Görlitz | Teil 6: Die drei Spurweiten von Görlitz

Begonnen von flow, 11 02, 2025, 21:38

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flow

Höchste Zeit, diese Berichterstattung fortzuführen...aufgehört haben wir in einem Tatra-Wagen auf dem Weg in den Süden von Görlitz, nach Weinhübel. Quer durch die Stadt ging es auf der nach der Wende neu errichteten Strecke bis zur Erich-Weinert-Straße, wo ja am Vortag der Unfall die Weiterfahrt verunmöglicht hatte und anschließend noch einmal witer durch die etwas später errichtete Neubaustrecke mitten durch das (damalige) Neubaugebiet Weinhübel. Hier besteht Anschluss zu den Ortsbuslinien E und F, die jeweils im Zweistundentakt die kleinen, eingemeindeten Ortsschaften Kunnerwitz, Klein Neundorf und Hagenwerder erschließen, die weit außerhalb der eigentlichen Kernstadt liegen. Besonders interessant ist dabei die nur im Sommer angefahrene Wüstung Deutsch Ossig am Ufer des Berzdorfer Sees, einem gefluteten ehemaligen Braunkohlebergbau. An den Bergbau in der Gegend erinnert auch der Bagger 1452 in Hagenwerder, aber dessen Besichtigung bleibt für einen nochmaligen Besuch in der Stadt offen.

Zu Fuß ging es dann zurück entlang der Strecke in Richtung Innenstadt, immer auf der Hoffnung, dass die auch hier wieder dichter werdenden Wolken schnell durchziehen würden. Als Fotopunkt für die nächste ankommende Bim aus der Stadt wurde die Haltestelle Weinhübel Mitte ausgesucht, wo sich ein früher sicher florierendes kleines Einkaufszentrum befindet, das aber sein besten Tage schon hinter sich hat und mittlerweile völlig leersteht. Nach einem ernüchternden Wolkenschaden ging es weiter zur Station Ernst-Weinert-Straße wo die Trasse der Straßenbahn in Mittellage entlang der Zittauer Straße hinauf in Richtung Stadt geführt wird. Am Ende der Steigung beginnt dann die Zweigleisigkeit und die Straßenbahn fährt dann auch wieder im Mischverkehr mit dem restlichen Verkehr.

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2319 und 2312 an der Endhaltestelle Weinhübel. Auch hier wurden bereits große Teile der alten Bausubstanz renoviert.


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Alles zu in der HO (Handelsorganisation) Ladenstraße in Weinhübel Mitte.


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Ein weiterer stummer Zeuge eines nicht mehr existierenden Staates: die HO Milchbar.


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200 Meter weiter hinten wäre das Sonnenloch gewesen...


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2301 und 2306 mit dem allerkleinsten Hauch Sonne in der zweigleisig ausgeführten Haltestelle Weinhübel Mitte.


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Direkt neben der Haltestelle liegen inmitten der ohnehin schon weitläufigen Siedlungsanlage noch die Anlagen mehrerer verschiedener Kleingartenvereine.


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2301 und 2306 zurück am Weg in die Stadt an der Haltestelle Erich-Weinert-Straße - dort wo es gestern geklescht hat.


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Noch ein Blick auf die Doppelgarnitur und die eigentlich mustergültig angelegten Bahnsteige.


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2319 und 2312 kommen gerade die Zittauer Straße herunter und biegen gleich zur Haltestelle Erich-Weinert-Straße ab.


Fast schon "oben" bei der Haltestelle Goethestraße angekommen überquert die Zittauer Straße die dort in einem Einschnitt verlaufende Bahnstrecke von Görlitz nach Zittau. Nachdem das Einfahrvorsignal von Görlitz einen Fahrtbegriff zeigte wurde die entsprechende Zugfahrt abgewartet, anschließend ging es über die benachbarte, über denselben Einschnitt führende Teufelsbrücke durch eine kleine Siedlung mit vielen schönen, repräsentativen Bauten in den kleinen Wald bzw. Park zwischen der Braurerei Landskron und der Neiße. Dort sollte der Görlitzer Oldtimer Parkeisenbahn ein Besuch abgestattet werden. Wie so viele Städte "im Osten" wurde auch in Görlitz (in den 1970ern) eine Pioniereisenbahn errichtet, die mittlerweile durch einen eigenen Verein erhalten und betrieben wird. Dort zieht eine dem Adler samt Anhang nachempfundene Garnitur ihre Runden auf einer kleinen Runde durch den Wald. Da gerade noch Mittagspause herrschte wurde das gastronomische Angebot im angeschlossenen Imbiss in Anspruch genommen und erstmal die Akkus aufgeladen. Anschließend war Zeit sowohl für eine Mitfahrt als auch für ein paar Fotos der kleinen Garnitur durch das Dickicht. Das ganze hatte einen sehr nostalgischen Touch und es ist durchaus bemerkenswert, dass sich noch genügend Begeisterte bei Jung und Alt finden, die so eine Anlage am Laufen halten.

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642 411 mit RB65 68820 von Zittau nach Cottbus Hbf.


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2319 und 2312 kommen die Zittauer Straße auf dem Weg zum NeißePark.


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Die Teufelsbrücke, wenig überraschend auch als Blaues Wunder bekannt.


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Häuser in der Holteistraße hinter der Teufelsbrücke.


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Die Garnitur der Parkeisenbahn am einzigen Bahnhof der Strecke. Die Werksanlagen befinden sich in der Mitte der kreisförmigen Strecke und sind durch ein Stichgleis, das rechts hinter dem Empfangsgebäude verläuft, angebunden.


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Eine Mitfahrt muss natürlich auch sein.


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Und eine Streckenaufnahme, ziemlich genau auf Hälfte der Strecke.


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Hier befindet sich auch, quasi mitten im Wald, ein Denkmal, welches an Robert Oettel erinnert.


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Das schöne Backsteingebäude gehört zur Landskron Brauerei - ein Besuch ist sich leider irgendwie nicht ausgegangen (wohl aber eine Verkostung deren Produkte in der ein oder anderen Gaststätte.


Von der Parkeisenbahn nur einen kurzen Spaziergang entlang der Neiße entfernt ist die richtige Eisenbahn - und zwar nicht nur irgendwie sondern gleich in Gestalt des mächtigen Neißeviadukts, das in knapp 35 Meter über dem Fluss auf fast 500 Meter Länge Polen und Deutschland verbindet. Ganz am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden mehrere Bögen gesprengt, der Zugverkehr konnte dann etwa zehn Jahre später wieder aufgenommen werden. Die Verkehrsleistungen früherer Tage wurden aber nie wieder erreicht. Während seit 2019 auf polnischer Seite auch wieder ein Schnürl hängt, lässt die Elektrifizierung auf deutscher Seite noch auf sich warten. Zumindest das kurze Stück bis in den Bahnhof Görlitz könnte aber nun nach langem Warten doch in nächster Zeit Realität werden. Der grenzüberschreitende Verkehr ist erwartbar spärlich, aber dann auch wieder gar nicht so schlecht - die deutschen RE1 aus Dresden fahren alle ein bis zwei Stunden über Görlitz hinaus hinüber nach Zgorzelec und über den Tag verteilt gibt es ebenfalls verschiedenste polnische Züge die über die Grenze hinüber nach Görlitz fahren. Die nächste Zeit wurde mit der Dokumentation des dann doch abwechslungsreichen Betriebs verbracht - Wolkenlotto und Wolkenschaden natürlich inbegriffen.

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Der Neißeviadukt von unten. Ganz rechts ist der Übergang zwischen wiederaufgebautem und originalem Teil zu erkennen.


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Grenzfluss Neiße, hier offenbar recht naturbelassen.


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Hier schön zu sehen das Ende der Elektrifizierung auf polnischer Seite. Die Grenze verläuft hier genau in Flussmitte.


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Auf deutscher Seite steigt das Ufer steil an und direkt anschließend an die Brücke eröffnet sich die Stadt, hier Gründerzeitbebauung in der Blockhausstraße.


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Das Ufer auf polnischer Seite hingegen steigt viel langsamer an weshalb sich dort der Viadukt mehrere hundert Meter durchs Grüne erstreckt.


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Die Obermühle auf der deutschen Seite der Neiße. Findige Menschen haben dort eine Brauerei errichtet, die sich nun mit dem Titel "Deutschlands östlichste Brauerei" schmücken darf.


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SA137-008A mit vermutlich dem stark verspäteten R 76205/4 von Zielona Gora nach Görlitz.


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Trilex 642 819 als RE1 5680 von Zgorzelec nach Bischofswerda.


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In der Ferne rangiert ein Newag Impuls der KD ganz am Rande seines Einsatzgebietes.


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Sein Dieselkollege SA135-003 mit dem R69857 von Jelenia Gora nach Görlitz.


Nun war hier alles erledigt (inkl teilweise sogar sonniger Nachschüsse) und es war Zeit, wieder einmal ans andere Ende der Stadt zu fahren. Dort standen noch alte Straßenbahnüberbleibsel und das Alstom-Werk am Plan. Auf dem Weg zur Bushaltestelle konnten noch ein paar abgestellte Triebwagen beobachtet werden.

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642 815 und weitere Desiro von trilex auf den Abstellgleisen des Bahnhofs.


Damit ist nun dieser Teil auch zu Ende und wir nähern uns auch insgesamt langsam dem Schluss. Ich hoffe, das Interesse für ein paar eher tourilastige Bilder ist noch vorhanden.
Morteratsch - fermeda sün dumanda

Martin

Liebe Grüße
Martin

Ch. Wagner