Das steht im GVB- Privilegien-Kursbuch: Unkündbarkeit, Freifahrt für Mitarbeiter samt Familien und Schwarzfahrer-Strafen, die der Belegschaft zugute kommen.
Es war ein Schuss vor den Bug der schwarz-grünen Reformer, die vom Rathaus aus eine gewaltige Umstrukturierung planen, die auch bei der Graz AG keinen Stein auf dem anderen lassen soll: Letzten Donnerstag standen Straßenbahnen und Busse der Grazer Verkehrsbetriebe (GVB) still, während 1000 Bedienstete der GVB und der restlichen Graz AG bei einer Betriebsversammlung dem Betriebsratschef Horst Schachner mit einem klaren Votum für Kampfmaßnahmen den Rücken stärkten.
"Keine Änderung"
Schachner pocht nicht nur darauf, dass kein Eingriff in bestehende Verträge erfolgt, er will den GVB-Kollektivvertrag auch für Neueintritte sichern. Und für GVBler, die - zugegeben - keinen leichten Job haben, ist dieser ein feines Privilegien-Kursbuch.
Die Definitivstellung: GVB-Bedienstete werden nach zehn Jahren definitiv gestellt, also gleichsam unkündbar. Der Betriebsrat muss dann Kündigungen zustimmen.
Strafgeld-Erlöse für Bedienstete: Der Paragraf 103 legt fest: "Die von Fahrgästen bezahlten Strafgelder werden ausschließlich dem ,Unterstützungsverein der Dienstnehmer der Graz AG Verkehrsbetriebe' gewidmet." Ein Relikt, das durch eine Betriebsvereinbarung entschärft ist. Jetzt zahlt die AG nur noch jährlich 26.800 Euro in den Verein ein und die Mitarbeiter schießen ein Promille ihres Gehalts zu. Der Verein zahlt wie eine Zusatzversicherung bei Zahnprothesen oder Brillen dazu. Auch Mitarbeiter in sozialen Nöten profitieren davon.
Die Freifahrten: Dass Bedienstete in Bus und Bim Freifahrt haben, versteht sich von selbst. Zum Nulltarif auf allen GVB-Linien fahren aber ebenso Kinder im Ausbildungsalter (bis 24 Jahre). Es gibt auch spezielle Freifahrtsregelungen für ledige Töchter oder Mütter der Dienstnehmer, falls sie ihnen den Haushalt führen, aber auch für Ehepartner, Lebensgefährten, Witwen und Waisen.
Auf Lebenszeit: Damit nicht genug, haben GVB-Mitarbeiter nach zehn Jahren Anspruch auf lebenslange Freifahrt, selbst wenn sie das Unternehmen (einvernehmlich) verlassen.
Sonderzahlung: Arbeiter und Angestellte der GVB erhalten als allgemeine Dienstzulage auch ein 15. Gehalt. Das monatliche Brutto-Einstiegsgehalt für Arbeiter (15. auf 14 umgerechnet) liegt für Arbeiter bei rund 1720 Euro und bei Angestellten bei 1750 Euro. "Dafür fahren sie ja aber auch samstags und sonntags", betont Schachner.
1. Mai-Zulage: Ein Zuckerl in der roten Gewerkschafter-Bastion GVB gibt es für den Dienst am Tag der Arbeit. Wer am 1. Mai von Betriebsbeginn bis 13 Uhr Dienst schiebt, bekommt nicht nur den 100-prozentigen Feiertagsaufschlag, sondern 200 Prozent.
Nebst der Fortschreibung dieser und aller anderen kollektivvertraglichen Zusicherungen forderte Horst Schachner von Bürgermeister Siegfried Nagl auch die Garantien, die der Rathaus-Chef schon den Magistratsbediensteten gegeben hat. Darunter den dreijährigen Kündigungsschutz ab Reformstart. Und der Gewerkschafter pocht auch darauf, dass kein Arbeitsplatz eingespart werden darf (auch nicht über natürliche Abgänge).
Kampfbereit
Falls es hart auf hart geht, will Schachner den Belegschaftsbeschluss für Kampfmaßnahmen in die Tat umsetzen; also einen Streik ausrufen. Auf die Frage, was von Reform und Einsparpotenzial übrig bleibt, wenn sich die Personalvertreter gar nicht bewegen - meint Schachner zur Kleinen Zeitung: "Wir waren und sind weiter jederzeit zu Reformen bereit. Aber wir fordern eine Arbeitsplatzgarantie. Und wenn die Reform darauf abzielt, die Graz AG zu schwächen, um dann Bereiche zu privatisieren, werden wir das verhindern."
Quelle: www.kleine.at | http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2233442/fuer-diese-zuckerln-kaempft-gvb-trupp.story