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Thema: Fernwärme Graz (12010-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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Re: Fernwärme Graz
Antwort #45
Da ist viel Richtiges was zu schreibst, mir geht bzw. ging es um die Einseitigkeit von Seitingers Vorstoß, dass das jetzt die alleine heiligmachende Lösung ist. Die Nutzung von Holz ist eine (!) Variante, aber bei weitem nicht die einzige und nicht die ökologischste.

Ich werde immer stutzig, wenn Politik (und dann im Schlepptau Wirtschaftsvertreter) anlassbezogen irgendwelche großartigen Ideen für "Lösungen" ventilieren. Dass wir von ausländischen Rohstoffen für die Energieerzeugung abhängig sein wollen, ist ja nix Neues (wir könnten problemlos mehr heimische Energieträger nutzen, wäre aber halt teurer bzw. man hätte das Windrad vor der Haustüre). Wir machen es (wie so viele andere Länder) halt seit vielen Jahrzehnten so einfach wie möglich, weil der Import (v. a. aus Russland) einfach und einfach billig ist. So konnte man Energieverschwendung problemlos bis heute betreiben - jetzt gibt es plötzlich ein moralisches Problem und deshalb muss man ganz Husch-Husch was ganz tolles Vorschlagen. Warum nicht vor 5, 10, 15 oder 20 Jahren? Das ist und bleibt billigster Populismus!

Am Ende geht es ja nicht nur um Abhängigkeiten (hws. werden wir jetzt dann mehr von den USA abhängig als Russland - beim Rohstoffen aus dem arabischen Raum gibt es ja auch - noch - kein moralisches Problem, z. T. kriegführende, die Menschenrechte verachtende Staaten), sondern auch um die Frage der Ökologisierung. Beim ersten muss halt aufpassen, dass wir uns mit unseren so genannten "moralischen Grundsätzen" nicht wie ein Fähnchen im Wind zu drehen beginnen.

Klare Haltung wäre einfach gut: Energie wird was kosten, wer mehr verbraucht, wird mehr zahlen (müssen), alleine mit dem Ansatz könnte man - mittel- bis langfristig - vieles erreichen (ganz massiv beim Auto, aber auch in Bezug auf Abwärmenutzung, beim Hausbau etc. pp). Aber man beginnt ja schon wieder sich durchzulavieren, weil die nächsten Wahlen anstehen und es ja auch um "die Arbeitsplätze geht, die damit in Verbindung stehen".  Das so genannte Totschlagargument! Und damit werden - wieder einmal - die notwendigen Schritte nicht gesetzt werden!

W.
"Es gehört nicht zum Begriff der Demokratie, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen"
(Carlo Schmid, SPD, 1948)

  • Martin
  • Global Moderator
  • Styria Mobile Team
Re: Fernwärme Graz
Antwort #46
Nicht zu bergessen die "GRÜNE" Atomkraft....  :-\  :'(
Liebe Grüße
Martin

Re: Fernwärme Graz
Antwort #47
Auch der Transportaspekt sollte  Beachtung und Berücksichtigung finden. Trotz der unmittelbar am Standort vorbeiführenden und im Eigentum der Stadt befindlichen Schleppbahn wird das Öl mit LKW angekarrt. Auch vom Ressourcenter der HGL sollten endlich BRAM und andere Fraktionen auf der Schiene abtransportiert werden.
Trotz Klimakrise und absehbares Ende des Verbrennungsmotors setzen viele große Firmen einzig auf den Straßenverkehr und errichten sogar Logistikzentren ohne  Bahnanschluss.

  • LS64
Re: Fernwärme Graz
Antwort #48
Aber entscheidend ist auch ein Punkt, der gerne vergessen wird und der auch im aktuellen IPCC-Report herausgearbeitet wurde: Erstmal muss der Wald verheizt werden, DANN forstet man ihn wieder auf und holt das CO2 sukzessive über Jahrzehnte aus der Atmosphäre. Würde man das also überall machen, hätte man bis 2050 eine katastrophale CO2-Bilanz.
Das mag zwar stimmen (wobei ja schon quasi bei Verbrennung begonnen wird das CO2 wieder aus der Atmosphäre zu entziehen), nur lautet die Alternative: weiterhin fossile Energie verbrennen und somit bis 2050 weiterhin täglich zusätzliches CO2 in die Luft blasen, oder eben heute Verbrennen, auch wenn dieses CO2 erst 2050 wieder vollständig durch das Wachstum aufgenommen wurde.
Dazu ein Gedankenspiel: hätte man 1990 alles auf Holzenergie umgestellt, so wäre man schon täglich CO2-neutral unterwegs, anstatt weiterhin täglich weiterhin fossile Energie zu verbrennen und die Welt weiter aufzuheizen.

Ist schon einige Beiträge her, aber darauf möchte ich noch antworten:

Grundsätzlich stimme ich zu, dass Holz als nachwachsender Rohstoff natürlich bzgl. Klimabilanz besser als ein fossiler Energieträger ist, aber wir stehen mittlerweile vor dem Problem, dass wir den Spielraum für ein Umstellen auf Holz im sehr großen Stil einfach nicht mehr haben; dazu hatte ich extra auf den IPCC Report verwiesen. Hätten wir 1990 alles auf Holz umgestellt wäre das bzgl. Klimagasen gut gewesen, ist aber nicht geschehen. Es gibt nicht nur eine Maximalmasse an CO2 2050, sondern auch eine klare Vorgabe, dass das nicht alles dieses Jahrzehnt in die Luft darf, damit wir unsere Ziele erreichen, selbst wenn danach nichts mehr käme.

Wir sehen hier ganz deutlich, dass wir den aktuellen Energiebedarf nicht mit lokalen mitteln und klimaneutral decken können - da müssen echte Alternativen her. Hybridanlagen mit Solarzellen zur Vorwärme, Wärmepumpen (Geothermie), mehr Abwärme von Industrieanlagen, Biogas für die Spitzenlast, what ever - es GIBT ja Technologien. Aber dass wir in unserem Talkessel immer noch hauptsächlich auf Verbrennung setzen und aus diesem Denken nicht rauskommen ist eigentlich ein Schildbürgerstreich. Wir sind einfach ineffizient und auch ein bisschen von gestern. Man weiß ja, wohin die Reise gehen wird und gehen muss. Zumindest wirklich alles an Effizienz aus unseren Anlagen rausholen, was irgendwie machbar ist, sollte geschehen. Wir haben ein Energieproblem auf dieser Welt und müssen da ran mit ordentlichen Lösungen.

Letzten Endes spießt sich hier schon wieder Gesundheit und Klima. Wenn wir es gescheit machen, lösen wir gleich beide Probleme, die Technologien haben wir. Holz ist da wieder nur so halbgar (mit Verweis auf die Probleme in den anderen Beiträgen und dem Ausstoß von Black Carbon und NOx).


PS.: Und Holz wird richtig, richtig teuer werden, jeder baut jetzt auch mit Holz und wenn da auch noch im großen Stil mit geheizt wird... traue ich mich jetzt zu vermuten.


@PeterWitt: Ich denke grundsätzlich sind wir wahrscheinlich eh einer sehr ähnlichen Meinung, so wie ich Deine Beiträge lese. Es geht jetzt nur um das Thema Holz, bei dem ich große Probleme sehe.

Re: Fernwärme Graz
Antwort #49
Wir sind einfach ineffizient und auch ein bisschen von gestern. Man weiß ja, wohin die Reise gehen wird und gehen muss.

Wenn wir es gescheit machen, lösen wir gleich beide Probleme, die Technologien haben wir. Holz ist da wieder nur so halbgar (mit Verweis auf die Probleme in den anderen Beiträgen und dem Ausstoß von Black Carbon und NOx).

Absolut und man wird immer wieder Gründe finden alles zu verzögern, bis zu einem Punkt, wo es nicht mehr gehen wird ....

In dem Zusammenhang noch zwei Punkte: jetzt wird schon die massive Trockenheit beklagt und gewisse heimische Baumarten werden die klimatischen Veränderungen nicht mitmachen (z. B. Buche).

Zitat
PS.: Und Holz wird richtig, richtig teuer werden, jeder baut jetzt auch mit Holz und wenn da auch noch im großen Stil mit geheizt wird... traue ich mich jetzt zu vermuten.

Teuer wird es sowieso - entweder die späte Umstellung auf Effizienz und andere Energieformen oder ganz einfach die explodierenden Kosten für Umwelt- und Gesundheitsschäden, Beseitigung der Folgen von Starkwettereignisse, Schutzbauten, Wegbrechen des (Winter-)Tourismus etc.

W.

"Es gehört nicht zum Begriff der Demokratie, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen"
(Carlo Schmid, SPD, 1948)

Re: Fernwärme Graz
Antwort #50
Die Teuerung von Holz hat man ja schon in den letzten 1-2 Jahren beobachten können. Im Baumarkt kosten sägeraue, unbehandelte Fichtenrahmen mit 3 m Länge nun 12,00 €, die früher um 3,00-4,00 € erhältlich waren. - Der jetzige Meterpreis war also der frühere Preis des ganzen Produktes.
Letzten Sommer waren einige Gartenhütten aus Holz gar nicht erhältlich, weil die Hersteller kein Holz in einem vernünftigen Preisrahmen erhalten haben, mit dem sie den Produktpreis einigermaßen halten hätten können.

Das Thema Preis ist beim Holz also wirklich ein ganz wesentliches und aktuelles. Wenn der Holzbedarf weiter steigt, wird auch der Preis weiter steigen. (zusätzlich zur sowieso vorhandenen Inflation)

  • LS64
Re: Fernwärme Graz
Antwort #51
An meine beiden Vorredner: Genau das würde ich alles unterstreichen. Um nicht in Graz irgendwann böse zu erwachen müssen jetzt die Weichen gestellt werden, um diesen immensen Probleme mit wirklich guten Lösungen entgegenzuwirken. Spätestens jetzt. Und aktuell hat man noch den Vorteil, dass nicht jeder die entsprechende Technologien nachfragt - die Firmen werden mit Produktion kaum hinterherkommen, wenn der Run losgeht. Und der wird sicher losgehen.

Re: Fernwärme Graz
Antwort #52
Bei den Holzimporten/-exporten, fällt in diese Zahlen nur Rohholz oder auch schon bereits verarbeitets Holz in den unterschiedlichsten Formen?
Das wäre jetzt genau die Frage... Denn ohne diese Information, sagt die Statistik nichts aus. Denn nur die Zahlen wie viel importiert/exportiert wird, sagen nichts darüber aus, wie viel Prozent des verarbeiteten Holzes aus Österreich kommt bzw. ob Österreich zu wenig Holz produziert.

(...)

Vor allem würde es, sollte verarbeitetes Holz, insbesondere in Form Unmengen fertiger Möbel beispielsweise, noch nicht in diese Zahlen einfließen, die Aussage von just4fun in #34 bezüglich Nachhaltigkeit weiter bestärken.
  • Zuletzt geändert: März 16, 2022, 10:04:13 von Andreas

  • TW 529
  • Global Moderator
Re: Fernwärme Graz
Antwort #53