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Thema: Feuerwerk „2003“ verglüht als Strohfeuer (3616-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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  • Michael
  • Styria Mobile Team
Feuerwerk „2003“ verglüht als Strohfeuer
Während europaweit Kulturdestinationen Gas geben, versinkt Graz im Dornröschenschlaf.

Seit 1926 existiert das Unternehmen ,,A. T. Kearney" - heute gehört es weltweit zu den führenden Unternehmensberatern. Seine aktuellste Studie sollte man den so genannten Kulturmanagern dieser Stadt ans Herz legen. Denn unter dem Titel ,,Die Kunst, Kultur zu managen" befasst es sich mit der Professionalisierung von Kulturinstitutionen.
Ein Zustand, der bei uns weitgehend unbekannt ist. Wie die Studie an Hand der Analyse der ,,Kulturhauptstadt Graz 2003" ausweist. Vorgänger Salamanca etwa hat 42 Prozent der Gesamtkosten (39 Millionen Euro) über Sponsoring finanziert. In Graz waren es (bei einem Gesamtetat von 59,2 Millionen Euro) 88 Prozent seitens der öffentlichen Hand und gerade 12 Prozent aus der Wirtschaft. Und auch die sind hinterfragenswert, da sich unter den Hauptsponsoren die Energie Steiermark und die Grazer Stadtwerke befanden - Unternehmen, die mehrheitlich im Besitz von Stadt und Land sind.

Teuer, dafür wirkungslos

Dass sich die Stadt diesen Aufwand nicht leisten konnte, darunter leidet das Budget heute noch. Das ist aber nicht der eigentliche Knackpunkt. Viel dramatischer ist, dass man aus dieser europaweiten Präsenz nichts gemacht hat. Ein Befund, den Studienleiter Stefan Höffinger, Vizepräsident von ,,A. T. Kearney" bestätigt. Auch wenn er es vorrangig positiv formuliert: ,,Graz verfügt in der Kultur über ein unglaubliches Potenzial. Ein Potenzial, aus dem man viel machen könnte." Allerdings: ,,Wenn die Verantwortlichen jetzt nicht handeln, dann geht dieses Zeitfenster, das ,2003' aufgetan hat, wieder zu, dann war alles nur ein Strohfeuer."

Und die Zeit drängt: ,,Graz hat noch zwölf Monate Zeit. Dann muss ein strategisches Gesamtkonzept stehen. Denn der Wettbewerb der Kulturdestinationen wird europaweit immer stärker." Und so fern ist die Konkurrenz nicht: ,,Linz zeigt weit höhere Ambitionen, auch Laibach - immerhin Hauptstadt eines EU-Landes - ist nicht zu unterschätzen", zählt Höffinger auf. Und mit Salzburg und Bregenz kann sich die Murmetropole ohnehin schon lange nicht mehr messen. Eines haben alle genannten Kulturstädte gemeinsam: Sie suchen und finden hochkarätige Partner aus der Wirtschaft - die dazu bereit ist: 43 Millionen Euro investierten österreichische Unternehmen 2005 in die Kultur, um 16 Prozent mehr als 2004 - ein Geldstrom, der an Graz weitgehend vorbeigeflossen ist.

Sanierungsfall Kunsthaus

Fallbeispiel für die Kulturmisere in Graz: das Kunsthaus. Die laufende Ausstellung mutiert - wie viele vor ihr - zum Publikumsflop, die meisten Grazer kennen das ,,neue Wahrzeichen" ohnehin nur von außen, Touristen sind als Gäste Mangelware. Merchandising ist darüber hinaus ein Fremdwort für die Verantwortlichen, der Kunsthaus-Shop ist ein um ein paar Schneekugeln und Ansichtskarten aufgepeppter Bücherladen. Zum Vergleich: Erfolgreiche Museen holen bis zu 30 Prozent ihres Gesamtumsatzes aus Shop-Erträgen. Resümee: Ein trauriger Befund, der nur eine Frage offen lässt: Wie ist die Kulturhauptstadt Graz noch zu retten?

Autor Roland Reischl 

Quelle: www.grazerwoche.at
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile

  • GuiAra
Re: Feuerwerk „2003“ verglüht als Strohfeuer
Antwort #1
Irgendwie traurig. 2003 war die chance und man macht nichts daraus. Hab es ja schon traurig gefunden, dass das Kunsthaus erst im Oktober03 aufsperrte und im November03 aber das Kulturjahr schon wieder zu Ende ging. Typisch graz, typisch Österreich. Hoffe Linz macht es besser.

  • Michael
  • Styria Mobile Team
Re: Feuerwerk „2003“ verglüht als Strohfeuer
Antwort #2
Bin zwar nicht der Kultur-Fan, aber du vollkommen Recht! ;)
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile

  • Michael
  • Styria Mobile Team
Kunsthaus vor der Kündigung
Antwort #3
Museumskrise: Sowohl das Kunsthaus als auch das Puch-Museum in heftigen Turbulenzen.


Die GRAZER WOCHE hat es letzte Woche berichtet: Die Kulturhauptstadt Graz steckt in einer veritablen Krise, vom Glanz von 2003 ist wenig über.

Kunsthaus im Visier

Obwohl eigentlich gar nicht Bestandteil von ,,2003", steht das Kunsthaus am heftigsten in der Kritik. Flaue Besucherzahlen und Ausstellungen, die im besten Fall ein Fachpublikum interessieren, auf der einen, hohe Kosten für die Stadt Graz auf der anderen Seite lassen dunkle Gewitterwolken über dem ,,friendly alien" aufziehen.

Bereits in dieser Woche hätte ein Antrag über die Auflösung des Vertrages zwischen Stadt und Kunsthaus auf der Tagesordnung des Gemeinderates stehen sollen - doch dazu kam es nicht. ,,Wir haben den Vertrag noch nicht gekündigt. Aber es wird mit dem Land, mit dem Kulturreferenten Kurt Flecker, Gespräche über die finanzielle Zukunft des Kunsthauses geben", berichtet Beteiligungsreferent Wolfgang Riedler. Auch die Besucherzahlen müsse man sich genau anschauen: ,,Aber dafür gibt es einen Aufsichtsrat, in das operative Geschäft mische ich mich nicht ein", so Riedler. Das Kunsthaus ist damit wohl die größte ,,kulturelle Baustelle" der Stadt - aber auch an den Nebenfronten kracht es.

Puch-Museum in Nöten

Und zwar ganz gehörig. ,,Eigentlich hätten wir schon vor Monaten ins Stadtmuseum eingegliedert werden sollen, doch außer langwierigen Besprechungen ist den Ankündigungen von Kulturstadtrat Werner Miedl rein gar nichts gefolgt", ärgert sich Karlheinz Rathkolb, Leiter des Puch-Museums. Was Miedl auch zähneknirschend zugibt. Denn noch im Jänner hatte er ja versprochen, für das Weiterbestehen eine ,,schlanke Lösung" zu erarbeiten. ,,Ich habe das Projekt aber noch nicht aufgegeben. Doch egal, wie schlank die Lösung ist, es kostet Geld." Nun hofft Rathkolb auf die Hilfe des Joanneums. Dort bestätigt Direktor Wolfgang Muchitsch nämlich weiterhin Interesse an einer Einverleibung des Puch-Museums.

Autor M. Lugger & R. Reischl 

Quelle: www.grazerwoche.at


Immerhin ein wichtiger Schritt, um aus der Finanznotlage zu entkommen.
Obwohl sie archektonisch gut aussehen mag, die Betriebskosten waren einfach
zu hoch.
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile

  • GuiAra
Re: Kunsthaus vor der Kündigung
Antwort #4
Vielleicht wäre es sinnvoll dieses Thread in den Thread "Feuerwerk "2003" verglüht" zu stecken, da er ja dazupassen würde.
Damit hätten wir mal ein paar Threads mehr mit mehr als einem Kommentar. ;D

Danach kann man meinen, diesen Post löschen. ;D

  • Michael
  • Styria Mobile Team
Re: Kunsthaus vor der Kündigung
Antwort #5
Wäre eigentlich die beste Idee.  :X: Silvester lässt grüßen.  ;D ;)
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile

  • Michael
  • Styria Mobile Team
Frische Luft für die blaue Blase
Antwort #6
Kulturstadtrat Werner Miedl bricht eine Lanze für ein besseres Image des Grazer Kunsthauses.


Das Grazer Kunsthaus stand in den letzten Wochen in der Kritik: Zu wenige Ausstellungen, die wirklich publikumswirksam sind und ein schleppendes Marketing führten unter anderem dazu, dass Finanzstadtrat Wolfgang Riedler einen Ausstieg der Stadt in Erwägung zieht. Kulturstadtrat Werner Miedl wünscht sich im WOCHE-Interview andere Signale.

GRAZER WOCHE: Wie schätzen Sie den Stellenwert des Kunsthauses ein?

Miedl: Es ist eines der wenigen deutlichen Signale, das die Kulturhauptstadt 2003 in der Welt noch ins Bewusstsein rückt. Mit dem Kunsthaus punkten wir auch in Japan und in den USA.

Die Stadt, aber auch das Land haben jedwede Verpflichtung, die Bedeutung des Kunsthauses nicht nur zu konservieren, sondern sogar zu heben. Deshalb wäre eine Kündigung das falsche Signal, sie würde das Gegenteil bewirken. Das wäre schlicht eine Katastrophe. Ich verstehe da die Kulturpolitik der SPÖ nicht: Hier will man kündigen, beim Volkstheater - das seit sieben Jahren keinerlei Akzente mehr setzt - verhindert man die Kündigung.

Ihr Vorschlag?

Der Finanzstadtrat bekommt von mir jede Unterstützung für die Verhandlungen mit dem Land. Dort war das Kunsthaus ja ursprünglich angesiedelt, wir sind als Stadt aber mit in die Verantwortung gegangen. Dazu stehe ich.

Aber zufrieden können Sie mit der Performance des Kunsthauses nicht sein, oder?

Sie sprechen das viel kritisierte Innenleben an. Ich bin der Meinung, dass die, die schimpfen, gar nicht hineingehen. Die laufende Ausstellung etwa ist von höchster Qualität ...

... mit niedrigen Besucherzahlen.

Wir tun uns schwer als kleines Museum, international anerkannte Künstler und Kunstobjekte nach Graz zu holen. Wir haben ja keine Tauschobjekte, die wir dem Louvre oder dem Guggenheim-Museum in Bilbao anbieten können. Gemessen an der Infrastruktur und dem Geld, das ihm zur Verfügung steht, leistet der Kunsthaus-Leiter Peter Pakesch aber großartige Arbeit.

Auch in der Bewerbung?

Sicher kann man das alles mit Marketing und Werbestrategien besser unterstützen. Aber vorher müssen wir die Grundeinstellung zum Kunsthaus verändern. Gerade Politik und Medien neigen dazu, das Negative in den Vordergrund zu stellen. Es muss gelingen, das Kunsthaus in den Köpfen und den Herzen der Menschen zu verankern.

Themenwechsel: Auch um das Puch-Museum ist es nicht gut bestellt.

Ich bin bemüht um ein Zustandekommen dieses Projektes. Derzeit gibt es Aufträge an Joanneum und Stadtmuseum. Bis Februar werden wir wissen, ob eine Finanzierung möglich ist. Wenn dem so ist, gibt es von mir ein klares Ja. Aber es gibt auch ein klares Nein, wenn es nicht geht. Bis zum Ende der Prüfungen kann ich nur alle Beteiligten bitten, konstruktiv mitzuarbeiten. Vorwürfe und Kritik bringen uns jetzt nicht weiter.

Autor Roland Reischl 

Quelle: www.grazerwoche.at
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile