Letzter Tanz bei KummerNostalgische Stimmung beim letzten Übungsabend in der Tanzschule Kummer am Hilmteich. Bühnen haben Interesse an Schweizerhaus.
Tausende junge Menschen haben bei Kummer am Grazer Hilmteich ihre ersten Tanzschritte gelernt
Ein Abschied nach 60 Jahren lässt schon etwas Wehmut aufkommen. Vielleicht war bei manchem auch etwas Kummer dabei, als am Abend des vergangenen Sonntags der letzte Übungsabend in der Tanzschule Kummer im Schweizerhaus am Hilmteich über die Bühne ging. Wie berichtet, schließt Daniela Kummer die Tanzschule und widmet sich neuen Aufgaben.
"Sehr viele, die mit unserer Tanzschule verbunden waren, sind gekommen, aus allen Generationen. Es war eine gute Stimmung, in der auch alte Erinnerungen wachgerufen wurden", berichtet Daniela Kummer. Zu den Gästen, die in Erinnerungen schwelgten, zählten auch Karlheinz Morre und Olivia Lenger. Morre erzählt: "Ich habe als Jugendlicher viele Jahre dort verbracht und mit meiner Tanzpartnerin Olivia 1985 das jährliche Tanzturnier, den Kummer-Pokal, in der Gruppe Gold/Gold-Star gewonnen." Zum letzten Tanzabend brachten die beiden ihren Pokal mit.
Mit der Schließung der von Danielas Vater Julius im Jahre 1950 dort etablierten Tanzschule geht eine Ära zu Ende. Viel Zeit bleibt Kummer aber nicht, um nostalgischen Gefühlen nachzuhängen. Denn: "Markus Schirmer hat mich gefragt, ob ich das Musikprojekt Scurdia organisatorisch in die Hand nehmen könnte", freut sie sich, "und da kann ja gleich das Tanzen einfließen."
Für die Nutzung des Schweizerhauses haben jetzt die Vereinigten Bühnen Interesse angemeldet, als Ausweiche während des Thalia-Umbaus. "Noch ist aber alles offen. Es gibt auch zahlreiche andere Interessenten", erklärt GBG-Geschäftsführer Günter Hirner.
HANS ANDREJ
Erleichterter AbschiedDie Tanzschule Kummer sperrt zu. Über das Ende einer Ära.
Daniela Kummer ist mit dem Tanzen aufgewachsen
In genau einer Woche hat das Schweizerhaus am Hilmteich seinen letzten großen Auftritt. Die große TSK-Gala am Sonntag, 6. Februar soll der letzte fulminante Höhepunkt einer glorreichen Ära sein und kein Leichenschmaus oder eine Trauerfeier, so steht's zumindest auf der Homepage der Tanzschule Kummer. Sechs Jahrzehnte Tanzgeschichte gehen zu Ende. Die alten Platten, Tanzschuhe und andere Souvenirs werden beim "Früh-Shoppen" verkauft.
Und ganz zum Schluss spielen noch einmal die "Murwater Ramblers" groß auf. "Sie haben schon in den 50ern hier gespielt, als das Haus eröffnet wurde. Man kann also sagen, der Kreis schließt sich", sagt Daniela Kummer, die anders als erwartet keineswegs bekümmert oder traurig ist über die Tatsache, dass sie das renovierungsbedürftige Haus schließen muss. "Ich bin erleichtert", sagt sie. "Ich bin mit dem Tanzen aufgewachsen. Für mich bedeutet es einen Neubeginn ohne das immer gleiche Schema."
Der innere Takt
Noch überraschender als die unerwartete Erleichterung vor dem Aus der Tanzschule ist die Abrechnung, die einige Sätze später folgt. "Ich freue mich auf etwas Natürliches. Natürliche Bewegungsabläufe. Etwas, das mit Körper und Geist im Einklang ist. Die meisten unserer Standardtänze sind total gegen den inneren Takt. Es ist eigentlich so, als hätte man die ganze Zeit Herzrhythmusstörungen."
Zukunft des Hauses
So sieht Kummer ihre Zukunft zum Beispiel in der Bewegungstherapie oder Neurophysiologie. "Ich will den Tanz weiterhin umsetzen. Bloß als intelligentes System, nicht mehr anhand von banalen Schrittmustern, die man stur auswendig lernt." Was mit dem Schweizerhaus nun passiert, weiß Kummer nicht. Interessenten gäbe es genug, selbst hat sie allerdings einen Wunsch. "Ich möchte, dass das Haus auch weiterhin kulturell genutzt wird. Wir haben hier viel erreicht, man sollte das nicht einfach so sterben lassen."
CARMEN OSTER
quelle:
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2676426/letzter-tanz-bei-kummer.story