Tja, wir befinden uns eben in einer Spirale:
Tariferhöhungen infolge Lohnerhöhungen, gestiegene Lebenskosten infolge Tariferhöhungen und allgemeinen Preiserhöhungen, daraus Forderung nach Lohnerhöhungen etc.
In Summe bleibt das für den Lebenesstandard neutral.
Allerdings gilt dieser neutrale Lebensstandard nur für Personen, die im gewerkschaftlich oder beamteten geschützten Bereich tätig sind: Beamte, Beschäftigte in staats- oder gemeindenahen Betrieben (z.B. HGL, ÖBB, Lehrer etc.) oder Beschäftigte von Großunternehmen, die den Gewerkschaften ein Anliegen sind (Voest, OMV, Verbund etc.)
Alle anderen, die auf kollektivvertragliche Mini-Prozenterhöhungen ihres ohnedies kargen Lohnes angewiesen sind, fallen durch den Rost, wie das 77.28 so treffend formuliert hat - ihnen bleibt immer weniger zum Leben und irgendwann wird das Überleben zum Problem.
Die neue Armut steht vor der Haustüre: Die Zweiklassengesellschaft ist jetzt schon Realität:
Hier die Einen, die jedes Monat ihr inflationsbereinigtes Salär auf das Bankkonto bekommen, denen die Wirtschaftskrise egal ist, weil sie ohnedies von einer steuergeldgespeisten Institution bezahlt werden. Die erwiesenermaßen früher in Pension gehen als Beschäftigte der Privatwirtschaft, die womöglich noch einen unkündbaren Arbeitsplatz haben, die in der Frühpension uneingeschränkt dazuverdienen dürfen (Beamte!), die ohne Probleme in den notwendigen Krankenstand gehen können, die von den Gewerkschaften massiv unterstützt werden.
Die anderen arbeiten in der Privatwirtschaft, können sich mit billigen Kollektivlohnerhöhungen ihrer ohnedies niedrigeren Entlohnung zufrieden geben, leben ständig in der Angst ihren Arbeitsplatz zu verlieren, müssen sich hundertmal überlegen, in den Krankenstand zu gehen, sie sind den Gewerkschaften egal (oder haben wir schon einmal gelesen, dass die Watzke-Busfahrer Streikdrohungen (bzw. Betriebsversammlungen) androhen?), sie müssen sich mit einem immer niedrigeren Lebensstandard zufriedengeben, sie dürfen bis zum letztmöglichen Pensionsalter arbeiten, dürfen in der Arbeitslosigkeit mit 65 Jahren Kurse besuchen "wie berwerbe ich mich richtig" ..... (war gestern im Radio)
Wenn wir das System retten wollen, werden wohl die "Begünstigten" auf etwas verzichten müssen und die Rechte der "Privatbeschäftigten" verbessert werden müssen.
Das Gegenteil ist der Fall: Die letzte Lohnerhöhung der HGL (und die sei ihnen vergönnt!) war deutlich über dem Kollektivmittel der Privatindustrie.
Man könnte ja träumen:
Die HGL-Gewerkschaft verzichtet aus Solidarität und aufgrund ihrer ohnedies 15 Monatsgehälter auf den Teil der über dem Kollektivmittel liegenden Lohnerhöhung, im Gegenzug fällt die heuer angesagte Tariferhöhung aus: Das Ganze wird öffentlich publiziert, es wird Reklame für die preislich gleichgebliebene Tickets und Jahreskarten gemacht ... neue Fahrgäste werden gewonnen .... ein Imagegewinn für das HGL-Personal ..... ein Imagegewinn für die HGL ..... ein Imagegewinn für den ÖV .... ein Gewinn für die Umwelt....
Doch halt: Es ist ja nur ein Traum. Die Realität heißt: Reiche werden reicher, der Mittelstand verarmt und Arme werden zum Sozialfall