Im schnellen Takt zur Arbeit
In zwei Wochen können Pendler in der Steiermark erstmals S-Bahn fahren: Neu ist der dichte Fahrplan, das Material noch alt.
HANNES GAISCH
In Wien fährt die Schnellbahn bereits seit einem halben Jahrhundert, in Salzburg ging die erste Strecke 2004 in Betrieb. Und in Graz? In der steirischen Landeshauptstadt war es ,,lange Zeit nur eine Vision, doch jetzt ist es plötzlich Realität", sagt Werner Reiterlehner vom Verkehrsressort des Landes. Der Start der S-Bahn erfolgt mit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember. Die politische Referentin, Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder (VP), spricht von einem ,,Quantensprung" - doch warnt selbst sie vor allzu hohen Erwartungen in der Startphase.
Es ist keine S-Bahn für Graz allein, sondern eine, die die Bezirksstädte wie Bruck, Deutschlandsberg, Spielfeld und Weiz mit der Landeshauptstadt verbindet (siehe Grafik). Es ist die Fortsetzung des in den letzten Jahren mehr und mehr verdichteten ,,Steirertaktes", erklärt Reiterlehner. Was sich mit dem 9. Dezember wirklich ändert und verbessert, sind die kürzeren Intervalle in der Frühspitze. So können Pendler aus Bruck zwischen 6.30 und acht Uhr früh alle 15 Minuten in einen Zug Richtung Graz steigen. Retour fahren die Züge zwischen 13 und 20 Uhr im Halbstundentakt. Von Übelbach und Weiz rollen sie direkt nach Graz, das Angebot in den Morgenstunden wird dichter, ab Spielfeld besteht erstmals überhaupt ein durchgehender Taktverkehr . . . Damit sind ab Dezember täglich 75 Zugpaare mehr unterwegs. In Summe fahren ÖBB, GKB (Graz-Köflacher-Bahn) und die Landesbahnen im kommenden Jahr 1,1 Millionen so genannte Fahrplankilometer.
Bei aller guten Stimmung der an diesem Projekt Beteiligten: Auf dem Liniennetz ist ein Zweig noch grau - die Ostbahn. Dass sie noch nicht S-Bahn-tauglich ist, liegt einzig am Fehlen dreier Ausweichen, um die das Land seit Jahren kämpft. Freilich hat Landesrätin Edlinger-Ploder mit dem Start der S-Bahn nun eine bessere Verhandlungsposition gegenüber dem Verkehrsministerium. 55 Millionen müssten für den Ausbau locker gemacht werden. ,,Dafür stehe ich bei Minister Faymann nahezu wöchentlich auf der Matte. Das wollen wir noch in dieser Legislaturperiode erreichen", sagt Edlinger-Ploder (siehe Interview auf Seite 28).
Fuhrpark und Bahnhöfe
Was der S-Bahn ebenfalls noch fehlt, sind zeitgemäße Bahnhöfe. Das weiße ,,S" auf blauem Hintergrund ziert derzeit gerade elf von rund 110 Stationen. Umbau, Sanierung und Modernisierung werden noch einige Jahre brauchen. Bis 2016 soll die Schnellbahn zu 100 Prozent realisiert sein. In den kommenden zwei Jahren wollen die Betreiber endlich die alten und von den Pendlern immer wieder massiv kritisierten Züge ausrangieren und durch neue, niederflurige und klimatisierte Garnituren vom Typ ,,Talent" und ,,Desiro" ersetzen. Vertraglich ist das bereits fixiert, das Land unterstützt den Kauf mit 35 Millionen Euro. Für den Anfang aber müssen sich die Landesbahnen von den ÖBB noch alte Wagen mieten.
Überhaupt wird vom Land viel Geld in die Hand genommen: Jährlich fließen neun Millionen Euro in den verbesserten Fahrplan, dazu kommen 200 Millionen für Planung und Ausbau der Infrastruktur auf zehn Jahre. Der Betrieb von ÖBB, GKB, Landesbahnen und GVB (Grazer Verkehrsbetriebe) schlägt sich jährlich mit 54 Millionen nieder. Insgesamt, berechneten Experten, kommt das Projekt auf Kosten von vier Milliarden Euro. Möglich macht das einerseits eine Umschichtung im Verkehrsbudget, andererseits die Erhöhung der Mineralölsteuer ab Juli 2008.
,,Es ist aber nicht nur das Geld, alle Beteiligten verfolgen dieses Projekt mit Leidenschaft", erklärt Edlinger-Ploder. In Zeiten der Klimadebatte und der wachsenden Kosten für den Individualverkehr hofft sie auf viele Umsteiger. Das Ziel bis 2016 lautet: rund 30.000 Fahrgäste mehr pro Tag auf der Schiene.
(Kleine Zeitung, 25.11.2007)
Daneben auch ein Link auf die Seite
http://www.s-bahn.steiermark.at/ die ich noch gar nicht kannte.