Eröffnet wurde der Betrieb in Tours am Samstag, dem 31. 08. 2013:

Drei Tage vor der Eröffnung wurde auf fast der gesamten Strecke noch eifrig gearbeitet, was fast kabarettartig wirkte und mich stark an das Royal Garden in ,,Playtime" erinnerte...



Probefahrten fanden in ausgesprochen unregelmäßigen Intervallen und begleitet von tw längeren Stehzeiten im Bereich von Arbeitsschwerpunkten statt.

Die DFI- Anzeigen zählten inzwischen unermüdlich die Minuten bis zur Ankunft imaginärer Plankurse herunter, eine Übereinstimmung mit den tatsächlich verkehrenden
Fahrzeugen war dabei keineswegs zu erkennen... (Die Anzeige zumindest der nächsten beiden Kurse einer Linie gehört in Frankreich zum Mindeststandard...)
Tours ist aber ganz sicher eines der bzw. eigentlich das designmäßige Highlight in der Welt der Straßenbahn.
Was die Gestaltung der Streckeninfrastruktur betrifft, unterscheidet sich dieser Betrieb eigentlich nicht merkbar von anderen jüngeren Betrieben in Nordfrankreich. Eine
sorgfältige und hochwertige Ausführung der Anlagen wie auch der unmittelbaren Umgebung gehört in allen Städten zum selbstverständlichen Standard, und punktuell
herausragende Gestaltungselemente wie den neu angelegten Kreisverkehr an der Place de la Tranchée findet man auch in anderen Betrieben immer wieder.

Einen Schritt weiter als die Vorgängerbetriebe ist man hier natürlich bei den Fahrzeugen gegangen, die sich doch deutlich von den sonst im Land vorhandenen Citadis abheben,
und das nicht nur aufgrund ihrer Länge (den 402 gibt es im Norden Frankreichs sonst nur noch in Rouen), sondern vor Allem aufgrund des Innenraumes, der eher an ein
Wohnzimmer oder eine gemütliche Bar erinnert als an ein Massenverkehrsmittel. Ob diese Inneneinrichtung auch dem Alltagsbetrieb gewachsen sein wird, wird sich allerdings
noch zeigen müssen.
Durch ihre verchromten Seitenwände scheinen die Fahrzeuge tatsächlich mit der sie umgebenden Landschaft zu verschmelzen:

Das Design der Haltestellen stammt auch in Tours von Daniel Buren, hier tauchen auch Gestaltungselemente aus Mulhouse in weiterentwickelter Form wieder auf.


Absolut nicht nachvollziehbar ist für mich, warum man auch im Stadtzentrum von Tours das APS- System für notwendig gehalten hat.
Die von der Straßenbahn durchfahrenen Innenstadtstraßen, die Rue Nationale und die Rue Charles Gille, stellen nicht gerade prunkvolle Boulevards dar (und verlaufen auch
nicht etwa in Blickrichtung auf die Kathedrale...

), und der in Frankreich sowieso überall obligatorische Mastenwald ist dort - ebenso wie auf der Pont Wilson über die Loire -
auch so vorhanden, hier hätte eine Oberleitung sicher nicht zu bleibenden Schäden im Stadtbild geführt...


... wäre dieser auch etwas für die HGL!
Naja, damit die Fahrzeuge für die HGL interessant werden, müsste man sie zuerst einmal auf ein Drittel ihrer Länge verkürzen und den Großteil der Sitze wieder ausbauen...
