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Thema: Geplante 3.Piste am Flughafen Wien- Schwechat (19793-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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Geplante 3.Piste am Flughafen Wien- Schwechat
Die geplante 3.Piste des Flughafen Wien wird derzeit debattiert. Die Ausbaupläne wurden in Bezug auf  Klimaschutzmaßnahmen, der eine 3.Piste zuwiderlaufen soll, strittig diskutiert. Der Bundesverwaltungsgerichtshof hat das Projekt genau hinsichtlich dieser Argumente gestoppt.

Hier 2  beispielhafte Artikel:

Aus der Sicht der Ausbaubefürworter:

Österreichisches Luftfahrtmagazin- "Austrian Wings"
Zitat
Dritte Piste VIE - was ACA dazu meint

Viel Kritik (und ein klein wenig Lob) musste der Bundesverwaltungsgerichtshof für seinen Entscheid, den Bau der dritten Piste auf dem Flughafen Schwechat zu verbieten, einstecken. Nachfolgend veröffentlichen wir einen Beitrag der Pilotenvereinigung "ACA" zu dem Thema.

Die gerichtliche Ablehnung der 3. Piste in LOWW läßt einen Piloten zunächst ratlos zurück. Umwelt /Klimaschutz-Argumente sind etwas, das Piloten tief berührt. Wer aus dem Cockpit die Schönheit unseres Planeten erleben darf, verspürt den starken Wunsch auch zum Erhalt der wunderbaren Natur beizutragen.

Wie stellt sich uns die Entscheidung dar? Die 3. Piste ist nicht wegen unmittelbarer Umweltschäden gerichtlich abgelehnt, sondern um den Luftverkehr generell zu beschränken und damit den Ausstoß von Gasen, die das Klima negativ beeinflussen, zu verringern.

Der aufmerksame Pilot wird jetzt nachdenklich. Gerade die weltweiten Pilotenverbände weisen auf abenteuerliche Förderung von Billigfluglinien hin. Staatliche Zuschüsse und z.B. Personalunion von Airline-Chef, Luftamt-Vorsitzenden und oberstem Bankmanager am arabischen Golf führen zu enormen Airline Wachstum. Diese Maschinen fliegen nach und von fast allen europäischen Ländern und stoßen Abgase aus. Das ein Billigticket keine Umweltschutz-Maßnahme ist, ist wohl auch Politikern und Richtern klar. Ebenso dass ein € 29.- Euro Ticket die Kosten nicht realistisch decken kann ...

Die 3. Piste in Wien würde neben der Kapazitätserhöhung auch Erleichterungen für die Damen und Herren in den Cockpits bringen. Diese Piste ist parallel zur bestehenden Piste 11/29 geplant und liegt damit 'gut im Wind'. Der saloppe Ausdruck meint, dass diese Pistenrichtung der Hauptwindrichtung am Flughafen Wien ideal entspricht. Auf der Piste 16/34, die kreuzend zur derzeitigen Piste 11/29 liegt müssen sich Piloten oft mit Seitenwind abmühen. Eine Parallelpiste zu 11/29 würde wohl auch zu Begeisterung bei der Flugsicherung führen. Derzeit müssen Flugbewegungen auf beiden Pisten immer koordiniert werden, Parallelpisten mit ausreichend Abstand können 'unabhängig' benutzt werden.

Verantwortungsbewussten Piloten liegt Umweltschutz sehr am Herzen, jede Warteschleife (Holding) oder weite RADAR Führung tut da weh! Ein Flughafen Wien mit 3 Pisten hätte da ein Potential für die Verkürzung von Flugzeiten durch raschere Anflüge (so lange die Zahl der Flugbewegungen nicht in die Nähe der Kapazitätsgrenze geht).

Abschließend sei der Gedanke gestattet, dass Airlines eigentlich öffentliche Verkehrsmittel sind. Ein Flughafen der mittels Bahn gut in der Region eingebunden ist und für größere Distanzen direkte Flugverbindungen bietet, braucht sich bei der Umweltbilanz  sicher nicht vor Fern-Autobahnen (Landverbrauch, Schadstoff-Ausstoß) verstecken.

Die Richter haben entschieden, wie sie es nach geltendem Recht auch müssen. Gefordert sind die gesetzgebenden Instanzen im Land und auf EU Ebene. Klimaschutz durch Verhinderung der 3.Piste in Wien erscheint doch sehr fragwürdig. Als Piloten würden uns einige recht wirksame Klimaschutz-Maßnahmen einfallen, die hätten mit Verhinderung von 'Flag of Convenience' (Airline Lizenzen / Registrierung dort wo es sehr billig ist), indirekter Förderung von Low Cost Airlines (Förderbeträge wenn bestimmte Flughäfen angeflogen werden) und Durchsetzung sozialer Standards bei allen Airline Mitarbeitern (realistische Ticketpreise als Klimaschutz) zu tun ...

Dieser Beitrag erschien zunächst im Blog der ACA und kann hier im Original nachgelesen werden.

Quelle: https://www.austrianwings.info/2017/02/dritte-piste-vie-was-aca-dazu-meint/


Aus der Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes:

Tiroler Tageszeitung
Zitat
3. Piste - Für Umwelt-Juristin Wagner ,,wegweisendes Urteil"

Wien/Schwechat (APA) - Die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts (BVwG), den Bau der dritten Piste am Flughafen Wien zu untersagen, sei ein ,,wegweisendes Urteil", sagt Erika Wagner, Vorständin des Instituts für Umweltrecht der Universität Linz. Noch nie sei ein Projekt mit Hinweis auf den Klimaschutz untersagt worden. ,,Ehrlich gesagt hat man in der Umweltwissenschaft schon lange auf diesen Schritt gewartet".

In der Umweltwissenschaft habe man schon lange erwartet, ,,dass endlich einmal ein Urteil sagt, der Klimaschutz ist ernst zu nehmen". Aus Sicht Wagners ist das Urteil ,,sehr gut begründet, rechtlich haltbar und in Ordnung". Wie aber die Höchstgerichte, die der Flughafen Wien anrufen will, urteilen werden, sei eine andere Sache. ,,Es müsste halten, aber die Erfahrung der Vergangenheit in großen, volkswirtschaflich bedeutenden Fällen zeigt, dass solche Prognosen auch fehlliegen können". Ihre Position sei aber klar: ,,Ich würde es kritisieren, wenn es der VwGH aufhebt, und würde es als Fauxpas am Klimaschutzziel erachten". Bedauerlicherweise seien die Klimaschutzziele als ,,soft Law" verankert, bisher seien nur Projekte unter Hinweis auf Klimaschutz genehmigt worden (etwa Wasserkraftprojekte), nie aber untersagt.

Das BVwG habe sein Urteil ausdrücklich mit dem im Luftfahrtgesetz verankerten öffentlichen Interesse begründet. Daher könne man es nicht eins zu eins auf große Industrieprojekte umlegen, wo es um den Umweltschutz gehe. ,,Es wäre völlig falsch, das zu dramatisieren" und von einem ,,Investitionsstopp" zu sprechen: ,,Das gibt das Urteil nicht her". Im Luftfahrtgesetz seien die öffentlichen Interessen nicht beschränkt. Das Gericht habe seine Argumente zur dritten Piste nicht auf den Umweltschutz abgestellt, was es hätte tun können. Sondern das Gericht habe festgehalten, dass mit dem Projekt das öffentliche Interesse an der Absenkung der im Vertrag von Paris verankerten CO2-Senkungsziele torpediert würde. ,,Aus meiner Sicht ist das Gericht sogar verpflichtet, so zu argumentieren, denn das Gericht muss das Gesetz anwenden" und dies sehe eben die CO2-Reduktion vor.

Das Gericht hat festgehalten, dass laut Klimaschutzgesetz der Treibhausgasausstoß des Verkehrssektors in Österreich bis 2020 um 2,25 Prozent sinken sollte. Mit dem Bau und Betrieb der dritten Piste würde aber der Ausstoß Österreichs um 1,79 Prozent bis 2,02 Prozent steigen. Diese Entwicklung sei in die Erwägungen einzubeziehen, auch wenn dies im Verfahren bisher nicht geschehen sei. Dieser Anstieg lasse sich aber nicht reduzieren ,,Das Vorhaben zu Errichtung und Betrieb der dritten Piste widerspricht den öffentlichen Interessen des Umweltschutzes, insbesondere des Klimaschutzes", heißt es im Urteil.
Quelle: http://www.tt.com/home/12606940-91/3.-piste---f%C3%BCr-umwelt-juristin-wagner-wegweisendes-urteil.csp

Re: Geplante 3.Piste am Flughafen Wien- Schwechat
Antwort #1
Ich halte es vor allem bedenklich, dass die Justiz hier eine Sache behandelt, die eigentlich in die Politik gehört.

Re: Geplante 3.Piste am Flughafen Wien- Schwechat
Antwort #2
Wieso sollte so eine Sache nicht die Justiz behandeln?

Gibt ja genug Beispiele dafür ...

W.
"Es gehört nicht zum Begriff der Demokratie, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen"
(Carlo Schmid, SPD, 1948)

Re: Geplante 3.Piste am Flughafen Wien- Schwechat
Antwort #3
Wieso sollte so eine Sache nicht die Justiz behandeln?

Gibt ja genug Beispiele dafür ...

Wir haben es hier mit einer komplexen Thematik zu tun. Und immerhin wurden ja auch Argumente gebracht, die für die Piste sprechen:

  • Flugzeuge weniger lang in Warteschleife und damit Senkung des Ausstoßes
  • Gleichbleibender Ausstoß wegen Verlagerung auf andere Flughäfen und damit verbunden Standortnachteil

Ich bewerte diese und andere Argumente jetzt mal absichtlich nicht. Ein Richter ist auf Gutachten angewiesen. Im Endeffekt entscheidet er aber dann irgendwie doch nach Bauchgefühl (!) zwischen zwei oder mehreren sich widersprechenden Gutachten.

Wenn das Ganze jedoch von der Politik entschieden wird, erfolgt sicher eine wesentlich breitere und professionellere Aufarbeitung des Themas. Und im Endeffekt entscheiden dann die Experten und nicht die Politik - im Falle der Justiz entscheidet hingegen ein technischer Laie.




Re: Geplante 3.Piste am Flughafen Wien- Schwechat
Antwort #4
Ein Richter der nach "Bauchgefühl" entscheidet wäre kein guter Richter - der kann nur nach Fakten und Gesetzeslage entscheiden.

Und mit den Sachverständigen hat man ja Fachleute an der Hand - gilt ja z. B. auch für medizinische Fragen o. ä.

W.
"Es gehört nicht zum Begriff der Demokratie, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen"
(Carlo Schmid, SPD, 1948)

  • ptg
Re: Geplante 3.Piste am Flughafen Wien- Schwechat
Antwort #5
  • Bessere Charterflug-Möglichkeiten für (Innen-)Minister
nicht zu vergessen.

- Die Rollwege zur 3. Startbahn verlängern sich und die Wartezeiten durch das Kreuzen der anderen Bahnen erhöhen sich.
- Eine Nutzung aller 3 Bahnen gleichzeitig ist nicht bzw. nur bedingt möglich.
- London Heathrow (75 Mio. Passagiere; ~500.000 Flugbewegungen) und zahlreiche andere Flughäfen mit deutlich höheren Passagierzahlen und mehr Flugbewegungen kommen letztendlich auch mit 2 Bahnen aus (auch wenn sie teilweise 3 oder 4 Bahnen haben, die aber oft kreuzen oder zu nah nebeneinander liegen, sodass nur 2 verwendet werden können.)
- Wien hat zwar einen leichten Passagieranstieg zu verzeichnen (~10% in 6 Jahren) in der gleichen Zeit sind die Flugbewegungen aber um 10 % zurückgegangen.


@Sanfte Mobilität: Dort wo die Gesetzeslage klar ist, kann er nur danach entscheiden.
Bei mehreren Gutachten/Sachverständigen und echten sowie "alternativen" Fakten muss der Richter dann trotzdem nach Bauchgefühl entscheiden was/wer glaubwürdiger ist.

  • Michael
  • Styria Mobile Team
Re: Geplante 3.Piste am Flughafen Wien- Schwechat
Antwort #6
Mit dem Unterschied, dass sich in Wien die zwei Bahnen kreuzen. Das ist hier das eigentliche übel. Würde man eine Bahn auflassen und die "dritte" bauen, sehe es anders aus. Abgesehen von den längeren Rollzeiten.
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile

Re: Geplante 3.Piste am Flughafen Wien- Schwechat
Antwort #7
Flughafen Wien und Land Niederösterreich wollen das Bauverbot rechtlich bekämpfen:

Zitat
Dritte Piste: ,,Bekämpfen nicht die Richter"

Im Rechtsstreit um eine dritte Piste auf dem Flughafen Wien-Schwechat ziehen der Flughafen und das Land Niederösterreich nun vor die Höchstgerichte. Man bekämpfe jedoch nicht die Richter, betonte der Flughafen.

,,Wir bekämpfen die gerichtliche Entscheidung, wir bekämpfen nicht die Richter", sagte Flughafen-Vorstand Günther Ofner bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. ,,Wir haben genügend Argumente gegen das Erkenntnis", so dass es keiner weiteren Unterstützung bedürfe. Zwei der für die Ablehnung der dritten Piste zuständigen Richter waren nach einer Meldung von ,,Whistleblowern" angezeigt worden. Die Vorwürfe lauten Befangenheit und Amtsmissbrauch - mehr dazu in Dritte Piste: Ermittlungen nach Entscheid.


Günther Ofner und Julian Jäger, Vorstände der Flughafen Wien AG- Foto: APA/Hans Punz

Befangenheitsfragen kein Thema

Der Flughafen beantragte beim Verwaltungsgerichtshof (VwGH) eine außerordentliche Revision gegen die Ablehnung der dritten Piste durch das Bundesverwaltungsgericht. Zudem legte das Unternehmen eine Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof (VfGH) wegen der Verletzung verfassungsrechtlich gewährleisteter Rechte ein.

In ihren Höchstgerichtsbeschwerden erheben die Juristen des Airports zahlreiche Vorwürfe, darunter Auslegungsfehler, Verletzung von Verfahrensvorschriften, Widersprüche. Besonders empört sind die Flughafen-Manager, dass das Gericht Klimaschutz oder Bodenverbrauch höher bewertet hat als den Standort und die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Befangenheitsfragen werde man nicht ansprechen.

Auch Stadt Wien soll Rechtsmittel planen

Unterstützung erhielt der Flughafen vom Land Niederösterreich, das die für die Umweltverträglichkeitsprüfung zuständige Behörde ist. ,,Schwerwiegende rechtliche Bedenken haben die Behörde veranlasst, den Verwaltungsgerichtshof mit dem Antrag anzurufen, die außerordentliche Revision zuzulassen und das erwähnte Erkenntnis zu beheben", so Josef Muttenthaler, Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energierecht beim Amt der Landesregierung, in einer Aussendung.

Nach APA-Informationen wird auch die Stadt Wien einen entsprechenden Schriftsatz übermitteln. Zuletzt gab es Kritik an einer Doppelrolle der Stadt. Laut einem Gutachten könnte sie ihre Treuepflichten als Aktionärin verletzt haben, wie der ,,Kurier" berichtet hatte - mehr dazu in Flughafenausbau: Kritik an Doppelrolle Wiens. Die Stadt Wien hält ein Fünftel der Aktien am Wiener Flughafen, gleichzeitig legte ihre Magistratsdirektion Berufung gegen den positiven Erstbescheid für den Bau einer dritten Piste ein.


Proteste gegen dritte Piste bei Pressekonferenz- Foto: APA/Hans Punz

Ablehnung weil CO2-Ausstoß steigen würde

Das Bundesverwaltungsgericht hatte im Februar entschieden, dass die dritte Piste nicht gebaut werden dürfe, da dadurch der CO2-Ausstoß in Österreich steigen würde. Österreich habe sich zu einem Abbau der CO2-Emissionen verpflichtet. Außerdem monierte das Gericht den Bodenverbrauch durch den Bau der dritten Piste - mehr dazu in Flughafen: Dritte Piste darf nicht gebaut werden (noe.ORF.at).

Klärung wird voraussichtlich Jahre dauern

Der Flughafen muss nun zunächst das Recht erkämpfen, die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts überhaupt anfechten zu können. Das Gericht hatte ja eine ordentliche Revision ausgeschlossen. Die Flughafen-Vorstände rechnen damit, dass es zumindest zwei Jahre dauern wird, bis allein diese Verfahrensfrage geklärt ist. Erst dann kann es darum gehen, das Nein des Bundesverwaltungsgerichts zu bekämpfen.

Läuft es nach den Höchstgerichtsbeschwerden und im Instanzenzug im Sinn des Flughafens und die Entscheidung zum Baustopp wird aufgehoben, wird sich der Pistenbau trotzdem jahrelang verzögern. Die Rede ist derzeit von mindestens vier bis fünf Jahren. Für eine Inbetriebnahme würde es dann ,,mindestens" 2030.
Lineargrafik über die Anzahl der Flugbewegungen sowie Passagiere auf dem Flughafen Wien


Grafik: ORF.at; Quelle: APA/flughafen Wien
Der Flughafen will die dritte Piste unbedingt bauen

VCÖ: Flüge in vergangenen Jahren sogar gesunken

Eine Stärkung des Wirtschafsstandortes Wien sei auch ohne dritte Piste möglich, betonte am Donnerstag der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Im Vorjahr habe es am Flughafen Wien-Schwechat rund 19.600 Flüge weniger gegeben als noch 2011, gleichzeitig sei die Zahl der Passagiere jedoch um fast 2,3 Millionen gestiegen, wird argumentiert. Statt einer zusätzlichen Piste solle man internationale Bahnverbindungen ausbauen - die Zahl der Kurzstreckenflüge sei nach wie vor hoch. Zudem könnten auch Videokonferenzen einen Teil der Geschäftsreisen ersetzen.
Quelle: http://wien.orf.at/news/stories/2832674/

Re: Geplante 3.Piste am Flughafen Wien- Schwechat
Antwort #8
Der Bau der 3.Piste wird nun wieder wahrscheinlicher. Der Bundesverwaltungsgerichtshof genehmigt nun den Bau.

Bericht aus ORF online:
Gericht musste nochmals prüfen

Das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) hat am Mittwoch den Bau der umstrittenen dritten Piste auf dem Flughafen Wien-Schwechat genehmigt. Zu einer vorhergehenden Entscheidung hatte es geheißen, die Ablehnung des Bauvorhabens sei willkürlich erfolgt. Das
BVwG musste nochmals prüfen.


Am Mittwoch hieß es dazu in einer Aussendung des Gerichts: ,,Dabei wurden insbesondere der Bedarf nach einer weiteren Start- und Landebahn, die Berechnung der zusätzlichen Fluglärmemissionen sowie der CO2-Emissionen geprüft." Der zuständige Senat, bestehend aus drei Richtern, habe ,,nach detaillierter Prüfung entschieden, dass zusätzliche Auflagen etwa in den Bereichen Treibhausgasemissionen, Fluglärm oder beim Baustellenstaub vorzusehen sind". Es darf gebaut werden, aber unter Auflagen.

Auflagen müssen erst geprüft werden

Die Ablehnung der dritten Piste mit Verweis auf den Umweltschutz hatte letztes Jahr für breite Kritik der großen Parteien sowie der Miteigentümer des Flughafens, der Länder Niederösterreich und Wien, und von Wirtschaftsvertretern gesorgt. Die Grünen und Umweltschutzorganisationen begrüßten damals den Stopp mit Verweis auf die Klimaziele von Paris, zu denen sich auch Österreich bekannt hatte.

Die Flughafen Wien AG begrüßte am Mittwoch erwartungsgemäß die Entscheidung. ,,Damit wird ein zukunftsweisender Schritt zur Stärkung des Wirtschafts- und Tourismusstandortes Österreich gesetzt und dem Luftfahrtstandort Wien eine attraktive Wachstumsperspektive gegeben", so der Flughafen in einer ersten Reaktion. Gleichzeitig sprach auch die Flughafenleitung von ,,umfangreichen Auflagen", die nun geprüft werden müssten.

Streit noch nicht ganz ausgefochten

Beim Flughafen Wien herrscht zwar Freude über das grüne Licht durch das BVwG, allerdings gab man zu bedenken, dass die Sache möglicherweise noch nicht ausgestanden ist. Wörtlich hieß es dazu in einer Aussendung von Mittwochnachmittag: ,,Die im Erkenntnis enthaltenen umfangreichen Auflagen müssen nun auf ihre sachliche und rechtliche Grundlage geprüft werden."

Abzuwarten gilt es auch, ob Projektgegner gegen diese Entscheidung die Höchstgerichte anrufen, die Frist dafür beträgt sechs Wochen. Davon hängt auch ab, wie sich der weitere Zeitplan für das Projekt gestalten wird, jedenfalls ist ein Realisierungsbeschluss erst möglich, wenn endgültige Rechtssicherheit besteht", so die Aussendung.

Die Gegner der dritten Piste hatten jedenfalls schon in der Vergangenheit klargestellt, dass sie sich nicht so leicht geschlagen geben werden, falls das BVwG nicht in ihrem Sinne entscheidet. Die ÖVP Wien teilte mit, dass die Piste ,,für die Weiterentwicklung von Wien unverzichtbar ist". Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) begrüßte die BVwG-Entscheidung, die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sprach von einem ,,guten Tag für den Wirtschaftsstandort".


Quelle: http://orf.at/stories/2432030/2432031/

Re: Geplante 3.Piste am Flughafen Wien- Schwechat
Antwort #9
Aufgrund des schlechten Geschäftsjahrs 2020 werden die Pläne für die 3.Piste vorerst auf Eis gelegt. Das Projekt wird voraussichtlich um einige Jahre verschoben:

Airport: Pläne für dritte Piste vorerst auf Eis

Nach dem schweren Passagiereinbruch 2020 sind die Pläne für die dritte Piste auf dem Flughafen Wien in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) vorerst auf Eis gelegt worden. Das wurde am Rande einer Onlinepressekonferenz am Donnerstag bekannt gegeben.

Es würden derzeit keine Maßnahmen für die Realisierung getätigt, sagte Flughafen-Vorstand Günther Ofner am Donnerstag. Vor der CoV-Pandemie war geplant, 2024 oder 2025 mit den Arbeiten zu beginnen. ,,Das Projekt ist nicht abgesagt", es könnte aber sein, dass sich das ,,einige Jahre nach hinten schiebt", so Ofner. Auch andere Investitionen wurden zurückgereiht.

Die für Luftfahrt zuständige Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) begrüßte am Donnerstag die Entscheidung der Flughafen-Vorstands und geht davon aus, dass die Baupläne für immer in den Schubladen bleiben werden und die dritte Start- und Landebahn gar nicht mehr gebraucht wird. ,,Wir werden in Zukunft deutlich weniger fliegen, als noch heute", meinte die Ministerin. ,,Es ist aus diesem Grund wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll, den Bau der dritten Piste am Flughafen Wien nicht weiter voranzutreiben", teilte sie in einer schriftlichen Stellungnahme mit.

NEOS und Grüne begrüßen ,,Nachdenkpause"

Auch die Grünen in Niederösterreich forderten in dem Zusammenhang ,,eine klare politische Entscheidung im Sinne des Klimaschutzes und der nächsten Generationen". Landessprecherin Helga Krismer sprach in einer Aussendung von einer ,,guten Nachricht für die Ostregion". Der Flughafen habe vorgelegt, nun sei die Politik am Zug: ,,Die Klimakrise und Pandemie zeigen eines, die dritte Piste braucht keiner! Wie stark Mensch und Umwelt in Abhängigkeit stehen, wird eine Erkenntnis nach der Pandemie sein." Es braucht Krimser zufolge ein klares Bekenntnis von den Ländern Wien und Niederösterreich als Miteigentümer am Flughafen gegen diese den Klimazielen widersprechenden Ausbaupläne.

Ebenso Edith Kollermann, Verkehrssprecherin von NEOS Niederösterreich, meldete sich am Donnerstag zu Wort und begrüßte die ,,Nachdenkpause des Flughafens". Sie diene dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung ebenso wie dem Klimaschutz. Außerdem sei das Konzept der dritten Piste ,,nicht erst seit der Corona-Pandemie und dem dramatischen Rückgang der Passagierzahlen überholt. Es ist umweltpolitisch unverantwortlich, gesundheitlicher Wahnsinn und wirtschaftlich sinnlos", so Kollermann weiter. Die Umweltschutzorganisation WWF forderte das endgültige Aus für die dritte Piste.

Flughafen erwartet Aufschwung im Sommer

Der Flughafen in Schwechat hofft auf einen Aufschwung ab Mitte des Jahres. ,,Während sich aus heutiger Sicht die ersten drei bis sechs Monate noch schwach entwickeln werden, ist ab Sommer und im zweiten Halbjahr ein deutlicher Anstieg bei den Passagieren zu erwarten", teilte das börsennotierte Unternehmen am Donnerstag in einer Presseaussendung mit. Nach 7,8 Millionen Passagieren 2020 rechnet der Vorstand für heuer mit 12,5 Millionen Fluggästen und einem kleinen Gewinn.

Der Flughafen in Schwechat fertigte 2020 wegen der Coronavirus-Krise um 75 Prozent weniger Fluggäste ab als 2019. Die stärksten Passagierrückgänge verzeichnete der Flughafen mit über 99 Prozent weniger Reisenden im April und Mai 2020, aber auch in den Monaten Juni, November und Dezember betrug das Minus über 90 Prozent. Am schwächsten Tag des Jahres, dem Ostermontag am 13.4.2020, frequentierten gerade mal 154 Reisende das Terminalgebäude.

Airport will 2021 wieder schwarze Zahlen schreiben


Die Flughafen Wien AG schrieb 2020 erstmals in ihrer Geschichte einen Verlust. ,,Der massive Rückgang der Passagierzahlen hat natürlich auch tiefe Spuren in unserer Bilanz hinterlassen und das ist der erste wirklich maßgebliche Verlust in der Unternehmensgeschichte, aber: das ist schon Vergangenheit. Wir blicken jetzt auf das Jahr 2021 und da würden wir sehr gerne wieder zu schwarzen Zahlen zurückkommen und das wird auch der Fall sein, wenn ab Sommer der Reiseverkehr wieder so zunimmt, wie wir das jetzt erwarten", so der Flughafen-Vorstand am Vormittag bei einer Online-Pressekonferenz, bei der zu hören war, dass die Krise die Passagierzahlen in das Jahr 1994 zurück katapultiert habe.

Aus heutiger Sicht werde 2021 ein Umsatz von 430 Millionen Euro, ein Betriebsergebnis (EBITDA) von 150 Millionen Euro und ein Nettogewinn von 4 Millionen Euro erwartet. Die Nettoverschuldung werde auf rund 100 Millionen Euro sinken und die Investitionen bei rund 62 Millionen Euro liegen. Die Liquidität sei für alle vorhersehbaren Krisenszenarien gesichert, hieß es in der Pressemitteilung.

Vorstand für ,,gemeinsame Vorschriften innerhalb der EU"

Die Prognosen macht der Flughafen-Vorstand von den Impfungen abhängig. ,,Das steigende Vertrauen der Bevölkerung in die Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit der Impfung sollte trotz der aktuell schwierigen Phase in der Folge dazu führen, dass wieder mehr Menschen für Sommer und Herbst Urlaubsflüge buchen", so Ofner.

Beide Vorstände sprechen sich auch für einen digitalen Impfpass als international gültiges Reisedokument, aus, der das Reisen erleichtern soll. ,,Ich glaube, was wir brauchen ist, dass einfach möglichst schnell in Europa geimpft wird und dass es gemeinsame Vorschriften innerhalb der EU gibt. Deswegen ist, glaub ich, ganz wesentlich, dass es, jetzt nach dem gemeinsamen Beschaffungsvorgang der Impfdosen, dass man auch daran geht, dass es gemeinsame Reisevorschriften gibt, dass innerhalb der EU irgendwann im zweiten Quartal wieder Reisefreiheit herrscht", so Flughafen-Vorstand Julian Jäger.

Als kritische Infrastruktur sollten die Flughafen-Mitarbeiter übrigens spätestens im März geimpft werden. Für Jäger ist klar, dass künftig viele Länder bei der Einreise einen Coronavirus-Impfnachweis verlangen werden. Dies sei auch nichts Neues. Die bekannteste vorgeschriebene Impfung ist die Gelbfieberimpfung. Ohne sie ist eine Einreise in einigen Ländern nicht möglich.

Vorstandsduo drängt auf Verlängerung der Kurzarbeit

,,Für das Gesamtjahr rechnen wir mit rund 12,5 Millionen Passagieren am Standort Wien, mehr als 70 Prozent davon erwarten wir in der zweiten Jahreshälfte", ergänzte Vorstandskollege Julian Jäger. Das Vorstandsduo drängt auf eine Verlängerung der CoV-Kurzarbeit. Dies sei die Voraussetzung, um Kündigungen am Flughafen zu vermeiden.


Quelle: https://noe.orf.at/stories/3086057/