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Thema: Neuer Höhepunkt in Salzburger Poller-Posse: Fahrverbote werden ignoriert (3044-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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  • Amon
Neuer Höhepunkt in Salzburger Poller-Posse: Fahrverbote werden ignoriert
Zitat
Sie sollten die Fußgängerzone in der Salzburger Altstadt zu dem machen, was sie eigentlich seit Jahrzehnten sein sollte: autofrei. Tatsächlich aber sorgen die Ende Juni installierten Poller offenbar für mehr Chaos, als sie Nutzen bringen. Denn viele Autofahrer ignorieren die Sperren, was regelmäßig zu Unfällen mit massiven Schäden führt. Zur Politposse verkam die hitzige Diskussion über die Poller aber endgültig, als bekanntwurde, dass es selbst die Polizei mit den Fahrverboten nicht so genau nimmt. Die Stadt gibt sich nun geschlagen: Man könne den Missbrauch nicht verhindern.


Straßen weiter zugepflastert

Die Stadt Salzburg leidet an einem spürbaren Verkehrsproblem. Zu viele Autos fahren in die Altstadt und sorgen regelmäßig für einen Verkehrskollaps - selbst die Fußgängerzone ist nicht autofrei. Um zumindest diese Problematik in den Griff zu bekommen, installierte die Stadt Ende Juni Poller als Verkehrssperren. Statt des erwarteten Erfolgs sorgten sie bisher nur für großen Wirbel.

Um jeweils 11.00 Uhr endet die Ladezeit in der Salzburger Altstadt und die Poller fahren hoch. Ab dann sollte die Fußgängerzone autofrei sein. 610.000 Euro ließ sich die Stadt die Verkehrssperren kosten. 14 der 36 Nirosta-Zylinder lassen sich ferngesteuert in den Boden fahren, um den etwa 3.000 Anrainern und Lieferanten mit Ausnahmegenehmigungen das Passieren zu ermöglichen. Wer nicht mehr rauskommt, muss sich auf der Polizeiinspektion einen Code abholen und Strafe zahlen. So die Theorie.

Enorme Schäden durch Unfälle

In der Praxis sind die Autos aus der Fußgängerzone jedoch noch immer nicht verschwunden. Ganz im Gegenteil - bis 11.00 Uhr sind die Gassen und Plätze seit Projektstart noch stärker verstellt als zuvor. Und an den Pollern entstand allein in den ersten sechs Wochen ein Schaden in der Höhe von 170.000 Euro.

Die Polizei berichtet von Dutzenden Fällen, in denen Autofahrer gegen die Sperren krachen, oder etwa die Poller hochfahren, während ein Auto darüberfährt. Selbst zusätzlich installierte Ampeln können das Problem offenbar nicht lösen, da Autofahrer etwa versuchen, die Sperre unerlaubterweise noch schnell hinter einem anderen Fahrzeug zu passieren - mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Missbrauch als ,,großer Sport"

Die Einrichtungen werden aber nicht nur ignoriert, sondern vielfach auch missbraucht: ,,Wir hören auch, dass Fernbedienungen und Codes weitergegeben werden. Das ist mittlerweile eine großer Sport geworden in der Stadt Salzburg", sagte Christian Morgner vom Magistrat der Stadt Salzburg.

Viele Autofahrer seien mit weitergegebenen Fernbedienungen unterwegs: ,,Das ist ein großes Problem - auch nach 11.00 Uhr, wenn die Lieferzeiten enden. Viele Autofahrer, auch Touristen, haben sich auch eingesperrt und versuchen, irgendwie wieder herauszukommen." Lenker würden dann nicht - wie vorgeschrieben - zur Polizei gehen: ,,Sie bekämen dort eine Strafe von 100 Euro und erst dann den Code, mit dem sie hinausfahren können" - mehr dazu in salzburg.ORF.at

Polizisten versenkten Poller für Touristen

Nach einer Serie von Zwischenfällen war es diese Woche aber die Polizei selbst, die für Aufsehen sorgte: Passanten hatten am Montag beobachtet, wie eine Polizeifunkstreife einen Poller beim Michaelitor für Touristenautos nach 11.00 Uhr in den Asphalt versenkte, damit diese die autofreie Zone verlassen konnten. Den Polizisten wird Amtsmissbrauch vorgeworfen.

Stadt: Missbrauch unvermeidbar

Die Stadt reagiert auf die entstandene Debatte am Mittwoch mit Resignation: Der Missbrauch mit Fernbedienungen für die Altstadtsperren lasse sich nicht vermeiden, heißt es aus der Stadtpolitik. Eine umfassende Überwachung sei nicht möglich.

Auch die Ladezeiten abzuschaffen und die Poller rund um die Uhr zu aktivieren, ist für Verkehrsstadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste) ein Ding der Unmöglichkeit: ,,Im Prinzip kann jeder, der schwierige oder schwere Waren zu transportieren hat, in der Fußgängerzone eine Ladetätigkeit durchführen. Das gilt für alle Menschen, die so etwas tun müssen, egal welche berufliche Rolle sie haben oder Privatpersonen sind."

Wenn man das mit hochgefahrenen Pollern managen müsse, könnte es nur mit Codes gemacht werden: ,,Das ergäbe eine Schwemme an Codes mit einem unglaublichen Aufwand. Dabei gibt es wieder die Gefahr, dass diese zum Missbrauch führen. Das wäre schwer bis nicht umsetzbar" - mehr dazu in salzburg.ORF.at.

,,Fällt nichts mehr ein, was wir noch machen sollen"


Verärgert über einen Autofahrer, der trotz roter Ampel, Stoppschild und einer Haltelinie einen Poller anfuhr und damit einen geschätzten Schaden von rund 5.000 Euro verursachte, sagte Morgner: ,,Mir fällt nichts mehr ein, was wir zusätzlich noch machen sollen." Schon aufgrund der zahlreichen medialen Berichte hätte der Mann wissen müssen, dass Poller installiert wurden, betonte der Magistratsbeamte.

Schnell hinter einem Fiaker hinterherzufahren, noch dazu vor den Augen von Polizisten, zeige von einer gewissen Ignoranz. Der Lenker rechtfertigte sich gegenüber der Polizei mit dem Argument, dass er schon seit 50 Jahren auf den Mozartplatz fahre.

Quelle: http://orf.at/


MOD-EDIT: ORF-Bericht-Zitat zwecks besserer Lesbarkeit entfernt
  • Zuletzt geändert: August 30, 2010, 14:17:05 von PM

Re: Neuer Höhepunkt in Salzburger Poller-Posse: Fahrverbote werden ignoriert
Antwort #1
Also mir fehlt das Mitleid mit den Autofahren, die eine rote Ampel ignorieren und dann das Auto beschädigt wird.

Was anderes sind die Touristen, die sich einsperren. In einem fremden Land, der Sprache und oft der Schrift (Japaner, Chinesen) nicht mächtig, da kann es schon mal vorkommen, das man sich in der Innenstadt einsperrt. Da gleich 100 Euro zu verlangen, halte ich für etwas übertrieben. Wenn ich so eine Fernbedienung hätte, würde ich wohl auch manchmal aushelfen.
Und jetzt Polizisten, die Kulanz walten lassen, gleich Amtsmissbrauch vorzuwerfen ist auch ein starkes Stück.

  • Amon
Re: Neuer Höhepunkt in Salzburger Poller-Posse: Fahrverbote werden ignoriert
Antwort #2
Mitleid habe ich natürlich auch nicht. Mich wundert lediglich die unglaubliche Ignranz der Autofahrer und die angebliche Machtlosigkeit der Behörden. Man müsste da nur einige Monate scharf durchgreifen, den Missbrauch von Codes ebenfalls unter Strafe stellen bzw. das System ändern. Aber da traut sich wohl auch in Salzburg die Politik aus Angst vor der Autolobby nicht drüber.