Über die Wocheinerbahn nach Hause (1/2)

Begonnen von 5047er, 16 05, 2025, 23:19

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5047er

Anfang Juli 2024 ging es auf Badeurlaub in den Badeort Lignano Sabbiadoro an der oberen Adria.

Die Hinfahrt verlief recht unspektakulär. Mit dem rj 554 ging es bis Bruck/Mur, wo in den rj 131 umgestiegen wurde. Pünktlich ging es bis Udine.
Das Umsteigen in Udine war bis auf nicht vorhandene Rolltreppen oder Aufzüge unproblematisch, da sich direkt gegenüber des Bahnhofs auch schon der Busbahnhof Udine autostazione befindet. Von dort aus ging direkt mit dem Bus der tpl fvg Linie 500 nach Lignano, wo ein paar Tage klassischer Badeurlaub verbracht wurden.

Auch wenn Lignano keinen echten Eisenbahnanschluss hat, durfte eine Zugfahrt im Parco Junior für die mitreisenden Kinder nicht fehlen. Wenn ich mich nicht täusche, war diese "Eisenbahn " sogar einmal auf Openrailwaymap eingezeichnet.
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Am 8. Juli startete die Fahrt nach Hause. Während ein Teil der Familie sich auf anderen Wegen wieder in Richtung Österreich begab oder noch etwas blieb, wählte ich gemeinsam mit meinem damals drei Jahre alten Sohn eine Zweitagesetappe nach Hause.

Nachdem im Campingplatz ausgecheckt, sämtlichen Schildkröten Baba gesagt und noch eine große Runde durch den Spielplatz gedreht wurde, ging es zur Bushaltestelle, die direkt vor der Anlage an der Viale Centrale liegt. Bei der Hinfahrt hatte ich im Bus der Linie 500 jemanden gesehen, der unterwegs eine Fahrkarte beim Fahrer gekauft hatte, oder glaube zumindest dass das der Fall war. Aufgrund des Umstandes, dass ich kurzfristig noch nicht sicher war, möglicherweise eine etwas spätere Verbindung mit einer etwas längeren Busfahrt zu wählen, besorgte ich daher noch keinen Fahrschein im Vorverkauf und ein Kauf über die Tplfvg - App erschein mir nicht besonders benutzerfreundlich.
 
Als der Bus der Linie 501 einfuhr und wir zustiegen zeigte sich dieser Umstand als großer Fehler. In freundlichem, mittelprächtigen Italienisch wollte ich daher einen Fahrschein bis Latisana lösen. Der Fahrer gab mir aber zu verstehen, dass ihm das Anliegen recht egal ist und er keinen Fahrschein verkaufen würde oder könne. Also begann der stressigste Moment der Reise. Schnell Gepäck verstaut, hingesetzt, angegurtet. Dann die App geöffnet - genug Geld aufgeladen (was nur in 5,- er Schritten möglich ist) und dann damit einen Fahrschein gelöst und den dann beim im Einstiegsbereich angebrachte Code entwertet. Natürlich war der Stress umsonst, da keine Kontrolle vorbeikam. Immerhin war die Busfahrt nach Latisana interessanter als bei der Hinfahrt, wo der 500er die direkte Straße nahm - Wer schon dort war, weiß in etwa wie spannend die ist.

Die ersten paar Kliometer ging es aber noch über die SR354.
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Anschließend aber über Gorgo entlang des Tagliamento.
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So eine italienische Landpartie mit dem Regionalbus kann durchaus Spaß machen. Dazu trug aber auch der Busfahrer bei, der fast die ganze Zeit durchgehend telefonierte und dabei während der Fahrt typisch italienisch gestikulierte. Sein Gespräch hielt er dabei aber nicht auf italienisch, sondern auf Furlanisch. Schon bald war aber Latisana erreicht, auch dort befindet sich der Busbahnhof direkt neben dem Bahnhof.
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Wir hatte eine gute viertel Stunde Umsteigezeit, die vorrangig zum Fahrkartenkauf am Automaten genutzt wurde.

Und schon bald erreichte E 464 250 mit RV 3437 den Bahnhof mit dem klingenden Namen Latisana-Lignano-Bibione.
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Damit die anstehende Zugfahren nicht zu langweilig werden sollten, wurde mit Gesellschaftsspielen, Büchern, Hörbüchern und ausreichend Jause vorgesorgt. Trotzdem blieb aber auch das Wagenmaterial nicht unerforscht. 

Schon bald wurde aber der Isonzo, der uns noch etwas begleiten sollte überquert und nach der rund 35-minütigen Fahrt erreichten wir Monfalcone, wo es Zeit für einen Umstieg war.

Trotz des Weges durch die Unterführung war aber noch Zeit den eben genutzten Zug, der noch den Weg nach Trieste C.le vor sich hatte vom Hausbahnsteig aus zu fotografieren.
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Der 40-minütige Umstieg war zu knapp, um sich die Stadt näher anzusehen oder im Restaurant gegenüber des Bahnhof einzukehren. Deshalb wurde die Zeit vorwiegend dazu genutzt um sich am Bahnhof etwas umzuschauen, sich etwas zu bewegen oder Zapfen zu sammeln. Auch das Abfertigungsprozedere des RV 3440 nach Venezia S.Lucia wurde genau beobachtet.
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Unser R 17336 war aus einem ETR 563 gebildet.
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Mit dem überaus geräumigen Fahrzeug war schon bald Gorizia Centrale erreicht, hier noch ein kurzer Blick in den Innenraum.
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Der Bahnhof selbst war eine Großbaustelle. Das war aber auch kein Wunder, schließlich wollte man sich für das nahende Kulturhauptstadtjahr ja auch wieder frisch zeigen.
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Nachdem ÖBB Scotty den Weg nach Nova Gorica auch offiziell als Umsteigeverbindung vorschlägt, wurde diese auch ausprobiert. Nebenbei gesagt bin ich am Überlegen, ob ich beim diesjährigen Sommerurlaub der ebenfalls als Umsteigeverbindung ausgegebene Grenzübertritt Harmica - Dobova einbauen soll. Aber nun zurück nach Gorizia.

Wir wählten aber die gemütliche Variante, anstatt des rund 3,5 Kilometer langen Fußmarsches ging es mit dem Görzer Midibus, der in einem unmöglich merkbaren Takt fährt über das Kopfsteinpflaster der schönen Stadt. Rückblickend hätten wir eigentlich am Piazza della Vittoria aussteigen sollen und eine Pizza und/oder ein Gelato zu uns nehmen können, wir sind aber im Bus sitzen geblieben.
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Ausgestiegen sind wir dann eine Haltestelle zu spät und auch der eigentliche geplante Weg zum Bahnhof Nova Gorica war dann nicht passierbar, denn auch der Bahnofsvorplatz von Nova Gorica war wie der Bahnhof selbst eine einzige Baustelle. Mittlerweile dürften der Bahnhof aber fertig umgebaut sein.
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Der Grenzübertritt von Italien nach Slowenien war so, wie es in einem Europa ohne Grenzen sein sollte - man merkt ihn quasi gar nicht.
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Am Bahnhof selbst erfreute sich zumindest meine Reisebegleitung riesig an der Großbaustelle, denn es gab ein Großaufgebot an Baumaschinen im Einsatz, die man sonst bisher nur aus Bilderbüchern kannte. Zumindest einen kurzen Blick in das ansonsten gesperrte Aufnahmsgebäude konnten auch wir erhaschen.
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Am einzig in Betrieb befindlichen Bahnsteig waren bereits zwei Fiat-Triebwagen bereitgestellt, die vordere Garnitur als LP nach Sežana, die hintere war unser Zug in Richtung Jesenice, unterwegs als LP 4296.
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Wirklich viel war im Zug nicht los, sodass zwei gegenüberliegende Vierergruppen uns gehörten - natürlich die am Wagendende, wo die Fenster zum öffnen sind. Bereits nach wenigen Fahrminuten ging es über den imposanten Solkan-Viadukt und die Soča (Isonzo) wurde überquert.
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Danach verläuft die Streckenführung der Wocheinerbahn für ein paar Kilometer etwas weniger spektakulär.
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 Anschließend weitet sich das Tal bei Plave, wo sich ein zur Haltestelle rückgebauter Bahnhof mit altösterreichischem Empfangsgebäude befindet und kurz darauf war mit Anhovo der erste größere Bahnhof der Wocheinerbahn erreicht. Dort kreuzten wir ausgerechnet einen Güterzug - hätte ich das gewusst, hätte man ja durchaus in Plave aussteigen und den dort fotografieren können - naja.
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Nächster Halt war Kanal - ebenfalls ein Bahnhof mit einem Gebäude österreichischer Vergangenheit.
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Kurz darauf wechselt die Bahn die Flusseite und es ging am linken Flussufer der Soča entlang. Der Fluss wird übrigens auch zur Stromerzeugung genutzt, im Bild das Kraftwerk Pregrada Podselo.
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 Auch im weiteren nur noch kurzem Streckenabschnitt bis Most na Soči ist der aufgestaute Fluss mit seinem kitschigen Wasser ein treuer Begleiter.
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Pünktlich wurde der Bahnhof Most na Soči erreicht das Etappenziel des Tages. Als Übernachtungsmöglichkeit hatte ich eine Ferienwohnung in Modrejce, etwa 3 Kilometer vom Bahnhof entfernt gebucht.
Nachdem man sich diesen Fußmarsch mit Gepäck und Kind bei über 30°C nicht öfter als unbedingt notwendig antun möchte, schauten wir uns erst mal ein bisschen am Bahnhof um. Ich hätte ja an sich noch ganz gerne ein Foto vom Avtovlak gemacht, aber bis zu dessen Ankunft waren noch über zwei Stunden Zeit.

Allerdings war bereits der LP 4213 im anrollen, der unseren Zug in Grahovo gekreuzt hat. Er zeigte sich in Gestalt des 610 033/034, aufgenommen beim Ausfahrsignal des Bahnhofs. Das es in Slowenien noch Formsignale in Betrieb gibt, habe ich bis dahin auch nicht gewusst.
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Eigentlich wäre der Plan gewesen, die Zeit bis zum Autozug am nahegelegenen Zusammenfluss der Idrijca und Bača zu verbringen, um etwas im Fluss zu baden. Leider scheiterte das Vorhaben jedoch am Umstand, dass der Fluss auf der südlich gelegenen Seite wo sich auch der Bahnhof befindet nicht zugänglich ist und somit einen Kilometerlangen Umweg erfordert hätte. Auf der nördlichen Seite gäbe es zwar einen nur etwas über 500 Meter langen Weg, der führt aber über die Hauptstraße, die in dem Bereich eng ist, unübersichtliche Kurven und natürlich keinen Gehsteig hat. Also nichts, wo man mit mit einem dreijährigen Kind entlang spazieren sollte.

Also wurde die Zeit auf der Bahnhofsseite verbracht. Nachdem es hier außer dem Bahnhof nicht viel gibt, wurde auch der Ortsteil nach dem Bahnhof benannt.
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Aber natürlich wurde es auch hier nicht langweilig, schließlich konnte man den Kühen wunderbar zuschauen, bald zeigte sich auch der LP 4299 am Viadukt über die Idrijca. 
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Auch dem Bunker am Viadukt, der einst der Bewachung des Viadukts diente wurde ein Besuch abgestattet. Mein Sohn war richtig begeistert davon und der Meinung dass es sich dabei um eine Burgruine handeln muss. Wo Königin und König wohl geschlafen und gespeist haben? ;)

Den Autozug wollte ich ja eigentlich am Viadukt an der "Burgruine" fotografieren. Nachdem dort aber die Vegetation einen vernünftigen Standpunkt vereitelte und man für ein Foto zu nah am Gleis hätte stehen müssen, ließ ich dieses Vorhaben jedoch bleiben. Also ging es wieder zurück zur Stelle am Ausfahrsignal. 

Bis zur Ankunft des Avtovlak war noch etwas Zeit und der Zug sollte auch etwas Verspätung haben. Inzwischen wurde mit Ästen und Blättern gebaut und auch ein Holztransporter gestellte sich ans Verladegleis, das scheinbar noch genutzt wird. Aber der LKW war nicht da, um Holz zu be- oder entladen. Der Fahrer stieg aus, fuhr den Greifarm des Fahrzeugs in sämtliche mögliche Stellungen aus und schmierte ihn währenddessen. Das machte das nicht ganz so spektakuläre Warten auf den verspäteten Zug für meinen Sohn um einiges spannender. Mit über 20 Minuten Verspätung zeigte sich dann aber doch der AVT 859, als Zuglok war erfreulicherweise die 644 020 unterwegs. Und der Reisezugwagen war in einer mir bis dato unbekannten Beklebung unterwegs, die bereits für die Kulturhauptstadt 2025 in Goriza und Nova Gorica warb.
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Wir beobachten noch etwas den Verschub und am Bahnsteig bzw. der Verladerampe für die Autos ergab sich noch ein Foto.
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Anschließend machten wir uns auf den Weg in Richtung Unterkunft, aber einen kurzen Sprung ins Wasser am Zusammenfluss von Idrijca und Soča ließen wir uns nicht nehmen.
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Im Ortszentrum von Most na Soči wurde noch eine Pizerija mit Blick auf die aufgestaute Soča aufgesucht und nach einer Pizza gab es für die letzten eineinhalb Kilometer Fußweg bis zur Ferienwohnung noch ein Eis.
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Das Appartement wurde bezogen, mit dem freundlichen Gastgeber ein paar Worte ausgetauscht und dann war es auch schon bald Zeit für das Bett.

whz

Extrem schöner Bericht !!!
Wußtest Du, dass in Görz (also im italienischen Teil) gleich beim Bahnhof die alte Tramwayremise noch existiert und man sogar die Gleise innen sehen kann? Ich hatte die letztens fotografiert und könnte sie hochladen, aber nicht hier um nicht deinen Thread zu "entern".

Danke für deine Mühen, das hier zu zeigen!!

5047er

Danke!

Nein, das war mir bisher nicht bekannt. Wenn du schon Fotos davon hast, würden sie hier natürlich super passen.