Fahrgäste gewinnt man nicht mit neuen Logos
Das sehe ich keineswegs so.
Unser Unterbewusstsein klassifiziert Gegenstände, Produkte und eben auch Verkehrsmittel nach dem sogenannten 'ersten optischen Eindruck' als sympathisch oder weniger sympathisch.
Generationen von Werbestrategen nützen diese Tatsache, um ihren Zuckerlverpackungen, Waschpulverschachteln, Mobiltelefonen und Autos ein derartiges Aussehen zu geben, das eine Erstakzeptanz erzeugt und Lust macht, sich näher mit dem Produkt zu beschäftigen. Auch verzeiht man einem Produkt, zu dem man eine emotionale Bindung aufgebaut hat, weit eher Fehler als einem, dass von Anfang an unbewusste Ablehnung erzeugt hat.
Die Stirnfront eines Nahverkehrsmittels ist nun einmal die Visitkarte und entscheidet, ob sich unbewusste Sympathien zum Verkehrsmittel Straßenbahn aufbauen oder nicht. Und wir reden hier nicht von Leuten, die hier schreiben und als Verkehrsinsider zu betrachten sind, sondern von der Masse der Leute, die als Fahrgast gewonnen werden wollen, insbesonders auch von Kindern und Jugendlichen - das sind nämlich die Fahrgäste der Zukunft, wenn es gelingt, diese rechtzeitig für den ÖV zu begeistern.
Konnte man das alte Logo durchaus als spritzig und sympathisch klassifizieren, das oberndrein durch die von einem Vorredner erwähnte Kompaktheit sehr flexibel anbringbar war, so besticht der neue G R A Z Schriftzug durch seine herausragende Eigenschaft, als aufdringlicher Raumteiler jede optische Gesamtheit einer Stirnfront zu einem Stückwerk zu zerschlagen - der unbewusste Blick erfasst das unharmonische Ganze und klassifiziert es als unsympathisch.
Der zusätziche Grünton bei der Anbringung auf der Altlackierung setzt dem Ganzen die Krone auf.
Fazit:
Hier regiert leider wie bei vielen anderen verpfuschten Themen der HGL (Beschilderung Laudongasse, Fahrkartennautomaten, Variobahn, Frischluftticketausgabe, kommender Schienenersatzverkehr Linie 1 in der Schulzeit etc.) die absolute Unprofessionalität.
Eigentlich unglaublich, so schlecht dürfte das Lohnniveau der Zuständigen nicht sein
Es wäre Zeit, die Verantwortlichen - auch die der Politik -
durch fähigere Leute zu ersetzen ihnen andere verantwortungsvolle Aufgaben zuzuweisen.
(wo sie nicht soviel Schaden anrichten können)
Durchaus möchte ich auch eine positive Meinung zu einer sehr professionell gemachten GVB-Maßnahme in Bezug auf Ansprache des Unterbewusstseins machen:
Die Schaffung des 'Fahrkartenautomatenmännchens mit den Kulleraugen' darf durchaus als professionelle Maßnahme der Werbegestaltung gesehen werden und hat mit Sicherheit wesentlich dazu beigetragen, dass sich der öffentliche Unmut über das lange Nichtfunktionieren in Grenzen gehalten hat, in weiterer Folge sich die Zeitungen mit ausufernden Negativmeldungen zurückhielten. Wer konnte dem Männchen schon böse sein, wenn es traurig dreinschauend 'leider bin ich defekt' verkündete.
Also: Bravo, die HGL vor den Vorhang! (Sollte das Männchen von einer professionellen Werbeagentur geschaffen worden sein, dann gebührt dieser das Lob - aber auch der HGL, immerhin hat sie eine fähigei Agentur beauftragt!)