Zug um Zug ins Abseits
Um die zügige Anbindung von Graz an andere Landeshauptstädte ist es nicht wirklich berauschend bestellt. Und jetzt sollen die Steirer auch noch Intercity-Verbindungen verlieren.
Mit dem Zug oder Bus in die Landeshauptstädte
Noch führen zwei direkte Zugverbindungen von Graz nach Linz - die Betonung liegt allerdings auf noch. Die Bundesbahnen wollen nämlich (genau diese Kurse ein-)sparen. Und auch zwischen Graz und Wien sollen mit dem nächsten Winterfahrplan, also ab Dezember, vier Intercity-Verbindungen (zwei ab Graz, zwei retour) gekappt werden.
Ab in die Landeshauptstädte
Diese geplanten Einschnitte geben Anlass, einmal zu schauen, wie es um die zügige Anbindung von Graz an andere Landeshauptstädte bestellt ist. Basis für den Überblick sind jeweils die Zugverbindungen ab Graz, unter die Lupe genommen an einem Werktag.
Wichtig: Die angeführten Preise beziehen sich auf die Angaben auf der Website der Bundesbahnen und berücksichtigen keine möglichen Ermäßigungen.
Nach Eisenstadt
Sie können mit den Bundesbahnen in 2:50 Stunden von Graz nach Eisenstadt fahren. Aber auch in 9:06. Auf jeden Fall aber nicht direkt. Von ein bis vier Mal umsteigen ist alles drin, es gibt reine Zug- und Busverbindungen (ab Reitschulgasse in Graz) bzw. Kombinationen aus beidem. Die erste der 32 Verbindungen startet kurz nach Mitternacht (0.04 Uhr) am Grazer Hauptbahnhof, geht aber über Ungarn und braucht 8:37 Stunden - die erste unter drei Stunden zischt um 7.26 Uhr ebenfalls am Grazer Hauptbahnhof los und führt über Wiener Neustadt. Der Preis: 201 Tarifkilometer kosten 34,80 Euro (ohne Ermäßigung).
Nach SalzburgNa, wer sagt's denn - 20 Verbindungen allein von Graz nach Salzburg, da kann sich doch keiner aufregen. Ohne Umsteigen sind es allerdings nur noch sechs - der erste Zug rattert in der Früh um 5.45 Uhr los und braucht 3:59 Stunden, die meisten direkten Züge danach 4:06 Stunden. Der Rest? Mit bis zu vier Mal umsteigen (zum Teil über Linz, Klagenfurt oder Wien!) kommt man auch ans Ziel, zeigt der Fahrplan - und wer erst nach 19 Uhr losfährt, sollte mindestens 6:29 Stunden einplanen. Oder im Maximalfall 11:10, wenn man gern die ganze Nacht unterwegs ist. Der Preis bleibt der gleiche: 47,50 Euro (ohne Ermäßigung).
Nach St. PöltenHaben Sie schon einmal ÖBB-Verbindungen nach St. Pölten gesucht? 47 (!) sind's am Tag - allerdings gibt's auch hier keine ohne Umsteigen. Und das zwischen ein und drei Mal. Unterwegs ist der Reisende zwischen 3:34 Stunden im günstigsten und 9:18 Stunden im schlechtesten Fall, die Strecken führen im Normalfall über Wien, unter anderem auch über Linz. Um 5.10 Uhr können Frühaufsteher schon mit dem Bus von der Reitschulgasse starten (in Wien heißt's umsteigen in den Zug), die letzte halbwegs attraktive Verbindung (4:24 Stunden) geht am Abend um 20.26 am Hauptbahnhof los. Preis: 38,70 Euro (Standard).
Nach WienMetropole müsste man sein. Dann wird man auch oft angefahren. 31 Verbindungen (18 davon direkt) zählt der Fahrplan nach Wien, wahlweise mit dem Zug oder per Bus (in Graz ab Reitschulgasse). Der erste Bus setzt sich in der Früh um 5.10 Uhr in Bewegung und braucht 2:47 Stunden (mit einem Mal umsteigen), der letzte Zug geht um 23.04 Uhr, der ist mit 6:34 Stunden Fahrzeit allerdings nicht wirklich zu empfehlen. Um 21.38 Uhr geht's mit 2:27 Stunden (die schnellste Verbindung des Tages übrigens) um einiges flotter. Preislich schlägt die Fahrt mit 33,70 Euro (Standard ohne Vorteilscard) zu Buche.
Nach LinzVon einer Kulturhauptstadt in die nächste - das sollte keine Kunst sein. 22 Verbindungen zählt der ÖBB-Fahrplan, allerdings nur zwei direkte. Die eine ab 6.55 Uhr in Graz (Ankunft 9.48 Uhr), die andere ab 18.55 Uhr, Ankunft um 21.48 Uhr. Macht jeweils 2:53 Stunden Fahrzeit. Es geht allerdings auch mit bis zu fünf Mal umsteigen und in 9:09 Stunden (wenn auch nächtlicherweise). Für 249 Tarifkilometer legen Sie - egal wie lange Sie unterwegs sind - 37,80 Euro auf den Tisch. Ohne Ermäßigung.
Nach KlagenfurtWer mit den ÖBB nach Klagenfurt will, fährt am besten - mit dem Bus. Zwei Stunden braucht der vom Europaplatz in Graz bis zum Hauptbahnhof Klagenfurt - um 6.39 Uhr startet der erste, um 18.39 Uhr der letzte, dazwischen etwa alle zwei Stunden einer (zusätzlich einer um 17 Uhr ab Andreas-Hofer-Platz). Mit dem Zug heißt's mindestens einmal umsteigen und geduldig sein - zwischen 2:43 und 3:55 Stunden dauert es. Insgesamt gibt es 19 Verbindungen von Graz nach Klagenfurt. Preis: 35,40 Euro (ohne Vorteilscard).
Nach InnsbruckEines muss man den ÖBB lassen, ein paar Minuten haben sie in den vergangenen Jahren auf der Strecke Graz-Innsbruck schon eingeholt. Knappe sechs Stunden dauert's allerdings noch immer. Von 19 angeführten Verbindungen am Tag gehen drei zügig durch, bei allen anderen heißt's umsteigen. Wenn's sein muss, sogar bis zu vier Mal. Mit 5:50 Stunden ist eine Bus-/Zugverbindung über St. Michael (ab 13.45 Uhr am Grazer Busbahnhof) die schnellste, der Zug braucht zwischen 5:55 und 13:06 Stunden (nächtens). Die erste Verbindung in der Früh startet um 5.45 Uhr. Preis: 50,90 Euro (ohne Vorteilscard).
Nach BregenzDie weiteste Anreise gibt's - no na - von Graz nach Bregenz. Im kürzesten Fall sind's 646 Tarifkilometer, zwischen 8:30 und 15:34 Stunden müssen veranschlagt werden, bis zu fünf Mal umsteigen inklusive. Eine rühmliche Ausnahme gibt's allerdings - nämlich eine Direktverbindung am Vormittag: ab Graz um 9.38 Uhr, Ankunft ist in Bregenz um 18.22 Uhr. Insgesamt zählt der Fahrplan 17 Verbindungen in die eine Richtung - zum Teil geht's über München, aber auch über Wien, als wäre das der nächste Weg . . . Das Ticket kostet in jedem Fall 58,70 Euro (ohne Vorteilscard), auch wenn man 15:34 Stunden unterwegs ist.
BEATE PICHLER, HELMUT BAST
"Kein Geld für Fernverkehr"Edlinger-Ploder fordert fixes Basisangebot von Bures.
Warum sind die Steirer bahnmäßig so schlecht an andere Bundesländer angebunden?
KRISTINA EDLINGER-PLODER: Nach Wien und Klagenfurt funktioniert es auch dank des ÖBB-Busangebots ganz gut. Mit dem Semmeringtunnel wird die Strecke nach Wien sicher noch gewinnen. Große Qualitätsprobleme gibt es aber auf den Strecken nach Salzburg und Linz über Selzthal. Bei den Fahrzeiten kann die Bahn einfach nicht mit der A 9 mithalten.
Für Graz-Linz will die Bahn, dass das Land dazu- zahlt, sonst werden zwei Züge gestrichen. Zahlen Sie?
EDLINGER-PLODER: Wir haben den ÖBB ein Angebot für die regionale Verbindung Graz -Leoben gemacht. Aber wir sind nicht bereit, wie Oberösterreich das tut, für die ÖBB den Fernverkehr zu finanzieren.
Wie kann der steirische Fahrplan der Bahn denn besser abgesichert werden?
EDLINGER-PLODER: Ministerin Doris Bures muss fixieren, was das Basisangebot für das Land sein soll. Dann haben wir einmal einen Ansatz für Verhandlungen.
BEATE PICHLER, HELMUT BAST
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http://www.kleinezeitung.at/steiermark/2155742/zug-um-zug-ins-abseits.story