Taferlstreit: "Das riecht nach Willkürakt"
Nach dem Aus für die Kfz-Kennzeichen BA, JU und KF gehen im Ausseerland die Wogen hoch: Emotionale Debatte um neue Kennzeichen, lokale Politiker protestieren. Murtaler haben mit Kennzeichen MT kaum Probleme.
Winke, winke zum Abschied: Im Ausseerland ist man erbost, dass man das BA-Kennzeichen verliert
Das Ausseerland war gestern im Ausnahmezustand. Der Ö3-Callboy machte schon am Vormittag einem Einheimischen (erfolgreich) klar, dass er sofort sein BA-Kennzeichen hergeben müsse. Fernsehteams durchforsteten die Region, die Bürgermeister fungierten als Sprachrohr des Volkszorns. "Der Fasching beginnt am 11. 11. oder ist das in Graz anders?", reagierte der Ausseer Ortschef Otto Marl unwirsch auf die Ankündigung, dass die Region ihre Nummerntafel verliert. Auch der Altausseer Bürgermeister Herbert Pichler schlägt in diese Kerbe: "Es riecht nach Willkürakt und die Politik ist selbst schuld daran. Es gibt keine Informationen. Wir erfahren alles aus den Medien."
"BA muss bleiben"
Auf der Facebook-Seite "BA muss bleiben", die vom Vizegeneral der Industriellenvereinigung und Bad Mitterndorfer Peter Koren initiiert wurde, meldeten sich seit gestern neuerlich Hunderte Fans an. Dort nimmt man sich auch kein Blatt vor den Mund: "Das ist eine Retourkutsche der Grazer, weil wir für unser Spital gekämpft haben", sind viele überzeugt. Und auch ein Zukunftsszenario wird vorgezeichnet: Das Ausseerland wird zum Oldtimer-Paradies. "Keiner wird seine Nummer hergeben, solange das Auto noch irgendwie fährt." Beim Wechseln werden nämlich LI-Taferln ausgestellt.
Die Bürgermeister wollen nun einen geharnischten Brief ans Verkehrsministerium verfassen. "Von dort gab es Signale, dass wir die Nummer hätten behalten können." Das bestätigte gestern auch Susanne Enk, Pressesprecherin der Infrastrukturministerin. "Aus unserer Sicht wäre es kein Problem gewesen, solange es in Bad Aussee eine Außenstelle gibt, die auch die Kfz-Agenden betreut." Allerdings: "Wenn das Land so entschieden hat, haben wir keinen Spielraum mehr."
JU für Jugoslawien
Weniger emotional geht es in den Bezirken Knittelfeld und Judenburg zu. Dort muss nicht der eine das Kennzeichen des anderen übernehmen, es gibt für alle ein neues: MT für den ab 1. Jänner bestehenden Bezirk Murtal. Gabriele Kolar, SPÖ-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der Großregion Obersteiermark West: "Ich bin froh über die Entscheidung, Identität definiert sich nicht über Kennzeichen." FPÖ-Nationalrat Wolfgang Zanger hätte die Tafeln lieber behalten.
VW-Händler Gernot Franz aus Judenburg weiß zwar von Kunden, die heuer noch Autos kaufen, um JU zu behalten, insgesamt sei es aber nicht das große Thema. Er erinnert sich, als einst die weißen Kennzeichen mit JU gekommen sind: "Damals hat das mancher mit Jugoslawien assoziiert. Das ist bei MT sicher nicht der Fall", schmunzelt Franz.
CHRISTIAN HUEMER, JOSEF FRÖHLICH
Quelle:
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/liezen/2869439/auseer-buergermeister-wollen-fuer-ba-kennzeichen-kaempfen.story