unsitten von Touristen in Kirchen oder Museen möchte ich hier erst gar nichts schreiben, unter 1 Stunde Scheiterlknien käme ich nicht weg.

LG! Christian
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.