Gleisverbreiterung im Nadelöhr. Schmalspur-Gehsteige in der Murgasse sollen um bis zu zehn Zentimeter Breite einbüßen. Händler alarmiert, Stadt bremst GVB ein.
Für Fußgänger könnte es in der Murgasse nun noch enger und gefährlicher werden.
Foto: KLZ DIGITAL/Scheriau
Kaum eine Woche ohne neue Sorgen rund um die bestellten Variobahn-Garnituren. Die neuen breiteren Straßenbahn-Wagen (2,30 statt bisher 2,20 Meter), die ab 2010 anrollen, brauchen ja auf Grazer Straßen mehr Raum. Gleise müssen vielfach um zehn Zentimeter auseinanderrücken. 16 solcher Engpässe im Schienennetz werden daher sukzessive um rund 17 Millionen Euro beseitigt. Doch bei einem Nadelöhr stoßen die Verkehrsplaner an ihre Grenzen. In der Murgasse wollen die GVB an jeder Seite um bis zu zehn Zentimeter weiter an die Fassaden rücken. Im Rathaus und bei Händlern schrillen die Alarmglocken.
"Am Limit". "In der Murgasse geht sich eine Verbreiterung sicher nicht aus", schüttelt etwa Straßenamtschef Harald Hrubisek den Kopf. Schon jetzt sei man absolut am Limit, könnten auf den Gehsteigen nicht einmal zwei Fußgänger einander passieren. Dennoch starten die GVB-Experten bereits die Planungen, um den Engpass für die neuen Berliner Bim-Wagen 2011 zu beseitigen. Hinter vorgehaltener Hand heißt es gar, Hausbesitzer müssten ins Boot geholt werden, um mit ihren Fassaden -etwa durch Arkadengänge - mehr Platz zu schaffen. Ein Riesenwirbel scheint programmiert.
Kollisionskurs. Und da sind auch die Planer von GVB und Magistrat schon auf Kollisionskurs. "Noch enger geht's nicht", betont Martin Bauer aus der städtischen Verkehrsplanung: "Wir können sicher nicht zulassen, dass zehn Zentimeter von den schmalen Gehsteigen gekappt werden". Der Magistrat werde der GVB schon noch erklären, dass es die Verbreiterungen hier so nicht spiele: "Da und dort kann man vielleicht zwei, drei Zentimeter von Gehsteigen abzwicken. Aber das war's dann", so Bauer. Ansonsten müsse man mit rigorosen Tempolimits arbeiten, sodass Tram-Garnituren einander auch mit weniger Abstand gefahrlos passieren.
Zumindest eine gute Neuigkeit gibt es im Zusammenhang mit den breiteren Straßenbahnen. Der - aufgrund der Sicherheitsbestimmungen - befürchtete Kahlschlag von 600 Parkplätzen, fällt "nur" halb so kräftig aus (siehe rechts)
BERND HECKE
DIE ENGPÄSSEAusbauplan: Die Beseitigung der Engstellen soll bis 2012 erledigt sein. Heuer werden die Gleise der Linie 7 (Eckertstraße, Ursulinen) verbreitert, 2010 das Gleis des Einsers in der Georgigasse, sowie Schillerstraße (3er) und Moserhofgasse (6er). 2011/12 wird der Abschnitt Murgasse bis Hauptbahnhof erneuert.
Quelle:
www.kleine.atVielleicht wäre es für die Politik jetzt eher angebrachter, die Innenstadt-Entlastungsstrecke zu errichten. Naja, bis letztendlich genügend Bahnen bei uns sind, wird es wohl kaum Begegnungen von Variobahnen in der Murgasse geben, solange sie am 4er und 5er unterwegs sind. Bis zu diesem Zeitpunkt wird es dann hoffentlich eine Lösung geben.