Nachtzug nach Split | Teil 2: Nach Budapest

Begonnen von flow, 16 10, 2022, 21:48

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flow

Und weiter geht´s. Die Zeit bis zur Abfahrt meines Nachtzugs beobachte ich das bunte Treiben. Umleitungsbedingt beginnt der R 801 Polana nämlich erst hier am Hauptbahnhof und nicht wie gewohnt in Nove Mesto. Ein Blick auf die Anzeigetafel zeigt, dass sich auch die Fahrt mit dem ursprünglich geplanten EC ausgegangen wäre - "pünktlich" zur Abfahrtszeit meines Nachtzuges ist dieser auf Gleis 1 angekündigt. Ich hätte es also riskieren können...aber die ganze Fahrt schwitzen ob der Anschluss hinhaut, nein danke. Als der EC dann da ist und der Speisewagen auch verdächtig dunkel ist bin ich mir endgültig sicher, dass meine alternative Route die bessere Wahl war.
Hier zeigt sich aber wieder einmal, wie hoffnugslos unterdimensioniert Bratislava hl. st. ist - "mein" Nachtzug muss erst einmal warten, bis der EC den Bahnsteig räumt, um dann gemütlich ca zehn Minuten nach der eigentlichen Abfahrtszeit bereit gestellt zu werden. Den Nachtzug an einem anderen Bahnsteig bereitstellen? Oder den EC woanders einfahren lassen? Unmöglich anscheinend...

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Einfahrt EC 270 Budapest - Brno, mit eh nur +150.

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R 615 Zemplin Bratislava - Humenne wurde in der Zwischenzeit schon bereit gestellt.

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Wann kommt endlich der Zug?

Endlicht rollt dann der Nachtzug an den Bahnsteig. Erwartungsgemäß ist der Schlafwagen ein alter Görlitzer, also schnell rein in die gute Stube. Kaum hab ich dann mein Abteil bezogen fahren wir auch schon ab. Beim Provodnik gibt es dann noch einen Schlummertrunk Marke Steiger, die Fahrt über die Umleitungsstrecke Sturovo - Levice mit Diesel bekomme ich dann höchstens noch im Halbschlaf mit.

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Kleine Impression.

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Immer wieder schön.

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Mit ca +15 verlassen wir dann Bratislava.

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Traditionell ein letzter Blick aus dem Fenster in Vinohrady.

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Gute Nacht!

Nach einigen Stunden recht reholsamen Schlafs wache ich dann am nächsten Morgen auf und muss mich erst einmal orientieren. Die Landschaft schaut nicht so aus, als ob wir bereits durch den Jablonovsky tunel gefahren werden - also vermutlich mal wieder reichlich Verspätung. Sobald ich klar denken kann wird klar, dass wir gerade erst Jesenske verlassen haben, also tatsächlich gut eineinhalb Stunden Verspätung haben. Macht aber nix, die Strecke ist ja eh schön und so bleibt mehr Zeit im Nachtzug.
Am offenen Fenster kann man die kühle Morgenluft und die gerade hinter den Hügeln aufgehende Sonne genießen. An jedem Bahnhof steigen ein paar Reisende aus, teils mit großem Gepäck und werden nach einer kurzen Nacht (großteils im Sitzwagen) meistens auch abgeholt. Gleichzeitig kann man auch noch "alten" Eisenbahnbetrieb beobachten, so vergeht die Zeit dann doch wie im Flug. In Moldava wird schon an der Elektrifizierung der Strecke bis Kosice gearbeitet, Zeit, langsam zusammenzupacken. Eigentlich hätte ich ja ein Ticket bis Presov, aber aufgrund der Verspätung werde ich doch schon in Kosice aussteigen.

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Guten Morgen!

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In flotter Fahrt durch den Südslowakischen Kessel.

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Neuer Windows-Hintergrund?

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Am offenen Fenster durch den Frühsommermorgen - herrlich!

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Zugkreuzung in Tornala mit 754 032 am RR 910 Germeran.

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Kurzer Halt in Plesivec.

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Zeit fürs Frühstück.

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Ausblick ins Tal nach dem Jablonovsky tunel.

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Doppel-Bardotka in Velka Ida.

In Kosice angekommen kümmer ich mich einmal um eine Fahrkarte für die Weiterfahrt nach Budapest, anschließend bleibt noch Zeit für einen kurzen Bummel in die Innenstadt. Eine Runde über den Hauptplatz und die angrenzenden Gässchen "geht immer". Ewig Zeit ist aber nicht, also bald wieder zurück zum Bahnhof. Dort noch schnell ein zweites Frühstück besorgt und ab geht es zum Zug nach Budapest. Glücklicherweise ist man auch hier mit der Zeit gegangen und bietet immerhin einen Zweistundentakt an (statt wie davor zwei Züge pro Tag). Es scheint hier durchaus echten Bedarf zu geben, der nun endlich halbwegs vernünftig bedient wird, ich bin bei weitem nicht der einzige Fahrgast. Ich mache es mir im Großraumwagen gemütlich, auf Abteil hab ich irgendwie keine Lust. Auf der ungarischen Seite wird es dann fast schon voll, an den diversen Zwischenhalten gibt es jeweils regen Fahrgastwechsel. Irgendwann wedelt dann auch tatsächlich jemand mit einer Sitzplatzreservierung für meinen Platz (grenzüberschreitend ist hier ja keine Reservierungspflicht) aber ich finde für die restliche Fahrtzeit noch einen freien Platz im Wagen.

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163 110 vermutlich mit Os 8507 aus Kysak. Im Hintergrund der EN 443 Slovakia Prag - Humenne.

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Ob hier am "Bahnhofsturm" je wieder der Schriftzug "Kosice" am Dach montiert wird?

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Das Staatstheater im Zentrum.

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Eine Straße hinter dem Hauptplatz.

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Blick in einen der zahlreichen offenen Hinterhöfe.

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362 009 mit meinem EC 187 Hornad.

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Irgendwo im Grenzgebiet zwischen der Slowakei und Ungarn.

Nach etwas über eine Stunde ist dann auch schon Miskolc erreicht, mein nächstes Zwischenziel. Hier habe ich eine Stunde Aufenthalt eingeplant, um das Bahnhofsbuffet zu besuchen und dann mit dem folgenden Ring-IC nach Budapest fahren der ja mit einem der neuen AR unterwegs ist. Der Bahnhof hat viel Flair und Atmosphäre zu bieten, sowohl das altehrwürdige Hauptgebäude als auch die Bahnsteige und die Unterführung späteren Datums gefallen gut. Nach einem kurzen Blick auf die Straßenbahn am Bahnhofsvorplatz bleibt noch Zeit für eine Erfrischung im Buffet und den Fahrkartenkauf für die nächste Etappe nach Budapest. Als der IC einfährt entere ich gleich einmal den Buffetwagen. Einigermaßen beengt geht es dort im Stehbereich zu, der gleichzeitig auch als Durchgang zum Bereich 1. Klasse dient. Gleich zwei Angestellte sind hinter der Budel geschäftig am Werkeln, die meisten Leute holen sich aber nur ein Getränk to go. Laut Speisekarte soll es aber immerhin auch Burger geben (die ich schon voriges Jahr im IC am Balaton verkosten konnte) und so einen hätte ich gern - gibt es aber leider nicht, aus welchem Grund auch immer. So bleibt es bei einem schnöden Hot Dog und einer Cola und mein Aufenthalt von eher kurzer Dauer. Für die restliche Fahrt mache ich es mir dann doch lieber auf meinem reservierten Platz gemütlich. Irgendwann wird das flache Land dann hügeliger, es geht vorbei an Gödöllö und bald darauf kommen wir in Budapest an.

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630 028 mit dem IC 562 von Budapest Keleti nach Budapest Nyugati.

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414 013 mit dem Sz 5122 nach Nyiregyhaza.

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Am Ende der Unterführung zu Bahnsteig 8/9.

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Und der Blick ans andere Ende in Richtung Hausbahnsteig (links) und Bahnhofsvorplatz (hinten).

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Skoda 26T 612 als Linie 1 nach Felsö-Majlath.

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614 erreicht von dort kommend gerade die Schleife am Bahnhof.

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117 184 ist aus Ozd gekommen und wird als Sz 5424 wieder zurück fahren.

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630 034 mit dem IC 652 von Budapest Nyugati nach Budapest Keleti.

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Modernisierter Bpee 20-44.

In Budapest angekommen stellt sich mir die Frage, was tun mit der verbleibenden Zeit bis zur Abfahrt des Nachtzuges? Dann fällt mir ein, dass mir die Streckenführung der Straßenbahn in Pesterzsebet vor einiger Zeit einmal aufgefallen ist, das könnte doch passen? Also ab zur Metro, Ticket geholt und mit der M3 bis zur Hatar ut gefahren. Dort wird ein ex-Hannoveraner geentert und dann harre ich der Dinge, die da kommen mögen.

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Schon schön in Budapest Keleti.

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Der Seiteneingang, der zum Zeitpunkt meines Besuchs aufgrund von Bauarbeiten quasi als Haupteingang gedient hat.

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Hinab in den Untergrund.

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1613 als Linie 52 nach Pesterzsebet, Pacsirtatelep in der Endhaltestelle Hatar ut.

Die Linie 52 führt von der Endhaltestelle Hatar ut entlang der gleichnamigen Hauptstraße zunächst auf eigenem Gleiskörper in Richtung Donau. Auf der einen Seite ein weitläufiges Wohngebiet, geprägt von Einfamilienhäusern, auf der anderen Seite ein Wäldchen, das die Strecke von den dahinter liegenden Wohn- und Gewerbegebieten trennt. Kurz bevor die Strecke auf die Linie H6 der HEV treffen würde biegt sie auf Höhe Gubacsi ut in das Wohngebiet ein. Ab hier ändert sich der Charakter der Linie schlagartig - statt in rascher Fahrt auf eigenem Gleiskörper bummelt man jetzt zwischen Vorgärten, am Straßenrand geparkten Autos und kleinen Häuschen wortwörtlich durch die Vorstadt. Einfach herrlich.

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Zugbegegnung auf der Waldstrecke.

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Wir biegen ab ins Wohngebiet.

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Kurz vor der Endstation.

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Das nächste Mal vielleicht hier eine Pause?

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Wieder am Weg zurück in die Stadt kommt man an einem kleinen Park vorbei.

Nachdem wir bei der Endhaltestelle durch sind und sich die Bim nun auf anderer Strecke wieder zurück auf den Weg in die Stadt macht steigt irgendwo ein Grüppchen schon etwas angeheiterter Zeitgenossen zu denen natürlich meine Kamera (und ich, welcher Tourist kommt schon hier her...) auffällt und die sofort ein paar lustige Kommentare schieben. Darauf hab ich eher wenig Lust, also springe ich an der nächsten Haltestelle schnell raus - so ergibt sich immerhin die Gelegenheit für ein Foto von Bim und Strecke. Für die Fahrt zurück nehme ich dann auch nicht die 52, sondern die 51 in Richtung Mester ut/Ferenc körut.

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"Meine" 1613 als Linie 52 zur Hatar ut an der Haltestelle Kossuth Lajos utca.

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1553 als Linie 51 zur Mester ut/Ferenc körut wird mich wieder zurück in Richtung Innenstadt bringen.

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Zugkreuzung an der Haltestelle Koppany ut.

Bei der Koppany ut hüpfe ich dann doch raus, um zu Fuß hinüber zur Haltestelle Közvagohid zu gehen. Dort endet unter anderem die H6 der HEV und die Straßenbahn 2 beginnt. Nach einer kleinen Warterei kommen dann doch noch zwei Züge der H6 und ich kann weiter zur Straßenbahn. Die Linie 2 fährt ja in bester Lage am Pester Donauufer bis hinters Parlament und diese Fahrt von Endstation zu Endstation möchte ich mir jetzt gönnen. Da bin ich aber nicht der einzige mit dieser Idee und mit der Zeit wird die Garnitur richtig voll. Trotzdem genieße ich die Fahrt vorbei an den diversen Sehenswürdigkeit links und rechts der Donau.

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869 verlässt gerade die Endstation Közvagohid auf dem Weg nach Rackeve. Das Zielschild wurde noch nicht umgeschaltet.

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892 kommt von genau dort und hat das Zielschild schon für die Retourfahrt umgeschaltet...

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1438 steht bereit als Linie 2 von Közvagohid zum Jaszai Mari ter.

An der Endstation angekommen steige ich um zur Linie 6 und fahre damit bis zum Szell Kalman ter. Der Platz wurde zwischenzeitlich ordentlich renoviert, ich hatte ihn noch etwas heruntergekommener in Erinnerung. Von dort aus geht es dann mit der Metro zurück zum Keleti.

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Am Szell Kalman ter.

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Wieder in den Untergrund.

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Zurück in Keleti. 415 090 als IR 558 Agria nach Eger.

Wie es im Nachtzug nach Split dann weiter geht wird in Teil 3 zu sehen sein.
Morteratsch - fermeda sün dumanda

Commanderr

#1
Lieber flow!
Vielen Dank für's teilhaben lassen an Deiner tollen Bahnreise!
Wenigstens in Budapest gibt es noch die schön gestalteten, alten Bahnhofe, der Ostbahnhof (Keleti) ist einer der Schönsten (z.B. die Empfangshalle mit den vielen Wandgemälden). Mögen sie uns lange erhalten bleiben.

whz

Der Keleti ist wirklich ein Prachtbau, allerdings seit sehr vielen Jahren eine Dauerbaustelle. Verstehe ich nicht, wie man so ein repräsentatives Gebäude so stiefmütterlich behandelt....

flow

Aktuell wird bzw wurde ja eh der Abgang aus der Halle zur Metro gemacht (und der Vorplatz wurde ja eh schon beim Bau der M4 entsprechend hergerichtet); aktuell haben eben andere Projekte (Kelenföld ist jetzt ja schon fertig, eine Reihe anderer Vororthaltestellen wurde bzw wird gerade umgebaut bzw modernisiert) Vorrang; langfristig wird ja an einen Tunnel Deli - Nyugati gedacht, da wird dann Keleti nicht mehr die so zentrale Rolle wie heute haben.
Morteratsch - fermeda sün dumanda

whz

Jedenfalls sehr interessant dein Beitrag und die vielen Fotos - vor allem Budapest ist mir wohlbekannt (habe Verwandte dort und kenne daher die Stadt auch aus der "Nicht-Touri" PErspektive.

Bloß eines verstehe ich nicht: dein Titel. Ich verstehe darunter die Fahrt mit dem EN von Wien (bzw. Preßburg) nach Split.

Danke, dass du dir die Mühe machst und uns teilhaben lässt an deiner spannenden Reise durch Europa :D  :D

LG
Wolfgang

TW 581

Eine tolle Bahnreise und Budapest ist immer eine Reise wert.

Ja in Bratislava vielleicht wäre ein neuer Hbf nicht das schlechteste.

Ich finde den Keleti eh sehr schön, aber meistens steige ich bereits in Kelenföld in die Tram bzw. M4 um.
LG TW 581

flow

Zitat von: whz am  18 10, 2022, 08:46Bloß eines verstehe ich nicht: dein Titel. Ich verstehe darunter die Fahrt mit dem EN von Wien (bzw. Preßburg) nach Split.

Hm, einer der vier Nachtzüge nach Split wird noch eine Rolle spielen. ;)

Zitat von: TW 581 am  18 10, 2022, 11:30Ja in Bratislava vielleicht wäre ein neuer Hbf nicht das schlechteste.

Auch dort hab ich unlängst ein Konzept gesehen, das mit der Wiedereröffnung von Filialka und Verlegung von Nahverkehrszügen dorthin versucht, den Hauptbahnhof zu entlasten.
Morteratsch - fermeda sün dumanda