Grazer Vizebürgermeisterin über Ministerin Bures erbost. Kanzler Faymann am Dachstein. Ausseer bleiben in der Caus LKH hartnäckig.
Die Vize-Bürgermeisterin sieht in der kurzfristigen Absage eine Brüskierung
Es ist eine Hunderte Millionen schwere Projektliste, mit der die beiden Verkehrsreferentinnen von Land und Stadt Graz, VP-Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder und Grünen-Vizebürgermeisterin Lisa Rücker, nächste Woche nach Wien zur roten Infrastruktur-Ministerin Doris Bures pilgern wollten. Darunter finden sich die Straßenbahnunterführung des Bahnhofsgürtels samt Nahverkehrsdrehscheibe am Hauptbahnhof (100 Millionen Euro), die Unterflurtrasse für den Südgürtel zwischen Graz-West und Graz-Ost in Puntigam (115 Millionen) genauso wie das Ostbahn-Beschleunigungspaket oder das 400-Millionen-Projekt Ennstal-Bundesstraße (B 320).
Vorhaben. Diese und noch einige andere Vorhaben wollten die beiden Politikerinnen nächste Woche mit Bures besprechen, um Bundesmittel in die Grüne Mark umzuleiten. Allein, die in der großen Koalition steckende Ministerin will offenbar den Gipfel in gewohntem Rot-Schwarz abhalten. Die Grüne Rücker wurde gestern kurzerhand ausgeladen. Offizielle Begründung: Käme sie mit ihren Projektwünschen - darunter sind auch einige Straßenbahnverlängerungen - mit, wäre die Tagesordnung zu lange für den einstündigen Termin.
Brüskierung. Die Vize-Bürgermeisterin sieht in der kurzfristigen Absage eine Brüskierung: "Das zeigt, wie Bund und Land mit den drängenden Infrastrukturprojekten der Städte umgehen." Die Landeshauptstadt sollte also alarmiert sein. Denn so sind die Finanzierungsfragen für die Verkehrsprojekte vom Hauptbahnhof bis zu den Tram-Ausbauten bis auf weiteres vertagt.
Sportliche Ertüchtigung. Bundeskanzler Werner Faymann kommt offenbar häufig in die Steiermark. Nicht zu offiziellen Terminen, sondern zur sportlichen Ertüchtigung: Bis zu zweimal im Monat bricht er mit seinem langjährigen Bergfreund, dem Fotograf und Alpinist Herbert Raffalt aus Haus im Ennstal, zu Bergtouren rund um das Dachsteinmassiv auf. Nachdem Faymann am Mittwoch Schladming offiziell einen Besuch abstattet und sich in das Goldene Buch der Stadt einträgt, dürfte am Donnerstag wieder eine Bergtour auf dem Programm stehen. Wenn es die Wetterverhältnisse erlauben, versucht man als krönenden Abschluss der Saison den Dachstein zu erreichen.
Hartnäckigkeit. Die Hartnäckigkeit, mit der das "Forum pro LKH Bad Aussee" sein Anliegen, die Erhaltung eines Chirurgie-Primariats in Aussee betreibt, ist bewundernswert. Und zwar ganz abgesehen davon, was man politisch-inhaltlich davon hält. Das Forum - angeführt von Herbert Angerer - treibt europaweit Studien auf und zitiert von Ärztekongressen und aus Zeitungen alles, was ihrem Anliegen dient: Die vom Land und einheimischen Experten immer wieder genannten zu niedrigen "Fallzahlen" (Operationen pro Arzt und Jahr) seien keine verlässlichen Indikatoren für die Sinnhaftigkeit einer eigenen Chirurgie. Das, was die Kages plane, sei "keine Notversorgung, sondern nur eine notdürftige Versorgung". Außerdem, so Angerer, seien die von Landesrat Helmut Hirt und der Kages genannten Zahlen schlicht falsch.
Schwachpunkt der Argumentation. Zur Untermauerung ihrer These legt man eigene Zahlen vor, wonach nicht wie vom Land behauptet vier, sondern rund zehn Operationen pro Monat außerhalb der Regelarbeitszeit (also in der Nacht) notwendig seien - was die Kages massiv bestreitet. Der entscheidende Schwachpunkt bei dieser Argumentation: "Die Quelle" dieser Zahlen könne man nicht nennen, schließlich müsse man den Betroffenen "schützen". Die Frage, wie man mit geheimen Zahlen verhandeln kann, blieb daher offen.
BERND HECKE, CHRISTIAN HUEMER, CLAUS ALBERTANI
Quelle:
www.kleine.atStellt sich die Frage, warum?