Heute wurden die geplanten Änderungen der StVO präsentiert, die vor allem den Radverkehr betreffen.
Was kommen soll:
- Helmpflicht für Kinder
- Einführung von Fahrradstraßen
- Ende der Radwegbenützungspflicht (Entscheidung liegt bei Ländern und Gemeinden)
http://kurier.at/nachrichten/wien/2076094.php
http://derstandard.at/1297818752446/Radhelmpflicht-fuer-Kinder-fruehestens-ab-Mai
Städtebund begrüßt Neuerungen für RadfahrerInnen
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20110224_OTS0152/staedtebund-begruesst-neuerungen-fuer-radfahrerinnen
Hier der Originaltext des neuen Gesetzesvorschlages.
http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/ME/ME_00261/imfname_208174.pdf
All jene, die sich von der StVO-Novelle eine zeitgemäße Radverkehrspolitik erwartet hatten sind schwer enttäuscht. Sogar die "Presse" nennt das Gesetz bereits "Anti-Radfahr-Verordnung".
http://diepresse.com/home/panorama/wien/642720/Kommt-die-AntiRadfahrVerordnung
http://derstandard.at/1297820718329/StVO-Entwurf-Gesetzliche-Huerden-fuer-RadfahrerInnen
Ich werde das Gefühl nicht los, das all die neuen Gesetze auf den sinkenden IQ der Bevölkerung abgestimmt werden. Als ich noch mit dem Velociped gefahren bin, war einfach Alles ein "Shared Place". Natürlich gab es dann die Welle, daß jedes Stadterl ein oder gar zwei Ampeln braucht. Wichtig waren die nur allerdings deswegen, daß man wußte, wo man die Weinflaschen zu Weihnachten ablegen konnte.
LG!christian
Die Änderung der StVO wurde von der ÖVP gekippt. Man hört, dass sich die ÖVP bei Fahrradstraßen und der Aufhebung der Radwegbenützungspflicht querlegt, und eine Helmpflicht bis 14 statt bis 10 Jahre verlangt. Moderne Radverkehrspolitik ist damit für Österreich in weite Ferne gerückt.
http://wien.orf.at/stories/507303/
http://diepresse.com/home/panorama/wien/645920/Radstrassen_OeVP-kippt-rotgruenes-Prestigeprojekt?_vl_backlink=/home/panorama/wien/index.do
Auf orf.at gibt's heute eine Artikelserie über Elektro-Fahrräder und die damit verbundenen rechtlichen Probleme:
http://orf.at/stories/2052755/2052708/
Übrigens scheint es in Kopenhagen gröbere Probleme mit den Radfahrern zu geben:
http://www.orf.at/stories/2078974/2078933/
An das hätte ich gar nicht gedacht, daß auch zuviele Radfahrer ein Problem sein können. Aber wie ich schon im Amsterdam gesehen habe war es als Fußgänger dort auch nicht so lustig.
Dass Kopenhagen ein Problem mit zu vielen Radfahrern hat würd ich nicht sagen. Aber offenbar sind manche Leute überrascht, dass es auch beim Radverkehr Probleme geben kann wie Platzmangel, rücksichtslose Fahrweise, usw.. Viele Fahrradfahrer brauchen viel Platz, das ist unbestritten; da können auch bis zu vier Meter, wie im Artikel zu lesen, knapp werden. Na und? Find ich alles nicht so schlimm. Und wenn's auch am Radweg mal staut: na und? Deshalb geht die Welt nicht unter. Und eine Stadt mit Radfahrerstaus ist sicher hundertmal lebenswerter als eine Stadt mit Autostaus.
Naja wie gesagt war das schon in Amsterdam sehr unlustig... Ein Radweg war da wie eine Autobahn zu betrachten, versehentliches verlassen des Fussweges konnte schon sehr gefährlich sein. Zudem würde ich doch sagen, dass so ein Radfahrer bei einer Fahrt im durchschnitt wohl wesentlich mehr Verkehrsregeln verletzt als ein Autofahrer.
In Städten wie in Singapur hat man es meiner Meinung nach geschafft dass man trotz des Autoverkehrs als Fußgänger gemütlich herumgehen kann. Durch die Trennung zur Fahrbahn mit Grünstreifen und dem leisen zivilisierten Fahrstil der Leute dort habe ich als Fußgänger trotzdem dort auch an Stellen das Gefühl gehabt im Grünen zu sein wo man das gar nicht vermutet. Hingegen ist es in London absolut katastrophal.
Ich ergreife keinesfalls Partei für rücksichtslose Radfahrer, aber: Ein Radfahrer richtet bei Unfällen mit Fußgägngern trotzdem weitaus weniger Schaden an als ein Auto. Leider sind Fußgägner von allen Verkehrsteilnehmern die unaufmerksamsten. Ich würde gerne einen Euro von jedem bekommen, der mir tagtäglich auf dem Radwegen im Weg herumspaziert und sich auch nicht "wegklingeln" lässt. ;)
Jedenfalls: Wenn der Radverkehrsanteil entsprechend hoch ist, müssen Geh- und Radwege eben konsequenter getrennt werden, so wie auch Straßen von Gehwegen zumeist ordentlich abgetrennt sind. Dann sehe ich ein weitaus geringeres Gefahrenpotential. Und bei einem hohen Radverkehrsanteil sollte natürlich auch die Polizeipräsenz im Radwegenetz höher sein (z.B. verstärkte Alk- und Linchtkontrollen).
Mein Fazit: Ich bewundere die dänische Radverkehrspolitik. Sie zeigt, dass die Abhängigkeit vom Auto weitaus geringer ist, als die meisten denken. Bei uns rittert man um jeden Parkplatz, als würde ohne Autofahrer die Wirtschaft zusammenbrechen. Die nordeuropäischen Städte zeigen, dass das dummes Telleranddenken ist, wie es momentan - leider - in China passiert.
"Versehentliches Verlassen des Fußweges kann gefährlich sein" - ja, das stimmt. Auch wenn man versehentlich auf eine Straße steigt ist's gefährlich. Fußgänger neigen irgendwie dazu, einen Radweg nicht als Verkehrsfläche zu sehen, und daher nicht zu schauen, wenn sie ihn betreten - warum eigentlich? So wie man nicht einfach auf die Straße latscht darf man halt auch nicht einfach auf den Radweg latschen - das sollte ja eigentlich selbstverständlich sein.
Dass ein "typischer" Radfahrer mehr Gesetzesverstöße begeht als ein "typischer" Autofahrer kann sein, muss aber nicht. Bekanntlich fahren in der Stadt sehr viele Autofahrer zu schnell - was man Radfahrern eher nicht unterstellen kann. Auch Probleme mit Falschparkern (z.B. Gleisparkern) gibt's vor allem mit Autofahrern. Dafür verstoßen halt Radfahrer gegen andere Regeln. Ich gebe aber Amon völlig recht: vom Autoverkehr geht eine viel höhere Gefahr für "Unschuldige" aus als vom Radverkehr.
Das ganze basiert übrigens auf diesem Guardian Artikel: http://www.guardian.co.uk/environment/bike-blog/2011/sep/09/copenhagen-cycling-congestion
Zur Zeit wird scheinbar in Kopenhagen versucht den Radverkehr zu kritisieren bzw. davor zu warnen - siehe beispielsweise diesen Artikel im Copenhagenize-Blog:
Scary Season in Denmark - How Not to Promote Cycling (http://www.copenhagenize.com/2011/09/scary-season-in-denmark-how-not-to.html)
"Versehentliches Verlassen des Fußweges kann gefährlich sein" - ja, das stimmt. Auch wenn man versehentlich auf eine Straße steigt ist's gefährlich.
Nur dass die Abgrenzung zur Autostraße eindeutiger ist. Meist mit einer Gehsteigkante über die man nicht einfach so hinausgeht.
Im schlechtesten Fall ist dass dann noch so gelöst wie zB Richtung Fußballstadion wo dem Fußgänger theoretisch 15 cm vom Gehstieig bleiben... Aber gut das ist eher der Ausnahmefall.
Dass ein "typischer" Radfahrer mehr Gesetzesverstöße begeht als ein "typischer" Autofahrer kann sein, muss aber nicht. Bekanntlich fahren in der Stadt sehr viele Autofahrer zu schnell - was man Radfahrern eher nicht unterstellen kann.
Oh doch - dort wo Schrittgeschwindigkeit angesagt ist, sind die Radler meistens zu schnell.
Auch Probleme mit Falschparkern (z.B. Gleisparkern) gibt's vor allem mit Autofahrern. Dafür verstoßen halt Radfahrer gegen andere Regeln. Ich gebe aber Amon völlig recht: vom Autoverkehr geht eine viel höhere Gefahr für "Unschuldige" aus als vom Radverkehr.
Kaum ein Gleisparker wird das ganze absichtlich machen. So lustig ist es dann auch wieder nicht sein Auto für ~200 Euro auszulösen. Kann mir hingegen nicht vorstellen, dass die Radler ganz versehentlich und unwissentlich über den Gehsteig abkürzen. Als Radler hat man halt den Vorteil keine Nummerntafel zu haben - und das macht sich dann doch deutlich bemerkbar.
Sicher geht vom Auto höhere Gefahr aus, was aber nicht heißen sollte, dass mann gewisse Regelverstöße der Radler als selbstverständlich hinnimmt.
Im schlechtesten Fall ist dass dann noch so gelöst wie zB Richtung Fußballstadion wo dem Fußgänger theoretisch 15 cm vom Gehstieig bleiben... Aber gut das ist eher der Ausnahmefall.
Leider nicht. In Graz gibt es viel zu viele kombinierte Geh-/Radwege, die ziemlich schmal sind und wo sich Fußgägner und Radfahrer gegenseitig behindern und gefährden. Bauliche Abtrennung wäre sinnvoll und wichtig. Im Anhang ein Foto aus Grado. In Grado sind fast alle Radwege (und es gibt dort fast überall welche) so angelegt.
dass mann gewisse Regelverstöße der Radler als selbstverständlich hinnimmt.
Das sollte man in der Tat nicht. Aber viele Regelverstöße entstehen auch aus Frust über fehlende Alternativen. Ich möchte als Radfahrer auch nicht im Autostau stehen. Wenn es keinen Radstreifen gibt, wird eben oft auf den Gehsteig ausgewichen. Das ist natürlich nicht zu tolerieren! Dennoch zeigt es, wo im Radwegenetz Verbesserungsbedarf besteht.
Im Anhang ein Foto aus Grado. In Grado sind fast alle Radwege (und es gibt dort fast überall welche) so angelegt.
Das ist gut, da taumelt dann auch kein Fußgänger versehentlich auf so eine Fahrbahn.
Aber viele Regelverstöße entstehen auch aus Frust über fehlende Alternativen.
Da stimm' ich zu!
Naja, es verstößt halt jeder nur gegen die Regeln, gegen die er verstoßen kann. Radler fahren in der Tempo-50-Zone nicht zu schnell, weil's eben nicht geht, und genauso fahren Autofahrer wohl nicht deshalb nicht am Gehsteig, weil sie so diszipliniert wären, sondern eben weil's nicht möglich ist. Dass Nummerntafeln was bringen glaub ich jedenfalls nicht, sonst müsst's ja auch mit dem Autoverkehr keine Probleme geben. Ich bin sicher, dass es genau umgekehrt wäre: Nummerntafeln = weniger Radfahrer = mehr Autoverkehr = mehr Verletzte und Tote. Ich kenne übrigens keinen einzigen Fall, in dem ein rücksichtsloser Radler (z.B. Gehsteigradler) jemanden verletzt hätte. Hingegen, z.B. heute: http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2835698/fussgaengerinnen-pkw-gerammt-schwer-verletzt.story
Und weil's irgendwie hier dazugehört: Donnerstag ist "Autofreier Tag", inklusive Fest am Hauptplatz und Fahrradtour. http://www.graz.at/cms/beitrag/10178891/1618648/
Ich kenne übrigens keinen einzigen Fall, in dem ein rücksichtsloser Radler (z.B. Gehsteigradler) jemanden verletzt hätte.
Naja, da muß man aber wirklich nicht lange suchen um auch das zu finden...
Im Übrigen bin ich klar gegen Nummertafeln bei Radfahrern - das war nur als Beispiel gedacht, dass man halt als Autofahrer im Hinterkopf hat immer erkennbar zu sein.
Radfahrer gefährden Fußgänger kaum
05. September 2011 18:15
Ein Drittel der Unfälle mit Fußgängerbeteiligung passieren laut Studie der Stadt Wien auf Schutzwegen.
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Laut Studie in Wien hauptsächlich Autofahrer an Unfällen mit Fußgängern beteiligt
Wien - Vor den sogenannten Rad-Rowdys, gegen die Kronen Zeitung und ÖVP Wien seit Wochen mobilmachen, müssen sich Fußgänger wesentlich weniger fürchten als vor Autofahrern. Das belegt eine Studie der Magistratsabteilung 46 (Verkehrsorganisation). Demnach waren bei 75 Prozent der Fußgängerunfälle in den letzten zehn Jahren Pkws beteiligt, bei sieben Prozent Straßenbahnen und bei nur fünf Prozent Radfahrer.
Für Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou ein Beweis dafür, dass das Hauptaugenmerk bei der Unfallvermeidung auf dem motorisierten Individualverkehr liegen muss. "Das Tempo 30 in Wohngebieten wäre ein sehr sinnvoller Weg, die Verkehrssicherheit zu erhöhen", sagt die Grün-Politikerin, die vor einigen Wochen selbst in der Krone gegen Gehsteig-Radfahrer wetterte und nun eine Benimm-Fibel für alle Verkehrsteilnehmer herausbringen will.
Der Vorwurf, dass zwischen Fußgängern und Radlern besonders viel passiert, lässt sich anhand der Unfallzahlen jedenfalls nicht nachvollziehen. Im schwarzen Innenministerium sieht man das anders: Die Wiener Polizei führt seit kurzem eine ganze Reihe von Schwerpunktaktionen gegen Radfahrer durch.
Insgesamt hat die Zahl der Unfälle mit Fußgängern leicht abgenommen. 2004 wurden 1259 Unfälle mit Personenschaden gezählt (davon verunglückten 27 tödlich), 2010 waren es 1079 (davon starben 21). Mehr als ein Drittel passiert auf Schutzwegen - und da vor allem auf mit Ampeln gesicherten Zebrastreifen. Heute ist man in Wien zu Fuß aber wesentlich sicherer unterwegs als in den Achtzigern: 1983 verletzten sich doppelt so viele Fußgänger wie 2010.
Dabei sind vor allem Kinder etwas weniger gefährdet: In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Unfälle mit Kindern um 30 Prozent reduziert.(Martina Stemmer, DER STANDARD; Printausgabe, 6.9.2011)
So einfach kann man das nicht sagen, da Vergehen mit bzw. beim Fahrrad in den seltensten Fällen angezeigt werden. Die Zahl der Diebstähle kann man sicher mit drei multiplizieren, aber auch was die Zusammenstöße mit Fußgängern angeht wird wohl auch nicht viel angezeigt werden.
Zahlenspiele sind hier sinnlos - und wenn sie von den Grünen kommen sind sie natürlich genauso ideologisiert wie von jeder anderen Partei. Zweifelsohne gehen vom Auto größere Gefahr und schwerere Verletzungen aus. Dass die Radfahrer nur 5% der Unfälle mit Fußgängern ausmachen kann ich aber jedenfalls nicht glauben.
Naja, aber dass es 5% der schweren Unfälle sind (die dann auch gemeldet bzw. angezeigt werden) kann durchaus sein.
Die Psychologie hinter dem Radler-Bashing ist für mich ganz klar: Schuld sind immer die anderen. Alle Menschen gehen regelmäßig zu Fuß. Fast alle Menschen fahren regelmäßig Auto. Aber nur ein eher kleiner Teil (vielleicht 30%) der Leute fährt regelmäßig Rad. Die "Anderen", die man als Sündenbock hinstellen kann, ohne sich selbst zu treffen, sind daher die Radfahrer.
So einfach kann man das nicht sagen, da Vergehen mit bzw. beim Fahrrad in den seltensten Fällen angezeigt werden.
Unfälle mit schweren Verletzungen werden aber denke ich schon praktisch vollständig erfasst (selbst falls der Radfahrer nachher nicht mehr greifbar sein sollte - darum ob der Verursacher gefasst werden kann geht es in der Statistik ja nicht).
Die Psychologie hinter dem Radler-Bashing ist für mich ganz klar: Schuld sind immer die anderen.
Da tu' ich mir schwer, immerhin bin ich zu Fuß, als Radler, mit dem ÖV und als Autofahrer unterwegs (zeitlich gesehen in eben dieser Reihenfolge, kilometermäßig in umgekehrter Reihenfolge).
Ich sehe das eher so, dass die Radfahrer nun von der PC vereinnahmt wurden - Argumente dass es da auch Probleme gibt sind nicht erwünscht und gehören schnellstmöglich "richtiggestellt".
Im Text steht übrigens nur "75% der Unfälle", da wäre im Sinne der seriösen Information so oder so eine genauere Spezifizierung angesagt. Es geht aber glaube ich in den kritischen Meldungen dazu auch gar nicht darum, dass Radfahrer zur Lebensgefahr geworden sind, sondern durch Regelverstöße in großer Masse zwar zum nicht lebensgefährlichen, aber doch zum täglichen Ärgernis für einige werden können. Das ist natürlich ein anderes, weniger wichtiges Problem - aber auch eines das man nicht unter den Tisch kehren sollte.