Eine Kurzzusammenfassung der gestrigen Bürgerversammlung, die vom Bezirksrat Jakomini einberufen wurde:Auf dem Podium nahmen Platz (von links):
- Ing. Adolf Polivka, Leiter der Abteilung Fahrweg und Gleisbau bei den Graz Linien.
- Bezirksvorsteherin Edeltrud Taschner (KPÖ)
- Stadtrat Mag. (FH) Mario Eustaccio (FPÖ)
- Stadtrat Univ. Doz. DI Dr. Gerhard Rüsch (ÖVP)
und
- Bez. Vorst. Stv Klaus Strobl (ÖVP)
Neben zu erwartenden Einschränkungen für die Bewohner durch die Bauarbeiten und den daraus resultierenden Folgen kann man schon zu Beginn der Veranstaltung erahnen, dass die Variobahn - wieder einmal - schlechter dargestellt wird als sie ist.
Edeltrud Taschner erklärt, dass es im Haus Jakominiplatz 17 (Eckhaus Jakoministraße) große Probleme durch die Variobahn gibt.
Ing. Adolf Polivka präsentiert die Eckdaten zum Projekt:Die Gleise wurden abgesehen von den Weichen (1993 und 1994) zuletzt im Jahr 1965 saniert.
Baumaßnahmen:
- Einbau des erschütterungsminimierenden Masse-Feder-Systems
- Baulänge 272
- Neusituierung der Weichen
- Aufwertung Gleisachse 2,80
- Zwilingsgleis - > Entfall von 2 Zungenvorrichtungen
- Wechsel der Ladezonen auf die Ostseite
- Haltestelle vor Mobilitätszentrum
- Gehsteigverbreiterungen
Zeitplan03.06 Beginn der Vorarbeiten
10.06 Start Wasser- / Kanalbauarbeiten
Von 10.06 bis 06.07 verkehren die Straßenbahnen nur mehr eingleisig von Betriebsbeginn bis 08:30 und von 17:30 - Betriebsschluß
Zwischen 8:30 und 17:30 gibt es in der Jakoministraße KEINEN Straßenbahnbetrieb.
Ab 06.07 wird der Straßenbahnbetrieb in der Jakoministraße komplett eingestellt.
Freitag, 06.09: Fertigstellung der Arbeiten
Sonntag, 08.09: Öffnung für den Straßenbahnverkehr
SR Mario Eustacchio begrüßt das Projekt und zeigte sich zuversichtlich dass sich durch die Gleisbauarbeiten die Eingangs geschilderten Probleme mit der Variobahn verbessern würden.
SR Gerhard Rüsch berichtet von den
verschiedenen Projekten, die auf Initiative der Stadt zur Attraktivierung des Bezirks Jakomini beitragen sollen. Die Bilanz ist positiv: In der Klosterwiesgasse und der Jakoministraße kann man 40 neue Mieter verzeichnen.
Die rote Laufbahn war zwar umstritten ist aber dennoch ein Erfolg gewesen.
Für die neue Gestaltung der beiden Straßenzüge ist man nun auf der Suche nach einer Dauerlösung:
- Einfach nur Asphalt
- Erneuerung der roten Laufbahn oder
- Pflastersteine wie in der Reitschul- und Schönaugasse.
Die Fragen der Bürger im Anschluß an die Präsentation der Fakten gingen von einfachen Dingen - um welche Tageszeit gebaut wird - über interessante Detailfragen bis hin zu utopischen Forderungen von einer U-Bahn für Graz.
Dazu eine kurze Zusammenfassung:
Frage Anwohner (Conrad von Hötzendorfstraße Anfang): Zu welchen Tageszeiten ist mit Bauarbeiten zu rechnen?
Ing. Polivka: Mo-Fr von 6-22h, Sa von 6-14, Gleisbauarbeiten werden auch in der Nacht stattfinden, dazu gibt es dann detailierte Informationen für die Anrainer.
Dann präsentiert
Architekt Gerald Hirsch als Sprecher einer Bürgerinitiative einen Forderungskatalog für eine eingleisige Führung der Straßenbahn in der Jakoministraße und übergibt SR Eustacchio über zweihundert Unterschriften.
SR Eustaccio meint, dass sei ein frommer Wunsch, aber leider aufgrund der Straßenbahnfrequenz nicht möglich.
DI Andreas Solymos (Graz Linien) erläutert genauer: Am Jakominiplatz verkehren 1400 Straßenbahnen pro Tag davon 500 auf den Linien 4 & 5, wobei die Jakoministraße die Rückfallebene im Falle einer Störung in der Herrengasse darstellt. Er führt weiter aus, dass gemäß StrabVO 1999 eine eingleisige Trassierung rechtlich gar nicht genehmigungsfähig wäre.
Ein Bewohner der südlichen Conrad von Hötzendorfstraße fordert neben einer Attraktivierung des Rasengleises sowie ein 10 km/h Tempolimit für die laute Variobahn. Leider verabsäumt die Diskussionsleiterin diese Meldung als Themenverfehrlung einzustufen, da dies eigentlich mit der Jakoministraße ja nichts zu tun hat und gesondert behandelt werden muss, worauf man sich dann auch einigt.
Ein weiterer Bürger fordert eine U-Bahn von der Messe bis zum Hauptbahnhof. - SR Rüsch erklärt dass für utopisch - da natürlich viel zu teuer.
Dr. Ing. Heinz Perchthaler, Sprecher der Initative in der Theodor Körnerstraße versucht mit einer sehr langen Wortmeldung, die Anwohner zu verunsichern, was den Gleisbau und die Lärmentwicklung der Straßenbahnen danach betrifft, wobei er natürlich vor allem an der Variobahn kein gutes Haar läßt.
Gerhard Amtmann (Graz Linien) antwortet korrekt und ersucht Äpfel nicht mit Birnen zu vergleichen - mit dem Verweis auf den speziellen Untergrund in der Theodor Körnerstraße. In der Jakoministraße werden zudem auch Wasserleitungen und Kanal neu verlegt, was wiederum eine ganz andere Ausgangssituation darstellt.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Thema "Radweg", was durch den städtischen
Verkehrsplaner Martin Bauer wie folgt erklärt wurde:
"Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten ist ein durchgehender Radweg in der CvH-Jakoministraße nördlich der Schießstattgasse leider nicht möglich, da der Platz beim Haus CvH 1 nicht ausreicht. Von unserer Seite gibt es dafür derzeit leider keinen Lösungsansatz."
Was den Radweg betrifft ergibt sich aber ein anderes Problem: - Die Ladezone wandert ja auf die Ostseite der Straße, das bedeutet Richtung Norden fahrende Radfahrer müssen die "ladenden" Fahrzeuge links überholen, wobei sie natürlich die Straßenbahntrasse befahren müssen. Hier wird es - aus meiner Sicht - sicher brenzlige Situationen geben. Die Ausweichrouten für die Radfahrer Klosterwiesgasse und Schönaugasse sind aber nicht weit entfernt und stellen eine gute Alternative dar.
GR Karl Dreisiebner (Grüne) meint, dass aufgrund des großen Haltestellenabstandes zwischen Jakominiplatz und Finanzamt eine Verlegung der Haltestelle Finanzamt nach Norden zur Kreuzung mit der CvH sinnvoll wäre, worüber die Meinungen auseinandergegangen sind.
Die wichtigsten Fragen der Anrainer waren aber wann bzw. wie lange man zu den Parkplätzen zufahren kann bzw. ob während der Bauarbeiten eine Ladetätigkeit möglich ist.
Fazit: Kaum jemand ist bereit auf seine Interessen und Gewohnheiten für die Allgemeinheit (ÖV) zu verzichten.
Was den Ausbau und die Sanierung des Grazer Straßenbahnnetzes betrifft ist die Holding Graz gut aufgestellt und kann auf kompetente Experten zurückgreifen. Auch die Politik scheint am Thema interessiert zu sein, allerdings spielt dort das liebe Geld natürlich eine übergeordnete Rolle, wobei der ÖV hier meist schlecht aussteigt. - Das sollte sich schnell ändern, damit Graz dem totalen Verkehrsinfarkt entgeht.
Dazu brauchen wir nicht nur sanierte alte Straßenbahnstrecken sondern vor allem neue Linien zu neuen Siedlungsgebieten.