Re: Mängelliste NVK Don Bosco
Antwort #22 –
@paulw: Ich glaube tatsächlich, dass man durch den Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln - v. a. schienengebundenen - den Individualverkehr zurückdrängen kann. Beispiele dafür gibt es ja genug, wie Karlsruhe, Straßbourg, Grenoble. Dort ist der Kfz-Verkehr nachweislich durch den Ausbau der Straßenbahn deutlich zurückgegangen. Ich halte nichts davon, dem IV noch mehr Platz zu geben, weil der Straßenausbau dann bis ins Unendliche weiterginge. Ist irgendwo ein Stau, wird schon nach einer neuen Straße geschrien.
Es gibt einen Spruch, den ich gerne auf den ÖV anwende würde: "Wer Straßenbahnen baut, wird Fahrgäste säen!"
Ich bin aber ganz bei dir, dass es wichtige Straßenprojekte gibt, wie z. B. den Plabutschtunnel. ABER: Er hat NICHT zu versprochenen Entlastung des Gürtel geführt, ganz im Gegenteil. Dort fahren heute mehr Autos als vor der Tunneleröffnung. Völllig unnötig und überdimensioniert sind allerdings die Bauvorhaben des Südgürtels und der Nordspange, weil es dort zu keiner Verkehrsentlastung der Umgebung gekommen ist.
Wer die VÜP-Ost aus Ender 1980er-Jahre gelesen hat, der weiß, dass der Bau des sogenannten "Ostgürtels" eine massive Verschlechterung der Lebensqualität der dort lebenden Bürger nach sich ziehen würde (bitte: schlechter als jetzt!). Deshalb hat sich seinerzeit die Politik FÜR den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs ausgesprochen. Dazu gehört u. a. die Verlängerung der Linie 6, die leider durch kurzsichtige Bürger und Politiker mehr als 15 Jahre blockiert wurde. Die Verkehrsentwicklung wäre in diesem Raum anders gelaufen, würde dort seit 1992 eine Straßenbahnlinie fahren (was jetzt nicht heißen soll, dass es jetzt keine Auswirkung mehr haben wird)!
Sollte sich die Politik irgendwann einmal entscheiden, den Ostgürtel zu bauen, dann wird Graz wirklich zu Los Angeles (obwohl die in den letzten Jahren sehr, sehr viel in den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs - sprich: Stadtbahn - investiert haben, weil sie mit ihren Autobahnen nicht mehr weiterwussten ...) und ich ziehe definitiv dann weg.
@Verkehrsrechner: Es gibt in Graz seit Anfang des Jahrtausend einen neuen Verkehrsrechner, der die Grüne Welle, aber auch den Vorrang für den Öffentlichen Verkehr koordiniert. Allerdings: Da viele Straßenzüge einfach ÜBERLASTET sind, hilft dort einfach die Grüne Welle nix mehr. Weil, dort wo mehr drinnen ist, als hingeht, entsteht nunmal Stau. Grundsätzlich hat sich die Situation schon gebessert, v. a. weil der Rechner seit einigen Jahren den IV eher bevorzugt (man merkt das z. B. beim Deutschen Bund oder am Dietrichsteinplatz/Reitschulgasse). Es gibt natürlich noch ältere Ampeln die noch nicht in den Rechner integriert sind bzw. einfach softwaremäßig veraltet sind.
Wolfgang
"Es gehört nicht zum Begriff der Demokratie, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen"
(Carlo Schmid, SPD, 1948)