Grüne fordern bei Verstößen gegen die Baumschutzverordnung nun scharfe Sanktionen für Bauwerber.
Die jetzigen Ausgleichszahlungen sind lächerlich. Wir fordern endlich härtere Strafen für Baufirmen bei Verstößen gegen die Baumschutzverordnung, die sie nicht aus der Portokassa zahlen können." So reagiert Grün-Gemeinderat Hermann Candussi auf die alarmierenden Zahlen, dass Baumbestand und Grünraum in Graz seit Jahren sukzessive zurückgedrängt werden (wir berichteten exklusiv).
Ähnlich wie VP-Planungsstadtrat Gerhard Rüsch sieht Candussi in den zahlreichen neuen Siedlungen die Hauptursache für die Vernichtung von Grünraum und Bäumen. Candussi: "In Wien wird ein Vergehen sogar strafrechtlich verfolgt. Deswegen schützen dort die Baupoliere die Bäume wie die Haftlmacher." Gleichzeitig fordert er eine Evaluierung der Baumschutzverordnung. "Man sieht ja mit freiem Auge, dass im Grüngürtel munter darauflosgesägt wird."
Auch die KPÖ macht sich für einen besseren Baumschutz stark. KP-Klubobmann Josef Schmalhardt: "Das gehört bei der Bauverhandlung stärker berücksichtigt. Außerdem müssen die jetzt schon vorgeschriebenen Ersatzpflanzungen stärker umgesetzt werden."
Die Baulobby selbst will sich nicht den Schwarzen Peter zuschieben lassen. "Wir dürfen ja nur dort bauen, wo es gesetzlich erlaubt ist", so Gerald Gollenz, Obmann der Immobilienträuhänder und selbst Bauträger. "Die Situation ist nicht so tragisch wie etwa in Salzburg, weil wir relativ behutsam mit der Substanz umgehen." Probleme für die Bauindustrie bei einem verstärkten Baumschutz sieht er nicht. "Eher werden die Grundstückseigentümer leiden, weil die Gebiete dann für uns nicht mehr so interessant sind."
GERALD WINTER
Interview"Bauwütigen nicht so leicht machen"
Windisch für punktuelle Ausweitung der Baumschutzverordnung.
Wie ist es um den Baumbestand in Graz derzeit bestellt?
WOLFGANG WINDISCH: Es zeigt sich, dass dieses Thema immer wieder ein Aufreger ist. Bei uns läutet täglich das Telefon mit Beschwerden, dass da oder dort im Grazer Stadtgebiet wieder Bäume gefällt wurden.
Seit 2002 gilt die Baumschutzverordnung ja im Grüngürtel nicht mehr - ein Fehler?
WINDISCH: Eine Novellierung würde meiner Meinung nach Sinn machen. Naturschutzorganisationen fordern das ja schon seit Jahren, allerdings ist es rechtlich nicht so einfach. Man muss nachweisen, dass sich die Situation drastisch verschlechtert. Deswegen läuft momentan auch gerade eine Evaluierung, was das für den Baumbestand bedeutet.
Wo könnte man ansetzen?
WINDISCH: Wichtig wäre, bisherige Ausnahmen zurückzunehmen, damit es den Bauwütigen nicht so leicht gemacht wird, bestehende Bäume einfach umzuschneiden. Das könnte man über den Bebauungsplan regeln wie in anderen Bundesländern auch.
Macht eine Ausweitungder Baumschutzverordnung auf den ganzen Grüngürtel Sinn?
WINDISCH: Das muss man sich anschauen, sinnvoll wäre sicher eine weitere Ausdehnung auf einzelne Täler. Die Politik hat hier jedenfalls einen klaren Handlungsbedarf, nicht nur im Stadtpark, sondern generell im ganzen Stadtgebiet.
INTERVIEW: GERALD WINTER
Quelle:
www.kleine.atEine Neu-Regelung gehört sofort umgesetzt. Nicht dass das dann irgendwo wieder in der Schublade verschwindet, und wieder Eiszeit herrscht.