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Thema: Raumordnung - Verbaute Zukunft (12565-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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  • Michael
  • Styria Mobile Team
Raumordnung - Verbaute Zukunft


Erbitterter Kampf um die letzten Grünräume



Ein neues Gesetz soll Wohnhäuser auch im Freiland ermöglichen. Unklar ist, wie man die totale Zersiedelung verhindern will.

Die seit Monaten laufenden Verhandlungen über das neue steirische Raumordnungsgesetz kommen in die heiße Phase. Landesrat Manfred Wegscheider rechnet noch vor dem Sommer mit einem Beschluss. Doch es könnte anders kommen. Denn das neue Gesetz sieht eine weitgehende Liberalisierung des Bauens im Freiland vor - und dagegen formiert sich starker Widerstand.

Die Architektenkammer hat eine negative Stellungnahme abgegeben, der Grazer Gemeinderat sieht die letzten Reste des Grazer Grüngürtels in Gefahr und ist daher ebenfalls gegen das Gesetz. Im Landtag befürworten hingegen sowohl SPÖ als auch ÖVP die Novelle - getrieben von starkem Druck aus ost- und südsteirischen Orten, wo die Bürgermeister gegen die Abwanderung kämpfen. KPÖ und Grüne warnen jedoch vor dem ,,Ende der Raumordnung" und sehen alle Dämme brechen.

Ursache ist eine gelockerte Bestimmung über ,,Auffüllungen" im Freiland. Demnach sind künftig Wohnhäuser im Freiland erlaubt, wenn an einem Ort schon jetzt drei Häuser stehen, die Baulücke maximal 3000 Quadratmeter groß ist und das Gebiet eine ,,weilerartige oder zeilenförmige Bebauungsstruktur" aufweist.

Anders als bisher müssen solche Auffüllungen nicht mehr im Flächenwidmungsplan festgelegt werden - die Entscheidung, ob gebaut werden darf, liegt allein in der Hand des Bürgermeisters. Raumplaner Günter Reissner: ,,Der Druck auf die Bürgermeister wird steigen. Wenn das kommt, kann man in vielen oststeirischen Orten jede Art von Zentrumsbildung vergessen."

Auch der grüne Mandatar Lambert Schönleitner warnt: Unter dem Deckmantel des Freilandes werde jede Menge neues Bauland geschaffen. ,,Die Raumordnung wird ausgehebelt. Die Rechnung der Bürgermeister ist trügerisch, weil in der Infrastruktur hohe Folgekosten kommen."

Im Grazer Grüngürtel wird massiv gebaut (im Bild: Rotmoosweg in Graz-Andritz). Künftig werden derartige Bauten noch erleichtert.


Zimmer mit Aussicht: Der Run auf die besten Bauflächen ist trotz Krise ungebrochen.



Gewaltige Bauland-Mengen

Gegenargument von SPÖ und ÖVP: In vielen Freilandzonen seien Kanal und Wasser längst vorhanden. VP-Abgeordneter Erwin Dirnberger: ,,Kein Mensch versteht, warum er dort nicht bauen darf. Neue Häuser würden sogar eine Verdichtung bringen und die Kosten senken." Auch SP-Mandatar Franz Schleich versichert: ,,Wir füllen nur auf, da kann nichts passieren."

Fest steht allerdings, dass die neue Regel Unmengen von neuen Bauplätzen produziert. Ein vertrauliches Papier der Landes-Raumordnungsabteilung lässt daran keine Zweifel. So würden in Orten wie Mitterdorf an der Raab oder St. Andrä im Sausal jeweils mehr als 200.000 Quadratmeter ,,Verdachtsflächen" für das Bauen im Freiland entstehen. Fatal wären wohl die Auswirkungen für das Grazer Umland, wo der Siedlungsdruck am größten ist. Allein im Grazer Grüngürtel entstehen 80 potenzielle Bauflächen für bis zu 400 neue Häuser.

Ob sich umgekehrt die Hoffnung erfüllt, durch mehr Bauland die Abwanderung zu stoppen, wird bezweifelt. Zitat aus der Studie des Landes: ,,Für kleine Abwanderungsgemeinden kann kein Zusammenhang zwischen Bevölkerungsentwicklung und Baulandangebot festgestellt werden." Experten wie Nikolaus Lallitsch, Geschäftsführer von Raiffeisen Immobilien, hätten ohnedies bessere Ideen: ,,Die Wohnbauförderung sollte an die Raumordnung gekoppelt werden. Man sollte nur noch dort fördern, wo Abwanderung droht."




DREI FRAGEN AN . . .
   

. . . Naturschutz-Landesrat Manfred Wegscheider (SPÖ)  SCHERIAU

1.Die Neuregelung der ,,Auffüllung" wird vielfach als Ende der Raumordnung gesehen.

MANFRED WEGSCHEIDER: Wir wollen hier eine Lockerung, aber keine Zersiedelung. Die Bausünden sind ja schon in der Vergangenheit passiert. In vielen Gebieten gibt es jetzt den Kanal, dort kann man auch bauen.

2.Wieso weist man solche Zonen dann nicht gleich als Bauland aus?

WEGSCHEIDER: Eben deshalb, weil wir nicht noch weitere Begehrlichkeiten wecken wollen. Es sind ganz bestimmte, strenge Voraussetzungen vorgesehen, um im Freiland zu bauen.

3.Dass der Bürgermeister über die Freiland-Verbauung allein entscheiden soll, weckt das nicht starke Befürchtungen?

WEGSCHEIDER: In meiner Zeit als Bürgermeister habe ich mich nicht gescheut, auch Nein zu sagen. Eher habe ich manchmal die Möglichkeit vermisst, selbst die Entscheidung zu treffen. Aber in diesem Punkt ist in den Gesprächen vielleicht noch eine Kompromissformel drin.

Quelle: www.kleine.at


Diese Lockerung kann aber auch eine Sünde sein. Ich finde, man sollte das ganze überdenken.
  • Zuletzt geändert: Juli 01, 2010, 11:17:10 von PM
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile

Re: Erbitterter Kampf um die letzten Grünräume
Antwort #1
In der Praxis ist es so, das manche Leute sowieso bauen wo sie wollen, vermutlich ist im nachhinein ist noch kein Haus abgerissen worden. Es werden teilweise auch Grundstücke nicht umgewidmet wo niemand versteht warum. Da gibt es (wahrscheinlich auch je nach politischem Einfluss) viele Ungerechtigkeiten. Wenn Leute abwandern wollen dann wird das schon seine Gründe haben, wenn jemand mit dem Landleben nix anfangen kann und sonst auch nur pendeln würde, macht das keinen Sinn, dass er in der Pampa ein Haus baut.

Die Oststeiermark z.B. ist sowieso schon ärgstens verschandelt, spätestens mit den Nachrkiegsbauten und jetzt den Betonwürfeln gibt es eh praktisch keine "Bilderbuchlandschaft" mehr. Ist die Frage, wie man das wirklich handhaben soll.


  • Michael
  • Styria Mobile Team
Re: Erbitterter Kampf um die letzten Grünräume
Antwort #2

Apropo Betonwürfel - Diese Art von Bauten sind jetzt scheinbar in Mode gekommen. Geschmacklose würfelige 0815 Bauten.

Habe im Eingangsposting noch das heutige Titelbild eingestellt.
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile

  • flow
Re: Erbitterter Kampf um die letzten Grünräume
Antwort #3
Was wird da wieder kurzfristig gehandelt, es ist nicht zum Aushalten!

Ich war vorigen Montag bei der Montagsakademie, Thema "Verbaute Zukunft? Unser sorgloser Umgang mit dem Boden" von Gerlind Weber von der Boku, wo genau vor dieser Art von Zersiedelung gewarnt wurde.
Morteratsch - fermeda sün dumanda

Re: Erbitterter Kampf um die letzten Grünräume
Antwort #4
Übrigens sollte man den Häuselbauern nicht die alleinige Schuld geben - sogenannte Industriezentren gedeihen auch in jedem Kaff wie Unkraut an allen passenden und unpassenden Stellen, genauso wie Einkaufszentren etc.

Re: Erbitterter Kampf um die letzten Grünräume
Antwort #5
Sicher, den Häuslbauern muss man in den meisten Fällen sowieso keine Schuld geben. Schuld tragen nur diejenigen, die das Bauen an ungeeigneten Stellen erlauben (oder auch an geeigneten verweigern). Ganz egal, ob Häusl (;)), Gewerbepark oder EKZ.

MfG, Christian

  • amadeus
  • Libertin & Hedonist
Re: Erbitterter Kampf um die letzten Grünräume
Antwort #6

Schuld tragen nur diejenigen, die das Bauen an ungeeigneten Stellen erlauben (oder auch an geeigneten verweigern).


Auf welcher Grundlage sollte zwischen "geeignet" und "ungeeignet" entschieden werden? Und wer sollte es tun?
Gruß aus Graz-Eggenberg
Wolfgang
      Für jedes Problem gibt es eine Lösung, die einfach, klar und falsch ist.
Im Übrigen bin ich der Meinung, daß das Fahrtziel eines Fahrzeuges mit dessen Fahrtzielanzeige übereinstimmen soll.


Re: Erbitterter Kampf um die letzten Grünräume
Antwort #7

Auf welcher Grundlage sollte zwischen "geeignet" und "ungeeignet" entschieden werden?

Ist das eine ernstgemeinte Frage?
Auf der Basis einer sinnvollen Raumordnung.

Zitat

Und wer sollte es tun?

Die Gemeinden in Abstimmung mit dem Land.

MfG, Christian

  • amadeus
  • Libertin & Hedonist
Re: Erbitterter Kampf um die letzten Grünräume
Antwort #8

Ist das eine ernstgemeinte Frage?
Auf der Basis einer sinnvollen Raumordnung.

Ernstgemeint.
Sinnvolle Raumordnung: Die gibt es nicht. Die gab es nie. Die wird es vermutlich nie geben. Vom Definitionsproblem ganz abgesehen.
Zitat

Die Gemeinden in Abstimmung mit dem Land.

Das Hemd ist jedem näher als der Rock. Gegen Partikularinteressen kommen die bestgemeinten Pläne, Konzepte und Ordnungsprinzipien nicht an.
Gruß aus Graz-Eggenberg
Wolfgang
      Für jedes Problem gibt es eine Lösung, die einfach, klar und falsch ist.
Im Übrigen bin ich der Meinung, daß das Fahrtziel eines Fahrzeuges mit dessen Fahrtzielanzeige übereinstimmen soll.


Re: Erbitterter Kampf um die letzten Grünräume
Antwort #9

Sinnvolle Raumordnung: Die gibt es nicht. Die gab es nie. Die wird es vermutlich nie geben. Vom Definitionsproblem ganz abgesehen.

Du stehst auf Dogmen, kann das sein?
Endloses Zersiedeln zuzulassen ist jedenfalls keine sinnvolle Raumordnung und erlaubt somit Bauen an ungeeigneten Stellen. Dagegen kann z.B. das Land mit entsprechenden Richtlinien durchaus vorgehen, was eine weitaus sinnvollere Raumordnung ergäbe. Meine Interpretation der Definition soweit klar?

MfG, Christian

  • amadeus
  • Libertin & Hedonist
Re: Erbitterter Kampf um die letzten Grünräume
Antwort #10

Du stehst auf Dogmen, kann das sein?


Ich bin Realist. Kein Utopist.
(Der Utopist sieht das Paradies. Der Realist sieht das Paradies - mit Schlange.)


Endloses Zersiedeln zuzulassen ist jedenfalls keine sinnvolle Raumordnung und erlaubt somit Bauen an ungeeigneten Stellen. Dagegen kann z.B. das Land mit entsprechenden Richtlinien durchaus vorgehen, was eine weitaus sinnvollere Raumordnung ergäbe.


Das wird doch schon versucht seit der Begriff "Raumordnung" existiert. Diese "entsprechenden Richtlinien" sind natürlich dann wieder ein politischer Kompromiß und entsprechend schwammig formuliert und mit viel Interpretationsspielraum versehen. Diese Freiräume werden dann im laufe der Jahre exzessiv ausgenützt (a bißl wos geht no) und so kommt es wie es kommen muß: Von Zeit zu Zeit wird die "Raumordnung" den tatsächlichen Gegebenheiten wieder angepaßt d.h. das "Soll" hinkt dem "Ist" immer um einiges nach.
Die normative Kraft des Faktischen sollte nicht unterschätzt werden.....
Gruß aus Graz-Eggenberg
Wolfgang
      Für jedes Problem gibt es eine Lösung, die einfach, klar und falsch ist.
Im Übrigen bin ich der Meinung, daß das Fahrtziel eines Fahrzeuges mit dessen Fahrtzielanzeige übereinstimmen soll.


Re: Erbitterter Kampf um die letzten Grünräume
Antwort #11

Ich bin Realist. Kein Utopist.

Nur zur Erinnerung: Du hast gefragt, wonach zwischen geeigneten und ungeeigneten Bauplätzen unterschieden werden sollte (=Konjunktiv ;)).


Das wird doch schon versucht seit der Begriff "Raumordnung" existiert. Diese "entsprechenden Richtlinien" sind natürlich dann wieder ein politischer Kompromiß und entsprechend schwammig formuliert und mit viel Interpretationsspielraum versehen. .....

Mag sein. Das hat aber trotzdem keinen Einfluss darauf, wie eine sinnvolle oder nicht sinnvolle Raumordnung aussieht und erklärt auch nicht dein Dogma:

Sinnvolle Raumordnung: Die gibt es nicht.

Nur weil sie nicht umgesetzt wird, heißt das nicht, dass es sie nicht gibt (bzw. für die Realisten unter uns: dass man nicht eine erstellen könnte, die dann nicht umgesetzt wird).

MfG, Christian

  • kayjay
Re: Erbitterter Kampf um die letzten Grünräume
Antwort #12
Man sollte endlich mal damit anfangen, den Bürgermeistern die Bauagenden aus der Hand zu nehmen, und nur auf Bezirksebene das Baurecht exekutieren.
Dazu die Raumverbände stärken, und über Ausgleichfonds die finanziellen Unterschiede ausgleichen.

Re: Erbitterter Kampf um die letzten Grünräume
Antwort #13
Zitat
Man sollte endlich mal damit anfangen, den Bürgermeistern die Bauagenden aus der Hand zu nehmen, und nur auf Bezirksebene das Baurecht exekutieren.

Ausgezeichnete Idee  :D
Die heutige Landflucht ist ja eigentlich positiv weil am Land zu wohnen aber im Ballungsraum zu arbeiten ist ja ökologisch und wirtschaftlich ein Alptraum.
Die Infrastruktur (Kanal etc., Altenbetreuung! für diese zersiedelte Landschaft zu erhalten kostet ja ein Vermögen - mitbezahlt wird das ganze natürlich auch von den Städtern - die dann auch noch die Auspuffgase der Pendler einatmen müssen  :hammer:
Kostenwahrheit einführen: Pendlerpauschale streichen, Wohnbauförderung für Einfamilienhäuser streichen, Steuern unter Bezugnahme von Flächenverbrauch und Infrastrukturkosten etc... 

Re: Erbitterter Kampf um die letzten Grünräume
Antwort #14

Zitat
Man sollte endlich mal damit anfangen, den Bürgermeistern die Bauagenden aus der Hand zu nehmen, und nur auf Bezirksebene das Baurecht exekutieren.

Ausgezeichnete Idee  :D
Die heutige Landflucht ist ja eigentlich positiv weil am Land zu wohnen aber im Ballungsraum zu arbeiten ist ja ökologisch und wirtschaftlich ein Alptraum.
Die Infrastruktur (Kanal etc., Altenbetreuung! für diese zersiedelte Landschaft zu erhalten kostet ja ein Vermögen - mitbezahlt wird das ganze natürlich auch von den Städtern - die dann auch noch die Auspuffgase der Pendler einatmen müssen  :hammer:
Kostenwahrheit einführen: Pendlerpauschale streichen, Wohnbauförderung für Einfamilienhäuser streichen, Steuern unter Bezugnahme von Flächenverbrauch und Infrastrukturkosten etc... 


*zustimm*  :bier:
CCP Wrangler : EVE is a dark and harsh world, you're supposed to feel a bit worried and slightly angry when you log in, you're not supposed to feel like you're logging in to a happy, happy, fluffy, fluffy lala land filled with fun and adventures, that's what Hello Kitty Online is for.