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Verkehr => ÖPNV - Stadtverkehr => Straßenbahn => Thema gestartet von: Michael am Oktober 28, 2007, 17:39:37

Titel: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfertigt
Beitrag von: Michael am Oktober 28, 2007, 17:39:37
Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfertigt?

Ich bin der Meinung, wenn die Straßenbahngleise wirklich perfekt an die Bordsteine ausgerichtet sind, dann brauchen wir so etwas nicht.
Und bei der kommenden Variobahn schon gar nicht.

Hab dieses Ding noch nie im Einsatz gesehen.


Was meint ihr?
Titel: Re: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfertigt
Beitrag von: Sanfte Mobilität am Oktober 28, 2007, 18:05:22
In Graz sind ja die Bordsteine eben - weder in der Höhe noch in der Tiefe - nicht perfekt an die Einstiegsbereiche angepasst. Das wird sich in Graz aber nicht so bald ändern, weil nun mal die Höhe der Gehsteigkanten festgelegt ist (man will damit den öffentlichen Raum möglichst barrierefrei machen - eine schon oft vorgeschlagene Erhöhung der Bordsteine in Haltestellenbereichen, z. B. im Zuge des Jaki-Umbaues, wurde immer mit dieser Begründung abgelehnt). Problem ist auch, dass bei uns viele Haltestellen ungünstig liegen (in Bögen, teilweise im Bogen etc.).

Wenn du z. B. ins Ruhrgebiet schaust, sind die Bordsteine dort bei den modernisierten Haltestellen genauso hoch und haben faktisch keine Spalt zum Fahrzeug, sodass man faktisch ohne Hilfsmittel in Fahrzeug gelangen würde.

Daher ist auf jeden Fall ein technisches Hilfsmittel notwendig, allerdings nicht der (störungsanfällige) Hublift, sondern Klapprampen - sei es mechanisch oder angetrieben (Ich bin jetzt kein genauer Kenner der gesetzlichen Vorschriften, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der Gesetzgeber auf ein technisches Hilfsmittel für Behinderten besteht - immerhin wurde ja von den ÖBB auch Hochflurbusse mit speziellen Hublift angeschafft!!!).

Wolfgang
Titel: Re: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfertigt
Beitrag von: Michael am Oktober 28, 2007, 18:30:27
Ok, also kann man dieses Problem der Stadt in die Schuh schieben, weil diese unfähig sind, die Stationsbereiche an die Niederflurfahrzeuge anzupassen.

Eine Frechheit. Denn wenn es perfekt wäre, dann bräuchten wir diesen technischen Schnick-Schnack in den Niederflurfahrzeugen nicht. Was kostet so eine Einrichtung?

Apropo - Wie hoch ist denn die Einstiegshöhe bei der Variobahn ? Da habe ich noch nichts darüber gelesen.

Zitat
dass der Gesetzgeber auf ein technisches Hilfsmittel für Behinderten besteht


Und das auch, wenn die Fahrzeug- und die Bordsteinhöhe keinen Unterschied aufweisen?  :o

Zitat
immerhin wurde ja von den ÖBB auch Hochflurbusse mit speziellen Hublift angeschafft


:-X
Titel: Re: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfer
Beitrag von: flow am Oktober 28, 2007, 19:20:57
Fußbodenhöhe Variobahn = 350mm über SOK

> http://www.stadlerrail.com/default.asp?h=1&n=188&id=85&s=1 ;)

mfg flow
Titel: Re: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfertigt
Beitrag von: Michael am Oktober 28, 2007, 19:26:20
Danke - dachte, da gibt es verschiedene...
Titel: Re: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfertigt
Beitrag von: Sanfte Mobilität am Oktober 28, 2007, 19:30:56
Also: "In die Schuhe schieben" würde ich nicht sagen, sondern man hat sich halt aufgrund städtebaulicher Grundsätze auf eine Bordsteinhöhe um 15 cm geeinigt - auch für Haltestellenbereiche (da wird kein Unterschied gemacht)!!!

Ich weiß nicht, ob der Gesetzgeber dies auch bei gleicher Höhe von Bordstein und Einsteigsbereich auch fordert. Aber es wird auf jeden Fall Fälle geben, wo hier auch zusätzlich ein technisches Hilfsmittel notwendig ist.

Preis kann ich dir keinen nennen, aber ein Hublift kostet im Verhältnis zum Fahrzeug ziemlich viel. Die handbediedenten Klapprampen (übrigens eine GVB-Erfindung) sind hingegen "relativ" günstig. All das kostet Geld (ebenso wie Brandschutzmaßnahmen etc.), sind aber sicherlich vorgeschrieben, weshalb man sich diese Einrichtungen nicht "sparen" kann.

Ich verstehe deine Aufregung nicht ganz ...

Wolfgang
Titel: Re: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfertigt
Beitrag von: Michael am Oktober 28, 2007, 19:38:08
Zitat
Ich verstehe deine Aufregung nicht ganz ...


Wenn das perfekt gelöst wäre, dann bräuchten wir ja solche Dinger nicht. Naja, immer diese Vorschriften...
Titel: Re: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfer
Beitrag von: CaptnFuture am Oktober 29, 2007, 10:24:41

Wenn das perfekt gelöst wäre, dann bräuchten wir ja solche Dinger nicht. Naja, immer diese Vorschriften...

Sicher bräuchten wir sie. Du kannst nicht davon ausgehen, dass die Bim immer in Haltestellenbereichen mit hoher Bordsteinkante stehen bleibt (wenn es solche gäbe). Außerdem, wie von Wolfgang schon geschrieben, gibt es Hst in Bögen, wo immer eine Lücke zum Bordstein bestehen wird, egal wie hoch der ist.

MfG, Christian
Titel: Re: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfertigt
Beitrag von: Michael am Oktober 29, 2007, 22:56:45
Aber nicht so schlimm, wie beim Bus (Haltestelle Griesplatz) - Gibt es im GVB-Netz eine Straßenbahnhaltestelle, die sich in einer engen Kurve befindet? Mir fällt da nichts ein.


Michael
Titel: Re: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfertigt
Beitrag von: Sanfte Mobilität am Oktober 30, 2007, 09:44:17
Na, z. B. die Haltestellen für 1, 3, 6 und 7 am Jakominiplatz sind nicht wirklich in der Geraden (wie auch Schloßbergplatz, Neue Technik stadtauswärts, Dietrichsteinplatz für 3, Janzgasse stadtauswärts, Georgigasse stadteinwärts, Odilieninstitut, Lichtenfelsgasse stadtauswärts, Merangasse stadteinwärts, Eggenberger Gürtel) und bei vielen Schleifen (z. B. Schulzentrum, St. Leonhard) - genügt das?

Wolfgang
Titel: Re: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfertigt
Beitrag von: Michael am Oktober 30, 2007, 18:28:24
Ja danke, aber die meisten befinden sich mMn nicht in einer engen Kurve. ;)

Neue Technik / St. Leonhard / Schulzentrum aber schon.  ;)

Je kürzer ein Straßenbahnmodul (Cityrunner, Variobahn), desto mehr kann man dann an die Gehsteigkante ranrücken.
Titel: Re: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfertigt
Beitrag von: Sanfte Mobilität am Oktober 31, 2007, 11:49:44
Also, die oben benannten Haltestellen liegen jedenfalls nicht in der Geraden, und somit in einem Bogen. Da kann man leider nicht drüber diskutieren.

Wolfgang
Titel: Re: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfertigt
Beitrag von: Empedokles am Oktober 31, 2007, 13:23:09
Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfertigt?

Also für mich stellt sich diese Frage einmal überhaupt nicht, weil es überall eine Selbstverständlichkeit sein sollte!
Man kann zwar nicht das ganze Stadtgebiet von Graz "barrierefrei" umbauen, aber: gehbehinderte Menschen werden durch solche Barrieren erst wirklich zu "Behinderten".
Ein OMNIBUS ist - wie das lateinische Wort schon sagt - FÜR ALLE da!

"Genausogut" wäre es eine Selbstverständlichkeit, wenn alle öffentlichen Verkehrsmittel für Sehbehinderte und blinde Menschen eine adäquate Linienerkennung hätten.

Manchmal kommt mir vor, dass die Betroffenen deshalb Behinderte genannt werden, weil WIR uns durch ihr Gebrechen behindert fühlen.
Behindert deswegen, weil: "unser Steuergeld" investiert werden muß, weil´s einmal ein bisserl länger dauert ... usw.
Titel: Re: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfertigt
Beitrag von: Sanfte Mobilität am Oktober 31, 2007, 14:18:31
Genau. Ich erinnere mich, als die 500er neu waren und damals nur am 7er eingesetzt wurden, gab es bei der 1. Tür immer so einen Pfeifton (damit der Betroffene) wusste: "Ok, Linie 7 und ich kann jetzt einsteigen." Das ist dann irgendwann verschwunden, weil das wahrscheinlich das Fahrpersonal gestört hat. Super!

Aber: bei den Variobahnen soll es tatsächlich auch ein entsprechendes System für Sehbehinderte (bei Cityrunner gibt`s bis auf den störungsanfälligen Hublift ja gar nix für Behinderte).

Wolfgang
Titel: Re: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfertigt
Beitrag von: Empedokles am Oktober 31, 2007, 19:01:26
Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass es für Blinde und sehbehinderte Menschen einen "handy-artigen" Empfänger gibt, der die vom in die Haltestelle einfahrenden Fahrzeug ausgesandten Signale, wie ein Hörgerät an den Benutzer akkustisch weitergibt. Das kann in unserer (über-) technisierten Zeit ja auch wirklich keine Hexerei mehr sein!(?) - Nicht nur die mittelalterliche Architektur gehört zum Image einer europäischen Kulturhauptstadt!!!

Obwohl ich auch bemerken muss, dass diesbezüglich von der Stadt Graz (und den GVB) sehr viel getan wird! Die Erkenntnis und das Bemühen scheint also vorhanden zu sein.
Bleibt eigentlich nur mehr die technische Umsetzung der verschiedenen Möglichkeiten übrig.

Was das Technische betrifft kann man natürlich verschiedener Meinung sein, aber die Notwendigkeit solcher Einrichtungen sollte grundsätzlich nicht in Frage gestellt werden.
Titel: Re: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfer
Beitrag von: invisible am November 01, 2007, 14:22:53

Was das Technische betrifft kann man natürlich verschiedener Meinung sein, aber die Notwendigkeit solcher Einrichtungen sollte grundsätzlich nicht in Frage gestellt werden.


Das tut ja niemand, nur gibt es eben andere Lösungen, die nicht nur billiger sind sondern auch wesentlich einfacher und weniger störungsanfällig funktionieren.
In Linz z.B. wurde bei allen Haltestellen die auch nur annähernd in der Geraden liegen die Gehsteigkanten im Bereich der 2. Türe eines haltenden Cityrunners erhöht und mit einem Verschleißelement als Kante versehen. Der Spalt ist dort nur weige Zentimeter breit und Rollstuhlfahrer können einfach in den Wagen rollen. Und dort wo es wirklich zu stark gebogen ist, um bei irgendeiner Tür eine solche Kante anbieten zu können muss halt jemand mithelfen - immer noch besser als Hublifte, die prinzipiell defekt sind.

Ich sehe einfach nicht, warum eine 30cm hohe Bahnsteigkante ein ach so riesiges Hindernis ist. Mit einem schweren Eletrorollstuhl kommt man auch bei den 10cm-Kanten am Jakominiplatz nicht problemlos rauf und muss zu den vollständig abgesenkten Stellen am Bahnsteigende fahren. Dort muss man ohnehin auch hingehen, wenn eine Bim in der Station steht, sonst kommt man ja gar nicht herum. Und wegen der angeblichen "Unfallgefahr": ich hab am Jakominiplatz auch schon einige ältere Personen über die niedrigen Kanten stürzen gesehen; wenn man gebrechlich ist reichen auch 5cm Höhenunterschied aus um zu stürzen oder sich den Knöchel zu zerlegen...

Dass Gehsteigkanten prinzipiell so niedrig wie möglich sein sollten stimmt schon, aber doch bitte nicht unbedingt auch genau dort wo ausnahmsweise eine hohe Kante Sinn machen würde (nämlich im Haltestellenbereich).
Titel: Re: Hublift Ist der Einsatz dieses technischen Hilfsmittels wirklich gerechtfertigt
Beitrag von: Sanfte Mobilität am November 01, 2007, 17:46:07
Man kann noch lange darüber diskutieren, in Graz ist nunmal diese Entscheidung gefallen, dass die Gehsteige aus städtebaulichen Gründen nunmal so sind, wie sie jetzt sind. Man kann es drehen und wenden, wie man will ...

Wolfgang