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Thema: Die Rettung kommt - gegen Geld (16860-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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  • Martin
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Die Rettung kommt - gegen Geld
Die Rettung kommt - gegen Geld

Seit gestern müssen Patienten zahlen, wenn das Rote Kreuz sie ins Spital bringt. Der Selbstbehalt kann dabei ein paar Hundert Euro im Monat ausmachen.
Wer einen Krankenwagen braucht, muss seit gestern zahlen:

Foto © APAWer einen Krankenwagen braucht, muss seit gestern zahlen:

Drei Mal pro Woche muss Irmgard Ullmann zur Behandlung ins Grazer Dialysezentrum West. Jeden Montag, Mittwoch und Freitag holt das Rote Kreuz die Frau im Rollstuhl zu Hause ab und bringt sie auch wieder heim. Seit gestern muss die Grazerin das Geld für diesen Transport jedoch vorstrecken: Tag eins des vertragslosen Zustands zwischen Rotem Kreuz und Gebietskrankenkasse (GKK). "Ich habe zwar schon vorher davon gehört, aber bis heute gehofft, dass es nicht soweit kommen wird", meint sie.

Vorsorglich hat die Grazerin nun ihre Geldtasche dabei. Einsatzfahrerin Lisa Ehrenreich beruhigt sie aber: "Wir schicken Ihnen die Rechnung zu. Den Betrag können Sie dann mit der Krankenkasse rückverrechnen." Im Fall von Frau Ullmann werden Ehemann und Tochter ihr dabei behilflich sein.

Für die Einsatzfahrerin ist es an diesem Tag nicht das erste Mal, dass sie von einem Patienten auf die neue Situation angesprochen wird. Im Rettungswagen liegen auch Merkblätter, die die Rot-Kreuz-Mitarbeiter nun verteilen. Darauf ist etwa zu lesen, dass laut GKK-Satzung die Transportkosten in jenen Fällen übernommen werden, in denen der gehunfähige Patient kein öffentliches Verkehrsmittel benutzen kann. Und über die Höhe der Rückerstattung: "Gibt es keine vertraglich festgelegten Tarife, ersetzt die Kasse dem Versicherten die Kosten in Höhe der zuletzt geltenden Tarife." Hält sich die Kasse daran, bedeutet das, dass die Patienten künftig ein Selbstbehalt von zwölf Euro - in Graz sogar 19 Euro - tragen müssen. Im Fall von Frau Ullmann würde dieser damit 228 Euro im Monat ausmachen, im Jahr 2736 Euro.

Anzeichen, dass sich in den kommenden Tagen daran etwas ändern wird, gab es gestern keine. Das Rote Kreuz beruft sich weiter auf die gestiegenen Kosten, die GKK auf den Sparwillen.
MONIKA SCHACHNER

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Leiden statt zahlen

Effizient arbeiten ist gut. Sparen ebenso - doch für alles gibt es Grenzen: Seit gestern müssen Patienten den Transport ins Spital selbst zahlen - zumindest vorläufig. Gebietskrankenkasse und Rotes Kreuz können sich nicht einigen: Die Kasse will nicht mehr als bisher zahlen und damit Sparwillen beweisen; das Rote Kreuz pocht auf Kostensteigerungen - bei Diesel etwa um 125 Prozent.

Für die Patienten bedeutet das vor allem eins: zahlen. Denn die Kasse will nur den bisherigen Tarif rückerstatten. Alles, was darüber hinausgeht, muss der Patient selbst übernehmen. In Graz sind das 19 Euro, in der restlichen Steiermark 12 Euro.

Dramatisch ist das in jenen Fällen, in denen Menschen chronisch krank sind (siehe Bericht Seiten 14/15) und mehrmals wöchentlich den Krankenwagen brauchen. Und noch mehr in jenen, in denen Menschen mit geringem Einkommen überlegen, ob sie sich diesen Anruf noch leisten können. Daran sollten Kasse und Rotes Kreuz jedenfalls denken, wenn sie (hoffentlich bald) das nächste Mal über einen neuen Vertrag verhandeln.

Sie erreichen die Autorin unter

monika.schachner@kleinezeitung.at

Quelle: http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/3346266/rettung-kommt-gegen-geld.story
Liebe Grüße
Martin

Re: Die Rettung kommt - gegen Geld
Antwort #1
Schade dass die Kleine Zeitung die Zahlen vertauscht hat: Tatsächlich sind es in Graz für alle Fahrten 12 €, im Rest der Steiermark 19 € (außer gehfähige Personen, die während dem Transport keine Betreuung brauchen: 12 €).

  • Ch. Wagner
Re: Die Rettung kommt - gegen Geld
Antwort #2
Dan ruft man halt das Grüne Kreuz oder den Arbeitersamariterbund, die verrechnen mit der GKK.
LG! Christian
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

Re: Die Rettung kommt - gegen Geld
Antwort #3

Dan ruft man halt das Grüne Kreuz oder den Arbeitersamariterbund, die verrechnen mit der GKK.
LG! Christian


Aber die fahren halt nur dort, wo sich's auszahlt, und nur, wenn sie Zeit haben.

  • Vespa
Re: Die Rettung kommt - gegen Geld
Antwort #4


Dan ruft man halt das Grüne Kreuz oder den Arbeitersamariterbund, die verrechnen mit der GKK.
LG! Christian


Aber die fahren halt nur dort, wo sich's auszahlt, und nur, wenn sie Zeit haben.


Genauso ist es. Und ob im Notfall die Qualität der notfallmedizinischen Versorgung gewährleistet ist, wage ich zu bezweifeln.

Re: Die Rettung kommt - gegen Geld
Antwort #5

Aber die fahren halt nur dort, wo sich's auszahlt, und nur, wenn sie Zeit haben.
...
Genauso ist es. Und ob im Notfall die Qualität der notfallmedizinischen Versorgung gewährleistet ist, wage ich zu bezweifeln.

Das RK macht das seit 1880:
Außer dem Roten Kreuz ist in Österreich keine andere Organisation dazu in der Lage, eine notfallmedizinische Versorgung rund um die Uhr und flächendeckend zu gewährleisten!
Das ist nunmal historisch bedingt und hat sich seit 1880 eben so entwickelt!
Alle anderen humanitären Hilfsorganisationen sind vorallem im Bereich des Rettungs- und Krankentransportes "Trittbrettfahrer", die eben nur einen kleinen Teil der RK-Leisungen durchführen, entstanden dabei erst Jahre später! (Nicht falsch verstehen, ich respektiere alle humanitären Hilfsorganisationen gleichermaßen!) Sofern die "anderen" in diesem Bereich die gleiche Qualität wie das RK in allen Belangen an den Tag legen, ist es ohnehin in Ordnung, dass auch sie solche Transporte durchführen, jedoch nur unter dieser Vorraussetzung!

In Österreich erfüllt das RK seine Aufgaben in den Bereichen von:
Rettungs- und Krankentransport-, Bergrettungs-, Wasserrettungs-, Gesundheits-, Sozial-, Blutspende-, Ambulanz-, Such- Dienste, Katastrophenhilfe und Vorsorge (z.B. Wasseraufbereitung, RK-Hilfseinheiten, Katastrophenschutzübungen), Jugend-RK, Standardisierte Aus- und Fortbildung (nicht nur für den Eigenbedarf sondern auch für die Bevölkerung), Verbreitung des Humanitären Völkerrechts weltweit! Dazu betreibt man noch ein unabhängiges Kommunikationsnetz für den Katastrophenfall, falls Telefon, Internet und Co. ausfallen würden, was bei Naturkatastrophen auch in Österreich gebietsweise bereits der Fall war! Das RK versucht darüberhinaus kostendeckend zu arbeiten, nie jedoch gewinnorientiert! Aufgrund der ineinandergreifenden Strukturen kann das RK nicht alle Bereiche kostendeckend führen, das könnte auch keine andere Organisation (ohne ausreichende Geldmittel)!

Andere Hilfsorganisationen arbeiten hingegen sehrwohl gewinnorientiert, sind nicht gesetzlich dazu verpflichtet bundesweit die notfallmedizinische Versorgung der Bevölkerung flächendeckend rund um die Uhr gewährleisten zu müssen, müssen keine Katastrophenvorsorge betreiben (Materiallager bundesweit, Logistik, Personal und alles was dazugehört), usw.!

Egal welche Blaulichtorganisation die Rettungs- und Krankentransporte durchführt (bzw. von der Gemeinde/dem Land dazu beauftragt wird), alle gesetzlichen Bestimmungen müssen dabei eingehalten werden! Dazu zählen z.B.: geregelte Arbeitszeiten, persönliche Schutzausrüstung, Fahrzeugausstattung, Ausbildungen, Fortbildungen, Einhaltung des Medizinproduktegesetzes sowie aller anderen geltenden Gesetze und Verordnungen (zum Patiententransport), Dokumentation, usw. und genau die Erfüllung all dieser Punkte kostet jeder durchführenden Organisation gleichermaßen eine Mindestsumme an Geld und Ressourcen!
Damit muss auch die Gemeinde/das Land dafür Sorge tragen, dass dieser Dienst zu 100% bezahlt wird. Das geschieht in der Steiermark aber nicht auf diese Weise, denn die Politik wälzt die Finanzierungsaufgabe des Rettungs- und Krankentransport-Dienstes ganz einfach auf die Krankenversicherungen sowie auf das "Transportunternehmen" ab! Überlegt mal, was für einen einzigen Transport alles benötigt wird! Fahrzeug, Personal, Material (Liege/Sessel/Wundversorgungsmaterial etc.), Treibstoff, Reifen, Fahrzeugüberprüfungen und was sonst noch alles dazugehört! Das Land sperrt immer mehr Spitäler zu, somit werden die Fahrtstrecken länger, damit steigen die Treibstoffkosten, die Fahrzeuge nutzen sich schneller ab, die Fahrzeuge und deren Personal sind länger an einen Transport gebunden (benötigen mehr Zeit pro Transport), stehen daher nicht für andere Einsätze zur Verfügung, Wartezeiten bis Hilfe kommt wird länger, weshalb man wieder mehr Fahrzeuge und Personal benötigt, was wiederum mehr Kosten zur Folge hat, Leute wollen wegen Kleinigkeiten und obwohl sie selbst mit den Öffis ins Spital fahren könnten mit der Rettung geführt werden, was ebenfalls in höheren Kosten resultiert...

Fazit: Seids alle froh, dass wir in Österreich so ein gut ausgebautes Rettungssystem haben! In anderen EU-Ländern kommt die Rettung oft erst nach einigen Stunden um Hilfe zu leisten! Bei uns jammern die ohnehin versorgten Leute schon, wenn sie 30min. auf den Heimtransport warten müssen!

  • 4010
Re: Die Rettung kommt - gegen Geld
Antwort #6
Dein Plädoyer für das RK in Ehren, aber:


Andere Hilfsorganisationen arbeiten hingegen sehrwohl gewinnorientiert,...


Bei weitem nicht alle.

Zitat
...sind nicht gesetzlich dazu verpflichtet bundesweit die notfallmedizinische Versorgung der Bevölkerung flächendeckend rund um die Uhr gewährleisten zu müssen,...


1. nicht bundesweit.
2. "gesetzlich verpflichtet"? ??? Die Rettungsorganisationen sind durch Vertrage verpflichtet.

Re: Die Rettung kommt - gegen Geld
Antwort #7
Könnte das Land nicht versuchen, zwischen der STGKK und dem Roten Kreuz zu vermitteln?

  • amadeus
  • Libertin & Hedonist
Re: Die Rettung kommt - gegen Geld
Antwort #8

Könnte das Land nicht versuchen, zwischen der STGKK und dem Roten Kreuz zu vermitteln?


Genausogut könnte man versuchen, zwischen zwei Pokerspielern zu ,,vermitteln". Und diese hier sind gerade heftig beim bluffen. Aussichtslos.
Gruß aus Graz-Eggenberg
Wolfgang
      Für jedes Problem gibt es eine Lösung, die einfach, klar und falsch ist.
Im Übrigen bin ich der Meinung, daß das Fahrtziel eines Fahrzeuges mit dessen Fahrtzielanzeige übereinstimmen soll.


  • Ch. Wagner
Re: Die Rettung kommt - gegen Geld
Antwort #9
Nur einmal kurz zur rechtlichen Situation: Grundsätzlich ist der Rettungsdienst Gemeindesache und wird von Landesgesetzen geregelt. Während die Feuerwehren zumeist direkt von der Gemeinde betrieben werden, wird der Sanitätswagen an andere Organisationen vergeben. Ebenso muß zwischen Rettungswagen und Krankentransportwagen unterschieden werden. Auch hier gibt es gesetzliche Grundlagen hinsichtlich der Besatzung.
Es liegt also an der Rettungsorganisation, wirtschaftlich zu arbeiten. Es macht keinen Sinn, einen gehfähigen Patienten in einem teuren Sanitätswagen zu fahren, wo ein preiswerter Krankentransportwagen ausreichte, in dem noch dazu mehrere Patienten gleichzeitig mitgenommen werden können.
Das Rote Kreuz ist sicher die bekannteste Organisation, die allerdings ihre beinahe Monopolstellung immer auszunützen wußte. Man denke nur an die Bekämpfung der Dialysetransporte durch Private. Ebenso entging dem RK bei der Ausschreibung des  Liegend- Patiententransports innerhalb des LKH Graz ein gewaltiger Umsatz. Ebenso sollte man bedenken, daß das von uns gespendete Blut nicht verschenkt sondern verkauft wird (was selbstverständlich in Ordnung, aber leider meist unbekannt ist).
Es wird also tatsächlich ein Machtkampf ausgetragen, die Deppen sind - wie immer in solchen Situationen - die Betroffenen. Anzumerken ist noch, daß von den Gemeinden der sogenannte "Rettungsschilling" zur Finanzierung eingehoben wird, der abhängig von der Einwohnerzahl dem verpflichtetem Rettungsdienst zu Gute kommt, in Graz also ausschließlich dem RK.
Wenn also jemand in diesem Streit zu vermitteln hätte, wäre es die Gemeinde Graz, die für die Rettung verantwortlich ist.
LG! Christian
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

  • amadeus
  • Libertin & Hedonist
Re: Die Rettung kommt - gegen Geld
Antwort #10

Während die Feuerwehren zumeist direkt von der Gemeinde betrieben werden, wird der Sanitätswagen an andere Organisationen vergeben.


Was wenig bekannt ist: Früher führte die Feuerwehr auch den Rettungsdienst durch. In Eggenberg soweit ich weiß sogar bis zur Eingemeindung. Anfangs nur mit einem Handwagen, später wohl auch mit Pferdewagen und Automobil.
Gruß aus Graz-Eggenberg
Wolfgang
      Für jedes Problem gibt es eine Lösung, die einfach, klar und falsch ist.
Im Übrigen bin ich der Meinung, daß das Fahrtziel eines Fahrzeuges mit dessen Fahrtzielanzeige übereinstimmen soll.


Re: Die Rettung kommt - gegen Geld
Antwort #11


Während die Feuerwehren zumeist direkt von der Gemeinde betrieben werden, wird der Sanitätswagen an andere Organisationen vergeben.


Was wenig bekannt ist: Früher führte die Feuerwehr auch den Rettungsdienst durch.
Was vielleicht noch weniger bekannt ist: In Admont ist dem noch immer so.

  • Vespa
Re: Die Rettung kommt - gegen Geld
Antwort #12
Ein recht interessanter Link zum Vergleich mit Wien:
http://www.wien.gv.at/recht/landesrecht-wien/rechtsvorschriften/html/s8000300.htm

Sowie einer, der doch zeigt, wie politisch motiviert die ganze Geschichte mitunter ist (ohne das RK auszunehmen):
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/3348539/tarifstreit-kassenvorstaende-sind-bereit-einzulenken.story#forummain

Re: Die Rettung kommt - gegen Geld
Antwort #13

Ein recht interessanter Link zum Vergleich mit Wien:
http://www.wien.gv.at/recht/landesrecht-wien/rechtsvorschriften/html/s8000300.htm
Lese ich richtig, dass man im sozialdemokratischen Wien 600 Euro "Strafe" zahlen muss, wenn man einen akuten medizinischen Notfall hat. :o

  • 4010
Re: Die Rettung kommt - gegen Geld
Antwort #14

Wenn also jemand in diesem Streit zu vermitteln hätte, wäre es die Gemeinde Graz, die für die Rettung verantwortlich ist.


So einfach ist das auch nicht, weil es hierbei um die Finanzierung der Krankentransporte durch die Krankenkasse geht!

Mehr zu den rechtlichen Grundlagen des Rettungswesens in Österreich findet man in dieser Dissertation: http://othes.univie.ac.at/5527/



Ein recht interessanter Link zum Vergleich mit Wien:
http://www.wien.gv.at/recht/landesrecht-wien/rechtsvorschriften/html/s8000300.htm
Lese ich richtig, dass man im sozialdemokratischen Wien 600 Euro "Strafe" zahlen muss, wenn man einen akuten medizinischen Notfall hat. :o


Nein, liest du nicht. ::)

"(1) Für jede Inanspruchnahme des öffentlichen Rettungsdienstes der Stadt Wien innerhalb des Gebietes der Stadt Wien, auch wenn wegen des Verhaltens oder der Änderung des Zustandes desjenigen, für den der öffentliche Rettungsdienst in Anspruch genommen wurde, sowohl eine Hilfeleistung als auch ein Transport unterblieben sind, ist eine Gebühr von 598 Euro zu entrichten."

Und Hilfeleistung kann schon ein aufgepicktes Pflaster sein - hier geht es also um Sachen wie Scherzanrufe.