... und noch ein interessanter Kommentar von Sylvia Wörgetter in den Salzburger Nachrichten:http://www.salzburg.com/nachrichten/kolumne/via-konkret/sn/artikel/in-der-salzburg-ag-soll-sich-gar-nichts-aendern-hauptsache-ruhe-116767/?nc=1KOLUMNE
VIA KONKRET
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In der Salzburg AG soll sich gar nichts ändern. Hauptsache Ruhe.
Von Sylvia Wörgetter | 09.08.2014 - 06:00 | Kommentieren
Das Ergebnis der Aufsichtsratssitzung nach der Affäre um den roten Verhaltenskodex dient weder der vollen Wahrheitsfindung noch der Gerechtigkeit.
Die außerordentliche Aufsichtsratssitzung in der Salzburg AG ist am Freitag ausgegangen wie das sprichwörtliche Hornberger Schießen. Einem großen Tamtam folgte - nichts. Vorstandssprecher August Hirschbichler (SPÖ), der einen Verhaltenskodex für SPÖ-Führungskräfte verfasst hatte, und jene sechs Manager, die diesen unterschrieben, haben sich entschuldigt. Das war's dann.
Das ist unbefriedigend. Nicht, weil es darum ginge, Köpfe rollen zu sehen. Sondern weil die Kunden des Landesenergieversorgers und die Steuerzahler ein Recht darauf haben, über die Vorgänge in der Salzburg AG informiert zu werden. Was sie am Freitag präsentiert bekamen, war jedoch ein: "Schmeck's!"
Die genauen Umstände, die zu dem roten Verhaltenskodex geführt hatten, blieben ebenso im Dunkeln wie die Gründe für die Entmachtung von Gunter Mackinger als alleinigem Verkehrsdirektor.
Hier sind wir an dem Punkt, an dem das Nicht-Ergebnis dieser Aufsichtsratssitzung das Gerechtigkeitsgefühl zutiefst verletzt. Aus mehreren Gründen.
Seit rund zwei Wochen wird über diesen Gunter Mackinger gesprochen, er selbst hat indessen Sprechverbot.
Über angebliche Dienstpflichtverletzungen werden Gerüchte gestreut, ihm selbst aber wird nicht die Gelegenheit gegeben, seine Sicht der Dinge zu präsentieren.
Und besonders rätselhaft: Der zweiköpfige Vorstand der Salzburg AG singt das Lied dieses Verkehrsmanagers in den höchsten Tönen, gleichzeitig entzieht er dem Vielgelobten aber seine Kernkompetenzen. Das verstehe, wer wolle.
Und schließlich: Der einzige rote Manager, der sich geweigert hat, den ominösen Kodex zu unterschreiben, ist nun auch der Einzige in der ganzen Affäre, der tatsächlich schlecht aussteigt: Mackinger wurde gegen seinen Willen versetzt, und dabei soll es bleiben.
Gerecht? Nein.
Um Gerechtigkeit ging es bei dieser Aufsichtsratssitzung nicht. Auch nicht um die Wahrheit. Es ging darum, die Ruhe wiederherzustellen. Bevor weitere Details der Einflussnahme von Rot und Schwarz, von Intrigen und Seilschaften ans Licht kommen?
Auch die Repräsentanten von Grünen und Team Stronach im Aufsichtsrat - das sind LH-Stv. Astrid Rössler und Landesrat Hans Mayr - wollten es offenbar nicht genauer wissen, obwohl sie im Vorfeld ganz anderes angekündigt hatten. Interessant dabei ist, wie schnell man, sobald an der Macht und in der Regierung, nach einem Teil jenes Systems aussieht, das man gestern noch vehement abgelehnt hat.
Den exakt 2001 Mitarbeitern in der Salzburg AG ist zu wünschen, dass wieder Ruhe einkehrt in ihrem Unternehmen. Insofern ist den Spitzen des Aufsichtsrats, Christian Struber (ÖVP) und Heinz Schaden (SPÖ), beizupflichten. Noch mehr zu wünschen ist der Belegschaft jedoch, dass die Parteipolitik die Salzburg AG nicht länger als Spielwiese betrachtet.
Es ist glaubwürdig, dass das Parteibuch bei vielen Besetzungen in der Salzburg AG tatsächlich keine Rolle mehr spielt. Belastend für die Mitarbeiter ist aber das Wissen, dass es eine Rolle spielen könnte. Und die Affäre um den Verhaltenskodex für rote Führungskräfte musste alle, die überzeugt davon sind, dass die Salzburg AG eine letzte Bastion des rot-schwarzen Proporzes ist, in dieser Meinung bestärken: Hier ist Weltanschauung keine Privatsache, sondern womöglich ein Karrierehindernis oder ein Karriereturbo.
Das ist demotivierend für alle, die ausschließlich an ihrer Leistung gemessen werden wollen. Und es ließe sich
leicht vermeiden. Die Salzburger Parteien müssten nur endlich darauf verzichten, alle Vorstands- und Aufsichtsratsposten für Parteigänger zu reklamieren. Säßen dort auch "Nullgruppler", würde der Verdacht schwinden, die Parteipolitik regiere in das Unternehmen hinein.
Entpolitisierung der staatsnahen Unternehmen kann nur funktionieren wie die Abrüstung nach dem Kalten Krieg. Beide müssen es wollen. Und beide müssen bereit sein, sich gegebenenfalls auch einseitig zurückzuziehen. Dazu sind die Parteien in Salzburg offenbar noch nicht bereit.
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KOMMENTARE (3)
Älteste zuerst
mojorojo
11.08.2014
12:53 Uhr
Danke für einen wieder einmal treffenden Kommentar Frau Wörgetter! Sie gehören zu den wirklich lesenswerten und wichtigen Journalisten dieses Landes.
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Trolli
10.08.2014
11:20 Uhr
"Und besonders rätselhaft: Der zweiköpfige Vorstand der Salzburg AG singt das Lied dieses Verkehrsmanagers in den höchsten Tönen, gleichzeitig entzieht er dem Vielgelobten aber seine Kernkompetenzen. Das verstehe, wer wolle." Genau! Das ist doch heuchlerisch, was hier betrieben wird! Die Kunden und Bürger haben ein Recht auf Information; denn sehr glaubwürdige Gerüchte gibt es genug! Danke für den treffenden Kommentar und weiter so! :-)
rh.wagner
09.08.2014
12:17 Uhr
Wieder einmal bringen Sie, Frau Wörgetter, eine Misere auf den Punkt. Vielen Dank dafür! Man kann nur hoffen, dass LH-Stv. Rössler und LR Mayr (meiner Meinung nach die einzigen, die zumindest vor der Wahl an der Entpolitisierung staatsnaher Unternehmen was ändern hätten wollen) Ihren Artikel auch lesen und nicht nur das!!! Bleiben Sie dran!
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