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Allgemein => Graz => Bauprojekte => Thema gestartet von: Torx am Juni 29, 2011, 14:39:11

Titel: Goldene Pastete
Beitrag von: Torx am Juni 29, 2011, 14:39:11
Die "Reviatlisierung" ist noch nicht ganz fertig, die Balken kommen wohl hoffentlich noch rauf aber soll die Farbe so bleiben??

(http://static1.kleinezeitung.at/system/galleries_520x335/upload/6/3/3/2512795/goldene-bauer.jpg)
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: just4fun am Juni 29, 2011, 16:12:54
Was mich dort wirklich interessieren wäre eine Studie über den Umsatz des Restaurants im Haus vor und nach der Renovierung. Weil ich bin überzeugt dass die jetzt sicher weniger Gäste haben seit sie so schön öd unscheinbar sind as zuvor.

Wobeis ja wirklich schade ist um das Haus, war früher sicher das Highlight der Sporgasse
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Michael am Juni 29, 2011, 17:05:14

Ja, schade. Der goldene Schriftzug fällt jetzt dank der neuen Farbe nicht mehr so stark auf. Und wenn die Balken so bleiben und wieder montiert werden, erst recht.
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: kayjay am Juni 29, 2011, 20:16:21
Das Restaurant bleibt doch nicht mehr? ICch denke alle Geschosse werden als Büro-oder Ordination vermietet.....
Ich bin ja neugierig , wie dir Fluktuation dort sein wird, berauschend ist das ganze ja nicht......(Investementabzoke halt...)
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Viator am Juni 29, 2011, 20:46:09
Es ist wirklich schade um die schönen, aussagestarken Farben. Früher strahlte das Gebäude eine kräftige, südalpine, irgendwo oberitalienische/ südtirolische Note aus.

Jetzt könnte es ohne weiteres auch nördlich des Weißwurst-Äquators stehen....

Fehlen nur noch graue Balken und eine graue Dachdeckung um zur in den letzten Jahren üblich gewordenen Einheitssoße zu passen.

Der goldene Schriftzug könnte noch durch Nirosta-Normschrift ersetzt werden...
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Stipe am Juni 30, 2011, 16:00:29

Ich bin ja neugierig , wie dir Fluktuation dort sein wird, berauschend ist das ganze ja nicht......(Investementabzoke halt...)


Wer zockt da denn wen ab, würde mich echt interessieren?
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Ch. Wagner am Juni 30, 2011, 17:50:38
Nachfragenswert allerdings wäre auch, welchen Anstrich das Haus ursprünglich hatte und ob der jetzige nicht diesem mehr entspricht als der vorherige. Und das wird man dann auch bei den Fensterläden sehen.
Ansonsten sind mir die Besitzer oder Mieter komplett wuascht, es ist nicht mein oder öffentliches Geld.
LG!Christian
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: kayjay am Juni 30, 2011, 21:48:34
Die Farbe kann durchaus durch eine Farbuntersuchung durch das Denkmalamt festgelegt worden sein.
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Torx am Juli 01, 2011, 01:12:33
Nun, sie dürfte wohl die Farben schon mal gewechselt haben wenn man das ansieht:
(http://www.austria-lexikon.at/attach/Wissenssammlungen/Damals_in_der_Steiermark/Hopfen_und_Malz/scaled-133x162_Hopfen-u-Malz1.jpg)
und hier (http://www.alt-graz.at/popup/default.asp?idnr=114&bez=Obere%20Sporgasse&jahr=%201899).

Trotzdem wirkt das jetzt sehr lieblos für ein beliebtes Postkarten-Motiv...
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: kroko am Juli 01, 2011, 10:41:35
Die Farbe eines so wichtigen Objekts kann man sich ganz sicher nicht einfach so aussuchen - wenn die sich wirklich aendert und jetzt so bleibt, dann sicher nur in Absprache mit Bundesdenkmalamt, Altstadt-Kommission etc. Das Restaurant bleibt nicht, soweit ich weiss, sondern es kommen halt irgendwelche Bueros und Wohnungen (wie im Strehly-Haus).
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Viator am Juli 01, 2011, 13:02:54
@Torx,

danke für das Bild!

Ich glaube aber, es sollte nicht darum gehen, mit akribischem historischem Pathos den allerallerallerersten Anstrich herauszufinden: Vielleicht hatte es zunächst auch gar keinen, weil dem Erbauer das Geld ausgegangen war.... Nur ein Gedanke.

Vielmehr finde ich ein Gesamt-Färbelungskonzept für die Stadt wichtig, das den Eindruck verstärken soll, den die Stadt so gerne auf ihre Fahnen schreibt: Das südliche Flair.
Und dieses hat in den vergangenen Jahrzehnten extrem gelitten, wie ich finde. Da müssen wir schon aufpassen, nicht vom Ruhrgebiet überholt zu werden. Viele Färbelungen lassen mich inzwischen an norddeutsche Städte denken aufgrund  der blassen Pastelltöne (für das dortige, meist blassere  Sonnenlicht passend).

Auch die vielen südländisch anmutenden Balken (siehe die vielen ausgestellten Balken auf dem Postkartenmotiv!) hat die Stadt über weite Teile inzwischen eingebüßt. Positives Beispiel: die neue Aufstockung an der Nordseite des Dietrichsteinplatzes mit so einer Art Sonnenblenden.



Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Metro5 am Juli 01, 2011, 13:59:38
Also was Pastellfarben angeht, sind wir Österrischer ziemlich weit vorne. Wenn ich da z.B. an Feldbach - speziell Hauptplatz - denke... Pastellomania!!
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Torx am Juli 01, 2011, 14:29:35
st.georg, ich stimm dir da voll und ganz zu. Auch was das Beispiel Dietrichsteinplatz angeht, so war das wenigstens mal ein positives Beispiel - man hat beim Geschäftseinbau den Originalzustand wieder hergestellt, oben zwar was neues gemacht aber nicht mit Flachdach und auch mit gleicher Dachhöhe. so etwas wäre auch am Lendkai 35 wünschenswert gewesen, aber da dann einfach so einen klotz neben die Nürnberger Häuser zu stellen ist furchtbar.

Und was den Trend angeht Lokale usw. zu schließen und dann überall nur mehr Büros zu machen... :(

Es gibt auch einige positive beispiele zur Einfärbelung bzw. Farbrestaurierng, aber auch negative wie dieses hier:
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: f-taler am Juli 01, 2011, 15:29:02
Es gibt auch einige positive beispiele zur Einfärbelung bzw. Farbrestaurierng, aber auch negative wie dieses hier:
Wenn man dieses Haus wenigstens weiß gestrichen hätte...
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Viator am Juli 01, 2011, 15:53:27
@Torx

Meine Güte, dein Beispiel ist wirklich erschütternd! Beim umgebauten "Eisernen Haus" am Südtiroler Platz passt dieses Grau sehr gut ob des verwendeten Baumaterials.

Aber bei diesem ehemals dezent-hübschen Eckbau in der Brockmanngasse ist dieses Einheitsgrau einfach nur dumm, dumm, dumm ohne Ende. Möglicherweise kommt am Ende noch ein Streifen in "behmisch-rosa" als Aufheller quer über die Fassade...
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Torx am Juli 23, 2011, 09:30:22
Also mir ist jetzt aufgefallen dass mit dem Palais Wertl von Wertlsberg (Mariahilferplatz) ähnlich verfahren wurde.
Von einer kräftigeren auf eine blasse Farbe geändert, und und gleichzeitig die Balken entfernt (obwohl die gleichen Fensterrahmen mit Halterung geblieben sind). Von daher befürchte ich wohl, dass das schon der Endzustand der Goldenen Pastete ist.

Beim Palais wirkt das jetzt nicht so schlimm wie bei der Pastete, aber die Kombiantion Farbe und Balken weg finde ich schon stark übertrieben. Vor allem ist mir nicht ganz klar warum man auf die Farbe so einen Wert legt und andere Dinge wie Balken und Dachgaupenausbau egal sind. Das wirkt für mich irgendwie wie: "ja dann bestehen wir halt auf die Farbe - das mit den Balken und Dachgaupen kann man heutzutage eh nicht durchsetzen"...

(http://app.luis.steiermark.at/agis/baukultur/altstadtgraz/images/z1/mahfs020_2.jpg)
(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/02/Palais_Wertl_von_Wertlsberg_2011-07-16_17.27.44.jpg/800px-Palais_Wertl_von_Wertlsberg_2011-07-16_17.27.44.jpg)
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Michael am Juli 23, 2011, 11:09:58

>:( Eine Stadt, die sich City of Design nennen will, müsste so etwas doch verbieten bzw. Vorgaben setzen.
Bei solchen Standardfarben geht ja jegliches Flair verloren!

Nicht mehr auffallen um jeden Preis. :P
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Torx am Juli 23, 2011, 13:20:41
Ich glaube deswegen nennt man sich "City of Design". Im Gegensatz zur Stadt der Menschenrechte und dem UNESCO Weltkulturerbe lässt sich das nämlich immer so interpretieren wie man es gerade braucht.  >:(
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: amadeus am August 08, 2011, 11:19:43

Also mir ist jetzt aufgefallen dass mit dem Palais Wertl von Wertlsberg (Mariahilferplatz) ähnlich verfahren wurde.


Nun, vorausgesetzt der Künstler hat sich nicht allzuviel "Freiheit" herausgenommen, entspricht die neue Farbgebung doch eher der historischen Färbelung. Ich vermute, die Historiker stützen sich ebenfalls auf derlei Darstellungen.
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Viator am August 08, 2011, 11:38:58
Das kann doch nicht wahr sein!

Schon wieder ein gutes Stück südländisches Flair weggeschmissen, entsorgt, kaputt gemacht. :boese:

Anscheinend ist das neue Entwicklungsziel weit, weit nördlich: Prag, Lemberg oder gleich Ruhrgebiet. Fehlen noch schwarze oder graue Designer-Dachziegel. Weg mit dem südländischen Rot auf dem Dach!!!
Weg mit allen Balken!

Da muss mir niemand mit "historisch" kommen: Alles war schon mal da!  :boese:
Ich finde die derzeitige Entwicklungsrichtung einfach nur scheußlich. Warum müssen die kleinen, wenigen Reste von Mittelmeerflair von Graz mit aller Gewalt ausgemerzt werden? Wenn wir heute das Jahr 1938 schrieben, dann könnte man den "Trend" ja "verstehen". Ich dachte immer, wir hätten das "bewältigt". :boese:
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Commanderr am August 08, 2011, 12:26:13
Warum der Hausbesitzer nicht sofort dazu gezwungen wird die Fensterbalken wieder so montieren zu lassen, wie sie zuvor montiert waren, ist mir ein Rätsel.
Sämtliche Gesetze werden ignoriert, mißachtet und "gebogen" (wenn genug Geld da ist, um die richtigen Stellen zu schmieren geht sichtbar für jedermann alles)! *würg*  :boese:
Liebe Stadt Graz:  :no: So darf das nicht weitergehen!
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Deadlocked am August 08, 2011, 12:59:18
Jetzt versteh ich euch aber nicht, die Balken sind anscheinend ja nicht historisch und man hat immerhin ein neues Tondach installiert, mit optisch passenden Gaupen. Da gibt es zig "Dachausbauten" und "Revitalisierungen", bei denen einen wirklich das Grausen kommt und der Altbau vollkommen verschandelt wird, und das auch im Innenstadtbereich!
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Ch. Wagner am August 08, 2011, 13:56:12
Irgendwie herrscht hier so eine bisserl "Wutbürger"stimmung.
Es ist nun einmal eine schlichte Tatsache, daß Graz an der Mur und nicht am Mittelmeer liegt. Und dieses Gerede von "mediterranem Flair" hat wohl irgendein Touristiker aufgebracht. Es ist einfach nur so , daß Graz sehr schöne Gebäude im Stil der Renaissance hat und das war es auch schon. Und wenn man alte Bilder oder Stiche betrachtet, sieht man eben, daß die Verschandelungen der letzten Jahrzehnte rückgängig gemacht wurden. Und daß es eben auch Häuser ohne Fensterladen gab, ist offensichtlich. Und die Farbgebung war eben auch eine andere.
Und dazu gehörte auch, daß dieser dümmliche Begriff der "Steirischen Toskana" endlich wieder verschwindet. Ich kann absolut keine Ähnlichkeiten finden. Und Arnfels ist nun einmal nicht San Gimignano.
Freuen wir uns lieber, daß soviel Fassaden wieder anständig hergerichtet werden.
LG!Christian
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: amadeus am August 08, 2011, 14:37:15
Angesichts der Tatsache, daß die besprochenen Gebäude schon einige Jahrhunderte alt sind, ist anzunehmen daß sie wohl schon öfters dem gerade herrschenden Geschmack (Mode!) entsprechend neu gefärbelt worden sind und vermutlich auch nicht mehr den ursprünglichen Verputz tragen. Man sollte also die Kirche im Dorf lassen, ästhetische Feingeister mögen sich damit beruhigen, daß bei der nächsten Farberneuerung alles wieder ganz anders ausschaut. Vielleicht sind die Häuser dann schwarz wie Mehlplatz 2 und die Dächer vergoldet. Wichtiger ist, daß die Bauwerke überhaupt erhalten bleiben, die Farbe ist da ein sich immer wieder änderndes Nebengeräusch.
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: kroko am August 08, 2011, 17:14:37
Ich hab mich in den letzten Jahren immer wieder gefreut, dass barocke Gebäude (vor allem Kirchen) in die schlichte Originalfarbe zurückgefärbelt wurden. Die sind oft später in rosa- oder orange-Töne umgefärbt worden, und einige Zeit hat's ausgeschaut als wäre dreckiges Rosa bzw. Orangebraun die typische Barockfarbe. Das ist jetzt besser, gottlob. Zu sehen beispielsweise bei der Stadtpfarrkirche Leoben, vgl. die Bilder auf http://de.wikipedia.org/wiki/St._Xaver_zu_Leoben.
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: just4fun am August 08, 2011, 17:35:40
Na die erwähnte Kirche ist ja ein asbolutes Negativbeispiel, schaut in babyblau-weiss statt dem kräftigen orange-braun ja abscheulich aus.
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Ch. Wagner am August 08, 2011, 18:07:02

Na die erwähnte Kirche ist ja ein asbolutes Negativbeispiel, schaut in babyblau-weiss statt dem kräftigen orange-braun ja abscheulich aus.


Und wenns dann doch die ursprünliche Farbe war? Vor 20 Jahren ist auch Stift Dürnstein als Kulturschande bezeichnet worden, heute einer der Anziehungspunkte in der Wachau. Eine alte Lok ist doch wohl auch in der Ursprungslackierung schöner (meine ich halt).
LG!Christian
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: kroko am August 08, 2011, 18:29:56
Ich halte die abgebildete Kirche für ein absolutes Positivbeispiel. Jahrzehntelang hat man geglaubt, Barock müsse immer in Zuckerlrosa daherkommen, und jetzt ist man offenbar gescheiter geworden. Selbstverständlich sucht man sich die Farbe dabei nicht aus, sondern rekonstruiert die Originalfarbe der Gebäude.

Es gibt übrigens auch das Gegenteil, dass nämlich Gebäude bunter werden (nämlich durch die Rückkehr zur Originalfarbe). Siehe dazu z.B. diese beiden Bilder
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Murau_stadtpfarrkirche.jpg
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Murau_Styria_Stadtpfarrkirche.jpg
und den Bericht hier:
http://www.bda.at/text/136/Denkmalpflege/8675/Aussenrestaurierung-der-Stadtpfarrkirche-in-Murau
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Deadlocked am August 08, 2011, 18:51:34
Wollte die Revitalisierung von Murau auch schon als Positivbeispiel posten, danke kroko!
Gerade gotische Gebäude waren zu ihrer Erbauungszeit weitaus farbenfroher als sie uns heute präsentiert werden.

Derzeit wird die Marienkirche in Gleisdorf saniert, ein Juwel aus dem Barock, auch hier weicht anscheinend das schöne Kaisergelb einer schlichten farblosen Gestaltung. Ob es im Original wirklich so farblos war? (die rechte Seite ist bereits neu).
(http://www.gleisdorf.at/0cache/bilder21372209_523x523.jpg)
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: kroko am August 08, 2011, 20:07:30
Bei wirklich bedeutenden Gebäuden wie z.B. Kirchen ist eine "neue" Farbgebung ganz sicher IMMER historisch begründet, und nicht ein Willkürakt. Wie das bei "normalen" Gebäuden wie Häusern ist weiß ich nicht, aber mitten in der Grazer Altstadt darf man sich die Hausfarbe sicher nicht so einfach aussuchen.

Zur Marienkirche in Gleisdorf:
Denn nächstes Jahr soll es soweit sein: Die Marienkirche bekommt ab dem Frühjahr ein neues - um einiges helleres - Kleid. Schon jetzt ist die künftige Farbe an der Front der Kirche zu sehen. "Die Fassade wird leicht grau sein", erklärt Robert Hausmann, Historiker und Vorsitzender des Gleisdorfer Pfarrgemeinderates. Denn zum Kalkanstrich werden Holzkohlepartikel gemischt. Vielen Gleisdorfern wird diese Farbe zwar fremd anmuten, wirklich neu ist die Farbe für die Kirche aber nicht: "Das ist die alte, historische Farbe der Kirche", so Hausmann. Erst 1895 bekam die Kirche ihre heute so typische gelbe Färbelung
Kleine Zeitung, Dezember 2010.
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/weiz/gleisdorf/2602698/alles-fuer-marienkirche.story
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: amadeus am August 08, 2011, 20:26:58
Zitat
Kaisergelb


Wobei gerade das Kaisergelb (Schönbrunnergelb) ein Beispiel für die von mir oben erwähnten Modeerscheinungen ist. Im Laufe der Zeit wollte eben jeder wie Kaisers wohnen, anfänglich der Adel, dann der Klerus, letztlich auch das einfache Volk. Auch die Preisfrage dürfte keine kleine Rolle gespielt haben, manche Farben waren früher oft sündhaft teuer, schlichtes kalken oder gar der Verzicht auf Farbe hingegen billig preiswert. Das sah dann billig aus und war schlecht fürs Prestige.
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Torx am August 08, 2011, 21:19:50
Ja wie gesagt die Farbe allein wär's ja nicht. Aber die Balken waren bei der Pastete schon sehr charakteristisch. Zudem sind auch Butzenscheiben-Fenster verschwunden.

Ich weiß nicht ab wann es Balken gegeben hat bzw. ob sie original waren, aber bei Veränderungen die der Denkmalschutz sonst so zulässt sollte man sich wirklich fragen ob es notwendig war diese Sachen bei der Pastete zu entfernen. Weiß jemand von Euch das mit den Balken genauer? Und ab wann hat's eigentlich Glasfenster gegeben?

@fcw0810
Übrigens: Dem mit der Steirischen Toskana kann ich nur zustimmen... fürchterlicher Begriff. Dazu kann ich nur diesen Artikel (http://www.sueddeutsche.de/politik/steiermark-heimat-des-hinkenden-vergleichs-1.916441) empfehlen - der triffts ganz gut.

Dennoch heißt das nicht auch gleich dass man solche Einflüsse entfernen muß - wie zB das Wasserwerk, das von hinten ausgesehen hat wie eine italienische Villa.
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Viator am August 08, 2011, 23:42:44
Ich denke, es kommt einfach auf ein für Graz, dessen landschaftliche Einbettung und vor allem auf ein für das Lebensgefühl seiner Menschen stimmiges Farbkonzept an. (Der jeweilige Hausbesitzer bekommt die Farben im Normalfall sowieso diktiert.)
Ein passendes, stimmiges Stadtkonzept zählt für mich wesentlich mehr als eine möglicherweise akribisch herausgesuchte "Originalfarbe". Wer kann schon sagen, ob dieses Gebäude denn in seinen ersten Bestandsjahren überhaupt einen Anstrich hatte, sollte dem Erbauer das Geld ausgegangen sein! Dürften wir es dann heute auch nicht sinnvoll und wesensgemäß färbeln? Ich denke, doch.

Ich meine, dass diese für Graz stimmige Farbenauswahl weder in einem sachlich-kühl-nüchternen, Hamburger Blau/ Weiß/ Grau (mit dessen zumeist bewölktem Himmel und der stets frischen Meeresbrise) zu finden ist, noch in einer russischen Schwelgerei in Zuckerbäcker- und Pastellfarben.

Warum denn nicht an Rom und seinen satten, viel Historie atmenden, warmen Farbtönen etwas mehr Beispiel nehmen? Bloß als Anregung. Man muss deshalb ja nichts kopieren. Es gibt noch viel mehr schöne Farben als nur Kaisergelb.

Gerade diese südlich angehauchten Spuren (Farben und Balken) scheinen aber in letzter Zeit geradezu mit inquisitorischem Eifer verfolgt zu werden.

(Hier ist nicht etwa Alt-Graz zu sehen, sondern die Piazza Navona in Rom.)


MOD-EDIT: Foto auf 1024 Pixel Breite verkleinert.
Bitte beachte, dass Bilder nicht breiter als 1024 Pixel sein dürfen. - Danke
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: f-taler am August 10, 2011, 15:51:39
Ein weiteres Beispiel für Farbreduzierung ist die Weizbergkirche. Irgendwann nach 2000 wurde Fassade renoviert.

Vorher: (http://www.weiz.at/custom/stgw/tourismus/impressionen/weizbergkirche.jpg)
Bild (c) Stadtgemeinde Weiz

Nachher: (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/f3/Weizbergkirche.jpg/220px-Weizbergkirche.jpg)
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Ch. Wagner am August 10, 2011, 18:06:01
Ein anderes Beispiel mediterranens Lebensgefühls:
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: kroko am August 10, 2011, 18:44:09
Ich kann mir gut vorstellen, dass auch die Mariahilfer Kirche in Graz mal eine andere Farbe hatte (oder mehrere?). Ich hab keine guten Fotos gefunden, vielleicht hat jemand etwas? Hier beispielsweise sieht es so aus, als hätte die Kirche mal einen Ocker(?)-Ton gehabt: http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/11507251
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: Torx am September 22, 2011, 21:11:03
Nun hat man also die Balken doch montiert. Aber im Vergleich zu vorher... naja...
Titel: Re: Goldene Pastete
Beitrag von: kayjay am September 23, 2011, 08:53:50

Zitat
Kaisergelb


Wobei gerade das Kaisergelb (Schönbrunnergelb) ein Beispiel für die von mir oben erwähnten Modeerscheinungen ist. Im Laufe der Zeit wollte eben jeder wie Kaisers wohnen, anfänglich der Adel, dann der Klerus, letztlich auch das einfache Volk. Auch die Preisfrage dürfte keine kleine Rolle gespielt haben, manche Farben waren früher oft sündhaft teuer, schlichtes kalken oder gar der Verzicht auf Farbe hingegen billig preiswert. Das sah dann billig aus und war schlecht fürs Prestige.


Das Kaisergelb war keine Modeerscheinung, sondern ein Befehl des Kaisers, da er in Tschechien die Ockergruben gekauft hat, und die mussten ausgelastet werden.