Gesundheitslandesrat Helmut Hirt will ein Rauchverbot in Gaststätten und am Arbeitsplatz. Zigarettenpreiserhöhungen sollen die Jugend vom Rauchen abhalten.
Herr Gesundheitslandesrat, rauchen Sie eigentlich selbst?
HELMUT HIRT: Nein, das ist mein Glück. Versucht habe ich es mit 10, 12 Jahren - aber nie ernsthaft.
Wie weit geht Ihre Toleranz für Raucher?
HIRT: Sehr weit, ich muss ja auch den Landeshauptmann-Stellvertreter Kurt Flecker aushalten in der Fraktion, der ein starker Raucher ist. Aber im Ernst: Ich weiß, dass es Suchtverhalten ist. Aber: Rauchen ist der größte vermeidbare Risikofaktor und der volkswirtschaftliche Schaden enorm.
Fünf Millionen Menschen sterben jährlich am Rauchen - ist es nicht an der Zeit die Toleranz gegenüber Rauchern zu reduzieren?
HIRT: In Italien oder Irland hat man erkannt, dass ein Herabsetzen der Toleranz und das Einsetzen von Verboten dazu geführt hat, dass manche, die aufhören wollten, eine entscheidende Motivation bekommen haben.
Warum werden bei uns aber die Verbote so zaghaft umgesetzt - und kontrolliert?
HIRT: Es hat mit der österreichischen Lösung zu tun. Würden wir die bestehenden Maßnahmen einhalten, wären wir schon viel weiter. Ein weiterer Grund ist die Sorge um das Kleingewerbe. Aber niemand wäre vom wirtschaftlichen Ruin bedroht, wenn wir das Rauchverbot in Gaststätten jetzt durchsetzen.
Wie stehen Sie dazu?
HIRT: Wir sind dafür. Wir haben einen Antrag für ein Rauchverbot in den Landtag eingebracht. Dann müssen wir an den Bund herantreten, weil es sich um eine bundesweite Regelung handelt.
Wie stark arbeitet die Raucher-Lobby dagegen?
HIRT: In unserem Bundesland ist sie überwindbar.
Der voraussichtlich nächste Bundeskanzler Alfred Gusenbauer hat gesagt, er wäre in Lokalen für eine Teilung in Raucher- und Nichtraucherzonen.
HIRT: Ich habe das vernommen, aber es ändert nichts an meiner Vorgangsweise.
Und ein generelles Rauchverbot am Arbeitsplatz?
HIRT: Auch hier würde für mich das Gleiche gelten, vor allem wenn man Tisch an Tisch sitzt.
Wie stehen Sie zu einer Zigarettenpreiserhöhung - höhere Preise, das zeigen Untersuchungen in Deutschland, schrecken die Jugendlich stärker ab.
HIRT: Mir ist das bekannt. Der Weg ist die drastische Preiserhöhung. Da habe ich kein Problem damit.
Und Rechenbeispiele, die beweisen sollen, dass der Staat bei weniger Rauchern durch die entgangene Tabaksteuer massiv belastet wird?
HIRT: Besser kann man sich nicht anlügen. Ausfallszeiten im Erwerbsleben, Folgeerkrankungen - durch das Rauchen entstehen wesentlich mehr Kosten als das, was die Tabaksteuer ausmacht.
Abgesehen vom Leid, das nicht berechenbar ist. . .
HIRT: Jeden Tag sterben 38 Menschen an den Folgen des Rauchens, davon vier Menschen am Passiv-Rauchen. Da brauche ich nicht viel zu diskutieren.
Ärzte sehen es als Verbrechen, wenn Kinder mit ihren Eltern mitrauchen müssen. Sollte der Staat hier stärker eingreifen?
HIRT: Nein, es geht doch nicht, dass in einer hoch entwickelten Gesellschaft fast alles staatlich verordnet werden kann und muss - bis hin zum gesunden Verhalten. Das ist der Punkt, an dem wir generell scheitern. Zu Hause zu kontrollieren, ob die Eltern rauchen - das hieße auch, man nimmt sie aus jeder Verantwortung heraus, was Kinder betrifft.
INTERVIEW: BERND OLBRICH, DIDI HUBMANN
Quelle:
www.kleine.atAlso, ich bin dafür.