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Thema: Mur-Kraftwerk Puntigam (164703-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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Re: Mur-Kraftwerk Puntigam
Antwort #120

Wenn die Industrie unsere Rohstoffe in viel zu hohen Maße verbraucht und die Natur ausbeudet?


Da lässt sich durch das eigene Konsumverhalten viel machen. Wenn alle das Zeug kaufen wird natürlich so weiterproduziert, warum sollte "die Industrie" es denn ändern.

Zitat

Wenn auf Klimakonferenzen nichts beschlossen wird?


Brauchst du unbedingt eine Klimakonferenz die *dir* persönlich sagt wie man sinnvoll mit den natürlichen Resourcen umgeht?

Zitat

Wenn das was früher beschlossen wurde nicht eingehalten wird?


Ja und von wem wird es denn nicht eingehalten? Auch von *dir*!

[...]

Zitat

Wenn ich 8*10-9% der Weltbevölkerung ausmache und  nicht das Geringste zu sagen habe?


Nachdem eben alle 8*109 so denken, dass sie allein ja nichts ändern können, wird sich - oh Wunder - natürlich nichts ändern.

Auch ich bin kein Engel, aber ich versuche es wenigstens. Ich kaufe bewusst z.B. kaum Lebensmittel aus Übersee (oder auch nur mit langen innereuropäischen Transportwegen), möglichst saisonales Gemüse (die Energiebilanz von beheizten Gewächshäusern ist katastrophal); ich verwende mein Auto sehr sparsam und teile es mir mit Freunden damit die zu seiner Produktion eingesetzten Rohstoffe bestmöglich genutzt werden; ich nehme so oft es geht das Fahrrad um mich in der Stadt zu bewegen; ich schreib auch mal an Geschäfte, dass sie mich als Kunden verlieren wenn sie mich mit kiloweise Werbematerial zumüllen...
Klar bringt das alles alleine nicht viel, da mach ich mir keine Illusionen; aber ich geben die Hoffnung nicht auf, das sich vielleicht ein paar Leute ein Beispiel daran nehmen und es genauso machen, und an denen jeweils wieder nur ein paar, usw.

Re: Mur-Kraftwerk Puntigam
Antwort #121

Eine Bemerkung noch zu 4020: meinetwegen kann mich Tesselata anreden, wie er will, immerhin verwendet er das unhöfliche kleingeschriebene "sie", womit er eine besondere Geringschätzung ausdrücken will. Aber sei sicher, das geht mir am A... vorbei.


Lieber Christian, in der Tat war ich etwas unzufrieden mit Dir, da du dich ganz offensichtlich nicht wirklich mit der ökologischen Problematik, die das Murkraftwerk Puntigam mitbringen wird, auseinandergesetzt hast. Aber dass ich Dir deswegen eine "besondere Geringschätzung" entgegen bringen wollte, stimmt nicht. Viel mehr bin ich froh über deine Kommentare, da diese mir verdeutlichen, daß es immer noch eine Vielzahl von Menschen gibt, die sich über Artenschutz und Erhalt der Biodiversität keine Gedanken machen und das womöglich als Spinnerrei von grünen Spaßbremsen zur Seite schieben. Das motiviert mich weiter für den Artenschutz einzutreten.

Wie kommst du darauf, daß ich ein "er" bin?!

Abgesehen davon, daß es "obrigkeitshörig" heißt, bist du das beste Beispiel für einen, der irgendetwas so vor sich hin behauptet.


Vielen Dank, lieber Christian, für die Korrektur! Genau das wollte ich schreiben. Mir wäre es aber lieber, wenn du nicht nur auf meine Flüchtigkeitsfehler und Tippfehler eingehen würdest, sondern auch innhaltlich auf meine Argumente und diese, wenn es geht, entkräftigst.

Zu deinem Vorwurf, ich wäre das beste Beispiel für einen, der irgendetwas vor sich hin behauptet, möchte ich sagen, dass ich mich seit Jahren mit den einheimischen Reptilien befasse und zunehmend beobachte, dass zwar alle Arten streng geschützt sind und es auch Gestze gibt, die sie schützen sollten - in der Praxis es aber völlig anders aussieht. Ich habe, was jeder machen kann, mich über die Verbreitung der verschiedenen Arten informiert und selbst schon häufig z.B. Würfelnattern an der Mur im Stadtgebiet beobachtet. Jeder kann mit etwas googeln herausfinden, wie mit solch einer streng geschützten Art bei Infrastrukturprojekten umzugehen ist. Folgende Suchbegriffe sind hilfreich:
- Fauna-Flora-Habitat Richtlinie; siehe Anhang IV sowie Artikel 12 und 16
- Artenschutzverordnung Steiermark
- Naturschutzgesetz Steiermark

Meine Meinung habe ich schon vor Wochen in dieser Diskussion gesagt, und warum sollte ich sie ändern, wenn es keine neuen Aspekte gibt.


Da du bisher keine Gegenargumente erbracht hast, vor allem auf die Aspekte, die ich am 03. Oktober eingebracht habe, muß ich davon ausgehen, daß Du dich entweder nicht mit den Aspekten des Artenschutzes auseinandergesetzt hast, oder Dir bewusst ist, daß so ein Wasserkraftwerk auf so einem engen Raum wie im Grazer Stadtgebiet sehr wohl ökologische Probleme mitbringt, diese dir aber am A***h vorbeigehen (wie Du es vermutlich ausdrücken würdest).

Hier bitte schön, extra für Dich, neue Aspekte:

- Nationaler Gewässerplan 2009 (die Mur ist im Bereich des geplanten Kraftwerks als priotäres Sanierungsgewässer ausgewiesen - wie passt das mit einem Kraftwerksbau zusammen?)
- Sachprogramm Grünraum 1996 (Zweidrittelmehrheit für den Erhalt der Ufergehölze an der Mur)
- Sachprogramm Ökostadt 2000 (einstimmig im Gemeiderat 1995 beschloßen - Verpflichtung zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung)
- Masterplan Grünes Netz Graz (zum Grünkorridor Mur: der Lebensraum für Fauna und Flora hat eintscheidenen Einfluss auf das Stadtklima [...] Die Gewässer der Stadt sind in ihrem Bestand auf jeden Fall zu sichern und entsprechend zu pflegen [...] Das unverwechselbare Stadtbild von Graz wird auch von Grünelementen geprägt, prominente Beispiele dafür sind wohl der Schlossberg und der Stadtpark oder die Uferbereiche der Mur)

Das Argument mit dem Methangas ist doch ein absolut blödes, oder kannst du mir eine entsprechende Studie, bezogen auf die Mur, zeigen.


DAS Argument habe ICH nicht gebracht! Im Gegenteil: ich habe mich selbst kritisch zu der Vorgehenseweise des Naturschutzbundes oben geäußert. Wenn der Naturschutzbund halbwegs profesionell arbeiten würde, dann hätte er in Zusammenhang mit einer Universität und Studenten eine kleines Projekt ins Leben gerufen und aus verschiedenen Staue in der Mur Proben genommen. Das hätte so gut wie nichts gekostet und wäre eine tolle Seminararbeit gewesen. Außerdem hätte man eigene, nachvollziehbare Daten.

Ebenso kann ich nicht nachvollziehen, wie ein Wasserkraftwerk die Natur ausbeutet: was oben reinfließt, kommt unten wieder raus.


Hahaha, sehr witzig. Du bist echt ein Spaßvogel. Oder Du hast wirklich nicht kapiert, weshalb so viele Menschen gegen das Kraftwerk Puntigam sind. Für alle, die tatsächlich so naiv sind und glauben ein Wasserkraftwerk in Graz hat keine negativen Auswirkungen, hier noch mal ein kleiner Überblick:

Ökologische Probleme:
- Verlust von Lebensraum geschützter und zum Teil stark gefährdeter Tierarten (z.B. Huchen, Strömer, Barbe, Würfelnatter usw., usw.)
- Verlust bzw. starke Beeinträchtigung der Korridorfunktion des Grünstreifens (welcher das wichtigste Verbindungsstruktur für Tieraten durch die Stadt darstellt. Isolierung von Populationen?)
- Verlandung (Faulschlamm?) seihe KW Fisching bei Judenburg - extreme Sedimentablagerungen im Stau (wer im September/Oktober nach Bruck a.d. Mur gefahren ist und den ausgelassen Stauraum des KW Zlatten gesehen hat, weiß das ein Stau eine einzige Schlammwanne ist!
- Stauraumspülung (Unterhalb des Staus legt sich der Schlamm auf den Boden ab - z.B. Kieslaicher finden keinen Laichplatz mehr (Zerstörung von Fortpflanzungsstätten geschützter Tierarten - Verboten). Aus diesem Grund gabe es nich NIE eine Stauraumspülung beim KW Fisching - wie ich gehört habe, haben sich die Fischerreiberechtigten bisher erfogreich dagegen gewehrt...
- Zerstörung des Fließgewässerregimens
- Tötung von Fischen in den Turbinen (wenn diese flußab wandern)
- Veränderung des Grundwasserhaushaltes
- Stauketten (es kommt zu einer Verstärkung der einzelenen negativen Effekte)

Soziale Problematik:
- evtl. Enteignungen
- Wertminderungen der Liegenschaften der Anrainer
- Hochwasserschutz
- Verlust von Erholungsraum

Und wie man am Beispiel Peggau sieht, kann auch die "Naturlichkeit" erhalten bleiben.


Das KW Peggau wurde vor über 100 Jahren gebaut. Damals hat man natürlich überhaupt nicht an eine Naturverträglichkeit gedacht - eine Fischaufstiegshilfe wurde erst sehr viel später realisiert.
Besser hat man es beim KW Friesach gemacht (ebenfalls Gemeinde Peggau): dort hat man ein sehr langes Umgehungsgewässer gebaut. Von außen und oberflächlich betrachtet, sieht alles toll aus. Nur: das Umgehungsgewässer mündet direkt in den Stau - für strömungsliebende Fische wie z.B. den Huchen, Strömer und Barbe ungeeignet. Zwei unterschiedliche Büros für Biologie haben in unterschiedlichen Jahren die Funktionalität dieser Fischaufstiegshilfe im Auftrag des Kraftwerksbetreiber überprüft und festgestellt, dass sehr viele Fischarten in der Fischaufstiegshilfe vorkommen. ABER: es wurde nie überprüft, ob die Fische auch DURCH DEN STAU schwimmen... (ein Schelm wer Böses dabei denkt).
UND: die Pflege von Ausgleichsmaßnahmen generell ist immer ein Knackpunkt. Jedesmals wenn ich an der Fischaufstiegshilfe beim KW Friesach Spazieren gehe, sehe ich, dass die Fischaufstiegshilfe nicht funktionsfähig ist. Entweder durch natürliche Verklausung oder weil Kinder Staudämme gebaut haben.

Und die Gesetzwidrigkeit ist eine Behauptung, die kein Gericht gestätigt hat.


Noch wurde ja auch noch kein Gericht damit befasst. Aber wenn du dir die entsprechenden Absätze der FFH-RL und im Naturschutzgesetz durchliest, wirst du feststellen, dass man bei diesem Projekt sehr wohl Verbotstatbestände (z.B. FFH-RL Artikel 12) berührt. Aber ich kann Dich und andere, die die Natur als Selbstbedienungsladen ansehen beruhigen: es gibt ja Ausnahmeregelungen wo Konzerne gegen geltende Gesetze verstoßen dürfen.

P.S.: Ich habe keine Lust mein Posting nochmal durchzulesen. Wenn Du also Fehler findest, darfst du sie gerne wieder korrigieren (was in Internetforen übrigens ziemlich kleinkariert ist, aber da du offenbar eine große Freude dabei empfindest, gönne ich dir den Spaß ;-)

Mit freundlichsten Grüßen, T.

  • Torx
Re: Mur-Kraftwerk Puntigam
Antwort #122
Übrigens war ich letztens mal bei der Nutria-Siedlung in Kalsdorf. Im Vergleich zum letzten mal wo ich dort war (schon ein paar Jahre her) gab es diesmal Kahlschlag, Erde statt Wiese und keine Nutrias. Weiss jemand ob die noch dort sind?

Re: Mur-Kraftwerk Puntigam
Antwort #123

Ökologische Probleme:
- Verlust von Lebensraum geschützter und zum Teil stark gefährdeter Tierarten (z.B. Huchen, Strömer, Barbe, Würfelnatter usw., usw.)
- Verlust bzw. starke Beeinträchtigung der Korridorfunktion des Grünstreifens (welcher das wichtigste Verbindungsstruktur für Tieraten durch die Stadt darstellt. Isolierung von Populationen?)
- Verlandung (Faulschlamm?) seihe KW Fisching bei Judenburg - extreme Sedimentablagerungen im Stau (wer im September/Oktober nach Bruck a.d. Mur gefahren ist und den ausgelassen Stauraum des KW Zlatten gesehen hat, weiß das ein Stau eine einzige Schlammwanne ist!
- Stauraumspülung (Unterhalb des Staus legt sich der Schlamm auf den Boden ab - z.B. Kieslaicher finden keinen Laichplatz mehr (Zerstörung von Fortpflanzungsstätten geschützter Tierarten - Verboten). Aus diesem Grund gabe es nich NIE eine Stauraumspülung beim KW Fisching - wie ich gehört habe, haben sich die Fischerreiberechtigten bisher erfogreich dagegen gewehrt...
- Zerstörung des Fließgewässerregimens
- Tötung von Fischen in den Turbinen (wenn diese flußab wandern)
- Veränderung des Grundwasserhaushaltes
- Stauketten (es kommt zu einer Verstärkung der einzelenen negativen Effekte)

Soziale Problematik:
- evtl. Enteignungen
- Wertminderungen der Liegenschaften der Anrainer
- Hochwasserschutz
- Verlust von Erholungsraum


Trotzdem überwiegen die positiven Aspekte: Gewinnung von Energie ohne Abfallprodukte, CO2-Ausstoß oder radioaktiver Strahlung.
Das es negative Aspekte gibt und die Tier und Pflanzenwelt so wie sie jetzt besteht sich ändern wird ist leider ein negativer Aspekt. Aber gerade in einer Stadt in der nicht mehr viel von der ursprünglichen Natur übrig ist überwiegen die positiven Aspekte bei weitem. Niemand will ein Fukoshima in Slowenien, Ungarn oder Tschechien. Also muss gehandelt werden!

  • Stipe
Re: Mur-Kraftwerk Puntigam
Antwort #124
Lieber Newsflash!

Da der Energiebedarf aktuell weiter steigt wird auch das Murkraftwerk bald nicht mehr ausreichen, um den Bedarf zu decken. Was schlägst du dann vor, um dein slowenisches Fukushima zu vermeiden? Die Mur ist dann leider voll, da hat kein Kraftwerk mehr Platz...

  • Torx
Re: Mur-Kraftwerk Puntigam
Antwort #125
Vielleicht kann das wer bestätigen - ich habe gehört dass das Kraftwerk Mellach 800kw prouziert und das Murkraftwerk durchschnittlich 8kw. Wenn das wirklich so wäre, dann wäre es wirklich schwachsinnig das Murkraftwerk zu bauen.

Re: Mur-Kraftwerk Puntigam
Antwort #126
Das GDK Mellach hat Nennleistung von 832 MW elektrisch und 400 MW Fernwärme. Ein Laufkraftwerk in der Mur hat Nennleistung 10 - 20 MW (Gössendorf ~19 MW).

Die reale hängt natürlich von der Auslastung, Wasserstand etc. ab. Mellach rechnet grob mit 250 Betriebstagen im Jahr (auf volle Leistung bezogen).

Vielleicht kann man dann bald einmal das FHKW Werndorf abschalten.

  • Martin
  • Global Moderator
  • Styria Mobile Team
Re: Mur-Kraftwerk Puntigam
Antwort #127
Mur: Jetzt geht es ans Eingemachte

In einer Mur-Enquete will die Stadt Graz heute eine Informationsoffensive zum geplanten Kraftwerk in Puntigam starten. Dann soll der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss fällen.
Die Grazer Mur hat viele Gesichter: Bald soll sie nicht nur Lebensraum für die Tierwelt, sondern auch Stromlieferant sein

Knapp zwei Jahre, nachdem die Pläne der Energie Steiermark für ein neues Murkraftwerk in Graz-Puntigam öffentlich wurden, bläst die Stadtpolitik erstmals zur einer groß angelegten Informationsveranstaltung. Im Zuge der heutigen "Mur-Enquete" (siehe Infobox) können sich alle Interessierten ein Bild vom 87-Millionen-Euro-Projekt mitten im Grazer Stadtgebiet machen - so der Plan der Veranstalter. Dahinter steht der späte Versuch, die aufgeheizte Stimmung rund um das umstrittene Projekt mit Sachinformation zu dämpfen.

Im Folgenden die wichtigsten Fragen und Antworten zum geplanten Wasserkraftwerk:

1. Wo soll das Kraftwerk gebaut werden und wie viel Strom könnte es produzieren?

ANTWORT: Das Laufkraftwerk ist an der "Olympiawiese" 600 Meter oberhalb der Puntigamer Brücke geplant. Es würde mit einer Maximalleistung von 16,3 Megawatt im Jahr 74 Gigawattstunden Strom produzieren. Das entspricht der Verbrauchsmenge von rund 20.000 Haushalten.

2. Wie würde das Projekt die Mur verändern?

ANTWORT: Die Fließgeschwindigkeit der Mur würde sich auf etwa 3500 Metern Länge (bis zur Erzherzog-Johann-Brücke) verringern, der Wasserspiegel ansteigen: am Kraftwerksstandort um rund sechs, auf Höhe Augarten um zwei bis drei Meter. Auf 850 Meter zwischen Kraftwerk und Seifenfabrik wird ein bepflanzter, bis zu drei Meter hoher Begleitdamm entlang der Mur nötig.

3. Steigt dadurch für die Anrainer die Hochwassergefahr?

ANTWORT: Diese Befürchtung wird von Kritiker häufig ins Treffen geführt, Belege dafür gibt es aber nicht. Die Wehranlage wird bei Hochwasserereignissen geöffnet und der Stauraum dadurch entlastet. Nach derselben Technik funktionieren auch die anderen Laufkraftwerke im Land. Ein Projekt mit erwartbarem Hochwasserrisiko würde am UVP-Verfahren scheitern.

4. Drohen Graz mehr Nebel und eine Gelsenplage?

ANTWORT: Auch für diese oft ventilierten Befürchtungen gibt es wenig Anhaltspunkte. Die geplante Seichtwasserzone in der Nähe der Seifenfabrik könnte zwar Insekten anziehen. Von einer Gelsenplage spricht aber kein Biologe, zumal die Mur durch den Stau zwar langsamer fließt, aber zu keinem stehenden Gewässer wird. Laut meteorologischem Gutachten hat die Mur zudem für die Durchlüftung der Stadt einen vernachlässigbaren Stellenwert.

5. Müssen für das Kraftwerk tatsächlich Tausende Bäume entlang der Ufer gerodet werden?

ANTWORT: Ja, die Rede ist von etwa 8000. Das hat einerseits mit dem ansteigenden Wasserspiegel zu tun, andererseits mit dem Kraftwerksbau selbst. Wo es möglich ist, werden die Bäume nach den Bauarbeiten an Ort und Stelle wieder aufgeforstet. Der Rest wird auf Ausgleichsflächen neu gesetzt. Faktum bleibt: Die Bäume direkt an den Murufern werden durch das Projekt dezimiert.

6. Was passiert mit der Murpromenade, den Radwegen und den Surferwellen?

ANTWORT: Die Murpromenade liegt weiter oberhalb des Wasserspiegels und bleibt erhalten. Die Radwege werden im Bereich des Kraftwerks umgelegt und verlaufen dann an der Oberseite des Damms. Die Surferwelle an der Erzherzog-Johann-Brücke bleibt bestehen, jene an der Radetzkybrücke wird laut Energie Steiermark im Bedarfsfall umgelegt.

7. Was bedeutet das Kraftwerk für den Fischbestand der Mur?

ANTWORT: Für strömungsliebende Fische wie Huchen oder Äsche wird der Lebensraum kleiner. Ihr Bestand wird sich dezimieren. Die geringere Fließgeschwindigkeit ändert die Beschaffenheit des Untergrunds und damit die Fauna des Flussabschnitts. Das ist der größte ökologische Nachteil von Laufkraftwerken.

8. Bekommt Graz mit dem Kraftwerk eine Großbaustelle?

ANTWORT: Die Bauphase würde etwa zwei Jahre in Anspruch nehmen. Für die Anrainer würde das zweifelsohne eine Belastungsphase bedeuten.

9. Wer entscheidet, ob Graz das Kraftwerk bekommt?

ANTWORT: Rechtlich ist als UVP-Behörde das Land am Zug. Das Projekt ist derzeit in der Einreichphase. Wird der (positive oder negative) Bescheid des Landes beeinsprucht, geht das Verfahren in zweiter Instanz an den Bundesumweltsenat. Dieser trifft die Letztentscheidung. Bei der Energie Steiermark erwartet man sich diese frühestens für Sommer 2012. Dann könnte das Kraftwerk Ende 2015 in Betrieb gehen.

10. Hat die Stadtpolitik dabei nichts zu entscheiden?

ANTWORT: Ohne politische Unterstützung geht in der Praxis natürlich nichts. Mit Bürgermeister Siegfried Nagls ÖVP sowie SPÖ, FPÖ und BZÖ steht eine deutliche Mehrheit im Gemeinderat hinter dem Projekt. Grüne und KPÖ sind dagegen.

11. Was versprechen sich die Befürworter vom Projekt?

ANTWORT: Abgesehen von der CO 2-freien Stromerzeugung locken die Gestaltungsmöglichkeiten der Muruferbereiche, die sich mit dem angestiegenen Wasserspiegel ergeben würden. Die Wasserfläche würde wieder wie einst näher zur Stadt rücken, Cafés und Wohlfühlzonen wären denkbar. Zudem würde die Energie Steiermark im Zuge des Projekts mehrere Millionen Euro an einem neuen Hauptsammelkanal mitzahlen, der die Abwasserentlastungen in die Mur verringert.

Quelle: http://www.kleinezeitung.at/steiermark/2747030/mur-jetzt-geht-ans-eingemachte.story
Liebe Grüße
Martin

Re: Mur-Kraftwerk Puntigam
Antwort #128
Trotzdem überwiegen die positiven Aspekte: Gewinnung von Energie ohne Abfallprodukte, CO2-Ausstoß oder radioaktiver Strahlung.


Mit ca. 87 Millionen Euro Baukosten, die das Murkraftwek, könnte man  Projekte in Graz auf die Beine stellen, die weniger Schaden an gefährdete Tieraten mit sich bringen. Hier sei an erster Stelle mal an Stromeinsparungsmöglichkeiten in der Industrie, im Gewerbe und iin privaten Haushalten gedacht. Ich denke mit einfachen bis mittelmäßig aufwendigen Methoden sind leicht 15 - 20 % Stromeinsparung überall realistisch.

Aber gerade in einer Stadt in der nicht mehr viel von der ursprünglichen Natur übrig ist überwiegen die positiven Aspekte bei weitem.


Das sehe ich (und viele andere) nicht so. Gerade durch die Eintiefung der Mur ist wieder ein fast natürliches Murufer entstanden. Teilweise ist der Gehölzstreifen schon wieder so breit, dass es als Wald durchgeht (Gehölze breiter als 10 m gelten lt. Forstrecht als Wald). Die Artenzusammensetzung kommt einen Auwald nahe. Rückzugsgebiet und Korridor durch die Stadt für geschützte Tierarten. Auch der Fischotter wandert an der Mur entlang durch die Stadt.

Für wen sollen positive Aspekte überwiegen?
Für die Bürger? - wird der Strom deswegen günstiger? Nein.
Für streng geschützte Tierarten von gemeinschaftlichen Interesse wie Würfelnatter oder Fischotter? Sicher nicht!
Für die Estag? Kann sie mit dem Bau ordentlich Steuern abschreiben? Ja. (Außerdem wird der Bau mit ordentlichen Subventionen (unsere Steuern) gefördert - sonst würde sich das nicht lohnen)
Für die Stadt Graz? Ein positiver Aspekt für die Stadt wäre, dass sich die Estag an die Sanierung der Kanalisation beteiligen würde - wehalb Nagel vom Murkraftwerksgegner zum -befürworter geworden ist. Ein negativer Aspekt ist der Verlust eines bedeutenden Grünraums im Satdtgebiet (Nein, Dämme können nicht mit großen Bäumen bepflanzt werden und ein 3 - 5 m breiter steiler "Grünstreifen" zwischen Ufer und Radweg, anschließend mit "Badebuchten" und "Strandcafes", ist kein Ersatz für einen naturnahen Gehölzstreifen mit Auwaldcharakter.

Niemand will ein Fukoshima in Slowenien, Ungarn oder Tschechien. Also muss gehandelt werden!


Richtig! Und deshalb sollen auch kluge innovative Köpfe und Firmen gefördert und nicht die großen Konzerne mit Millionengewinnen weiter subventioniert werden!
Es kann doch nicht sein, dass beispielsweise kleine Firmen die erfolgreich auf dem Solar-Markt sind, ihren größten Umsatz im Ausland machen, weil sie in Österreich so gut wie keine Unterstützung bekommen.

  • Martin
  • Global Moderator
  • Styria Mobile Team
Re: Mur-Kraftwerk Puntigam
Antwort #129
Murkraftwerk: Grüne forcieren Befragung

Lisa Rücker will eine Abstimmung in jedem Fall durchziehen - spätestens im Herbst. Daher werde man schon am 9. Juni einen Antrag im Gemeinderat bringen.

"Findet der Gemeinderat nicht den Mut dazu, werden wir die 10.000 Unterschriften selbst sammeln."
So ändern sich die Zeiten: Noch vor Kurzem gehörten die Grazer Grünen zu den vehementesten Kritikern jenes ÖVP-Modells, das eine umfassende Befragung der Grazer vorsah. Jetzt, da das Projekt seitens der VP ad acta gelegt wurde, kommen die Grünen auf den Geschmack: Nun möchten sie doch gern wissen, was die Bürger in Sachen Murkraftwerk denken - möglichst rasch.

Da der Bau der Staustufe Puntigam ein "massiver Eingriff in das städtische Gefüge" sei, solle die betroffene Bevölkerung unbedingt darüber entscheiden, betont Vizebürgermeisterin Lisa Rücker. Daher werde man schon am 9. Juni einen Antrag im Gemeinderat bringen - "für eine Volksabstimmung nach dem Volksrechtegesetz oder für eine Befragung nach dem VP-Modell". Rücker: "Wenn der Gemeinderat den Mut dazu nicht findet, werden wir die 10.000 Unterschriften für eine Volksbefragung aus eigener Kraft sammeln." Letztere könnte dann im Herbst stattfinden.
Auch für Elke Kahr (KPÖ) sowie für Gerald Grosz und Georg Schröck (BZÖ) ist eine Volksbefragung "unabdingbar". Zuvor aber will Grosz eines geklärt haben: "Kommt die Energie des Kraftwerks heimischen Haushalten zugute? Oder verkaufen Estag und Verbund weiterhin sauberen und in Österreich erzeugten Ökostrom sündteuer ins Ausland, um mit billigem Atomstrom die steirischen Haushalte zu versorgen?"
MICHAEL SARIA

Quelle:   http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2754943/murkraftwerk-gruene-forcieren-befragung.story
Liebe Grüße
Martin

  • Torx
Re: Mur-Kraftwerk Puntigam
Antwort #130

Lisa Rücker will eine Abstimmung in jedem Fall durchziehen - spätestens im Herbst. Daher werde man schon am 9. Juni einen Antrag im Gemeinderat bringen.

Na toll, jede Partei will die Befragung dort machen wo es ihr lieb ist. Die ÖVP will keine Befragung zum Murkraftwerk, die Grünen keine zu den Bettlern und der Umweltzone. Das zeigt und wieder mal das Demokratieverständnis von denen die regieren...

Re: Mur-Kraftwerk Puntigam
Antwort #131

Lieber Newsflash!

Da der Energiebedarf aktuell weiter steigt wird auch das Murkraftwerk bald nicht mehr ausreichen, um den Bedarf zu decken. Was schlägst du dann vor, um dein slowenisches Fukushima zu vermeiden? Die Mur ist dann leider voll, da hat kein Kraftwerk mehr Platz...


Jaja, schon gut. Nach diesen dämlichen Überlegungen braucht man ja gar kein Kraftwerk mehr zu bauen weil der Energiebedarf ständig steigt und kein Kraftwerk den ganzen steigenden Energiebedarf abdecken kann! Nach diesen Überlegungen braucht man auch kein Windrad und keine Solarzelle neu errichten!
Erstellt am: Juni 15, 2011, 16:11:40

Das GDK Mellach hat Nennleistung von 832 MW elektrisch und 400 MW Fernwärme. Ein Laufkraftwerk in der Mur hat Nennleistung 10 - 20 MW (Gössendorf ~19 MW).

Die reale hängt natürlich von der Auslastung, Wasserstand etc. ab. Mellach rechnet grob mit 250 Betriebstagen im Jahr (auf volle Leistung bezogen).

Vielleicht kann man dann bald einmal das FHKW Werndorf abschalten.


Und ein Gaskraftwerk hat mit einem Wasserkraftwerk genau Null Gemeinsamkeiten.

Auch für alternative Energieformen wie Wasser-, Wind- und Solarenergie benötigt man schnell verfügbare Kapazitäten die Bedarfsspitzen und mögliche Ausfälle schnell kompensieren können.

Ein Gaskraftwerk kann innerhalb weniger Sekunden für den Ausfall anderer Energielieferanten einspringen oder einen Mehrbedarf abdecken. Diese Möglichkeit hat außer einem (Pump-) Speicherkraftwerk kein anderes Kraftwerk.

  • Stipe
Re: Mur-Kraftwerk Puntigam
Antwort #132
Und das mit dem steigenden Energieverbrauch ist ein Naturgesetz, oder wie? Schon mal überlegt, dass man auch dort ansetzen kann?

Es ist betriebswirtschaftlich einfach Unsinn, das Geld in der Mur zu vergraben (die Aussage stammt übrigens von einem Estag-Vorstand in Bezug auf die Murkraftwerke...), das wäre in Solar- und Windkraftprojekte einfach besser angelegt.

Und Gas kann auch aus Biomasse sein, ein Drittel des Fernwärme aus Gas in der Steiermark kommt schon aus Biomasse. Kann man auch noch steigern.

Re: Mur-Kraftwerk Puntigam
Antwort #133

Und das mit dem steigenden Energieverbrauch ist ein Naturgesetz, oder wie? Schon mal überlegt, dass man auch dort ansetzen kann?

Ja, man sollte und muss auch dort ansetzten! Ich zahle übrigens im Monat ganz genau 20 Euro Strom bei den Grazer Stadtwerken. Derjenige der das unterbietet soll sich bitte melden ;)

Aber ich bin Realist, und der Stromverbrauch steigt einfach, das war leider in den letzten 50 Jahren immer so und wird es wohl auch in den nächsten paar Jahren bleiben. Wenn dann das Thema Elektroautos noch dazukommt, dann steigt der Verbrauch noch mal extrem.


Und Gas kann auch aus Biomasse sein, ein Drittel des Fernwärme aus Gas in der Steiermark kommt schon aus Biomasse. Kann man auch noch steigern.

Ob Gas jetzt aus Biomasse oder aus fossilen Quellen stammt ist doch völlig egal. Bei der Verbrennung von Gas entsteht CO2 und dies gilt es soweit wie möglich zu vermeiden.

Das Gaskraftwerk steht übrigens auch in überhaupt keiner Konkurenz zu den erneuerbaren Energiequellen. Die ESTAG Vorstände wollen natürlich bei jedem Projekt positiv bilanzieren, ist doch klar. Wenn jetzt aber "zu viel" Strom aus Wasserkraft & Co. erzeugt wird und das Gaskraftwerk Verlust macht ist mir das ziemlich egal. Das Gaskraftwerk Mellach ist dann eben ein sehr teures Backup. Die Aufgabe der Politik ist es in der heutigen Zeit die Energiekonzerne in die Richtung Erneuerbar zu lenken. Das dadurch die Gewinne der Energiekonzerne dann nicht so hoch ausfallen ist der Allgemeinheit doch eher zuzumuten als wie eine verschmutzte Umwelt!

Re: Mur-Kraftwerk Puntigam
Antwort #134
Wenn du mit so wenig Strom klarkommst, wieso denkst du dann, dass es andere Leute nicht schaffen sollten, wen der Wille da ist und die Politik entsprechende Vorgaben macht (und ich meine damit nicht die hirnrissigen Energiesparlampen)?

Die paar Fuzzerl Wasserkraftwerke ändern absolut nichts an der Grundproblematik.