Da die Straßenbahnen laut Bild in der Kleinen Zeitung zwischen Waagner-Biro-Straße und Rampe zum Hauptbahnhof stehen dürfte es ein Auffahrunfall sein.
Dort konnte ich schon einige Notbremsungen in der "nachfolgenden" Bim selbst miterleben. Sofern 2 Straßenbahnen gleichzeitig aus der Haltestelle in Richtung Bahnhof abfahren ist es oft so, dass sich die hintere Bim an die Vordere "klebt", selbst wenn das Lichtsignal an der Kreuzung bereits auf "Halt" gesprungen ist. Und wenn dann noch dazukommt, dass das Einfahrtssignal zur Unterführung ebenfalls "Halt" signalisiert, muss die vordere Bim anhalten und die hintere Bim hat zu tun nicht in die Vordere zu krachen.
So gesehen wäre ein entsprechendes automatisch eingreifendes Auffahrtschutz-Bremssystem sehr sinnvoll. Aber das ist eine andere Geschichte.
Als StraßenbahnfahrerIn muss ich
IMMER davon ausgehen, dass ein vor mir fahrendes Fahrzeug eine Notbremsung vornehmen kann, egal ob vom Fahrer verursacht oder nicht. Daher gibt es auch je nach Geschwindigkeit den erforderlichen Abstand vom Folgefahrzeug einzuhalten. Die Vmax in der NVD liegt bei 20km/h, also bringt es meiner Meinung nach überhaupt nichts, aus der Haltestelle Waagner-Biro-Straße loszuglühen und dann eh im Gefälle wieder verzögern zu müssen (soviel zum Thema Fahrkomfort für die Fahrgäste). Ich bin mir sicher, dass die dementsprechenden Zwischen- bzw. Räumzeiten an der VLSA "Eggenberger Straße - Waagner-Biro-Straße" für ein Queren von Straßenbahnfahrzeugen mit ca. 20-30km/h ausgelegt ist. Je nach Verkehrszustand wäre es auch sicher möglich, zwei Fahrzeuge gleichzeitig abzufertigen, jedoch kann ich das nicht bestätigen, das wissen die Techniker bzw. Planer besser.
Als täglicher Passagier in der Straßenbahn fällt mir leider immer öfter auf, dass die Abstände von zwei aufeinander folgenden Fahrzeugen sehr kritisch sind. Mag sein, dass es einen Fahrplan gibt, der eingehalten werden möchte, jedoch nicht auf Kosten der Sicherheit der Fahrgäste!? Da gibt es doch keine Diskussion, oder?
Ich habe parallel die Diskussion am Styria Mobile Channel auf Facebook ein bisserl mitverfolgt. Dort wurde geschrieben, dass beim voran fahrenden Fahrzeug eine Notbremsung aus ungeklärter Ursache ausgelöst wurde. Genau deshalb ist ein Mindestabstand unbedingt einzuhalten. Wenn dann der Signalgeber z.B. für das Folgefahrzeug schon wieder "Halt" zeigt, ist auch sofort anzuhalten. Man darf da doch nicht denken, "ja, ich fahre schnell nach, der vor mir ist eh grad im Kreuzungsbereich, da kann dann eh nichts passieren". Doch, dann passiert leider schon etwas. Einfach unverantwortlich!
Ohne jetzt dem gesamten Fahrpersonal das unterstellen zu wollen, ABER: Regelmäßig fahren Fahrzeuge an mir vorbei und der Blick der am Fahrerplatz sitzenden Person richtet sich nicht nach vorne, sondern auf vermutlich ein kleines schmuckes handliches Gerät daneben. Also mal ehrlich, zählt man die Anzahl an Auffahrunfällen in der letzten Zeit, dann mache ich mir als Fahrgast schon meine Gedanken, wenn ich so etwas sehe, ob ich dann noch mit ruhigem Gewissen mitfahren kann und mich noch krampfhafter an die Haltegriffe klammere.
Wenn es zum Glück nur leicht verletzte Personen heute bei dem Vorfall gab, es ist trotzdem passiert und kann noch schlimmer ausgehen, wenn die Achtsamkeit unterschätzt wird. Als FahrerIn eines öffentlichen Verkehrsmittels sollte ich mir jeden Moment bewusst sein, dass ich großteils über 100 Personen befördere und deren Sicherheit von meiner Fahrweise und Achtsamkeit abhängt.
Aber um nochmals auf das Statement von Commanderr einzugehen: Ich sehe z.B. Assistenzsysteme in Fahrzeugen als sehr gute und wichtige Ergänzung (z.B. bei Pkws oder Lkws). Allerdings sollte einer Person im Pkw/Lkw oder einer Person im öffentlichen Verkehrsmittel immer Bewusst sein, dass solange es ein Lenkrad oder ein Fahrpedal/einen Fahrhebel gibt, die Grundverantwortung immer beim Fahrer/Fahrpersonal selbst liegt.
Bei den modernen Cityrunnern und Variobahnen gibt es ja standardmäßig die sogenannte "Rückrollsicherung". Man erlebt das als Fahrgast täglich in Steigungen, wenn die Bremse gelöst wird und der Wagen versehentlich zurückrollt und sich automatisch wieder einbremst.
Wenn man wirklich einen Auffahrschutz realisieren würde, dann besteht die Gefahr, dass die Achtsamkeit (noch) weiter nachlässt, ist meine Meinung. Der Fahrbetrieb ist ja nicht neu, seit Jahrzenten muss auf Sicht achtsam gefahren werden.....
Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat [Mark Twain]