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Thema: Feinstaubbelastung durch Straßenbahnen? (10353-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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Feinstaubbelastung durch Straßenbahnen?
Ist das noch zu glauben, mittlerweile kommen Töne aus dem Grazer Bürgermeisteramt, wonach man behauptet dass es Studien gäbe, dass die Straßenbahnen mehr Feinstaub aufwirbeln würde als die Autos, womit man ein weiteres Argument vorbringt, die Gondel bauen zu können.
Nachzulesen in der E-Paper Ausgabe des "derGrazer":  http://www.der-grazer.at/epaper/der-grazer-222018-e524.html#page/34-35


  • Ch. Wagner
Re: Feinstaubbelastung durch Straßenbahnen?
Antwort #1
Es gibt tatsächlich eine Studie der TU Wien.
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

  • Amon
Re: Feinstaubbelastung durch Straßenbahnen?
Antwort #2
Ist das noch zu glauben, mittlerweile kommen Töne aus dem Grazer Bürgermeisteramt, wonach man behauptet dass es Studien gäbe, dass die Straßenbahnen mehr Feinstaub aufwirbeln würde als die Autos, womit man ein weiteres Argument vorbringt, die Gondel bauen zu können.
Nachzulesen in der E-Paper Ausgabe des "derGrazer":  http://www.der-grazer.at/epaper/der-grazer-222018-e524.html#page/34-35



Ich glaube sogar, dass das stimmt, aber es ist dennoch ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Weil die Straßenbahn befördert je nach Größe 150-250 Menschen, das entspricht etwa 150 durchschnittlich besetzten PKW. Und wenn man dann die Feinstaubbelastung durch Bremssand bei einer Straßenbahn mit jener von 150 Autos vergleicht, sieht die Sache schon ganz anders aus.

  • TW 530
Re: Feinstaubbelastung durch Straßenbahnen?
Antwort #3
Die probieren echt alles, um ihre "ganz tolle" Idee mit der Seilbahn umzusetzen.. Ich finde das echt lächerlich.. ::)
LG, TW

Anzutreffen mit drei Keksen und einem Goldfasan! :D

Re: Feinstaubbelastung durch Straßenbahnen?
Antwort #4
Zitat
Es gibt tatsächlich eine Studie der TU Wien.
Ich sehe als Herausgeber ÖSTERREICHISCHER VEREIN FÜR KRAFTFAHRZEUGTECHNIK, ein der KFZ-Lobby zuzurechnender Verein.

Der Abschnitt mit dem Kapitel "Bremssand von ÖBB und Wiener Linien" als Feinstaubverursacher ist diffus, es wird auf
Zitat
Laut einer vom ÖVK gesponserten Studie [7] werden 1700 Tonnen Bremssand im Jahr
von den Straßenbahnen gestreut, um Rädergleiten beim Bremsen zu vermeiden.
erstens war der KFZ-freundliche Verein der Auftraggeber der Bremssandstudie, zweitens sagt die Überschrift "Bremssand von ÖBB und Wiener Linien", um dann in dem genannten Zitat zu münden, dass die Straßenbahnen 1700to gestereut haben. Ob nun die 1700to von den Straßenbahnen alleine stammen oder doch, wie die Überschrift vermuten lässt, von ÖBB + Wiener Linien, d.h. auch die U-Bahn dabei ist, bleibt unklar.

Auch wird nicht darauf eingagngen, welcher Prozentsatz des gestreuten Sandes nun in PM10 umgewandelt wird und welcher nicht. Wahrscheinlich sind es einige Prozente, denn das Rad-Schienesystem ist keine industrielle Kugelmühle ::) 

- Für Graz heißt dies, dass man einmal die Menge des verbrauchten Sandes der HGL wissen müsste.
- zweitens wäre interessant zu wissen, Welche Sorte Sand in Graz bei den HGL verwendet wird, möglicherweise aus Kostengründen ohnedies kein teurer Quarzsand, sondern eine preisgünstigere Mischung. Ich erinnere mich an die 80er Jahre zu 200er Zeiten: Da wurde ein grobkörniges grauweißes Material verwendet, das war alles andere aber sicher kein Quarzsand.
- drittens wäre es eine Studienarbeit der FH oder TU wert, den tatsächlichen Prozentsatz an erzeugtem PM10 aus der Gesamtmenge des Streugutes zu erforschen.

Aber die Absicht der Presseaussendung ist klar: Hervorkramen von Uralt-Studien der KFZ-Lobby (2007-2010), und man stellt Behauptungen in den Raum, die ganz offen Stimmung für die Seilbahnen machen soll.

Der Artikel ist wieder ein Puzzelstein der Lobbyarbeit  der Seilbahnhersteller. Damit versucht man wiederum, den Weg für Seilbahnprojekte zu ebnen.

Es liegt nun an der Straßenbahnlobby, dagegen aktiv zu werden: z.B. mit Presseaussendungen, die die tatsächliche Feinstaubbelastung belegen oder der HGL, die erklären, keinen gefährlichen Quarzsand zu verwenden.
Aber auf solche Entgegenungen wird man wohl lange warten müssen: Es gibt keine geschäftsorientierte Straßenbahnlobby, und die HGL werden aus verbrauchter Sandmenge und Sandqualität ein Staatsgeheimnis machen.

So bleibt wieder nur der ehrenamtliche Bereich (Fahrgast, ProBim etc.) hier mit Leserbriefen und Presseaussendungen gegenzusteuern, aber das ist wohl ein Kampf wie David gegen Goliath.  :(

Re: Feinstaubbelastung durch Straßenbahnen?
Antwort #5
Diese "Studie" ist quatsch, da wird einfach angenommen, dass über 50 % des Bremssandes zu PM10 wird. Es gibt jedoch keinerlei Grundlage für diese Annahme.
"... und zu den Fenstern schauten lebendige Menschenköpfe heraus, und schrecklich schnell ging's, und ein solches Brausen war, dass einem der Verstand stillstand."
 - Peter Rosegger (erste Begegnung mit der Semmeringbahn)

  • Ch. Wagner
Re: Feinstaubbelastung durch Straßenbahnen?
Antwort #6
Das Thema wurde schon 2012 abgehandelt.

Es wäre wohl ein Leichtes, einen GL Mitarbeiter zu fragen, welcher Streusand verwendet wird, eine Alternative zu Quarzsand gibt es wohl derzeit nicht.

Und noch eins: auch ProBim und Fahrgast sind eine Lobby und werden auch als solche wahrgenommen.
Ich würde mich da eher an die von der Stadt Graz in Auftrag gegebene Studie von TU und Umweltbundesamt halten, die die Einführung einer Citymaut empfiehlt.
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

Re: Feinstaubbelastung durch Straßenbahnen?
Antwort #7
die die Einführung einer Citymaut empfiehlt.
Darüber kann ich nur lachen! Wer bitteschön würde trotz einer zu bezahlenden Citymaut auf seine Autofahrt in die Stadt verzichten?
All jene die wenig verdienen würden sich ärgern, die Maut bezahlen und dennoch in die Stadt fahren (weil ja die schnellen Öffis-Alternativen wie z.B. direkte Tramverbindungen Fernitz-Graz, Hausmannstätten-St.Peter, Unterpremstätten-Webling, Gratkorn-Andritz usw. fehlen).
Und die Gutverdiener legen sowieso jede Summe hin und würden schon aus Bequemlichkeit niemals mit den Öffis fahren! Wo also sollte die Citymaut helfen die Umwelt zu schonen? Das stinkt doch zum Himmel! Da wäre ein absolutes Fahrverbot für SUVs, Luxusfahrzeuge und Treibstofffressern im gesamten Stadtgebiet wesentlich sinnvoller. Aber dann müsste eben auch ein Hr.Bürgermeister (und viele andere Politiker) leider auch auf seinen Chauffeur samt Luxuswagen verzichten und sich aufs Radl schwingen...

  • 4020er
  • Styria Mobile Team
Re: Feinstaubbelastung durch Straßenbahnen?
Antwort #8
Zusätzlich von den hier genannten - höchst fraglichen Punkten - macht "der Grazer" den Eindruck, vielmehr ein etwas dickeres Werbeblatt, als eine Zeitung zu sein. Ich erinnere mich an einen Artikel, aus dem groß eine Art Rundsiegel mit der Aufschrift "Autostadt Graz" prangerte. Niemand, der sich vernünftig mit der urbanen Verkehrsthematik auseinandersetzt, kann ernsthaft eine Autostadt für erstrebenswert halten!

Es gibt tatsächlich eine Studie der TU Wien.
Deren Methodik und Interpretation eben fragwürdig ist. Übrigens: Man kann die Sicherheit von EKs massiv erhöhen, indem die USA ihren Rohölimport aus Norwegen einstellt (Quelle http://www.tylervigen.com/spurious-correlations).
A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport.
-Gustavo Petro

  • Ch. Wagner
Re: Feinstaubbelastung durch Straßenbahnen?
Antwort #9
Lieber Commanderr, das Lachen ist dir unbenommen, nur: Warum funktioniert das dann anderswo? Also Mailand, Oslo, London usw.
Eine weitere Möglichkeit wäre die Einführung von einer Umweltzone. Eine weiter Parkerlaubnis nur für Anwohner in der Innenstadt. Rigoroses Abschleppen (was allerdings einer Gesetzesänderung bedarf). Zu den Strafen: wenn die Strafen prozentual abhängig vom Einkommen verhängt werden, so wird sich auch der Gutverdiener einen Verstoß überlegen.
Wenn es dem Gesetzgeber ernst mit dem Umweltschutz wäre, stünden ausreichend Möglichkeiten zur Verfügung. Leider scheint man mehr am Wohlergehen von Konzernen als am Wohlergehen der Bürger interessiert zu sein. Wer verhindert denn beispielsweise den Zwang zur Umrüstung der Dieselautos. Die Betroffenen haben die Kunden betrogen und kommen ganz einfach davon.
Aber eben: das Gesetz in seiner majestätischen Gleichheit verbietet dem Reichen wie dem Armen unter den Brücken zu schlafen, auf den Straßen zu betteln und Brot zu stehlen.
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

Re: Feinstaubbelastung durch Straßenbahnen?
Antwort #10
Leider scheint man mehr am Wohlergehen von Konzernen als am Wohlergehen der Bürger interessiert zu sein.
Ein Trend der leider kaum mehr zu stoppen ist.
Damit eine tatsächliche Umweltzone auch in Graz funktionieren kann, sind die von Dir genannten Änderungen ebenso zwingend notwendig, wie der Rauswurf unserer Politspitze(n), zu deren Lieblingsthemen zwar eine "Citymaut", jedoch keine "Umweltzone" zählt.

  • 4020er
  • Styria Mobile Team
Re: Feinstaubbelastung durch Straßenbahnen?
Antwort #11
Wir leben in einer Demokratie und ich finde, in diesem Fall repräsentiert die Stadtpolitik relativ gut das, was die Stadtbevölkerung will: Auf keinen Fall eine Umweltzone oder Citymaut, sondern freie Fahrt für Autos. Ob man deswegen früher stirbt, ist den meisten Leuten meiner Erfahrung nach relativ egal, oder wird mit einem "Ah, so schlimm is es eh ned!" oder "Heute ist ja wirklich alles ungesund!" abgetan. Dieses Phänomen ist auch recht gut am IG-L 100er zu beobachten: "Der hilft ja eh nix!" höre ich sehr häufig, aber eine Messstation um das zu beurteilen hatte keiner diesen Leute zu Hause.

Es ist eh wie immer: 40% der Wege in Graz werden mit dem Auto zurückgelegt. Den Platz, die verursachen Kosten und Gesundheitsschädigungen betreffen aber auch die restlichen 60%.
A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport.
-Gustavo Petro

Re: Feinstaubbelastung durch Straßenbahnen?
Antwort #12
Zitat
Ob man deswegen früher stirbt, ist den meisten Leuten meiner Erfahrung nach relativ egal, oder wird mit einem "Ah, so schlimm is es eh ned!" oder "Heute ist ja wirklich alles ungesund!" abgetan.
Ganz genau! Und deswegen sprechen sich auch eine Vielzahl gegen Rauchverbote aus, erzeugt sich seine private Feinstaubhölle im Auto oder zu Hause in den Wohnräumen und selbst Nichtraucher finden nichts dabei, in verrauchte Lokale zu gehen, um nur ja nicht ungesellig zu sein  ::)

Das Thema Feinstaub muss ganzheitlich angegangen werden und es ist ein Fehler, sich nur irgendwelche Teilbereiche herauszupicken und um minimale Reduktionen zu feilschen.

Zuerst muss eine neutral erstellte Analyse her, woher der Feinstaub kommt, dann muss man bei allen Verursachern möglichst gleichzeitig ansetzen. Wenn man bei allen Verursachern gelichzeitig Maßnahmen setzt, werden diese auch besser akzeptiert!

- die Industrie muss veranlasst werden, den Feinstaub zu reduzieren.

- die ach so geförderten Hackschnitzelheizungen sind Feinstaubschleudern ersten Ranges, die von den Herstellern angegebenen Schadstoffwerte genauso geschönt und unter Idealbedingungen gemessen wie bei den Autos.
Die Relaität sieht aber anders aus: Z.B. ist die Luftqualität im hackschnitzeldominierten Deutschlandsberg im Winter katastrophal und es wird jedes Jahr schlimmer.
Abhilfe: Zentrale Holz- und Hackschnitzel-Fernwärmeanlagen schaffen, da hat man die Schadstoffe besser im Griff als bei unzählichen Einzelanlagen.

- natürlich der Punkt Verkehr wie schon erwähnt

- aber natürlich auch der persönliche Bereich und die dortigen lokalen Feinstaubbelastungen, denn die schädigen die Gesundheit besonders massiv: Durchsetzbar wäre - eine entsprechend willige Regierung vorausgesetzt - ein generelles Verbot von Rauchen im KFZ genauso wie in Lokalen oder sogar generell auf öffentlichen Flächen.

Immer nur einen winzigen Teilbereich - etwa den Bremssand  - herauszupicken und dieses Thema totzudiskutieren und die großen Verursacher ungeschoren zu lassen (Industrielobby, Holzheizungslobby, Autolobby lassen grüßen ...) wird keinen Erfolg bringen.

  • Ch. Wagner
Re: Feinstaubbelastung durch Straßenbahnen?
Antwort #13
Die Stadtregierung wurde nicht gewählt, um die Umweltprobleme zu erhöhen. Und eine Stadtregierung ist nicht dazu da, Stammtischblödheiten zu erfüllen.
Die Stadtoligarchen sollten doch endlich einmal ihre Wahlversprechen einlösen. Wahrscheinlich rechnet Herr Nagl auch hier mit der Vergeßlichkeit des Wahlvolkes.
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

  • 4020er
  • Styria Mobile Team
Re: Feinstaubbelastung durch Straßenbahnen?
Antwort #14
Welche Wahlversprechen gab es denn von Schwarz und Blau? Keine. Auch eine Möglichkeit, alle Wahlversprechen zu erfüllen.
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-Gustavo Petro