Die Kleine Zeitung überprüft Ideen der Wahlkämpfer. Zum Auftakt: SP-Chef Ferk will Rechtsabbiegen bei Rotlicht erlauben.
In den USA, im früheren Ostdeutschland und teils auch in Frankreich ist (bzw. war) es Realität: Autofahrer dürfen bei vielen Ampelkreuzungen auch bei Rotlicht rechts abbiegen. Vorausgesetzt, es kommt kein Querverkehr. Geht es nach der SPÖ, könnte diese Regel künftig auch in Graz gelten. Die "Öffnung des Rechtsabbiegeverkehrs während Rotphasen" ist eine ihrer Wahl-Forderungen. Umgesetzt werden könnte sie nur über eine Änderung der Straßenverkehrsordnung, die ein Bundesgesetz ist.
Kompliziert geschaltet. Vizebürgermeister Walter Ferk: "Es ist widersinnig, eine Politik zu machen, die ausschließlich Stau verursacht." Damit spielt er auf den Umstand an, dass die Grazer Ampeln immer komplizierter geschaltet werden. Unter anderem erhielten alle Kreuzungen, wo man beim Linksabbiegen mehrere Gegenspuren quert, eine eigene Abbiege-Phase. Das Ergebnis: Man steht immer öfter vor roten Ampeln.
Unterschiedliche Reaktionen. Verkehrsexperten beurteilen den SP-Vorstoß unterschiedlich. "Eine interessante Idee", so Peter Felber vom Kuratorium für Verkehrssicherheit. In einem ersten Schritt müsste man aber Pilotprojekte starten, in denen man die Reaktion der Lenker erprobt, so Felber, der auch warnt: "Der Lenker würde sich stark auf den Autoverkehr konzentrieren. Das könnte Fußgänger gefährden." Felber verweist auf die "Überreglementierung" im Straßenverkehr: "Wir versuchen, alles bis ins Letzte zu regeln. Die Folge ist, dass jeder sein ,Recht' rücksichtslos beansprucht."
Auch der Leiter des Ampel-Referats im Magistrat, Winfried Höpfl, meint, dass Grazer Autofahrer vergleichsweise aggressiv wären. Daher halte er den Rechtsabbiege-Vorstoß für "keine gescheite Idee". Zuvor müsse man die Verkehrsteilnehmer zu Toleranz und Umsicht erziehen.
Weitere "Wünsche. Ferk hat sich dennoch auf die Fahnen geheftet, den Verkehr flüssiger laufen zu lassen. So will er weiters Linksabbiegestreifen rückbauen, die Ampeln in der Nacht vermehrt gelb blinken lassen und Kreisverkehre bauen. "Graz war immer beispielgebend bei neuen Verkehrsideen. Der frühere VP-Vizebürgermeister Erich Edegger war mit Tempo 30 ein Vorkämpfer für ganz Europa." Dahinter verbirgt sich freilich ein parteipolitischer Angriff: Ferk beansprucht nach der Wahl das Verkehrsressort für die SPÖ - sofern das Wahlergebnis solche Wünsche überhaupt zulässt.
ERNST SITTINGER
Quelle:
www.kleine.atmMn ist das keine gute Idee.